Junge Leute fragen sich:
Warum die Jungfräulichkeit bewahren?
„MIT der Jungfräulichkeit ist es heutzutage wie mit den Milchzähnen: Man verliert sie vor Schulabschluß“, schrieb die Autorin Lesley Jane Nonkin. Aussagen wie diese spiegeln die liberale, freizügige Einstellung vieler Jugendlicher gegenüber Sex wider. Heutzutage ist ein unberührter Jugendlicher in den Augen anderer wahrscheinlich ein verschrobener Sonderling. In einer Umfrage unter Jugendlichen gaben die Jungen zu, daß sie ihre Jungfräulichkeit „unbedingt“ loswerden wollten. Die Mädchen, die noch keinen Sex hatten, fanden sich „unnormal“.
Wie in einem früheren Artikel gezeigt wurde, ist Jungfräulichkeit jedoch in Gottes Augen normal.a Er schätzt sie hoch ein und verurteilt voreheliche Beziehungen als unmoralisch und schädlich (1. Thessalonicher 4:3-8). Dennoch muß man, wenn man seine Jungfräulichkeit bewahren möchte, einem ungeheuren Druck standhalten. Warum sollte ein Jugendlicher das tun? Hat es irgendwelche Vorteile, die Jungfräulichkeit zu bewahren?
Auf der Suche nach Liebe?
Viele Jugendliche denken, Sex bedeute einfach, zu lieben und geliebt zu werden. Der Wunsch, geliebt zu werden, ist völlig normal. Jugendliche brauchen dieses Gefühl meist ganz besonders. In dem Buch Coping With Teenage Depression wird erklärt: „Da das Familienleben immer mehr an Innigkeit und Nestwärme verliert, suchen sich Teenager woanders Trost und Geborgenheit. In zahlreichen Familien ist jeder so sehr beschäftigt, daß wenig Zeit für die anderen und für gemeinsame Unternehmungen, geschweige denn für ein freundschaftliches Gespräch bleibt. ... Wenn Jugendliche sich zu Hause nicht geliebt und geborgen fühlen, werden sie ... Sex als das Mittel betrachten, sich Zuneigung und das Gefühl zu holen, geliebt und geschätzt zu werden.“
Genauso ging es einem Mädchen namens Ann. Sie erzählt: „Viele junge Leute fühlen sich nicht geliebt, weil ihre Eltern sie vielleicht nicht genug beachten. Sie entwickeln das Bedürfnis und den Wunsch, geliebt zu werden oder jemandem nahe zu sein. So war das bei mir, und deshalb suchte ich bei einem Jungen nach Liebe.“
Wahre Liebe jedoch „benimmt sich nicht unanständig, blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus“ (1. Korinther 13:4, 5). Innerhalb einer ehrbaren Ehe sind Geschlechtsbeziehungen würdig und etwas sehr Schönes (1. Mose 1:28; Sprüche 5:15-19). Doch außerhalb der Ehe sind sie zumeist nicht mehr als ein Trostpflaster für verletzte Gefühle, eine Flucht vor Problemen, eine Möglichkeit, sein angeknackstes Ego aufzupolieren und mit Gruppenzwang fertig zu werden, oder eine Gelegenheit, die ehelichen Freuden zu genießen, ohne die damit verbundene Verantwortung zu übernehmen. So folgerte Dr. Louis Fine: „Der Heranwachsende lebt in einem Geschlechtsakt zumeist seine Abneigung, seine Wut und seinen Frust aus, statt Liebe, Zuneigung und Gefühl zu geben“ (“After All We’ve Done for Them”—Understanding Adolescent Behavior).
