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Erwachet! 1989
g89 22. 9. S. 11-13

Die Ölpest — Ihre Auswirkung auf die Menschen

IN Valdez hat es seit der Ölkatastrophe am 24. März 1989 eine Bevölkerungsexplosion gegeben. Die Stadt ist von 2 800 Einwohnern auf über 10 000 angewachsen. Exxon hat Tausende für gutes Geld angeheuert, um die Umweltschäden der Ölpest zu beseitigen. Der gewaltige Zustrom hat soziale und wirtschaftliche Probleme heraufbeschworen, mit denen die ursprünglichen Einwohner dieser ehemals ruhigen Kleinstadt nicht so leicht fertig werden.

Der bereits erwähnte Experte Pete Wuerpel hob in einem Interview hervor, welche Veränderungen diese erdrückende Flut von Menschen, die nach hochbezahlter Arbeit suchen, mit sich gebracht hat:

„Die Langzeitwirkung auf Valdez ist vielleicht ernsthafter, als man es jetzt abschätzen kann. Die gewaltige Menschenwoge hat die Einrichtungen der Stadt überfordert. In den sieben Wochen nach dem Unfall hat die Telefongesellschaft die Zahl ihrer Fernleitungen von 60 auf über 170 erhöht. Das Abwassersystem, die elektrischen Anlagen, der Bootshafen, die Müllbeseitigung, das Straßensystem — nichts war für den gegenwärtigen Bedarf ausgelegt. Im April vervielfachte sich die Anzahl der Fahrzeuge von 3 000 auf 9 600. Aus den üblichen 20 Flugbewegungen am Tag wurden an Spitzentagen über 680. An dem gemessen, was die Stadt verkraften kann, sind die Auswirkungen einfach unvorstellbar.

Die Probleme aufgrund der Bevölkerungsexplosion sind in den Hintergrund gedrängt worden durch die Erregung über die Ölpest mit ihren verseuchten Stränden, toten Vögeln und Ottern, bedrohten Brutplätzen und Verlusten an Schalentieren. Die Wirtschaft ist gestört, das Lohnniveau ist aus dem Lot, und die Unternehmen suchen verzweifelt nach zuverlässiger Hilfe. Steigende Preise strapazieren den Geldbeutel derer, die ein festgesetztes Einkommen haben.

Nichts davon mindert die Schrecken der Ölpest, doch es verdeutlicht das ganze Ausmaß der Tragödie und die Auswirkungen auf die Menschen. Meiner Meinung nach ist die Zerrüttung des Lebens der Einwohner von Valdez wegen des hochstilisierten Todes der Tausende von Vögeln und anderen Tieren in den Hintergrund geraten.“

Einige der Einwohner von Valdez wurden interviewt. Wie hat sie der Zustrom an Menschen in ihre Stadt berührt?

Ein Angestellter der Telefongesellschaft äußerte seine Ansicht:

„Es ist jetzt zwei Monate her seit dem Unfall, und in Valdez herrscht das totale Chaos. Immer noch kommen Tausende, um hier einen gutbezahlten Job zu finden. Alle möglichen Leute. Hinter einigen ist die Polizei her, die sie dann hier aufliest. Prostituierte kommen, um ihrem Gewerbe nachzugehen. Die Stadt gehört nicht mehr den Kindern. Die Eltern wachen streng über sie, und das müssen sie auch. Manche Kinder werden vernachlässigt, da Vater und Mutter den ganzen Tag für Exxon arbeiten. Der Geldrausch hat viele angesteckt.

Die Preise galoppieren. Über Nacht haben sie sich verdoppelt, und innerhalb einer Woche verdoppeln sie sich wieder. Du hast ein Haus zu vermieten? Das kann dir 500 Dollar die Nacht bringen. Einige Zimmer bringen fast das gleiche. Du kannst sogar den Platz für eine Couch vermieten. Häuser gehen weg für 5 000 oder 6 000 Dollar im Monat — ein Haus wurde für 13 000 angeboten. Autos hat man für 250 Dollar je Tag vermietet.

Die Löhne bei Exxon sind in die Höhe geschossen. Da können die anderen Unternehmen nicht mithalten. Die Arbeitnehmer laufen ihnen weg und gehen zu Exxon. Neue Arbeiter bleiben nur kurz und wechseln dann auch über. Für die Restaurants ist es hart. Sie haben rund um die Uhr geöffnet, geben Tausende von Mahlzeiten aus, und einige mußten in den letzten zwei Monaten vier- bis fünfmal neue Leute einstellen — die anderen verloren sie an die inflationären Stundenlöhne von Exxon. Im Krankenhaus hat die Hälfte der Angestellten gekündigt.“

Das Geld lockt — sehr verständlich bei denen, die wenig Geld und viele Schulden haben. Wie leicht kommt man da zu der Überlegung: „Ich kann sonntags für 30 oder 50 Dollar die Stunde 12 Stunden lang arbeiten, die ja an diesem Tag doppelt zählen. Dann kann ich das Auto abbezahlen und alle Rechnungen begleichen.“ Doch dabei vernachlässigt man seine Familie und könnte seine geistigen Werte über Bord werfen. „Aber ich mache das doch nur vorübergehend, um wieder auf die Füße zu kommen“, mag man denken. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.

