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  • Katholiken äußern sich zur Unfehlbarkeit
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Erwachet! 1989
g89 8. 2. S. 5-7

Katholiken äußern sich zur Unfehlbarkeit

WIE betrachten die Katholiken selbst die Lehre von der Unfehlbarkeit? Beachte die folgenden Äußerungen gegenüber unserem Korrespondenten in Italien:

A. M., ein katholischer Rechtsanwalt aus Bergamo, sagte: „Wenn sich jemand zum Katholizismus bekennt, dann muß er an dessen Dogmen glauben. Daß das Problem der päpstlichen Unfehlbarkeit nicht rational erklärt werden kann, liegt auf der Hand — es ist eine Glaubensfrage. Entweder man glaubt daran, oder man glaubt nicht daran.“

P. S., ein Katholik aus Palermo, äußerte sich folgendermaßen: „Nach meiner Meinung ist es nicht so wichtig, ob das Dogma biblisch begründet ist; wichtiger ist, ob dessen Wirkung in der Kirche nachweisbar und ob es heute von besonderem Nutzen ist. Wir leben in einer konfusen Welt, in einem Meinungsbabylon. Die Menschen haben nichts mehr, was ihnen Halt gibt, und sie benötigen dringend eine absolut sichere Quelle, auf die sie Bezug nehmen können.“

Andere Katholiken äußerten sich kritisch. Es scheint, daß ihre Skepsis auf Präzedenzfällen in der Geschichte des Papsttums beruht. „Ich bin zwar praktizierender Katholik, aber es fällt mir schwer, an diese Lehre [von der Unfehlbarkeit des Papstes] zu glauben“, sagte L. J., ein römischer Journalist. „Die Geschichte der Päpste beweist genau das Gegenteil.“

A. P., ein römischer Arzt, bekannte: „Ich glaube überhaupt nicht daran. Er ist ein Mensch wie jeder andere und macht Fehler. Es ist zum Beispiel verkehrt, daß er sich in die Politik einmischt. Nur Gott macht keine Fehler.“

Diese Lehre hat Spaltungen hervorgerufen. In Rom, dem Sitz des Vatikans, betrachteten 1982 57 Prozent der Katholiken die päpstliche Unfehlbarkeit als eines der fragwürdigsten Dogmen. In Portugal glauben nur 54,6 Prozent der Katholiken daran und in Spanien nur 37 Prozent.

Hat dieses Dogma in der katholischen Kirche eher Spaltungen und Streitigkeiten hervorgerufen, statt zur Einheit beizutragen? Die historischen Beweise zeigen, daß das Dogma von Anfang an umstritten war, sogar schon während des Konzils im 19. Jahrhundert, auf dem es verkündet wurde.

Spaltungen und Einschüchterung

Es ist nicht zu leugnen, daß es während des Vatikanischen Konzils von 1870 zu sehr hitzigen Streitigkeiten unter den Bischöfen und den Kardinälen kam. In jenem Jahr war in La Civiltà Cattolica von „hitziger Agitation“ die Rede und davon, daß nicht einmal die Jesuiten damit gerechnet hätten, daß „angesichts einer solch heiligen Wahrheit derartige Gegensätze aufkämen“.

Der Historiker Ferdinand Gregorovius schrieb, daß es auf dem Konzil stürmische Sitzungen gegeben habe. Besonders ungestüm ging es am 22. März 1870 zu. Josef Georg Stroßmayer, einer der zahlreichen Bischöfe, die sich auf dem Konzil gegen das Unfehlbarkeitsdogma wandten, wurde unter dem Lärm der Bischöfe, die dafür waren, begraben. Aus Konzilberichten geht hervor, daß diese Bischöfe während der Rede Stroßmayers „lauthals“ protestierten und „schrien“: „Laßt ihn hinausjagen!“ und „Herunter, herunter!“

