Wir beobachten die Welt
SEXSKANDAL IN DER KIRCHE
„Jahrelang mißbrauchten katholische Priester und kirchliche Angestellte in neufundländischen Gemeinden wiederholt Dutzende von Kindern, zumeist kleine Jungen, von denen viele Waisen waren, die unter der Obhut der Sexualtäter standen“, berichtet das kanadische Nachrichtenmagazin Maclean’s. „Doch der Skandal beschränkt sich nicht auf Neufundland. Mindestens sechs weitere Fälle sexuellen Mißbrauchs von Kindern durch katholische Geistliche sind im übrigen Kanada aufgedeckt worden und über 20 in den Vereinigten Staaten.“ Da die Meldungen über sexuellen Mißbrauch jeden Monat zunehmen — insgesamt 17 Priester und andere mit der Kirche Verbundene wurden bereits angeklagt —, ist das Vertrauen vieler Katholiken zu ihren Priestern erschüttert worden. Äußerst beunruhigend ist der Vorwurf, daß sexueller Mißbrauch in der Kirche nicht nur ein altes Problem ist, sondern daß er auch meist vertuscht wurde und daß der betreffende Priester lediglich in eine andere Gemeinde versetzt wurde, wo er sich mitunter das gleiche Vergehen zuschulden kommen ließ. Die Reaktion der Eltern besteht darin, daß sie ihren Söhnen nicht mehr erlauben, Ministrant zu werden, und ihre Kinder nicht einmal einen Beichtstuhl betreten lassen. „Der Talar, der einst stolz getragen wurde, ist eine Ursache für Verlegenheit und Argwohn geworden“, sagte Paul Stapleton, Vizepräsident der katholischen Schulbehörde von St. John. „Die jüngsten Ereignisse umgeben alle Priester mit offenem oder heimlichem Argwohn. Die Botschaft lautet wohl: Man kann nur sich selbst und Gott trauen.“
„RASCH DEM AUSSTERBEN ENTGEGEN“
„Der Afrikanische Elefant geht als Opfer des unersättlichen weltweiten Elfenbeinhandels rasch dem Aussterben entgegen“, schreibt das Magazin Science. Die Zahl der Afrikanischen Elefanten hat in den vergangenen zehn Jahren um rund 40 Prozent abgenommen — von 1,3 Millionen auf 750 000. Wenn das derzeitige Gemetzel so weitergeht, wird der Elefant innerhalb von 50 Jahren völlig ausgerottet sein. Aber es ist mehr im Spiel. „Die Jagd auf Elfenbein hat das soziale Gefüge der Tiere durcheinandergebracht“, heißt es in dem Magazin. In manchen Gegenden sind weniger als 5 Prozent der Elefanten Bullen, so daß paarungswillige Weibchen nicht begattet werden können und somit die Population zusätzlich abnimmt. Und da es immer weniger große Bullen gibt, müssen mehr Elefanten herhalten, um die gleiche Menge Elfenbein zu liefern. Über ein Viertel der Elefanten, die sterben, sind verwaiste Junge; sie verhungern, nachdem ihre Mutter getötet wurde. Während ein absolutes Verbot des Elfenbeinhandels ins Auge gefaßt wird, befürchtet man, daß die Nachricht von einem drohenden Verbot Wilderer veranlassen wird, die übrigen Elefanten in letzter Minute niederzumetzeln.
HUNGER UND ÜBERFLUSS
Die Teilnehmer der 15. Jahrestagung des Welternährungsrates, eines Organs der UN, erfuhren, daß mindestens eine halbe Milliarde Menschen hungern. Obgleich die Welt etwa 10 Prozent mehr Nahrung produziert als nötig, müssen Millionen wegen Selbstzufriedenheit, Nachlässigkeit und Unfähigkeit hungern. Wie Eduardo Pesqueira aus Mexiko, der Vorsitzende des Rates, sagte, „ist Frieden eine Grundvoraussetzung“ für das Ende des weltweiten Hungers; viele kriegführende Länder „verwenden ihre spärlichen Mittel für Waffen statt für Ernährungsprogramme“. Die meisten Unterernährten leben in Asien und Afrika. Ungefähr 14 Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jährlich, so hieß es, zufolge von Fehlernährung, verbunden mit Durchfall und Infektionskrankheiten.
UNTERIRDISCHER „SEE“ ENTDECKT
Eines der Hauptprobleme im australischen Busch ist die Beschaffung von Süßwasser. Es war daher eine erfreuliche Nachricht, als vor kurzem ein großer unterirdischer „See“ mit Süßwasser unter dieser südlichen Region Westaustraliens entdeckt wurde. Das Wasser ist in einer gewaltigen Schicht aus porösem Sandstein enthalten, die mindestens 250 Meter dick und 3 000 Quadratkilometer groß sein soll. Dieser Sandsteinspeicher faßt schätzungsweise zehnmal soviel Wasser wie ähnliche Reservoire, die bisher entdeckt wurden. Er ist ein natürliches Reservoir für den „See“ und liegt zwischen 200 und 1 500 Meter tief unter der Erdoberfläche.
