Verräterisches Haar
WILL man feststellen, ob jemand Drogen genommen hat, untersucht man normalerweise eine Urinprobe. Doch kürzlich hat das Kriminologische Institut der Vereinigten Staaten eine Untersuchung über die mögliche Verwendung von Haaranalysen zur Feststellung von Drogenkonsum in Auftrag gegeben. Bevor nicht weitere Forschungsergebnisse vorliegen, wollen die Wissenschaftler zwar im allgemeinen dieser Methode noch nicht vertrauen, sie hat jedoch ganz offensichtlich Vorteile.
Drogen wie Kokain und Heroin können schon einige Tage nach dem Einnehmen nicht mehr im Urin nachgewiesen werden. Bei der Haaranalyse hingegen sind sie noch nach Monaten feststellbar. Das kommt daher, daß Spuren der Drogen im Haar eingelagert werden, während es wächst. Bernard Gropper vom Kriminologischen Institut erklärt: „Haare haben den Vorteil, ein Langzeitspeicher zu sein. Sie geben einen ununterbrochenen Bericht, so wie die Jahresringe der Bäume.“ Eine sechs Zentimeter lange Haarsträhne „berichtet“ über ein halbes Jahr, da das Kopfhaar etwa einen Zentimeter im Monat wächst.
Ein weiteres Plus ist, daß man bei der Haaranalyse den Drogengenuß nicht so leicht vertuschen kann wie bei der Urinuntersuchung. Diese kann man buchstäblich verwässern, indem man vor dem Test viel trinkt. Doch bei der Haaranalyse ist das anders. Ja, die Untersuchung einiger Haarsträhnen, die dem im 19. Jahrhundert lebenden englischen Dichter John Keats zugeschrieben werden, ergab einen steigenden Opiumkonsum zum Ende seines Lebens hin. Wie man annimmt, nahm er das Opium aus medizinischen Gründen, denn er starb an Tuberkulose.