Wir beobachten die Welt
Nachwirkungen des kalten Krieges
Obwohl der kalte Krieg beendet ist, überstiegen die weltweiten Rüstungsausgaben 1990 gemäß einer neueren Studie von World Priorities, einer Forschergruppe in Washington (D. C.), immer noch 900 Milliarden Dollar und lagen in Realwerten mehr als 60 Prozent über den durchschnittlichen Jahresausgaben der 70er Jahre. Der Jahresbericht World Military and Social Expenditures 1991 gab außerdem an, daß unter den Kriegstoten der Anteil der Opfer aus der Zivilbevölkerung in den 80er Jahren auf 74 Prozent und 1990 sogar auf 90 Prozent angestiegen ist. Ruth Leger Sivard, Wirtschaftswissenschaftlerin und Verfasserin des Berichts, schreibt diesen sprunghaften Anstieg der Ziviltoten den zunehmend zerstörerischen Waffen zu. „Die sogenannten konventionellen Waffen von heute reichen jetzt in ihrer Vernichtungskraft an kleine Atomwaffen heran“, sagte sie. Die Studie stellte des weiteren fest, daß die Streitkräfte unter den Einzelursachen für Umweltverschmutzung an erster Stelle stehen; in den Vereinigten Staaten belasten sie die Umwelt jährlich mit mehr Giftstoffen als die fünf größten Chemieunternehmen zusammen.
Tod durch Abtreibung
„In Nigeria sterben jedes Jahr bis zu 10 000 Frauen bei Abtreibungen, und etwa 200 000 werden wegen Komplikationen ins Krankenhaus eingeliefert“, meldete die nigerianische Zeitung Sunday Concord. Bei 20 Prozent der Fälle handelt es sich womöglich um Jugendliche. Dr. Uche Azie, Leiter der Internationalen Familienplanungshilfe, soll gesagt haben, daß „viele versuchen, ohne fremde Hilfe abzutreiben“. Er hob hervor, daß zum großen Teil Unwissenheit in Sexualfragen an Schwangerschaften schuld ist, die zu Abtreibungen führen.
Ein Monat ohne Auto
Auf einen Aufruf von Sozialwissenschaftlern hin meldeten sich in Bremen sechs Familien, die bereit waren, einen Monat lang auf ihr Auto zu verzichten. Sie stiegen auf andere Verkehrsmittel um und notierten ihre täglichen Erfahrungen. „Das Auto schottet die Benutzer von der Umwelt ab“, zitierte die Süddeutsche Zeitung den Projektleiter Professor Krämer-Badoni, „sie wollen nur so schnell wie möglich ans Ziel kommen.“ Wenn man dagegen den Bus oder das Fahrrad nimmt oder zu Fuß geht, wird man mehr auf die Umgebung aufmerksam, man entdeckt schöne Häuser und knüpft Gespräche an. „Die Wege selber bekommen ein eigenes Gewicht“, meinte der Professor. Nach dem Versuch schafften fünf der Familien ihr Auto ab.
„Vulkansüchtig“
Als dieses Jahr in Südjapan der Vulkan Unzen ausbrach, kamen über 30 Menschen um. Darunter befanden sich drei Vulkanologen. Kollegen waren besonders betroffen vom Tod des Amerikaners Harry Glicken, da er bis zu seinem Todestag in den Medien oft vor Vulkanausbrüchen gewarnt hatte. Ihn hatte ein wagemutiges Forscherehepaar begleitet, Maurice und Katia Krafft aus Frankreich. Sie wurden in den vergangenen 25 Jahren für ihre Bücher und Videos über die aktivsten und gefährlichsten Vulkane bekannt, in denen sie vor den Gefahren warnten. Nach der Asahi Evening News sagte Maurice Krafft einmal: „Wenn ich eines Tages sterben muß, dann soll es am Rand eines Vulkans sein.“ Das Ehepaar hatte seine Leidenschaft für Vulkane mit einer „Sucht“ verglichen und behauptet: „Hat man einen Vulkanausbruch aus der Nähe gesehen, kann man auf dieses Erlebnis nicht mehr verzichten.“
Bluttransfusionen nicht „lebenspendend“
Sind Bluttransfusionen wirklich lebensrettend? Mehr und mehr Mediziner bezweifeln das. Der Leiter der Hämatologie an dem australischen Krankenhaus Sydney Royal North Shore äußert im Medical Journal of Australia Bedenken über die Sicherheit von Bluttransfusionen. Seiner Meinung nach gibt es Zusammenhänge zwischen Krebs, Infektionen und Bluttransfusionen. Die Brisbaner Zeitung Courier-Mail zitiert diesen Arzt wie folgt: „Früher galt eine Bluttransfusion als lebenspendend, aber das Blatt hat sich gewendet, und heute vertritt man allgemein die Auffassung, daß die blutlose Chirurgie und der Verzicht auf Transfusionen lebenspendend sein können. Neue Angaben, nach denen Bluttransfusionen bei einer Operation ein Risikofaktor sind, was das Wiederauftreten von Krebs und postoperative Infektionen betrifft, geben Anlaß zur Sorge.“
Gewalt an nigerianischen Universitäten
An nigerianischen Universitäten sind Geheimkulte aufgetreten, die „Angst und Schrecken auslösen“, berichtet die nigerianische Zeitung The Observer. Mitglieder der Kulte sollen mit Schußwaffen, Äxten, Messern und Säure ausgestattet sein. Wie verlautet, haben sie sogar Lehrpersonal angegriffen und Kommilitonen vergewaltigt und gefoltert. Zusammenstöße zwischen rivalisierenden Gruppen haben zum Tod von mindestens vier Studenten geführt. Nach dem Observer sind die Mitglieder der Kulte vorwiegend Studenten aus wohlhabenden Familien. Der Kultusminister hat die Universitätsleitungen angewiesen, Mitglieder von Geheimkulten von der Universität zu verweisen, und er hat gedroht, Lehranstalten, die sich nicht daran halten, zu schließen.
