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Erwachet! 1991
g91 8. 9. S. 5-7

Warum ein Völkerbund notwendig wurde

DER Erste Weltkrieg war ein vier Jahre dauerndes Gemetzel, das Tod und Zerstörung in nie gekanntem Ausmaß über die Erde brachte. In zwei feindliche Lager aufgeteilt, marschierten alle Großmächte — und nicht nur diese — in die Schlacht. Beide Seiten waren von ihrem Sieg überzeugt und aufgeputscht durch die Hurrarufe der irregeführten Volksmassen, die den Krieg für ein glorreiches Abenteuer hielten.

Aber innerhalb weniger Monate bekam die Welt die furchtbare Rechnung präsentiert. Und als der Krieg endete, ließ das schreckliche Blutbad, diese rücksichtslose Verschwendung von Menschenleben und Material, eine Welt zurück, die unter einer immensen Schuldenlast taumelte. Etwas mußte getan werden, um die Wiederholung eines solchen Krieges zu verhindern. Könnte man nicht eine Einrichtung schaffen, in der die Nationen Konflikte auf friedlichem Weg statt militärisch lösen könnten? Eine neue Idee? Eigentlich nicht.

Warum frühere Bemühungen fehlschlugen

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte man einen Gerichtshof eingerichtet, der Auseinandersetzungen friedlich beilegen sollte. Es war der Ständige Internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag (Niederlande). Anfang unseres Jahrhunderts hegten viele die Hoffnung, dieses Schiedsgericht könne ein Forum werden, auf dem die Vermittlung den Krieg ablösen würde. Doch was war wirklich auf den Haager Friedenskonferenzen 1899 und 1907 geschehen, die zur Gründung des auch als Haager Schiedshof bekannten Schiedsgerichts führten?

Bei beiden Konferenzen konnten sich die dort vertretenen Nationen weder auf für alle verbindliche Schiedssprüche einigen noch auf eine Begrenzung oder Reduzierung ihrer Waffenarsenale. Ja, sie blockten jeden Vorstoß in Richtung Abrüstung ab und wiesen jeden Vorschlag zurück, der sie dazu gezwungen hätte, ihre Streitigkeiten durch Vermittlung beizulegen.

Als dann das Haager Schiedsgericht schließlich die Arbeit aufnahm, hatten die Nationen dafür gesorgt, daß ihre Unabhängigkeit dadurch auch nicht im geringsten eingeschränkt würde. Wie? Durch ein einfaches Mittel: Die Anrufung des Gerichts wurde den streitenden Parteien freigestellt. Und Länder, die ihren Fall vor die Richter brachten, waren nicht verpflichtet, einen Schiedsspruch vorbehaltlos anzunehmen.

Doch diese eifersüchtige Wahrung der nationalen Souveränität gefährdete den Frieden und die Sicherheit der Welt. So ging der Rüstungswettlauf unkontrolliert weiter, bis die Menschheit letztendlich in eine solche Situation schlitterte, daß im Sommer 1914 der Weltfrieden durch ein paar Schüsse erschüttert werden konnte.

Als die letzten Minuten des Friedens verrannen, erklärte Serbien interessanterweise in einer Antwort auf ein österreichisches Ultimatum seine Bereitschaft, „eine friedliche Übereinkunft zu akzeptieren und diese Frage ... dem Internationalen Schiedsgerichtshof von Den Haag vorzulegen“. Da die Anrufung des Haager Schiedsgerichts jedoch freiwillig war, fühlte sich Österreich nicht verpflichtet, auf diese möglicherweise „friedliche Übereinkunft“ einzugehen. So wurde der Krieg erklärt, um den Frieden zu wahren — und über 20 Millionen Soldaten und Zivilisten bezahlten dafür mit ihrem Leben.

Geistliche fordern einen Staatenbund

Im Mai 1919 erklärte Chauncey M. Brewster, Bischof der Episkopalkirche, bei einer Diözesenversammlung in den Vereinigten Staaten, daß „die Hoffnung der Welt auf gerechten und dauerhaften Frieden in der Wiederherstellung des Völkerrechts innerhalb einer neuen Autorität“ läge. „Das internationale Recht muß mit einer Autorität ausgestattet werden, die bindender ist als die Beschlüsse der Haager Konferenz [auf der der Haager Schiedshof ins Leben gerufen worden war]. Die Kooperation der Völker muß daher in irgendeiner Gemeinschaft stattfinden, die die Eigenschaften eines Bündnisses oder Bundes aufweist.“

Kardinal Mercier aus Belgien war der gleichen Meinung. „Mir scheint“, sagte er bei einem Interview im März 1919, „daß es die wichtigste Verpflichtung der Regierungen gegenüber zukünftigen Generationen ist, eine Wiederholung der Verbrechen, zufolge deren die Welt immer noch blutet, unmöglich zu machen.“ Er nannte die Unterhändler des Friedensvertrags von Versailles „Baumeister der neuen Welt“ und unterstützte die Bildung eines Völkerbundes zur Erreichung des angestrebten Ziels. Er hoffte, daß dieser Bund zu einem idealen Bewahrer des Friedens werden würde.

Auf der ersten Seite der New York Times vom 2. Januar 1919 war die Schlagzeile zu lesen: „Papst hofft auf Bildung eines Völkerbundes“. Im ersten Absatz hieß es: „In einer Neujahrsbotschaft an Amerika ... verlieh Papst Benedikt der Hoffnung Ausdruck, daß die Friedenskonferenz zu einer neuen Weltordnung mit einem Völkerbund führen werde.“ Der Papst hatte in seiner Botschaft zwar nicht direkt die Wendung „neue Weltordnung“ gebraucht, aber die Hoffnungen, die er auf diesen Bund setzte, waren so groß, daß offensichtlich entweder die Nachrichtenagentur Associated Press oder das Presseamt des Vatikans die Wendung für passend erachtete.

