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Erwachet! 1991
g91 8. 10. S. 14-17

Diese kostspieligen Parfums

Von unserem Korrespondenten in Frankreich

DIE ersten blinzelnden Sonnenstrahlen versprechen einen herrlichen Sommertag. Die Blumenpflücker beeilen sich, auf die Jasminfelder zu kommen. Die zarten weißen Blüten warten nur darauf, gepflückt zu werden; die Luft ist erfüllt von ihrem Duft.

Die Arbeiter beginnen mit ihrer harten Arbeit, die beide Hände und auch einiges Geschick erfordert. In kürzester Zeit quellen ihre großen Schürzentaschen von Blüten über. Unter der heißen Sommersonne gebeugt, arbeiten sie unermüdlich. Ein erfahrener Arbeiter kann an einem Vormittag etwa vier Kilo (40 000 Blüten) pflücken. Die Ernte wird dann in größere Behälter geschüttet und so schnell wie möglich zur Fabrik gebracht, bevor der Duft sich verflüchtigt.

Die Stadt Grasse, im südöstlichen Frankreich in der Nähe von Nizza gelegen, ist für ihr Parfum berühmt. Lange war die Jasminblüte hier Königin der Blumen. In der letzten Zeit stammen jedoch noch größere Mengen Jasmin aus Ägypten.

Man benötigt zwischen 650 und 750 Kilo (etwa sieben Millionen Jasminblüten), um ein Kilo des Stoffs zu erhalten, den man Absolue nennt — ein starkes Konzentrat, das in Frankreich umgerechnet 34 000 Mark das Kilo kostet. Aber wie wird dieses Konzentrat hergestellt?

Verarbeitung von Blüten und anderen Pflanzenbestandteilen

Häufig werden flüchtige Lösungsmittel wie Benzole zur Extraktion der ätherischen Öle verwandt und dienen als Trägerstoffe im Extraktionsprozeß. In metallenen Lochkörben werden die Blüten in die Lösung getaucht. Die Lösung umströmt so die Blüten. Dann wird sie destilliert. Der Prozeß wird so lange wiederholt, bis die Blüten alle ihre ätherischen Öle zusammen mit unlöslichen Wachsen abgegeben haben.

So erhält man ein dickes, konzentriertes Produkt, Concrete genannt. Daraus wird das Absolue gewonnen, indem man die ätherischen Öle von den Wachsen trennt. Diese Extraktionsmethode wird in erster Linie bei empfindlichen Blütenarten wie Jasmin, Rose, Mimose, Veilchen und Tuberose angewandt.

Flüchtige Lösungsmittel werden auch benutzt, um ätherische Öle aus getrockneten Pflanzen wie Vanille und Zimt zu extrahieren, um Harze wie Myrrhe und Galbanum zu lösen und um tierische Substanzen zu bearbeiten, die als Fixateure dienen. Fixateure verlangsamen die Verdunstung der ätherischen Öle, wodurch der Duft länger anhält.

Zu den tierischen Substanzen, die als Fixateure benutzt werden, zählen Ambra vom Pottwal, Bibergeil, Moschus vom männlichen Moschushirsch und Zibet von der Zibetkatze in Äthiopien. Doch diese seltenen und teuren Fixateure scheinen vom Markt zu verschwinden.

Eine andere häufig angewandte Methode ist die Dampfdestillation. Um auf diese Weise die vom Parfümeur benötigten ätherischen Öle zu gewinnen, braucht man einen Destillationsapparat mit einem gewundenen Kondensationsrohr. Das Verfahren eignet sich für Pflanzen wie Lavendel und Zitronellgras, die durch den Dampf nicht geschädigt werden.

Die Pflanzen werden in den Destillationsapparat gegeben, mit Wasser bedeckt und dann langsam zum Kochen gebracht. Passiert der Wasserdampf, der die ätherischen Öle mitgenommen hat, den Kondensator, kondensiert er dort wieder zu einer Flüssigkeit. Dieser Prozeß liefert sowohl ätherische Öle als auch Duftwässer wie Rosen- oder Orangenblütenwasser. Gutes Eau de Colognea enthält Limonen-, Orangen- oder Bergamottöl. Die Öle werden durch Auspressen der Schalen gewonnen.

Noch immer benutzt die Parfumindustrie Hunderte solcher natürlichen Substanzen. Doch daneben finden heutzutage auch Tausende von synthetischen Ersatzstoffen eine breite Verwendung.

