Wir beobachten die Welt
Kanada und Religion
„Die Kanadier verlassen in Scharen den Schoß der Kirche“, meldete The Vancouver Sun. Die Hälfte aller Erwachsenen in Kanada besuchen den Gottesdienst gar nicht oder nur einmal im Jahr. Neue Statistiken verraten, daß sich die Zahl der konfessionslosen Kanadier in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt hat. Jim Hodgson, stellvertretender Sekretär für ökumenische Erziehung und Kommunikation des kanadischen Rates der Kirchen, erklärte: „Für viele ist der Materialismus und der Konsum zum Lebensinhalt geworden.“ Er meinte, daß „die Einkaufszentren für die meisten vermutlich wichtiger sind als die Kirche“.
Nigerias neue Hauptstadt
In den letzten 77 Jahren war Lagos die Hauptstadt Nigerias. Doch am 12. Dezember 1991 winkten der nigerianische Präsident Ibrahim Babangida und seine Frau den jubelnden Mengen in Lagos zum Abschied zu, stiegen in ein Flugzeug und flogen 480 km Richtung Inland — nach Abuja, der offiziell ausgerufenen neuen Landeshauptstadt. Die Entscheidung, den Regierungssitz nach Abuja zu verlegen, fiel 1976 zur Zeit des Ölbooms in Nigeria. Wie die nigerianische Zeitschrift Newswatch berichtete, traf man die Entscheidung aus dem Wunsch heraus, die Hauptstadt mehr in die Landesmitte zu verlegen und dem Gedränge in Lagos zu entgehen.
Dürre in Australien
„Die schlimmste Krise in Australien seit knapp 50 Jahren“, so hieß es in der Sydneyer Zeitung The Weekend Australian Review. Ende Oktober 1991 erklärte der Staat Neusüdwales, daß 65 Prozent seines Landes von der Dürre betroffen seien. Im nördlich davon gelegenen Nachbarstaat Queensland wurde gemeldet, daß über zwei Drittel des Staates unter der Trockenheit leiden. Als auf dem Kontinent im letzten Jahr die Sommerperiode begann, hatte man im östlichen Australien bereits seit Monaten bei 60 Prozent des Landes zu geringe Niederschläge verzeichnet, wobei einige Gegenden so niederschlagsarm waren wie nie zuvor. Die Review bemerkte: „Die Frage ist, ob das die Dürre des Jahrhunderts ist.“
Ein ungesundes Ideal
Gemäß einem neueren Bericht in dem Blatt Tufts University Diet and Nutrition Letter ist „das Schönheitsideal, das Frauen gegenwärtig vorgehalten wird, zumeist unnatürlich, unerreichbar und ungesund“. In den Augen vieler Frauen sind Schönheit und Schlankheit untrennbar miteinander verbunden. Die Medien fördern diese Vorstellung, indem sie ständig extrem schlanke Frauen präsentieren. Wie es in dem Bericht hieß, „sollten Frauen jedoch gar nicht wie guttrainierte Jungen aussehen, was den meisten ohnehin nicht gelingt, so sehr sie sich auch bemühen“. Es scheint, daß Frauen von Natur aus mehr Fett ansetzen als Männer. Bei fast allen Mädchen beginnt die Regel erst, wenn ihr Körper zu 17 Prozent aus Fett besteht. Auch in der Schwangerschaft setzt der Körper mehr Fett an. Deshalb tragen zahlreiche Frauen mittleren Alters, ganz gleich, aus welcher Kultur oder aus welchem Land sie kommen, ein Fettpolster von fast 40 Prozent ihres Körpergewichts mit sich herum.
Die Bevölkerungsexplosion verlangsamen
Die Erdbevölkerung war bis Mitte 1991 auf 5,4 Milliarden angewachsen. In dem Bericht State of World Population 1991 war zu lesen, daß die Weltbevölkerung im Jahre 2050, falls es so weitergeht, die 10-Milliarden-Grenze erreichen wird. Der UNFPA (Fonds der Vereinten Nationen für Bevölkerungsfragen) plant, dieses Wachstum zu verlangsamen — besonders in Afrika, wo auf eine Frau durchschnittlich 6,2 Geburten kommen. Das Ziel des UNFPA bis zum Jahr 2000 ist, den Gebrauch moderner Verhütungsmittel weltweit um 50 Prozent anzuheben. Dafür müßten jährlich 9 Milliarden Dollar aufgebracht werden. Viele denken, daß sich die Ausgabe lohnt. Offizielle Berechnungen in Indien haben beispielsweise ergeben, daß seit 1979 etwa 106 Millionen Geburten durch Empfängnisverhütung verhindert wurden. Dadurch sind 742 Milliarden Dollar an Schul- und Gesundheitskosten eingespart worden.
Die Geistlichkeit und ihr Ruf
Laut EPS (Ecumenical Press Service), dem Nachrichtendienst des Weltkirchenrates, ergab eine unlängst durchgeführte Umfrage, daß das Image der Geistlichkeit in Deutschland „einen schweren Rückschlag erlitten hat“. Wie EPS meldete, hat der Informationsdienst der Evangelischen Kirche der Union in Deutschland festgestellt, daß „der Beruf der Geistlichen zum ersten Mal nicht zu den 10 Topberufen gezählt wird, die höchstes Ansehen genießen“. Seit 1987 sind die Geistlichen in der ehemaligen DDR auf Platz 19 (von 25 in der Umfrage aufgeführten Berufen) gerutscht, während ihre Kollegen in Westdeutschland von Platz 5 auf Platz 12 gefallen sind.
