Wir beobachten die Welt
NEUER KATECHISMUS ANGEGRIFFEN
Der Vatikan revidiert zum erstenmal seit dem 16. Jahrhundert seinen Katechismus. Doch der 434seitige Leitfaden der katholischen Lehre wird von Bischöfen in den Vereinigten Staaten angegriffen. Sie „erklärten gegenüber dem Vatikan, der neue Katechismus greife auf veraltete biblische Lehren zurück, bediene sich einer sexistischen Sprache und werde dem ökumenischen Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte nicht gerecht“, schrieb der U.S.News & World Report. „Die Bischöfe bemängeln, daß darin eine buchstäbliche Auffassung über den Schöpfungsbericht zum Ausdruck kommt und daß einige Passagen des Neuen Testaments als ‚direkte historische Berichte‘ dargestellt werden.“ Nach Ansicht der Bischöfe wird der falsche Eindruck vermittelt, „daß alle Bereiche gleich wichtig sind“. Ihrer Meinung nach sollten „wesentliche“ Kirchenlehren wie die von der Auferstehung Jesu von Glaubenslehren unterschieden werden, die sie für weniger verbürgt halten, zum Beispiel die Existenz von Engeln und Christi Höllenfahrt. Wenn der neue Katechismus fertiggestellt ist, wird er „lediglich als Richtlinie für die Kirchenführer in den jeweiligen Ländern dienen, die ihren eigenen Katechismus ausarbeiten“, hieß es in dem Bericht.
AIDS — DÜSTERE AUSSICHTEN
Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) sind weltweit acht bis zehn Millionen Menschen mit dem Aidsvirus infiziert — eine Zunahme, die die wachsende heterosexuelle Übertragung des Virus widerspiegelt. „Es ist nun offensichtlich, daß die HIV-Infektion auf der ganzen Erde einen rapide steigenden Tribut fordert, besonders in den Entwicklungsländern“, sagt Dr. Michael H. Merson, ein Direktor der Organisation. Wie die WHO voraussagt, wird die Infektionswoge in den 90er Jahren unter Frauen und Kindern mindestens drei Millionen Todesopfer fordern, über sechsmal soviel, wie in den 80er Jahren an Aids starben. Die Zahl der Männer, die im Laufe des Jahrzehnts durch Aids ihr Leben verlieren werden, soll noch höher sein. Millionen nichtinfizierter Kinder werden zu Waisen. In Großstädten auf dem amerikanischen Kontinent, in Westeuropa und in Afrika südlich der Sahara (wo etwa jeder 40. Erwachsene infiziert sein soll) ist Aids gemäß dem Bericht die führende Todesursache unter Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren.
GRÜNE „GOLDMINE“?
Könnten Länder wie Brasilien ihre Regenwälder gewinnbringend nutzen? Nach einem Artikel in der skandinavischen Zeitschrift Scanorama wäre das möglich. Darin hieß es: „Die WHO regt ... das Anlegen von Kräutergärten und den Verkauf von Heilpflanzen an. Der dänische Botaniker Ole Hamann sagt, er betrachte solche Projekte als potentielle ‚Goldmine‘ für die Entwicklungsländer.“ Wieso? Die Fülle von Pflanzen in den Regenwäldern, deren Heilkräfte in zahlreichen Fällen noch unerprobt sind, ist für die Forschung eine Herausforderung. Rund 250 000 Pflanzen sind bereits identifiziert, doch „Botaniker schätzen, daß weitere 30 000 zumeist tropische Arten der Wissenschaft noch unbekannt sind“. Viele dieser Pflanzen könnten bei der Bekämpfung verschiedener Krankheiten wertvoll sein, denn „von allen Arzneien, die im Westen verschrieben werden, enthalten mindestens 25 Prozent, wahrscheinlicher aber annähernd die Hälfte, natürliche, aus Pflanzen gewonnene Substanzen“.
EPIDEMIE DES RAUCHENS
„In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist der Tabakgenuß weltweit um fast 75 % angestiegen“, berichtet die Ärztezeitschrift JAMA, und „nahezu 2,5 Millionen Todesfälle gehen jährlich auf sein Konto — fast 5 % aller Todesfälle“. In den Industrieländern ist die Tabaknachfrage zwar zurückgegangen, aber in Entwicklungsländern, besonders in Südostasien, Afrika und Lateinamerika, ist eine Zunahme der Raucher zu verzeichnen. Für die Vereinigten Staaten ist es beschämend, daß sie im eigenen Land eine Anti-Nikotin-Kampagne durchführen, während sie gleichzeitig auf die Öffnung ausländischer Märkte für ihre Tabakerzeugnisse drängen, um das Handelsdefizit auszugleichen. Schätzungsweise 200 Millionen junge Menschen, die heute unter 20 sind, werden, so der Bericht, schließlich zufolge von Tabakgenuß ihr Leben verlieren, und die Zahl derjenigen, die an Lungenkrebs sterben, wird bis zum Jahr 2000 weltweit auf zwei Millionen ansteigen.