Für eine Arbeitsstunde
Der französischen Zeitung Le Monde zufolge wurden unlängst weltweit die Einkommen von Erwerbstätigen aus 159 verschiedenen Berufen und 49 Gesellschaftsschichten miteinander verglichen. Die von der Internationalen Arbeiterorganisation durchgeführte Studie ergab, daß die Kaufkraft des Einkommens von einem Land zum anderen völlig unterschiedlich ist. Zum Beispiel muß ein Weber im Sudan, ein Kellner in Sri Lanka, ein Spinner in Jugoslawien, ein Busfahrer in Bangladesch und ein Bäcker in der Zentralafrikanischen Republik für ein Kilo Reis über drei Stunden arbeiten. Im Gegensatz dazu kann ein Büroangestellter in Französisch-Polynesien oder ein Tischler in Schweden mit dem Verdienst von nur einer Arbeitsstunde neun Kilo Reis kaufen.
Teddybär schlägt Alarm
Der plötzliche Kindstod ist eine reale Angst vieler Eltern. Nun können Säuglinge durch einen technisch ausgeklügelten Teddybär, den Dr. Jan Heunis von den Weltraumforschungslabors in Südafrika entwickelt hat, 24 Stunden am Tag überwacht werden. Das kuschelige Spielzeug kontrolliert die Lebenszeichen des Babys. Die in Johannesburg erscheinende Zeitung The Star schreibt in einem Bericht über das Gerät, daß Unregelmäßigkeiten bei den Lebenszeichen des Kindes, wie zum Beispiel „abnorme Körpertemperatur, langsamer Herzschlag oder beschleunigter Puls“, einen Alarm auslösen, um die Eltern auf die mögliche Gefahr hinzuweisen. Der „Medi-Teddy“, wie das neue Produkt genannt wird, kostet ungefähr 250 Dollar.
Wert der einfachen Kartoffel
„Die europäischen Eroberer kamen mit der Vorstellung nach Amerika, die Reichtümer des Landes bestünden in Metallen und Edelsteinen. Es vergingen drei Jahrhunderte, bis der wirtschaftliche Wert der Kartoffel ‚entdeckt‘ wurde.“ Das erklärte Eduardo H. Rapoport vom Regionalen Hochschulzentrum Bariloche (Argentinien) in der brasilianischen Zeitschrift Ciência Hoje. Kartoffeln sind eines der wichtigsten und nahrhaftesten Lebensmittel und enthalten viele Vitamine. Der Wert der geernteten Kartoffeln wird jährlich mit Milliarden von Dollar veranschlagt. Rapoport führte weiter aus: „Der Wert der Welternte an Kartoffeln in einem Jahr ist weit höher als derjenige von allem Gold und Silber, das Spanien in Amerika erbeutete.“
Weniger Analphabeten
„Zum erstenmal überhaupt ist in den letzten Jahren, weltweit gesehen, die Zahl der Analphabeten zurückgegangen“, schreibt die New York Times. „In dem Bericht, der von der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur veröffentlicht wurde, wird die Zahl der Analphabeten für 1990 auf 948 Millionen geschätzt — weniger als die 950 Millionen, die man für 1985 errechnet hat.“ Etwa 26,6 Prozent der Weltbevölkerung sind Analphabeten, und wenn die rückläufige Entwicklung anhält, wird die Zahl bis zum Jahr 2000 auf 21,8 Prozent, d. h. 935 Millionen, zurückgehen. Übrigens wurde das vergangene Jahr zum Internationalen Alphabetisierungsjahr erklärt. Abgesehen davon, daß die ärmeren Länder mehr Bereitschaft zeigten, sich im Lesen und Schreiben zu verbessern, ist man auch zunehmend auf die funktionalen Analphabeten in den Industrieländern aufmerksam geworden, deren Zahl mit 10 bis 20 Prozent angegeben wird.
Wird Aids „jahrzehntelang grassieren“?
„Während die Aidsepidemie in ihr zweites Jahrzehnt eintritt, haben sowohl Forscher als auch Fürsprecher der Aidskranken ihre einst großen Hoffnungen, die Geißel rasch unter Kontrolle zu bekommen, schweren Herzens aufgegeben“, meldet die New York Times. „Diese Hoffnungen zerrannen, als sich die Suche nach wirksamen Medikamenten weit schwieriger gestaltete, als man angenommen hatte, und die Bemühungen, einen Impfstoff zu finden, ständig durch die heimtückischen Widerstandskräfte des Virus vereitelt wurden. Experten auf dem Gebiet der Medizin sind nun der Meinung, daß das Aidsvirus jahrzehntelang grassieren werde.“ Man hat errechnet, daß es bis zum Jahr 2000 rund 40 Millionen Aidsinfizierte geben wird. Obwohl Forscher das Virus isoliert, seine Proteine analysiert, seine Gene geklont und auch Medikamente entwickelt haben, um die Leiden der Aidspatienten zu lindern, ist die Krankheit unverändert tödlich.