Synthetische Stoffe

In den letzten zwei Jahrhunderten hat die Entdeckung des chemischen Aufbaus von Riechstoffen viel zum Wissen um die Kunst der Parfümerie beigetragen. Bis heute hat man etwa 10 000 Riechstoffe katalogisiert.

Der Duft einer Blume ist die einmalige Mischung einer Menge von chemischen Grundstoffen. Zum Beispiel hat man im Duft des natürlichen Jasmins 200 einzelne Bestandteile entdeckt. Zu Beginn unseres Jahrhunderts war erst ein halbes Dutzend dieser Stoffe bekannt.

Wissenschaftler machten sich dann daran, die neugefundenen Bestandteile nachzuahmen. Manchmal erfanden sie völlig neue Riechstoffe, die in der Natur kein Gegenstück haben. Mit Hilfe gewisser neuer Substanzen wurden einige der größten Parfums der Welt kreiert.

Oft ist jahrelanges Forschen erforderlich, um einen synthetischen Stoff zu entwickeln, und das ist beileibe nicht billig. In einigen Fällen hat man auf diese Weise den Duft der ungepflückten Blüte nachempfunden, während die natürlichen Öle von gepflückten Blüten stammen, die schon bis zu einem gewissen Grad ihre Frische eingebüßt haben.

Monsieur Jean de Lestrange, Leiter der Parfümerie Fragonard (Frankreich), erklärt: „Die Parfumindustrie ist heute ohne synthetische Stoffe nicht mehr denkbar. Alle natürlichen ätherischen Öle der Welt könnten nie die Nachfrage des Weltmarktes befriedigen.“ Aber nicht alle Blumen haben bisher ihre Geheimnisse preisgegeben. Zum Beispiel hat noch niemand einen synthetischen Ersatz für den Duft des Maiglöckchens gefunden.

„Duftkompositeure“

Ein Parfum ist eine Mischung aus 30, 50 oder sogar 100 verschiedenen Bestandteilen: Absolues, ätherische Öle oder synthetische Substanzen. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende.

Der Meisterparfümeur muß nicht nur in der Lage sein, all die Bestandteile zu erkennen, sondern auch wissen, wie er sie entsprechend ihren Gemeinsamkeiten miteinander zu mischen hat. Sorgfältig muß er auf die Anteile der verschiedenen Stoffe achten und dabei berücksichtigen, ob bestimmte Stoffe flüchtig sind oder längere Zeit duften. Er muß eine außergewöhnliche Begabung haben, die es ihm ermöglicht, die etwa 3 500 verschiedenen Gerüche zu unterscheiden, aus denen die endlose Vielfalt von Parfums gemischt wird.

Natürlich ist noch kein Meisterparfümeur vom Himmel gefallen. Das leuchtet einem ein, wenn man bedenkt, daß der komplexe Geruchsapparat des Menschen aus vielen Millionen Nervenfasern besteht. Jede Nervenfaser kann unabhängig von den anderen Informationen weiterleiten. In seinem Buch Le Parfum schreibt Edmond Roudnitska: „Die riesige Menge von möglichen Kombinationen der Millionen von impulsgebenden Nervenfasern ... kann Geruchsbotschaften unendlicher Feinheit empfangen und macht es möglich, ... die allerfeinsten Unterschiede wahrzunehmen.“

Der Meisterparfümeur kann mit einem Komponisten verglichen werden, der über ein Thema nachsinnt und dabei die Melodie in seinem Sinn hört, noch bevor er sie aufschreibt. So ähnlich hat der Parfümeur die „Melodie“ im Sinn, wenn er die Formel aufschreibt, um sie dann im Labor zu testen.

An seiner „Duftorgel“, auch Palette oder Klaviatur genannt, die Hunderte von Fläschchen mit ätherischen Ölen beherbergt, tropft er ein paar Milligramm der gewählten Stoffe auf schmale Fließpapierstreifen. Als „Duftkompositeur“ stellt er diese „Töne“ zu einer Folge von „Akkorden“ zusammen, so als würde er eine Sinfonie komponieren.

Die Bestandteile unterscheiden sich in ihrer Flüchtigkeit. Wenn man ein Parfumflakon öffnet, werden zuerst die leichtest flüchtigen Komponenten, „Angeruch“ oder „Kopfgeruch“ genannt, freigesetzt. Diese ansprechenden, aber flüchtigen dominanten Bestandteile können Zitrusdüfte wie Zitrone oder Pomeranze (Bitterorange) sein. Jean de Lestrange erklärt dazu: „Das ist die wichtigste und heikelste Etappe bei der Komposition eines Parfums. Ja, wenn der Angeruch kein Erfolg ist, wird das ganze Parfum ein Mißerfolg sein. Der Duft muß sofort ansprechen.“

Erst später werden die länger andauernden Mittelnoten wie Rose und Jasmin freigesetzt. Zum Schluß bleiben die Basisnoten, die den ganzen Tag über anhalten. Sie fixieren den Duft. Früher waren diese Stoffe tierischen Ursprungs, doch heute sind sie größtenteils synthetisch.

