Geschwätz — Wie man sich selbst und andere schützen kann
SOLANGE es Menschen gibt, wird es Geschwätz geben. Selbst die in der Bibel vorhergesagte vollkommene neue Welt wird höchstwahrscheinlich nicht frei von Geschwätz sein (2. Petrus 3:13).a Zwangloses Gerede über Freunde und Bekannte gehört zu der Art und Weise, wie wir uns mitteilen und Freundschaften festigen.
Allerdings gibt es überhaupt keine Entschuldigung für schädigendes, boshaftes Geschwätz, d. h. Verleumdung. Solches Gerede hat verheerende Auswirkungen; es kann dem Ansehen anderer schaden, Freundschaften zerstören und sogar das Leben eines Menschen ruinieren. Wie kann man also vermeiden, die Grenzen des Anstands zu überschreiten und sich auf schädigendes Geschwätz einzulassen? Wie kann man sich schützen? Hervorragender Rat auf diesem Gebiet ist in der Bibel zu finden. Betrachten wir einige ihrer Hinweise.
Sich auf die Zunge beißen: Jemand hat einmal gesagt: „Gespräche sind eine Übung des Geistes, doch Geschwätz ist bloß eine Übung der Zunge.“ Tatsächlich zeugt schädigendes Gerede zumeist nicht von Boshaftigkeit, sondern davon, daß man nicht nachdenkt, bevor man redet. Manche treten die Angelegenheiten anderer breit; sie übertreiben, schmücken Begebenheiten aus oder verdrehen sie, ohne die Folgen zu überdenken. Sie verraten die Fehler ihrer Freunde, ihres Ehepartners oder ihrer Kinder und sind sich nicht einmal des Schadens bewußt, den sie dadurch anrichten.
Die Bibel mahnt daher: „Bei der Menge von Worten fehlt Übertretung nicht, wer aber seine Lippen in Schach hält, handelt verständig“ (Sprüche 10:19). Das heißt: Wir sollten nachdenken, bevor wir reden, besonders bevor wir etwas über andere sagen. Fragen wir uns: „Würde ich das in Gegenwart des Betreffenden wiederholen? Wie wäre mir zumute, wenn man über mich so reden würde?“ (Matthäus 7:12). In Psalm 39:1 heißt es: „Ich will meine Wege behüten vor der Versündigung mit meiner Zunge. Ich will meinen Mund mit einem Maulkorb verwahren.“
Zugegeben, es gibt Umstände, unter denen es fast unmöglich ist, sich auf die Zunge zu beißen. Angenommen, man hat den begründeten Verdacht, daß einem selbst oder einem Angehörigen schweres Unrecht zugefügt worden ist. Man hat vielleicht keinen Beweis auf der Hand, hält es aber für notwendig, etwas zu unternehmen. Wäre es verleumderisch, mit einem vertrauenswürdigen Freund oder jemandem in verantwortlicher Stellung darüber zu sprechen? Ist man ein gehässiger Schwätzer, wenn man jemanden um Rat fragt? Natürlich nicht. Die Bibel räumt ein, daß vertrauliche Gespräche angebracht sein können. Selbstverständlich sind in solch heiklen Situationen gutes Urteilsvermögen und Ausgeglichenheit entscheidend (Sprüche 15:22).
Nicht auf schädigendes Geschwätz hören: Notorische Schwätzer machen nur eine Seite des Problems aus; wer ihnen sein Ohr leiht, ist mitschuldig. Durch bloßes Zuhören kann man stillschweigende Zustimmung erkennen lassen und mit dazu beitragen, schädigendes Geschwätz zu verbreiten. Sprüche 17:4 sagt: „Der Übeltäter merkt auf die schadenstiftende Lippe. Ein Fälscher schenkt Gehör der Zunge, die Widerwärtigkeiten verursacht.“
Wenn das Gerede über andere außer Kontrolle gerät, muß man mitunter den Mut aufbringen zu sagen: „Wechseln wir das Thema!“ Besteht der eigene Freundeskreis aus unverbesserlichen Schwätzern, dann sollte man erwägen, sich neue Freunde zu suchen. Die Bibel gibt zu bedenken: „Wer jedes Gerücht weiterträgt, plaudert auch Geheimnisse aus. Darum meide Leute, die zuviel reden!“ (Sprüche 20:19, Die Bibel in heutigem Deutsch). Wahrscheinlich ist es sonst nur eine Frage der Zeit, bis man selbst zum Gesprächsthema wird.
Nicht übertrieben reagieren: Die meisten haben nichts gegen Geschwätz, solange nicht über sie selbst getratscht wird. Gesetzt den Fall jedoch, andere verbreiten ein gemeines Gerücht oder eine Lügengeschichte über einen selbst. Manchmal kann man den Urheber des Gerüchts ausfindig machen und die Sache ruhig mit ihm besprechen. Was aber, wenn das nicht möglich ist?
