Wir beobachten die Welt
Schwere Lebensmittelknappheit
Im letzten Jahr litten, so in der China Daily (Peking) zu lesen, 20 Millionen Chinesen unter einer durch Trockenheit und Überschwemmung verursachten Lebensmittelknappheit. Einem Beamten des Ministeriums für Verwaltungsangelegenheiten zufolge haben ungewöhnlich schwere Naturkatastrophen zu Ernteeinbußen geführt und weitere 80 Millionen Menschen in ländlichen Gegenden bedroht. Man schätzt, daß etwa 46 Millionen Hektar Kulturland in einem Zeitraum von neun Monaten durch Trockenheit, Frost und das starke Hochwasser des Jangtse geschädigt wurden.
Religion auf Talfahrt
„Von den 5,14 Milliarden Menschen auf der Erde glaubt jeder fünfte nicht an Gott oder an Götter“, hieß es in der Zeitschrift Asiaweek. „Weder ihr Glaube noch die Religion ihrer Vorväter spielt in ihrem Leben eine Rolle.“ Man nimmt an, daß „etwa 840 Millionen Menschen keine Religion haben und weitere 230 Millionen sich als ungläubig bezeichnen“. Bei vielen steht die Religionszugehörigkeit nur auf dem Papier, und immer mehr meiden die organisierte Religion. „Gemäß einer jüngeren Gallup-Umfrage ist die Zahl der Amerikaner, die keiner Kirche oder Synagoge angehören oder die ihren Besuch auf seltene, besondere Anlässe beschränken, von 61 Millionen im Jahre 1978 auf heute 78 Millionen gestiegen“, wurde in Psychology Today gesagt. „Selbst unter regelmäßigen Kirchgängern wächst, wie die Umfrage zeigt, das Unbehagen über gewisse Praktiken der Kirchen.“ Die meisten finden, daß zuviel Zeit für Geldsammlungen und ähnliches verwendet wird. Ungefähr 25 Prozent gaben an, sich von der Kirche abgewandt zu haben auf der Suche nach einem „tieferen geistigen Sinn“.
Wachsende Hoffnung auf Frieden
„Plötzlich scheint eine Zeit des Friedens die Welt zu erwärmen“, war in einem Leitartikel der New York Times zu lesen. Und tatsächlich gab es im letzten Jahr neue und außergewöhnliche Hoffnungsschimmer am Horizont. Fünf erbittert geführte, lang andauernde regionale Kriege sind 1988 abgeflaut, und man ist einer friedlichen Lösung näher gekommen. Konflikte im Nahen Osten, in Asien, Afrika und Mittelamerika, bei denen es noch zu Beginn des Jahres lichterloh brannte, waren bis zum Jahresende so weit abgekühlt, daß ein Friedensprozeß einsetzen konnte. Die Times kommentierte dies mit den Worten: „Selten schienen so viele solcher Kriege gleichzeitig zu Ende zu gehen.“
Streß durch Arbeitsmangel
Streß aufgrund von Langeweile und Arbeitsmangel führt, wie von der privaten britischen Krankenversicherungsgruppe BUPA erklärt wurde, zu Krankheiten, Leistungsschwäche und persönlichen Problemen. Es wurde gesagt, daß einige überlastete Arbeitgeber es ablehnen, Arbeit an ihre Arbeitnehmer zu delegieren, die allerdings trotz Unterbeschäftigung nicht von sich aus nach Arbeit fragen. Krankheit und Abwesenheit kosten, so die Londoner Times, jährlich 360 Millionen Arbeitstage; bei einigen Firmen macht die Bezahlung kranker Arbeitnehmer 7 bis 10 Prozent der Lohnkosten aus.
Klima„oasen“
„Es gibt nur wenige Flecken auf dem Globus, wo man erwarten kann, sich das ganze Jahr über wohl zu fühlen“, heißt es in der japanischen Zeitung The Daily Yomiuri. Meistens seien die Winter zu kalt oder die Sommer zu heiß oder beides. Die angenehmsten Gegenden seien nach der Erklärung von Takeshi Kawamura von der Universität Tsukuba, der eine weltweite Studie über Temperatur und Feuchtigkeit durchgeführt hat, in Afrika und Lateinamerika, wobei die äthiopische Hochebene, das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas und die nördlichen Anden in Peru besonders zu empfehlen seien. Ebenfalls günstig wäre es an der afrikanischen Küste von Südafrika bis Namibia, an der Südwestküste von Australien und im mexikanischen Hochland. Die schlimmste Gegend, was Hitze und Unbehagen betreffe, sei die Region des Persischen Golfes.
