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Erwachet! 1989
g89 22. 12. S. 2-5

Begräbnis für einen ehemaligen Gott

Von unserem Korrespondenten in Japan

Am 7. Januar 1989 starb Japans Kaiser Hirohito im Alter von 87 Jahren, nachdem er 62 Jahre geherrscht hatte. Bei seinem Begräbnis am 24. Februar waren Repräsentanten von 164 Ländern zugegen. Doch die Entscheidung, anwesend zu sein, war vielen nicht leichtgefallen. Warum nicht? Und was hat Hirohitos Tod mit der Frage auf der Titelseite zu tun: „Ist dein Gott lebendig?“?

„HIROHITO war ein Gott“, hieß es Anfang des Jahres in der Zeit (13.01.89). Die Kodansha Encyclopedia of Japan führt ihn als den 124. menschlichen Nachkommen der Sonnengöttin Amaterasu Omikami auf, der „Hauptgöttin des Schinto-Pantheons“.

Als daher die japanischen Soldaten aufgefordert wurden, ihr Leben für ihren „Gott“ zu opfern, taten sie das mit erstaunlicher Hingabe. Keine Armee führte den Zweiten Weltkrieg erbitterter als die glühenden Streiter Japans, die für ihren Gott, den Kaiser, kämpften.

Doch die Japaner wurden von zahlenmäßig überlegenen Streitkräften überwältigt und verloren den Krieg. Nicht ganz fünf Monate später, am 1. Januar 1946, wies Hirohito in einer historischen Erklärung an die Nation die „falsche Vorstellung, daß der Kaiser göttlich sei“, zurück. „Reine Legenden und Mythen“ seien für den Glauben verantwortlich gewesen.

Was für ein Schock! Millionen Japaner waren tief erschüttert. Über 2 600 Jahre galt der Kaiser als Gottheit.a Und jetzt sollte er kein Gott sein? Der Mann, so erhaben, daß das Volk es nicht einmal wagte, die Augen zu ihm zu erheben — kein Gott? Die Vorstellung, die man so lange gehegt hatte, aufzugeben war nicht leicht. Ja, einige ehemalige kaiserliche Soldaten begingen, einer jahrhundertealten Tradition folgend, Selbstmord, als sie vom Tod Hirohitos erfuhren.

Wer war eigentlich Hirohito? Warum war seine Rolle in der Geschichte so umstritten? Als am 24. Februar 1989 der Leichenzug mit dem Sarg den kaiserlichen Palast in Tokio verließ und sich in Richtung des Shinjukuer Gyo-Parks zum Staatsbegräbnis bewegte, hatten Millionen Fernsehzuschauer und etwa 200 000 Zuschauer am Straßenrand die Gelegenheit, über diese Fragen nachzudenken.

Seine Person und seine Herrschaft

Hirohito, was „Großzügige Wohltat“ bedeutet, war der Name, den Kaiser Taishos Sohn bei der Geburt am 29. April 1901 erhielt. Als sein Vater am Weihnachtstag 1926 starb, folgte Hirohito ihm auf den Kaiserthron. Die Hofgelehrten wählten für das Zeitalter seiner Herrschaft den Namen „Showa“ oder „Erleuchteter Frieden“. Daher wird er nach seinem Tod nicht als Kaiser Hirohito, sondern als Kaiser Showa in die Annalen eingehen.

Doch der erste Teil seiner Herrschaft war alles andere als erleuchteter Frieden. Man denke nur an die militärischen Operationen Japans in der Mandschurei und in China in den 30er Jahren, an die Invasion Französisch-Indochinas 1940 und den Angriff auf die Vereinigten Staaten 1941. Die Bezeichnung der Ära wird zum Hohn, wenn man sich daran erinnert, daß buchstäblich Millionen ihr Leben in Kriegen verloren, die anscheinend mit seiner Billigung geführt wurden.

Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs in Nachkriegsjapan sieht nicht jeder in der Friedensperiode, die seitdem anhält, einen erleuchteten Frieden. „Blicke ich auf das Showa-Zeitalter zurück, fühle ich Leere“, sagte der 86jährige japanische Schriftsteller Sue Sumii. „Ich denke, seit Japans Niederlage im Krieg ist das Land im Niedergang begriffen ... Japans Wohlstand ist nur Illusion.“

Gemischte Gefühle

Viele Länder, die Japan beherrscht oder bekämpft hatte, mußten sich überlegen, ob sie einen Repräsentanten zu Hirohitos Begräbnis entsenden sollten. Die Koreaner waren sich z. B. immer noch der „Narben“ bewußt, die die japanische Besetzung der koreanischen Halbinsel „im Namen des Kaisers“ hinterlassen hatte. In der britischen Presse wurde zum Boykott des Begräbnisses aufgerufen. Viele konnten nicht vergessen, daß 27 000 britische Kriegsgefangene durch die Hände der kaiserlichen Armeen umgekommen sind.