Brustkrebs bei Männern
Ein Mann aus Provo (Utah, USA) richtete folgende Frage an das Magazin American Health: „Kann auch ein Mann Brustkrebs bekommen?“ Die Antwort lautete: „Ja, aber es kommt selten vor.“ Man erwartete, daß unter den über 170 000 voraussichtlichen neuen Brustkrebspatienten im Jahre 1991 in den Vereinigten Staaten nur etwa 900 Männer sein würden. In dem Magazin wurden folgende Risikofaktoren für Männer aufgeführt: „Wenn Brustkrebs bei Männern in der Familie liegt; bei Auftreten des Klinefelter Syndroms, einer genetischen Krankheit, die mit Gynäkomastie (Vergrößerung der Brust) zusammenhängt; im Fall von Hyperöstrogenismus, der vermehrten Produktion von Östrogenen.“ Das Magazin erläuterte weiter, daß „die Ärzte im allgemeinen zur Mastektomie raten, da der Brustkrebs beim Mann in der Regel erst in fortgeschrittenem Stadium entdeckt wird“.
Blut und Krankheiten
Indonesiens Gesundheitsminister erklärte, in seinem Land seien wahrscheinlich 2 500 Personen mit Aids infiziert. So nachzulesen in der Jakarta Post. Die Öffentlichkeit Indonesiens wird sich der Aidsgefahr immer mehr bewußt. Besonders die Blutvorräte werden einer eingehenden Untersuchung unterzogen, weil man einräumt, daß die tödliche Seuche durch Bluttransfusionen übertragen werden kann. Wie die Jakarta Post berichtet, hat man bis jetzt in keiner Blutprobe das HIV-Virus entdeckt. Allerdings hat das Indonesische Rote Kreuz bei 2,56 Prozent der Blutspenden, die bisher getestet wurden, den Syphiliserreger und das Hepatitis-B-Virus gefunden.
Vegetabilisches Elfenbein
Aufgrund der Nachfrage nach Elfenbein ist der Elefant vom Aussterben bedroht. „Jetzt kommt aus den Regenwäldern Südamerikas ein Naturprodukt, das die Nachfrage etwas eindämmen könnte“, schrieb das Magazin International Wildlife. „Hierbei handelt es sich um die sogenannten Taguanüsse, die im Gegensatz zu Elefantenstoßzähnen an Bäumen wachsen.“ Das vegetabilische Elfenbein wird aus den getrockneten, polierten Samen südamerikanischer Palmen hergestellt. Geschnitzt fühlt es sich wie echtes Elfenbein an, und es sieht auch genauso aus; sogar die Porosität ist ähnlich. Sicher wird die Palme deshalb Phytelephas genannt — „Elefantenpflanze“. Der einzige Haken an der Sache ist, daß die Nüsse bloß ca. 2,5 cm groß sind, weshalb sie nur begrenzt verwendet werden können. Vegetabilisches Elfenbein ist nichts Neues, denn man kennt es schon seit über 100 Jahren. Es wurde zu Knöpfen und anderem verarbeitet. Der Handel mit Taguanüssen geriet nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch praktisch in Vergessenheit, da das neuentwickelte, billige Plastik ihm Konkurrenz gemacht und ihn lahmgelegt hatte. In Japan, Frankreich, Italien, Deutschland und den Vereinigten Staaten werden Taguanüsse bereits in zunehmendem Maße wieder verarbeitet.
Ehebruch in Argentinien
Die argentinische Zeitung Clarín meldete, daß 90 Prozent derjenigen, die in Argentinien einen Privatdetektiv engagieren, herausfinden möchten, ob ihr Ehepartner Ehebruch begangen hat. In Clarín hieß es, daß „die meisten Auftraggeber (ca. 75 Prozent) Frauen in den 40ern sind“. In 80 Prozent der Fälle gelingt es Privatdetektiven, genug Beweismaterial zu sammeln, um den Verdacht auf Ehebruch zu bestätigen.
Gesinnungswandel
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich Japan von einem armen Land zu einem weithin anerkannten Wirtschaftsriesen der Welt hochgearbeitet. Der Durchschnittsjapaner scheint davon aber nicht beeindruckt zu sein. Zufolge einer neueren Studie sagten nur „27 Prozent der Japaner, daß sie auf die größeren Unternehmen des Landes stolz“ seien, so die Mainichi Daily News. Aus Umfragen in zehn Ländern ging hervor, daß Japaner in jeder Beziehung am unpatriotischsten sind. Nur 10 Prozent der Japaner sind bereit, für ihr Land zu sterben. Das ist ein bezeichnender Gesinnungswandel, denn gemäß der Kodansha Encyclopedia of Japan meldeten sich auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs 92 Prozent der männlichen Zivilisten freiwillig zum Einsatz.
Rückschritte im Kampf gegen Malaria
„Dem Kampf gegen Malaria stehen schlimme Zeiten bevor“, schrieb die Zeitschrift Science. Ein neuer Bericht des Instituts für Medizin zeigt, daß der Mensch im Kampf gegen den Erreger nach anfänglichen Fortschritten in den 40er und 50er Jahren wieder Rückschritte macht. Jedes Jahr sterben über eine Million Menschen (zumeist Kinder) in 102 Ländern an Malaria. Dazu kommt noch, daß bisherige Mittel gegen Malaria in ihrer Wirkung nachgelassen haben und nur wenige neue Impfstoffe entwickelt wurden. Außerdem ist durch Kriege in afrikanischen Ländern, wo die meisten der Todesfälle zu verzeichnen sind, der Kampf gegen die Seuche erschwert worden, und die reicheren Länder haben die Zuschüsse zur Malariaforschung gekürzt.