Das deckt sich mit Anns Erfahrung. „Ich wurde schwanger“, sagt sie. „Erst dann wurde mir klar, daß meine Eltern mich wirklich liebten und sich um mich sorgten. Denn sie hielten während der Schwangerschaft zu mir — und nicht der Junge, bei dem ich Liebe gesucht hatte. Er ist auf und davon.“
Selbst wenn unerlaubte Geschlechtsbeziehungen keine so ernsthaften Folgen haben wie eine Schwangerschaft, hinterlassen sie dennoch häufig ein Gefühl der Leere und der Verletztheit. In dem Buch The Private Life of the American Teenager heißt es: „Nicht wenige fühlen sich von ihrem Freund ausgenutzt, der damit droht, sie sitzenzulassen, wenn sie nicht mit ihm schlafen. Lassen sie sich darauf ein, fühlen sie sich letztendlich zumeist gedemütigt, vor allen Dingen, wenn die Beziehung in die Brüche geht oder auf rein sexueller Basis weiterläuft.“
Wenn man zu jung zum Heiraten ist
Manche denken, Geschlechtsbeziehungen würden dazu beitragen, daß sich ein Pärchen näherkommt. Aber wenn das Pärchen zu jung zum Heiraten ist, wozu dann einander so nahe kommen? Geht die Beziehung, wie vorauszusehen, in die Brüche, ist das Herzeleid praktisch schon vorprogrammiert. In seinem Buch How to Raise Parents erinnert der Autor Clayton Barbeau daran, daß „die Jugendzeit die Zeit der Persönlichkeitsfindung ist, in der man sich über sich selbst klar wird“. Seine Frage ist deshalb: „Wenn man sich selbst nicht kennt, wie kann man dann jemand anders kennen, geschweige denn lieben?“
Übrigens werden sinnvolle Gespräche durch Sex vor der Ehe eher behindert als gefördert. Gleichzeitig können Schuldgefühle ein Paar auseinanderbringen (Römer 2:15). „Durch meine Schuldgefühle wurde die Kluft zwischen uns noch größer“, gestand ein Mädchen. „Ich haßte ... [meinen Freund], weil ich mich seinetwegen so mies fühlte. Vor lauter Scham konnte ich nicht einmal mehr meinen Eltern in die Augen schauen.“ Eine andere Jugendliche klagt: „Alles, was mir wichtig war — meine Moralvorstellungen, meine Selbstachtung, mein gutes Gewissen —, warf ich über Bord, nur um mich geliebt zu fühlen.“
Der Autor Clayton Barbeau traf daher den Nagel auf den Kopf, als er abschließend sagte: „Meiner Meinung nach sind Teenager, die auf sexuelle Abenteuer aus sind, wie kleine Kinder, die mit Nitroglyzerin herumhantieren.“
Der Schlüssel zu einer glücklichen Ehe
Einige Jugendliche denken, daß sie besser auf die Ehe vorbereitet sind, wenn sie sexuelle Erfahrungen gesammelt haben. Die Tatsachen sprechen dagegen. Denn sexuelle Probleme in der Ehe haben in der Regel mit emotionellen Problemen zu tun — nicht mit mangelnder sexueller Erfahrung. Voreheliche Beziehungen wirken sich vielmehr eher zum Schaden der Ehe aus. Sie untergraben die gegenseitige Achtung und lassen das Paar hauptsächlich an die körperliche Anziehungskraft denken; eine gefühlsmäßige Vertrautheit wird kaum aufgebaut. So heißt es in dem Buch Building a Successful Marriage: „Beim vorehelichen Geschlechtsverkehr kann im Prinzip fast nur die körperliche Anziehungskraft eine Rolle spielen, die von Selbstsucht statt von gegenseitiger Zuneigung geprägt ist.“ Letztendlich führt eine selbstsüchtige Einstellung gegenüber Sex zu einer unglücklichen Ehe. Das Glück im ehelichen Verkehr stellt sich nur ein, wenn ein verheiratetes Paar biblische Grundsätze befolgt und mehr auf Geben als auf Nehmen bedacht ist (1. Korinther 7:3; vergleiche Apostelgeschichte 20:35).