FÜHRUNGSSTIL DES PAPSTES ANGEGRIFFEN
„Während die Spaltungen in der katholischen Kirche anscheinend immer tiefer werden, haben kritische Theologen in ganz Westeuropa begonnen, die konservativen Lehren und die stark zentralisierte Führung Papst Johannes Pauls II. anzugreifen“, meldet die New York Times. Im Januar erklärten 163 Theologen aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz, daß der Papst mit Opposition statt Gehorsam rechnen muß, wenn er „sich nicht an die Grenzen seines Amtes hält“. Ein wunder Punkt ist die Gewohnheit des Papstes, sich bei der Ernennung von Bischöfen über die Empfehlungen der Ortsgeistlichen hinwegzusetzen und statt dessen Konservative auszuwählen. Dieses Vorgehen und die häufigen Auslandsreisen des Papstes werden als Mittel angesehen, der Kirche die Autorität des Vatikans aufzuzwingen. Von den rund 3 000 Bischöfen, die es weltweit gibt, wurden etwa 1 400 von Papst Johannes Paul II. ausgewählt.
WÄLDER RETTEN
„Jährlich werden weltweit über 11 Millionen Hektar Wald abgeholzt“, schreibt die New York Times. „Und wenn die Entwaldung so fortschreitet, ist abzusehen, daß in mehreren Ländern, darunter El Salvador, Costa Rica, Nigeria und Côte- d’Ivoire, innerhalb von 30 Jahren alle Wälder zerstört sein werden.“ Umweltschützer sind besorgt, weil die weitverbreitete Entwaldung zur Erwärmung der Atmosphäre beiträgt, den Treibhauseffekt verstärkt und große Überschwemmungen auslöst, wie zum Beispiel in Bangladesch, Indien, im Sudan und in Thailand. Daher begrüßen Umweltschützer eine neuere Studie von Wissenschaftlern, wonach die Regenwälder mehr wert sind, wenn man sie nicht abholzt. Gemäß der Studie sind die Einnahmen durch die Gewinnung von eßbaren Früchten, Kakao, Öl und Kautschuk in den Wäldern fast zweimal so hoch wie durch den Verkauf von Holz und die Nutzung des Landes als Weidegrund. Man hofft, daß der wirtschaftliche Vorteil ein überzeugender Anreiz für die ärmeren Länder ist, ihre Wälder zu retten.
WAHRZEICHEN DER WELT VERFALLEN
„Saurer Regen und trockene Luftverschmutzung, als saure Gase bezeichnet, zerstören die Fassaden einiger der bedeutendsten Wahrzeichen der Welt“, berichtet der Toronto Star. „Bis zu drei Zentimeter Gestein wurden von den Außenmauern der Londoner St.-Paul’s-Kathedrale weggefressen. ... Auch die Westminsterabtei und Athens Parthenon lösen sich durch die feine Schadstoffverteilung auf.“ Doch die Lösung des Problems besteht nicht lediglich darin, das Ausstoßen der sauren Schadstoffe zu vermindern. Man glaubt, daß die Schadstoffe, die sich bereits in den Gesteinsporen befinden, nach einer Herabsetzung der Schadstoffbelastung weiterhin zerstörerisch wirken und daß der Verfall selbst ohne Luftverschmutzung eine Zeitlang fortschreiten würde.
SELBSTMORD UNTER ÄLTEREN MENSCHEN
Die Selbstmordrate unter älteren Menschen in den Vereinigten Staaten ist zwischen 1981 und 1986 um 25 Prozent angestiegen. Der landesweite Gesamtdurchschnitt liegt bei 12,8 Selbstmorden je 100 000 Menschen. Doch bei Personen im Alter von 65 Jahren und darüber liegt die Rate bei 21,6 je 100 000. Experten schreiben dies den sich unerwartet schnell verändernden Ansichten zu, besonders der zunehmenden Akzeptierung des Selbstmordes als Alternative zum Durchleiden langwieriger und teurer Krankheiten. Wie die New York Times erklärt, „vermuten einige Sachverständige, daß die technischen Fortschritte, die das Leben älterer Menschen verlängern, mitunter eine Lebensqualität mit sich bringen, die sie nicht akzeptieren können“. Ein Experte auf dem Gebiet des Selbstmordes gibt denjenigen Söhnen oder Töchtern eine Teilschuld, die nicht widersprechen, wenn der kranke Vater oder die Mutter das Gefühl zum Ausdruck bringt, eine Last für die Angehörigen zu sein.
CRACK IN EUROPA
Crack, das Kokainderivat, das in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten eine Verbrechenswelle ausgelöst hat, ist in Westeuropa aufgetaucht. Die Polizei und die Zollbeamten Großbritanniens haben über tausend Mann Verstärkung bekommen, um das Problem dort einzudämmen. Bisher hat man zwar noch keinen weitverbreiteten Crackmißbrauch festgestellt, aber die Behörden befürchten, daß er nicht lange auf sich warten lassen wird, da das Kokainangebot in Europa stark zugenommen hat und der Preis gefallen ist. „Es geht einem ein Licht auf, wenn man erfährt, daß 1985 in New York 15 Personen in Verbindung mit Crack festgenommen wurden, während es in den ersten sechs Monaten des Jahres 1988 deswegen zu 18 000 Verhaftungen kam“, sagte ein Rauschgiftexperte.