Andere Historiker zeigen, daß der Papst und die römische Kurie starken Druck auf die Konzilsmitglieder ausübten, um das Dogma durchzusetzen. Diesbezüglich spricht der katholische Historiker Roger Aubert von dem „Krach“, den Pius IX. mit Kardinal Guidi von Bologna hatte, dessen Konzilsrede dem Papst nicht gefiel. Laut Berichten erwiderte Pius IX. in einem Zornausbruch dem Kardinal, der sich in seinem Vortrag auf die Tradition berufen hatte: „Die Tradition bin ich!“

Der Papst wollte die Dogmatisierung unter allen Umständen durchsetzen. „Ich bin so entschlossen voranzugehen, daß ich gegebenenfalls die Definition selbst vornehme und das Konzil entlasse, wenn dieses zu schweigen wünscht.“ In der Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica wurde zugegeben: „Die Manöver der Konzilsmehrheit und auch Papst Pius’ IX. sowie die Grenzen und Schwierigkeiten, die der Minorität auferlegt wurden, sind nicht mehr herunterzuspielen oder apologetisch zu rechtfertigen.“

In einem Geschichtswerk wird das Geschehen wie folgt zusammengefaßt: „Päpstliche Nuntien [Botschafter] schüchtern die Bischöfe so weit ein, daß diese den Beschluß der päpstlichen Unfehlbarkeit befürworten.“ Durch derartige „Manöver“ konnten die Wogen des Streites aber nicht geglättet werden — sie wurden nur noch mehr aufgepeitscht. Nach dem Konzil trennte sich ein Teil der abweichlerischen Geistlichen von der katholischen Kirche. Aus dem Schisma ging die Bewegung der „Altkatholiken“ hervor, die es noch heute in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich und in der Schweiz gibt.

Heutige Zweifler

Der Streit über dieses Dogma ist nie wirklich beigelegt worden. Als im Jahre 1970 der 100. Jahrestag der Verkündigung nahte, flackerte er besonders stark wieder auf.

Gegen Ende der 60er Jahre schrieb der niederländische Bischof Francis Simons das Buch Infallibility and the Evidence, in dem er seinen Zweifeln an der Unfehlbarkeit der katholischen Kirche und des Papstes unverhohlen Ausdruck verlieh. Zufolge des Dogmas, so sagte Simons, „ist aus der Kirche eine Institution geworden, die sich vor Neuem fürchtet und damit beschäftigt ist, ihre Stellung zu sichern, statt eine Kraft zur Förderung des Fortschritts und gesunder Veränderungen zu sein“.

Bald darauf folgte der scharfe Angriff des Schweizer Theologen Hans Küng, der durch sein Buch Unfehlbar? Eine Anfrage und andere Veröffentlichungen heftige Reaktionen der katholischen Hierarchie hervorrief. Ende der 70er Jahre schrieb dann August Hasler: „Tatsächlich wird immer deutlicher, daß das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit weder in der Bibel noch in der Geschichte der Kirche des ersten Jahrtausends eine Basis hat.“

Theologen, die gegenüber der Lehre der Kirche loyal sind, reagierten unterschiedlich. Angesichts der „ungeheuren Schwierigkeiten, der Intoleranz und des Ärgers“, den dieses Dogma hervorgerufen hat, schlug die Zeitschrift La Civiltà Cattolica eine Neuinterpretation vor. Auch Karl Rahner sprach von einem „Reflexionsprozeß“ und einem Interpretationsprozeß bei Dogmen, die eine erneute Versicherung durch die auf dem Zweiten Vatikanum verabschiedete Doktrin vom Primat Petri und seiner römischen Nachfolger erfahren haben. Karl Rahner betonte, daß „auch Dogmen in der Geschichte bleiben und ihre Interpretation nach vorne offen ist“.

Inwiefern sind Dogmen unfehlbar, wenn ihre Definition neu interpretiert werden kann? Wie können sie den Menschen den Halt geben, nach dem sie suchen? Noch wichtiger ist jedoch die Frage, ob die ersten Christen einem unfehlbaren Papst nachfolgten.

[Herausgestellter Text auf Seite 6]

„Es ist ... verkehrt, daß er sich in die Politik einmischt“ (ein römischer Arzt)

[Bildnachweis auf Seite 7]

Miami Herald Publishing Co.

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