Betrachten wir diese Hoffnungen in ihrem geschichtlichen Kontext. Die geplagte Menschheit rief nach einem Ende aller Kriege. Zu viele Kriege in zu vielen Jahrhunderten hatten einen horrenden Tribut gefordert. Und gerade hatte der größte von allen endlich geendet. Einer Welt, die sich so verzweifelt nach einer Hoffnung sehnte, galten die Worte des Papstes: „Möge dieser Völkerbund geboren werden, der durch Abschaffung der Wehrpflicht die Abrüstung fördert, der durch die Einrichtung internationaler Gerichte Streitigkeiten beilegt, der den Frieden auf ein Fundament aus Fels stellt und dadurch jedem Unabhängigkeit und Rechtsgleichheit garantiert.“ Könnte der Völkerbund all das erreichen, so würde er tatsächlich eine „neue Weltordnung“ schaffen.

Warum er versagte

Auf dem Papier sahen die Ziele und Methoden des Völkerbundes so gut, so praktisch und so erreichbar beziehungsweise durchführbar aus. Gemäß der Völkerbundsatzung bestand sein Zweck in der „Förderung der Zusammenarbeit unter den Nationen und der Gewährleistung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit“. Das Erreichen von Frieden und Sicherheit hing von der Zusammenarbeit der Nationen ab und von „der Übernahme der Verpflichtung, nicht zum Krieg Zuflucht zu nehmen“.

Wenn daher ein Streit kritische Formen annahm, hatten die beteiligten Nationen, die sich ja verpflichtet hatten, den Frieden zu wahren, ihren Fall „zur Schlichtung, richterlichen Entscheidung oder zur Untersuchung vor den Rat“ des Völkerbundes zu bringen. Außerdem hatte der Völkerbund den Ständigen Internationalen Schiedsgerichtshof in Den Haag in sein System zur Friedenserhaltung integriert. Sicherlich, so dachte man, würde all dies die Gefahr eines weiteren großen Krieges beseitigen. Aber man hatte sich getäuscht.

Einigen Historikern zufolge bestand ein Grund für das Versagen des Völkerbundes als Friedensbewahrer darin, daß viele „Mitglieder sich nicht bewußt waren, welcher Preis für den Frieden zu zahlen sei“. Dazu gehörte nicht zuletzt die Rüstungsbegrenzung. Doch die Nationen zahlten diesen Preis nicht. So wiederholte sich die Geschichte — aber in noch schlimmerem Ausmaß. Wieder begannen die Nationen einen Rüstungswettlauf, und dem Völkerbund gelang es nicht, sie von einer Zusammenarbeit zur Beendigung des Rüstungswettlaufs zu überzeugen. Alle Appelle und Argumentationen stießen auf verschlossene Ohren. Die Nationen vergaßen die wichtige Lehre von 1914: Große Waffenarsenale können leicht einen überheblichen Geist militärischer Überlegenheit erzeugen.

Der Preis des Friedens schloß ebenfalls mit ein, den Wert der „kollektiven Sicherheit“ anzuerkennen. Ein Angriff auf eine Nation sollte als Angriff auf alle betrachtet werden. Doch was geschah wirklich, als eine Nation sich der Aggression statt der Verhandlung bediente? Statt gemeinsam an der Beilegung des Konflikts zu arbeiten, teilten sich die Nationen in verschiedene Allianzen auf und versuchten, sich gegenseitig zu schützen. Es war die gleiche Täuschung, die sie schon 1914 in den Strudel des Krieges gezogen hatte.

Der Völkerbund war auch geschwächt durch die Weigerung der Vereinigten Staaten, ihm beizutreten. Viele sind der Meinung, Amerika sei „die eine Großmacht gewesen, die die Möglichkeiten hatte, ihm zu einem Erfolg zu verhelfen“; außerdem hätte die Mitgliedschaft Amerikas dem Völkerbund vielleicht das für den Erfolg so wichtige Maß an Universalität verliehen.

Doch es gab noch andere Gründe, warum der Völkerbund versagte. Beachten wir die Negativformulierung am Anfang der Satzung: „Jedes Bundesmitglied kann nach zweijähriger Kündigung aus dem Bunde austreten“ (Artikel 1 Abs. 3). Durch diese Möglichkeit, wenn auch gut gemeint, haftete dem Völkerbund eine gewisse Unsicherheit an, und das wiederum untergrub den Vorsatz der Nationen, loyal zu ihm zu stehen.

Diese offene Tür des Austritts machte die Existenz des Völkerbundes von der Gnade seiner Mitglieder abhängig, die zu jeder beliebigen Zeit austreten konnten. Die einzelnen Mitglieder wurden wichtiger als das Ganze. Bis zum Mai 1941 waren daher 17 Mitgliedsnationen wieder ausgetreten. Der Kanonendonner des Zweiten Weltkriegs erstickte die Hoffnung auf eine „neue Weltordnung“ und besiegelte den Untergang des Völkerbundes.

Es mußte ein besseres Friedensinstrument geben!

[Herausgestellter Text auf Seite 7]

Der Völkerbund versagte darin, den Zweiten Weltkrieg zu verhindern

[Bild auf Seite 7]

Cassino (Italien) im Bombenhagel am 15. März 1944

[Bildnachweis]

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