Religionsfreiheit in Bulgarien

Spätabends am Donnerstag, den 11. Juli 1991 kamen außerhalb Salonikis (Griechenland) auf dem Gelände, auf dem der Bezirkskongreß „Freiheitsliebende Menschen“ stattfinden sollte, sechs Busse aus Bulgarien an, die über 300 Delegierte zum Kongreß brachten. Wegen des Bürgerkriegs im benachbarten Jugoslawien und der dadurch ausgelösten Unruhen in dieser Gegend konnten die Delegierten ihre Visa erst im letzten Moment erhalten.

Am Mittwochnachmittag hatte das Botschaftspersonal in Sofia (Bulgarien) Überstunden gemacht, um die Visa zu bearbeiten. So konnten die Delegierten aus verschiedenen Teilen Bulgariens gerade noch rechtzeitig mit Bussen abgeholt werden, um am Abend vor Kongreßbeginn (Freitag, 12. Juli) an der Kongreßstätte einzutreffen.

Zu dieser Zeit war das Werk der Zeugen Jehovas in Bulgarien noch verboten. Welche Begeisterung herrschte daher unter ihnen, als sie sich im benachbarten Griechenland in Freiheit christlicher Gemeinschaft erfreuen konnten! Für die bulgarischen Besucher hatte man an der Kongreßstätte in einer Halle eine hübsch dekorierte Bühne (siehe oberes Foto) hergerichtet. Wie froh und dankbar waren sie doch darüber, daß fast das gesamte Programm in ihrer eigenen Sprache dargeboten wurde! Die einzige Ausnahme bildete das biblische Drama. Es wurde in Bulgarisch in einer 15minütigen Ansprache zusammengefaßt, und anschließend schauten sich die bulgarischen Delegierten zusammen mit ihren griechischen Brüdern die Aufführung des Dramas an.

Ein Höhepunkt des bulgarischen Kongresses war die Taufansprache am Samstagmorgen. 342 Personen waren anwesend, eine Höchstzahl, und 39 wurden getauft (auf dem unteren Foto kann man einige von ihnen stehen sehen). Die Delegierten waren auch voller Begeisterung, als die Broschüre Geister von Verstorbenen — Können sie dir helfen oder dir schaden? Gibt es sie wirklich? und das Buch Mein Buch mit biblischen Geschichten in ihrer eigenen Sprache freigegeben wurden.

Aber die schönste Überraschung erlebten die Delegierten, kurz nachdem sie nach Bulgarien zurückgekehrt waren. Am 17. Juli, weniger als eine Woche nach dem Kongreß, wurde das Werk der Zeugen Jehovas in Bulgarien gesetzlich anerkannt! Es ist bemerkenswert, daß die Versammlungsverkündiger dort im folgenden Monat durchschnittlich 21,2 Stunden im Predigtdienst verbrachten. Wie glücklich können wir doch darüber sein, daß sich ein weiteres osteuropäisches Land religiöser Freiheit erfreuen kann!