Sind die Bestandteile erst einmal ausgewählt, müssen Hunderte von Experimenten gemacht werden, um die beste Kombination herauszufinden; dabei werden die Inhaltsstoffe sorgfältig gemäß den vom Meisterparfümeur festgelegten Anteilen gewogen und gemischt. Das so gewonnene Parfumextrakt kann dann in Alkohol gelöst werden, um Parfum oder Toilettenwasser daraus herzustellen.

Nach dem Filtern, Beschriften und dem abschließenden Verpacken sind die duftenden Waren fertig zum Verkauf. Die aufwendige Herstellung erklärt bis zu einem gewissen Grad, warum Parfum so teuer ist. „Bis zu einem gewissen Grad“, da in vielen Ländern der Preis durch hohe Steuern zusätzlich hochgetrieben wird.

Bald wird es mit der Hilfe des Computers und der Biotechnologie möglich sein, die Entwicklung der dufttragenden Pflanzenzellen zu beschleunigen, ohne daß man auf das Aufblühen der Blüte warten muß. Das wird sicherlich zu einigen Änderungen in der Parfumindustrie führen.

Dennoch bleibt die Kreation eines großen Parfums ein Kunstwerk, für das das Talent des Meisterparfümeurs unabdingbar ist. Man braucht nur auf ein Jahrhundert des Fortschritts in der Parfumindustrie zurückzuschauen, um sich davon überzeugen zu können, daß es nur mit Talent zu erklären ist, wenn gewisse Parfums, die vor über 50 Jahren kreiert wurden, heute immer noch beliebt sind.

Parfum in biblischen Zeiten

Das Bibelbuch 1. Mose berichtet, wie Joseph an eine Karawane Ismaeliter verkauft wurde, die mit ‘Ladanum und Balsam und harzreicher Rinde’ — Stoffe, aus denen man Parfum machte — nach Ägypten unterwegs war (1. Mose 37:25).

Später übermittelte Gott Moses die Zusammensetzung eines parfümierten, wohlriechenden Salböls, das zum Salben der Priester und der zur Anbetung verwandten heiligen Geräte benutzt werden sollte. Moses erhielt von Gott auch die Formel für parfümiertes Räucherwerk, das morgens und abends im Heiligtum verbrannt werden sollte (2. Mose 30:7, 8, 22-30, 34-36).

In den Tagen der Könige von Israel benutzten die Reichen Parfum, um ihren Häusern, ihrer Kleidung und ihren Ruhebetten eine Duftnote zu verleihen. Parfümeure bildeten in alten Zeiten sogar eine Art Zunft (Nehemia 3:8; Psalm 45:8; Hoheslied 3:6, 7). Die echte Narde, mit der Maria, die Schwester des Lazarus, Jesu Füße salbte, war fast das Jahreseinkommen eines Landarbeiters wert (Johannes 12:3-5). Ja, kostspieliges Parfum ist schon seit alter Zeit in Gebrauch.

[Fußnote]

a Französisch für „Kölnisch Wasser“, benannt nach dem ursprünglichen Herstellungsort.

[Kasten auf Seite 17]

Parfum auswählen

Sprüh ein wenig Parfum auf den Handrücken, ohne es einzureiben.

Laß einige Sekunden lang den Alkohol verdunsten.

Nimm eine Nase voll. So kann man den Kopfgeruch feststellen.

Um die Basisnoten zu erkennen, muß man ein wenig länger warten.

Ist das Parfum nicht das richtige, so laß vor dem nächsten Versuch eine Weile vergehen. Vergiß nicht, daß ein Parfum eine „Sinfonie“ ist. Und wem würde es schon einfallen, sich zwei Sinfonien gleichzeitig anzuhören?

[Bilder auf Seite 15]

Alter Destillationsapparat

„Klaviatur“ von Essenzen, mit denen der Meisterparfümeur eine Vielfalt von Parfums komponiert

[Bildnachweis]

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung des Musée de la Parfumerie Fragonard (Paris)

[Bilder auf Seite 16]

Einige in der Parfümerie benutzte Blüten

Lavendel

Jasmin

Mimose

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