Moral im Tabakgeschäft?
„B.A.T. [British American Tobacco] Uganda 1984 Ltd. ist nicht der Meinung, daß Zigarettenrauchen gesundheitsschädlich ist.“ Diese Erklärung, die in einem Brief an das Gesundheitsministerium in Entebbe (Uganda) abgegeben wurde, führte in Großbritannien zu einer heftigen Entrüstung, die sich in dem Vorwurf fragwürdiger Geschäftsmoral und der Doppelmoral äußerte. Warum?
In westlichen Ländern muß auf Zigarettenpackungen eine offizielle Warnung vor Gesundheitsschäden erscheinen. Dort geht die Zahl der Raucher nun jährlich um ein Prozent zurück. In Entwicklungsländern hingegen gibt es dieses Gesetz gewöhnlich nicht, und falls doch, dann wird es von Rauchern, die ihre Zigaretten einzeln kaufen statt als Packung, nicht registriert. In jenen Ländern steigt der Verkauf jährlich um zwei Prozent. Aber das ist nur eine Seite des Problems. Tabak mit hohem Teergehalt, „der ihnen [den Leuten in europäischen Ländern] zu gefährlich ist, um ihn selbst zu rauchen“, wird von Europa nach Afrika und in andere Entwicklungsländer exportiert, behauptet Dr. Roberto Masironi, Leiter des Programms „Tabak oder Gesundheit“ der WHO (Weltgesundheitsorganisation).
Eine aggressive Absatzpolitik fördert auch neue, stärkere und billigere Marken. In Simbabwe, wo die Hälfte der Bevölkerung unter 16 Jahre alt ist und Kindern und Jugendlichen der Tabakkauf nicht verboten ist, befürchtet man, daß schon Kinder nikotinsüchtig werden. Dr. Timothy Stamps, Gesundheitsminister von Simbabwe, brachte außerdem seine Besorgnis über die „an junge Frauen gerichteten subtilen Botschaften“ zum Ausdruck, durch die sie von Nikotin abhängig gemacht werden sollen, dem Wirkstoff, den man als die „am schnellsten wirkende Droge in der westlichen Welt“ bezeichnet hat. An eine Konferenz der WHO gerichtet, sagte der höchste Gesundheitsbeamte von Großbritannien: „Ich verstehe nicht, wie man es fertigbringen kann, weiterhin diese tödliche Gewohnheit zu fördern.“
Warum läßt bei einem solchen Druck die Verkaufsförderung nicht nach? Es gibt zwei wesentliche Gründe. Erstens würden in der europäischen Tabakindustrie Tausende von Arbeitsplätzen verlorengehen. Zweitens spielt die Wirtschaft der Länder eine Rolle, wo der Tabak schließlich verkauft wird. Kenia zum Beispiel erhält 5 Prozent seiner gesamten Staatseinnahmen durch die Verbrauchs- und Gewinnsteuern aus dem Tabakverkauf. Außerdem trägt die finanzielle Unterstützung, die Tabakfirmen Sportveranstaltungen zukommen lassen, zu dem steigenden Tabakverkauf bei.
Mittlerweile greifen die gesundheitlichen Probleme der westlichen Welt auch in afrikanischen Ländern um sich. Während sie nach wie vor gegen Malaria und eine Unmenge endemischer Krankheiten ankämpfen, müssen sie nun ihre begrenzten finanziellen Mittel strecken, um nikotinbedingte Krankheiten einzuschließen.
Asien ist der nächste Markt, mit dem die Tabakgesellschaften liebäugeln. Man geht davon aus, daß der Zigarettenverkauf dort in den kommenden zehn Jahren um mindestens 18 Prozent ansteigen wird. Es wird erwartet, daß sich China schließlich der westlichen Tabakindustrie öffnet. 30 Prozent der weltweit produzierten Zigaretten werden, wie bereits bekannt ist, von Chinesen geraucht. Der englische Krebsexperte Professor Richard Peto sagte gemäß der Londoner Sunday Times voraus, daß von allen chinesischen Kindern, die heute leben, 50 Millionen eines Tages an tabakbedingten Krankheiten sterben werden.
Eines der Kennzeichen von Jehovas Zeugen — es sind über vier Millionen weltweit — besteht darin, daß sie nicht rauchen. Doch viele von ihnen waren früher starke Raucher. Sie hörten damit auf, als sie erkannten, daß sich das Rauchen mit dem christlichen Glauben nicht vereinbaren läßt (Matthäus 22:39; 2. Korinther 7:1). Wer von der Nikotinsucht loskommen will, kann sich frei fühlen, Zeugen Jehovas um Hilfe und Rat zu bitten. Sie sind gern dazu bereit.