Noch bedrohlicher sind die Emotionen, die durch die Verbitterung freigesetzt werden. Jemand erklärte:

„Viele konzentrieren ihre Wut auf Exxon, und radikale Verhaltensweisen treten zutage. Wir erleben, wie Wertvorstellungen verzerrt und zerrissen werden. Es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Verbitterung und ihrer Wut bereit sind, Dinge zu tun, die ihnen normalerweise zuwider sind. Sie sind wütend über das, was die Ölpest dem wunderschönen Prince-William-Sund und den Tausenden Vögeln, Ottern, Robben und anderen wildlebenden Tieren angetan hat, die ihr ganzer Stolz waren.

Diese Wut hat einige veranlaßt, Fahrzeuge von Alyeska von der Straße abzubringen. Es gab Bombendrohungen. Der Präsident von Exxon erhielt sogar Morddrohungen. Hunderte von zusätzlichen Sicherheitspolizisten wurden eingestellt.“

Ein Aushilfslehrer sagte:

„Viele Kinder machen sich selbst für die Schule fertig. Ich kenne eine 5jährige in der Vorschule, die morgens allein aufsteht, da ihre Mutti und ihr Vati schon Stunden früher zur Arbeit am Ölteppich gehen. Sie frühstückt, geht zur Schule, kommt wieder, ißt Abendbrot und bleibt dann allein, bis ihre Eltern gegen neun oder zehn nach Hause kommen. Was bewirkt das bei ihr, was sagt ihr das? Das Geld hat viele Eltern geblendet, und die Kinder müssen darunter leiden. Schulkinder sind zu gestreßt, um zu lernen. Die Lehrer drängen sie nicht, sondern lesen ihnen Geschichten vor oder lassen sie spielen.“

Eine Hausfrau hat Grobheit und Wut festgestellt:

„Überfüllung bringt Streß und Verbitterung, wodurch Zorn und Wutausbrüchen Tür und Tor geöffnet werden. Zufolge der mangelhaften Versorgung wurde einigen Frauen beim Einkaufen schon von anderen Brot oder Milch weggenommen. In Restaurants sind Späterkommende hereingestürmt und haben Tische besetzt, auf die andere bereits eine Stunde gewartet hatten.“

Seine Sorge um das, was den Leuten widerfährt, brachte dieser Mann zum Ausdruck:

„Die Bevölkerung hat sich verdreifacht, mit gravierenden Auswirkungen für das Gebiet. Wir sind von einer Stadt mit 2 800 Einwohnern zu einer mit über 9 000 geworden. Es gibt Probleme mit der Versorgung, und allein die Fortbewegung ist schwierig. Immer häufiger kommt es zu Staus, die schon das Fahren in der Stadt zu einer Ursache von Streß und Ärger werden lassen.

Die Arbeitsmarktlage hat sich drastisch geändert. Angebote von 20 bis 50 Dollar die Stunde machen es schwer, die richtigen Prioritäten zu setzen. Es ist schwierig, nicht zuzulassen, daß die Familienpflichten und die geistigen Werte vom Materialismus überwältigt werden. Meine Frau und ich haben eine Menge Anrufe von Freunden aus so weit entfernten Gebieten der Vereinigten Staaten wie Florida, New York, Texas und Oregon erhalten. Sie fragten nach den Arbeitsmöglichkeiten hier.

Wir wissen, daß heute nirgends die wirtschaftliche Lage rosig ist, doch wir haben ihnen empfohlen, nicht zu kommen. Sie sind wie wir Zeugen Jehovas, und wir versuchen, geistigen Dingen immer den Vorrang zu geben, die Zusammenkünfte zu besuchen und mit anderen über Gottes Königreich zu sprechen. Wir denken, für unsere Brüder wäre das auch das beste, und unter den gegenwärtigen aufreibenden Umständen in Valdez ist das nicht einfach. Das Geistiggesinntsein wird vom Materialismus erstickt, der hier überall wuchert.

Wie wahr doch die Worte der Bibel aus 1. Timotheus 6:10 sind: ‚Die Geldliebe ist eine Wurzel von schädlichen Dingen aller Arten, und indem einige dieser Liebe nachstrebten, sind sie vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst mit vielen Schmerzen überall durchbohrt.‘“

Diese Interviews wurden zwei Monate nach der Katastrophe geführt. Man hatte das Ende der Reinigungsarbeiten für die jetzige Zeit angekündigt — der 15. September war das angestrebte Datum. Wenn die Reinigungsarbeiten eingestellt werden, Tausende Arbeitsplätze wegfallen und die Dollar-Flut austrocknet, werden die ursprünglichen Einwohner, die die geistigen Werte durch alles hindurch bewahrt haben, die notwendigen Anpassungen vornehmen.

Doch es mag Jahre dauern, bis Valdez wieder die kleine, ruhige Stadt wird, die es einmal war.

[Herausgestellter Text auf Seite 12]

„In Valdez herrscht das totale Chaos“

[Herausgestellter Text auf Seite 12]

Gewaltandrohungen

[Herausgestellter Text auf Seite 13]

Geldliebe, die Wurzel allen Übels

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