In dem Buch Warum bis zur Ehe warten? wird auf ein weiteres Problem aufmerksam gemacht: „Männer und Frauen, die vor der Ehe ein freizügiges Leben führten, können nicht erwarten, durch die Heirat plötzlich wunderbarerweise geändert zu werden. Mit wenigen Ausnahmen neigen sie dazu, ihre Triebe auszuleben wie ehedem. Wenn eheliche Treue wenig bedeutet, legen sie auch auf voreheliche Enthaltsamkeit nicht viel Wert.“ Vor der Ehe keinen Geschlechtsverkehr zu haben kann dir die nötige moralische Kraft geben, dem biblischen Gebot zu gehorchen: „Die Ehe sei ehrbar unter allen, und das Ehebett sei unbefleckt, denn Gott wird Hurer und Ehebrecher richten“ (Hebräer 13:4).
In einem Artikel einer geachteten Medizinfachzeitschrift wurde deshalb gesagt: „Es steht fest, daß die Chance, eine glückliche Ehe zu führen, bei solchen, die keinen vorehelichen Intimverkehr hatten, höher ist, weil sie meist andere Tugenden entwickelt haben. Sie sind unter anderem oft pflichtbewußter, können ihre Bedürfnisse eher zurückstellen und halten sich an Richtlinien.“ Wer seine Jungfräulichkeit also unvernünftigerweise wegwirft, wird das sehr bedauern.b Ein Mädchen sagte: „Ich bin 14 und nicht mehr jungfräulich. Ich bedauere das aus tiefstem Herzen, und es bricht mir das Herz. Denn eigentlich wollte ich das unberührte Mädchen sein, das mein zukünftiger Mann einmal begehren würde.“
Füge dir selbst kein Unrecht zu
Hier noch ein letzter Vorteil der Jungfräulichkeit, den es zu bedenken gilt. Die Bibel zeigt, daß diejenigen, die Gottes Gesetze mißachten, „sich als Lohn für Unrechttun selbst Unrecht zufügen“ (2. Petrus 2:13). Inwiefern könntest du dir durch voreheliche Beziehungen selbst Unrecht zufügen? Beachte, was in einem Artikel der Zeitschrift Seventeen stand: „Aidsforscher sind zunehmend besorgt, weil das Aidsvirus unter Jugendlichen immer mehr um sich greift.“ Trotz aller Aufklärung über diese tödliche Krankheit haben laut einer Umfrage „nur etwa ein Drittel [der befragten Jugendlichen] in ihrem Sexualleben aus Furcht vor der Krankheit Änderungen vorgenommen“.
Viele Jugendliche begreifen auch nicht, daß eine Schwangerschaft, unzählige sexuell übertragbare Krankheiten wie Aids, seelische Probleme, ein abgestumpftes Gewissen oder, was am schlimmsten ist, ein gestörtes Verhältnis zu Gott die Folge von Unmoral sein kann. Füge dir kein Unrecht zu! In Sprüche 14:16 heißt es: „Der Weise fürchtet sich und wendet sich von Schlechtem ab.“ Glaube nicht das Märchen vom „sicheren Sex“! Von Gottes Standpunkt aus ist Sex einzig und allein innerhalb der Ehe sicher und annehmbar. Halte deine Jungfräulichkeit bis dahin in Ehren. Laß dir von anderen nicht einreden, du müßtest dich deswegen schämen und sie aufgeben!
[Fußnoten]
a Siehe die Erwachet!-Ausgabe vom 22. März 1992.
b Wer seine Jungfräulichkeit durch Vergewaltigung oder Kindesmißbrauch verloren hat, kann aus dem Wissen Trost schöpfen, daß Gott ihn immer noch als „untadelig und unschuldig“ betrachtet (Philipper 2:15). Wer Hurerei begangen hat, bevor er biblische Grundsätze kennenlernte, kann ebenfalls Mut fassen, denn von Gottes Standpunkt aus ist er durch seinen Glauben an das Loskaufsopfer Jesu „reingewaschen“ worden (1. Korinther 6:11). Auch ein Christ, der eine unmoralische Handlung begangen hat, dann aber aufrichtig bereut und sich geändert hat, kann einen reinen Stand vor Gott erlangen. Liebende, verständnisvolle Ehepartner waren unter solchen Umständen oft bereit zu vergeben.
[Bild auf Seite 26]
Viele, die voreheliche Beziehungen haben, fühlen sich ausgenutzt und gedemütigt