BAMBUSANBAU
Wie die Zeitschrift Asiaweek schrieb, ist ein Viertel der Weltbevölkerung auf Bambus angewiesen, und zwar als Nahrungsmittel, Viehfutter, für Möbel, Gerüste und Papiererzeugnisse. Die Großen Pandas leben davon. Es ist ein festes, haltbares und leichtes Material. Doch bei den meisten Bambusarten kommt es nur einmal zur Blüte und zur Samenproduktion, wozu sie, offensichtlich einer inneren Uhr folgend, 12 bis 120 Jahre brauchen. Danach stirbt der gesamte Hain. Dadurch wurden wissenschaftliche Bemühungen um verbesserte Züchtungen vereitelt, denn die meisten wirtschaftlich bedeutenden Arten blühen erst nach 30 Jahren und überleben somit oft die beteiligten Wissenschaftler. Gemäß der Zeitschrift Nature haben nun zwei Botaniker eine Möglichkeit gefunden, bei zwei Bambusarten die innere Uhr zu überlisten und die Pflanzen früher zum Blühen zu bringen. Dadurch wäre es möglich, bessere Züchtungen hervorzubringen und einen ständigen Vorrat an Samen zum Aufforsten zur Verfügung zu haben. Man hat junge Pflanzen in eine spezielle wachstumsfördernde Mischung gesetzt, so daß innerhalb von wenigen Wochen Blüten wie die einer ausgewachsenen Pflanze erzeugt wurden, von denen die meisten Samen lieferten.
LEBEN, DAS DEN TOD BRINGT
„Man stelle sich vor, daß alle sechs Stunden, Tag für Tag, ein Jumbo-Jet abstürzt und alle Passagiere dabei sterben“, so Malcolm Potts, Facharzt für Geburtshilfe. „Die 250 Passagiere sind Frauen, die zumeist in der Blüte ihres Lebens stehen, einige sind sogar noch Jugendliche. Sie sind alle entweder schwanger oder haben gerade eine Geburt hinter sich. Die meisten haben kleine Kinder zu Hause und eine Familie, die auf sie angewiesen ist.“ Dies veranschaulicht die Tatsache, daß jedes Jahr über eine halbe Million Frauen vor oder nach einer Geburt sterben. „Bis auf ein Prozent sind alle diese Todesfälle in der dritten Welt zu verzeichnen“, heißt es in der Zeitschrift New Scientist. „Die häufigsten Todesursachen sind Blutungen, Infektionen, Blutvergiftungen, Dystokie und unfachmännische Abtreibungen.“ Ungewollte Schwangerschaften führen jedes Jahr unter Müttern und Ungeborenen zu einem großen Sterben. „Jahr für Jahr lassen zwischen 40 und 60 Millionen Frauen eine Abtreibung vornehmen“, schreibt die Zeitschrift.
ÄGYPTENS ALTERTÜMER GEFÄHRDET
Der Bau des Assuanstaudammes in den 1960er Jahren „hat im Niltal zu grundlegenden Veränderungen geführt“, meldete die New York Times. „Das Grundwasser unter den Monumenten ist angestiegen; da die Bewässerungskanäle nicht mehr leer werden, ist die Luft feuchter; Salze aus der Erde gelangen in die alten Fassaden und trennen sie von dem darunterliegenden Stein; Abwässer verseuchen den Boden.“ Infolgedessen sind Ägyptens archäologische Schätze — die umfangreichsten der Welt —, die so viele Jahrtausende überdauert haben, jetzt ernsthaft bedroht. Die Anzeichen mehren sich, daß selbst an Stellen Schäden aufgetreten sind, wo keine Ausgrabungen stattgefunden haben und die bisher als geschützt galten. Das Ausmaß des Problems lähmt die Experten, die nicht wissen, was zu tun ist. „Es gibt mehr als 2 000 Grabstellen und eine ganze Reihe Monumente, Pyramiden und Obelisken“, erklärt Sayed Tawfiq, Direktor der Organisation für Ägyptische Altertümer in Kairo. „Wenn man für die Restauration jeder Grabstelle zwei Jahre veranschlagt, brauchte man 4 000 Jahre.“
NEUE ARTEN ENTDECKT
Jedes Jahr werden über 10 000 neue Pflanzen- und Tierarten entdeckt. Ein Großteil davon sind Insekten. Bei Säugetieren und Vögeln sind es jeweils fünf bis zehn Arten. So viel das auch aussieht, die Biologen haben doch noch eine Menge Arbeit vor sich. Denn es gibt schätzungsweise 50 Millionen Pflanzen- und Tierarten auf der Erde, von denen bisher nicht einmal 1,5 Millionen entdeckt und katalogisiert wurden. Aufsehen erregte kürzlich die Entdeckung eines neuen Primaten, des Schwarzgesichtlöwenäffchens, das an der dichtbesiedelten brasilianischen Küste, weniger als 300 Kilometer von der drittgrößten Stadt der Welt entfernt, gefunden worden ist. Es ist zu befürchten, daß mit dem Schwinden des tropischen Regenwaldes viele Arten schneller verschwinden, als sie entdeckt werden können.
EINFLUSS DES FAMILIENLEBENS
„Die Familienstruktur hat einen großen Einfluß auf die Gesundheit und die Entwicklung des Kindes“, war in einem Artikel des Wall Street Journals zu lesen. „Eine von der US-Regierung in Auftrag gegebene Studie über die Gesundheit und die seelische Verfassung von 17 000 Kindern bis zu 17 Jahren hat ergeben, daß Kinder, die nicht in der traditionellen Familie aufwachsen, bedeutend größere Probleme haben als solche, die bei beiden leiblichen Eltern leben.“ Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls oder einer Verletzung lag in dem Jahr vor der Studie bei Kindern, die bei einer geschiedenen oder wiederverheirateten Mutter aufwuchsen, 20 bis 30 Prozent höher. Im Vergleich zu den Kindern, die bei ihren biologischen Eltern leben, ist bei diesen Kindern die Rate der Schuljahrwiederholungen 40 bis 75 Prozent höher. Die Wahrscheinlichkeit, daß Kinder aus einer zerrütteten Ehe vom Unterricht ausgeschlossen oder von der Schule gewiesen werden, ist um 70 Prozent höher, und Kinder, deren Mütter nie verheiratet waren, haben doppelt so häufig solche Probleme. Bei Kindern, denen der Vater fehlt, ist auch die Zahl der Asthmakranken um 50 Prozent höher.