Ursachen für Selbstmord
In der Bundesrepublik Deutschland ist die Selbstmordrate sprunghaft angestiegen. Als wesentliche Ursachen wurden auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention, die kürzlich in Regensburg stattfand, Alkoholismus, Drogen und Arbeitslosigkeit genannt. Allerdings gebe es, wie Fachleute erklärten, auch ernst zu nehmende Hinweise, daß die Veranlagung zum Selbstmord erblich sei, berichtet das Schweinfurter Tagblatt. Jedes Jahr „gibt es in der Bundesrepublik ... 13 000 Selbstmorde und eine halbe Million Suizidversuche“.
Kinderängste
Die Angst vor einem Atomkrieg komme bei Kindern an zweiter Stelle, gleich nach der Angst vor dem Tod der Eltern, sagte Dr. Bohdan Wasilewski, Professor für psychosomatische Medizin an der Universität Warschau, bei einer Rede in Australien. Er habe Kinder von sechs Jahren beobachtet, die vor einem Atomkrieg Angst hätten. „Junge Menschen, die vor Problemen stehen, die sie selbst nicht lösen können — wie die Kriegsbedrohung —, neigen dazu, sich in Alkohol und Drogen zu flüchten oder an Selbstmord zu denken.“ Andere übliche Symptome sind Nervenleiden und mangelndes Interesse an der Zukunft und der Ausbildung.
Spinnseide
Hast du dich schon je darüber gewundert, daß sich ein Spinnennetz zwar dehnt, aber nicht zerreißt, wenn eine Fliege mit voller Wucht dagegen fliegt? Ingenieure, die nach Materialien forschen, die sowohl leicht als auch elastisch sind, blicken schon lange neidisch auf die Spinnseide. Jetzt haben sich jedoch britische Biotechnologen eine Methode patentieren lassen, wie die für die außergewöhnlichen Eigenschaften der Spinnseide verantwortlichen Gensequenzen isoliert werden können. Wie die Londoner Times berichtet, erklärten die Wissenschaftler, sie könnten Seide nach Wunsch produzieren, indem sie die Gensequenzen in spezielle Bakterien einpflanzten; das Material erfülle Voraussetzungen, die es für die Herstellung von schußsicheren Westen für Polizei und Streitkräfte sowie für den kommerziellen Einsatz interessant mache.
Kinder als Soldaten
„In den Armeen der Welt stehen etwa 200 000 Jugendliche, einige davon nicht älter als 12 Jahre“, schreibt die New York Times. Dies geht aus dem Bericht eines Unterausschusses des Menschenrechtsausschusses der Vereinten Nationen hervor. Einige wurden von den Regierungen gewaltsam eingezogen, während andere von ihren Eltern gedrängt wurden, sich zu melden, damit sie Arbeit und etwas zu essen hätten und damit die Familie im Todesfall Geld bekomme. So haben eine Anzahl von Ländern die internationale Vorschrift mißachtet, die das Mindestalter für Rekruten der bewaffneten Streitkräfte auf 15 Jahre festsetzt.
Wächst das Risiko eines Atomkrieges?
Immer mehr Nationen entwickeln Atomwaffen; infolgedessen steigt das Risiko, daß diese in regionalen Konflikten eingesetzt werden. „Das Atomwaffenmonopol der Großmächte [Vereinigte Staaten, UdSSR, Frankreich, Großbritannien und China] ist gebrochen“, meldet die Zeitschrift Newsweek. „Vier andere Länder [Indien, Israel, Pakistan und Südafrika] haben Berichten zufolge atomare Gefechtsköpfe hergestellt und die Ausrüstung entwickelt, sie abschießen zu können — andere Länder sind nahe daran.“ Ein amerikanischer Regierungsvertreter sagte: „Ich kann mich nicht erinnern, daß jemals so viel Länder auf Atomwaffen als Alternative setzten.“ Ein anderer fügte hinzu: „Die Gefahr eines Atomkrieges wächst ... aufgrund dessen, was kleinere und weniger entwickelte Nationen tun.“
Waldreichstes Land
„Welches ist das bewaldetste Land der Erde?“ fragte Asiaweek. „Kanada? Norwegen? Brasilien? Keines davon — es ist Japan.“ Kein anderes großes oder mittleres Land hat einen ähnlich hohen Prozentsatz Wald im Verhältnis zu seiner Gesamtfläche. Immerhin 67 Prozent von Japan oder 377 727 Quadratkilometer sind von Wald bedeckt — zumeist Berghänge mit immergrünen Bäumen. Die 38,9 Millionen Haushalte brauchen zum Wohnen gerade 2,5 Prozent des Landes; die Industrie- und Gewerbegebiete benötigen sogar nur 0,4 Prozent.