In den Vereinigten Staaten war die Situation ähnlich; man gab Hirohito eine beträchtliche Mitschuld an den militärischen Aggressionen Japans. In einem Leitartikel der New York Times war anläßlich seines Todes zu lesen: „In seiner hohen Stellung hätte er möglicherweise der Welt eine unermeßliche Tragödie ersparen können.“

Selbst in Japan, wo Hirohito im allgemeinen als Frieden liebender Kaiser glorifiziert wird, sind einige der Meinung, er sei in großem Maße verantwortlich gewesen. Katsuro Nakamura erinnert sich, wie die Nachricht kam, daß sein älterer Bruder gefallen sei, und wie sein Vater daraufhin sagte: „Mein Sohn wurde von diesem Kerl Hirohito umgebracht.“ Ein anderer älterer Japaner, Masashi Inagaki, erklärte: „Lange Zeit gab ich ihm die Schuld an dem Krieg, der uns so viel Leid gebracht hatte.“ Doch er sagte weiter: „Meine bitteren Gefühle begannen zu schwinden, als mir bewußt wurde, daß der Kaiser selbst sein ganzes Leben an der Vergangenheit zu tragen hatte.“

Unangebrachtes Vertrauen

Man kann sagen, Millionen von Japanern haben ihr Leben auf dem Altar der Schinto-Gottheit geopfert, ganz abgesehen von den vielen Millionen, die von den Armeen des Kaisers auf demselben Altar geopfert wurden. Die Gläubigen wurden im Namen ihres Gottes in ein Labyrinth des Militarismus geführt, nur um schließlich zu erfahren, daß er gar kein Gott war. In der Zeitung Asahi Evening News hieß es treffend: „Millionen Japaner wurden einem Irrtum geopfert.“

Wie reagierten die Gläubigen, als ihr Gott 1946 der Göttlichkeit entsagte? Einer, der für seinen Kaiser gekämpft hatte, erklärte, er komme sich vor „wie ein Schiff, das auf offener See sein Ruder verloren“ habe. Seine Reaktion war typisch. Die Überlebenden des Krieges „wurden plötzlich in ein Vakuum gerissen“, klagte der japanische Dichter Sakon Sou. Wie konnte das Vakuum ausgefüllt werden?

„Ich bin gründlich betrogen worden. Ich habe nicht für einen Gott gekämpft, sondern für einen einfachen Menschen“, sagte Kiyoshi Tamura. „Was konnte ich danach noch glauben?“ Kiyoshi stürzte sich in die Jagd nach Reichtum, doch auch das tröstete ihn nicht. Wenn jemandes Glaube erschüttert ist, mögen leere Werte das Vakuum ausfüllen.

Denken wir über Kaiser Showa und sein Begräbnis nach, so können wir eine Lehre daraus ziehen: Das anzubeten, ‘was man nicht kennt’, ist verhängnisvoll (Johannes 4:22). Wen beten wir daher an? Haben wir eine feste Grundlage für den Glauben, daß es sich dabei wirklich um Gott handelt und daß er unserer Anbetung würdig ist?

Jeder von uns muß darüber nachdenken, denn auch heute werden einzelne Menschen, wie z. B. der Dalai-Lama, als lebende Buddhas angesehen und von ihren Anhängern verehrt. Viele, die sich zum Christentum bekennen, wurden gelehrt, an eine Dreieinigkeit zu glauben; und so beten sie als Gott eine Dreiheit an, die aus dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist bestehen soll. Im nächsten Artikel wird gezeigt, wie die Japaner zu dem Glauben an einen Gott gebracht wurden, der kein Gott ist, und was wir daraus lernen können.

[Fußnote]

a Die ersten der 124 Kaiser (mit Hirohitos Sohn Akihito 125) werden zwar als Legendengestalten betrachtet, doch mindestens bis zum 5. Jahrhundert u. Z. zurück handelt es sich um Personen, die wirklich gelebt haben, so daß Japans Kaisertum die älteste Erbmonarchie der Welt ist.

[Bild auf Seite 2]

Japanisches Schriftzeichen (oben links) bedeutet „Gott, Gottheit“

[Bildnachweis auf Seite 3]

Linke Seite: Hirohito: U.S. National Archives photo

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