Zornig zu werden führt zu nichts. „Wer schnell ist zum Zorn, wird Torheit begehen“, sagt die Bibel (Sprüche 14:17). Salomo rät daher: „Gib nicht dein Herz all den Worten hin, die die Menschen reden mögen ... Denn dein eigenes Herz weiß wohl, sogar von vielen Malen, daß du, ja du, Übles auf andere herabgerufen hast“ (Prediger 7:21, 22). Geschwätz ist eine Gegebenheit unseres Lebens, und jeder ist wohl irgendwann schon einmal über andere hergezogen. Ist es die Sache wirklich wert, sich darüber aufzuregen? Wird sie nach einer Weile ohnehin in Vergessenheit geraten? Es gibt „eine Zeit zum Lachen“, und vielleicht kann man dem Gerücht am besten dadurch die Grundlage entziehen, daß man es mit Humor nimmt (Prediger 3:4).
Kein Öl ins Feuer gießen: Falls sich die Geschichte einfach nicht aus der Welt schaffen läßt, sollte man sich fragen: „Könnte es sein, daß ich anderen Grund für Geschwätz liefere? Verhalte ich mich fragwürdig und erwecke dadurch den Anschein, verkehrt zu handeln?“ Denken wir über folgende Situationen nach:
◻ Eine Frau wird hinter ihrem Rücken von ihren Kolleginnen als faul und unzuverlässig bezeichnet — obwohl sie ihre Aufgaben zufriedenstellend erfüllt. Warum hat sie diesen schlechten Ruf? Sie hat eine sorglose, unbeschwerte Art, die leicht als Faulheit ausgelegt wird. Ihr Erscheinungsbild ist viel zu salopp für ihre Büroarbeit. Außerdem ist sie bei persönlichen Telefongesprächen wenig zurückhaltend und spricht so laut, daß sie die Aufmerksamkeit ihrer Kolleginnen erregt. Daher das Gerede!
◻ In einem kleinen Dorf wird über einen Ladenbesitzer geklatscht. Man erzählt sich, er betrüge seine Frau. Der Mann weist diese falsche Anschuldigung entschieden zurück. Was ist die Ursache für das Gerücht? Er hat den Ruf, gegenüber Kundinnen zu vertraulich zu sein.
◻ Einem jungen Mädchen wird eine lose Moral nachgesagt. Man behauptet, sie gehe mit jedem ins Bett und nehme Kokain. All das stimmt nicht. Doch sie ist dafür bekannt, daß sie mit Leuten von der Drogenszene verkehrt. Ihre Kleidung, ihre Frisur und ihr Make-up sind extrem.
Falls boshaftes Geschwätz über einen verbreitet wird, wäre es vielleicht eine Hilfe, sich zu überlegen, ob man durch sein Verhalten, die Art und Weise, wie man mit anderen umgeht, oder durch seine Aufmachung irgendwie Öl ins Feuer gießt. Womöglich lassen sich die Gerüchte durch Änderungen am eigenen Lebensstil aus der Welt schaffen. „Wo es kein Holz gibt, geht das Feuer aus“, erklärt die Bibel (Sprüche 26:20). Wenn sich die eigenen Handlungen an der Grenze des Unschicklichen bewegen, besteht übrigens immer die Gefahr, tatsächlich in eine verkehrte Handlungsweise abzugleiten — wodurch das Gerücht eine Grundlage erhalten würde. (Vergleiche Galater 6:7, 8; 1. Korinther 10:12.)
‘Sich um die eigenen Geschäfte kümmern’
Geschwätz ist etwas Unabänderliches. Doch man muß sich seiner potentiell zerstörerischen Macht bewußt sein. Man kann sich und anderen viel Kummer ersparen, wenn man einfach die weisen Worte befolgt: „Alles, was wahr, alles, was von ernsthaftem Interesse ist, alles, was gerecht, alles, was keusch, alles, was liebenswert ist, alles, worüber gut gesprochen wird, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt, diese Dinge erwägt weiterhin ..., und der Gott des Friedens wird mit euch sein“ (Philipper 4:8, 9).
Ja, Gott achtet darauf, wie wir über andere reden. Jesus Christus sagte warnend, daß „die Menschen von jedem nutzlosen Ausspruch, den sie machen, am Gerichtstag Rechenschaft ablegen werden; denn durch deine Worte wirst du gerechtgesprochen werden, und durch deine Worte wirst du verurteilt werden“ (Matthäus 12:36, 37; vergleiche Psalm 52:2-5).
Wünschen wir uns inneren Frieden, ein gutes Verhältnis zu anderen und, was am wichtigsten ist, ein gutes Ansehen bei Gott? Dann sollten wir den inspirierten Rat aus Gottes Wort beachten: „[Setzt] euch zum Ziel ..., ein stilles Leben zu führen und euch um eure eigenen Geschäfte zu kümmern“ (1. Thessalonicher 4:11). Wir tun gut daran, für andere Interesse zu zeigen, sollten das aber auf eine gütige und würdige Art und Weise tun. Dadurch bewahren wir uns vor boshaftem, schädigendem Geschwätz.
[Fußnote]
a Weiterer Aufschluß ist in Kapitel 19 des von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegebenen Buches Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben zu finden.
[Bild auf Seite 9]
Wir sollten uns bei schädigendem Gerede zurückziehen
[Bild auf Seite 10]
Leistet mangelnde Zurückhaltung Geschwätz Vorschub?