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  • Wir waren „Hexen“ in der Stierkampfarena

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  • Wir waren „Hexen“ in der Stierkampfarena
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Erwachet! 1990
g90 8. 7. S. 14-15

Wir waren „Hexen“ in der Stierkampfarena

DIE Stiere waren gewaltig. Jeder muß eine halbe Tonne gewogen haben. Meine beiden Schwestern und ich kämpften meist gegen junge Stiere, aber diesmal waren es ausgewachsene Tiere mit furchterregenden Hörnern. Wir hätten uns natürlich weigern können. Doch wie hätten die Zuschauer darauf reagiert? Sie hatten Eintritt bezahlt, um Las Meigas (Die Hexen) als Stierkämpferinnen zu sehen, und wir wollten sie nicht enttäuschen. Zögernd betraten wir die Arena.

Man wird sich fragen, was drei Schwestern in der Stierkampfarena zu suchen hatten. Der Grund war nicht, zu zeigen, daß sich Frauen auf den Stierkampf genauso gut verstehen wie Männer. Reine wirtschaftliche Not trieb uns in diese Männerwelt.

Als Jugendliche verließen wir unseren Heimatort in Nordwestspanien und gingen auf Arbeitssuche nach Madrid. Da wir jedoch nichts fanden, befolgten wir den Rat eines Bekannten, der Torero gewesen war, und beschlossen, „unser Glück im Stierkampf zu versuchen“. Wir nannten uns Las Meigas (Die Hexen), weil dieser Name unsere Herkunft in Spanien verriet und weil wir hofften, die Stiere behexen zu können. Nach nur zwei Jahren harter Schule waren wir echte Stierkämpferinnen.

Gefahren und Tod

Meist traten wir gegen jüngere, zwei- oder dreijährige Stiere an, die nicht so wild und stark sind. Aber das ist keineswegs ungefährlich, weil sie oft schneller und beweglicher sind. Wir hatten allerdings Glück, denn außer einem gebrochenen Knöchel, einigen schlimmen Kratzern und einer Beinwunde hatten wir keine ernstlichen Verletzungen. Selbst als wir gegen jene riesigen ausgewachsenen Stiere antraten, verließen wir die Arena unversehrt.

Während der Stierkampfsaison kämpften wir oft vormittags gegen vier Stiere und nachmittags gegen vier weitere. Schließlich war das Töten eines Stiers für uns fast so leicht, wie unser Bett zu machen. In einem Zeitraum von acht Jahren bekämpften und töteten wir in Arenen in ganz Spanien sowie in Portugal und Frankreich 1 500 Stiere. Unser Ziel war ein Vertrag für Südamerika, wo wir viel Geld verdienen könnten, um eine Farm zu kaufen und Kampfstiere zu züchten.

Zwar hatten wir aus wirtschaftlicher Not heraus mit dem Stierkampf begonnen, aber bald war der Wunsch nach Abenteuer, Ruhm und Reichtum die Triebkraft. Trotz der Gefahr machte es uns Spaß! Allerdings hörten wir ab und zu vom Tod eines Stierkämpfers, was uns einige Tage bedrückte und uns auf grausame Weise die Risiken vor Augen führte. Doch wir überwanden diese Ängstlichkeit jeweils rasch. Wenn wir die Arena betraten, sagten wir, statt uns gegenseitig viel Glück zu wünschen: „Auf in den Kampf!“

Eine andere Art Kampf

Im Jahre 1984 geschah etwas, was Milagros und Elda, meine beiden Schwestern, und mich veranlaßte, unsere Ziele zu überdenken und unseren Lebensunterhalt auf eine andere Art zu verdienen. Alle drei begannen wir, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. Wir waren begeistert von dem, was wir über Gottes Königreich und das künftige Paradies, das Gott verheißen hat, lernten. Aber dann mußten wir eine schwere Entscheidung treffen. War unsere Arbeit mit dem Gelernten in Einklang zu bringen?

Letztendlich überzeugten uns zwei Überlegungen, daß wir unsere Laufbahn als Stierkämpferinnen nicht fortsetzen konnten. Zunächst achteten wir auf die Atmosphäre in der Arena. Der Fanatismus der Menge erinnerte an ein römisches Amphitheater. War das eine passende Umgebung für Christinnen?

Zweitens ging es um göttlichen Schutz. Fast alle Stierkämpfer suchen als Katholiken Schutz bei ihrer bevorzugten Madonna oder ihrem Lieblingsheiligen. Ich habe sogar beobachtet, daß einige zum Beten einen tragbaren Altar in ihrem Hotelzimmer aufstellten und darauf vertrauten, er werde sie in der Arena vor Verletzungen schützen. Aber uns wurde klar, daß wir Jehova nicht um Schutz bitten konnten, wenn wir bewußt grausam zu Tieren waren und unser Leben in Gefahr brachten, um Geld zu verdienen und die Menge zu begeistern. Wir beschlossen, mit dem Stierkampf aufzuhören.

Kaum hatten wir diese Entscheidung getroffen, als uns der lang ersehnte Südamerikavertrag angeboten wurde. Die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen, war greifbar nahe. Doch wir blieben in unserem Entschluß fest, und am 3. Oktober 1985 traten wir zum letztenmal als „Die Hexen“ auf. Etwa ein Jahr später ließen wir uns taufen, und jetzt strengen wir uns an, „den vortrefflichen Kampf des Glaubens“ zu kämpfen (1. Timotheus 6:12).

Nun arbeiten wir immer noch zusammen, aber in einem Restaurant, nicht in der Arena. Wir sind überglücklich, etwas Besseres als Ruhm und Reichtum gefunden zu haben — ein gutes Verhältnis zum Allmächtigen und eine sichere Hoffnung für die Zukunft. Wir freuen uns auf die Zeit, in der wir wilde Stiere streicheln können, nämlich in Gottes neuer Welt, wo Mensch und Tier „keinen Schaden stiften noch irgendwie Verderben anrichten [werden] ...; denn die Erde wird bestimmt erfüllt sein mit der Erkenntnis Jehovas, wie die Wasser das ganze Meer bedecken“ (Jesaja 11:9). (Von Pilar Vila Cao erzählt.)

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