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  • Elendsviertel — Harte Zeiten im Dschungel der Städte
  • Erwachet! 1992
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Erwachet! 1992
g92 8. 10. S. 10-13

Elendsviertel — Harte Zeiten im Dschungel der Städte

Von unserem Korrespondenten in Afrika

DAS Mädchen aus dem Elendsviertel einer westafrikanischen Stadt läuft barfuß die Straße entlang. Auf dem Kopf trägt sie eine flache, runde Schale mit etwa zwei Dutzend Apfelsinen. Ihr ausgemergelter Körper steckt in einem gelben, abgetragenen Kleid. Sie ist in Schweiß gebadet.

Sie ist hier, weil sie etwas verkaufen möchte, ebenso wie die anderen Kinder aus armen Familien, die ihr Konkurrenz machen. „Kauft die Orangen!“ ist der übliche Ruf. Aber die Kleine sagt keinen Ton; vielleicht ist sie hungrig oder krank oder einfach müde.

Vom anderen Ende der Straße kommen ihr zwei Schulmädchen entgegen, in königsblaue Schuluniformen gekleidet. Beide haben weiße Söckchen und weiße Sandaletten an. Und jede trägt eine Schulmappe, vollgestopft mit Büchern. Die Schulmädchen laufen munter die Straße entlang und unterhalten sich fröhlich. Sie bemerken das kleine Mädchen nicht, doch die Kleine bemerkt die beiden. Sie beobachtet die zwei mit ausdruckslosen Augen.

Die Schulmädchen werden gleich ihr bequemes, sicheres Zuhause erreichen. Aber wenn das kleine Mädchen spät am Tag nach Hause geht, wird sie in eine völlig andere Welt kommen. Ihr Zuhause ist ein Labyrinth aus planlos zusammengewürfelten Holz- und Blechbehausungen.

Das Elendsviertel

Die Hauptstraße ist hier ein Weg aus festgetretener Erde. In der Regenzeit wird daraus Schlamm. Für Autos ist die Straße zu eng. Dort wird man vergeblich eine Polizeiwache, eine Feuerwache, ein Gesundheitszentrum oder auch nur einen Baum suchen. Über der Straße sind keine Strom- oder Telefonleitungen zu sehen. Darunter liegen keine Wasserleitungen oder Abwasserkanäle.

Auf der Straße wimmelt es von Menschen. Die Luft ist von Stimmengewirr erfüllt. Gespräche mischen sich mit Gelächter, Streitereien, Geschrei und Gesang. Weißgekleidete Männer sitzen auf langen Bänken und unterhalten sich. Frauen rühren im Reis, der in den Töpfen über offenen Holzfeuern dampft. Kinder überall — Kinder, die spielen, schlafen, arbeiten, schwatzen, verkaufen. Die meisten werden wie das Mädchen mit den Apfelsinen nie einen Zoo besuchen, nie mit einem Fahrrad fahren und nie eine Schule von innen sehen.

Hier, in einem Land, in dem die durchschnittliche Lebenserwartung nur 42 Jahre beträgt, sterben die Menschen jung. Mit ihren neun Jahren hat das kleine Mädchen schon einen Lebensabschnitt überstanden — die ersten vier Jahre —, für den es in ihrem Land eine der weltweit schlechtesten Überlebensraten gibt. In dieser Zeit war die Wahrscheinlichkeit zu sterben für sie 40- bis 50mal so hoch, als wenn sie in einem Industrieland geboren worden wäre. Viele hier in ihrer Umgebung schaffen es nicht bis zum sechsten Lebensjahr. Wenn sie lange genug lebt, ist für sie die Wahrscheinlichkeit, während der Schwangerschaft oder bei der Entbindung zu sterben, sehr viel höher als bei einer Frau in Europa oder Nordamerika, nämlich 150mal so hoch.

Hunderte von Millionen leben in rasant wachsenden Slums und Elendsvierteln wie diesem. Angaben der Vereinten Nationen zufolge leben 1,3 Milliarden Menschen eingepfercht in den Städten der Entwicklungsländer, und jedes Jahr kommen 50 Millionen hinzu.

Das Leben in den Entwicklungsländern

Sind wir zu Hause an ein gewisses Maß an Privatsphäre, an fließendes Wasser und an eine Toilette gewöhnt? Gibt es bei uns eine Müllabfuhr? Hunderte von Millionen Menschen in den Entwicklungsländern haben so etwas nicht.

In vielen Städten sind die Armenviertel so überfüllt, daß es nichts Ungewöhnliches ist, wenn eine zehnköpfige Familie in einem einzigen Raum lebt. Häufig haben die Menschen dort weniger als einen Quadratmeter pro Bewohner. In einigen Bezirken einer Stadt im Orient sind selbst kleine Räume für mehrere Bewohner unterteilt und verfügen über Etagenbetten, die zur Wahrung der Privatsphäre und zum Schutz gegen Diebe vergittert sind. In einem anderen Land kann man im Rahmen eines Systems, das man „Warmes-Bett-System“ nennt, Betten stundenweise mieten, so daß ein Bett von zwei oder drei Personen schichtweise genutzt werden kann.

Gemäß dem Jahresbericht 1991 des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) haben weltweit 1,2 Milliarden Menschen kein sauberes Trinkwasser. Millionen müssen ihr Wasser von Händlern kaufen oder es aus Flüssen oder anderen Oberflächengewässern schöpfen. Wo es fließendes Wasser gibt, kämpfen manchmal mehr als tausend Menschen um die Nutzung eines einzigen Wasserhahns an einem Standrohr.

Nach UNICEF-Schätzungen müssen 1,7 Milliarden Menschen ohne Sanitäreinrichtungen leben. Für 85 Prozent der Bewohner von Elendsvierteln ist es nichts Ungewöhnliches, ohne Toiletten auskommen zu müssen. In den meisten Städten Afrikas und Asiens, einschließlich vieler Millionenstädte, gibt es überhaupt kein Abwassersystem. Menschliche Fäkalien gehen in Bäche, Flüsse, Gräben, Kanäle und Wasserrinnen.

Ein anderes Problem ist der Müll. In den Städten der Entwicklungsländer werden 30 bis 50 Prozent des Mülls nicht abgeholt. Am meisten werden die Armenviertel vernachlässigt. Ein Grund dafür ist, daß die Armen weniger Abfall wegwerfen, der von der Müllabfuhr oder den Recyclingfirmen gewinnbringend verwertet werden könnte. Ein zweiter Grund besteht in der Tatsache, daß viele Armensiedlungen als illegal gelten und daher von den Behörden von staatlichen Dienstleistungen ausgeklammert werden. Und drittens ist es in vielen Armenvierteln aufgrund ihrer Lage und ihrer Überfüllung schwierig und teuer, solche Dienste aufrechtzuerhalten.

Was passiert mit dem Müll? Er wird auf die Straßen, das offene Land, in Flüsse und Seen geworfen, wo er verrottet.

Gesundheitsrisiken

Die Misere der Armen in den Städten unterscheidet sich von Ort zu Ort. Aber drei Faktoren sind fast überall anzutreffen. Erstens sind ihre Behausungen nicht einfach nur unbequem, sondern gefährlich. In dem Buch The Poor Die Young heißt es: „Mindestens 600 Millionen Menschen in den urbanen Gebieten der dritten Welt leben in Behausungen und Wohngebieten, die als gesundheits- und lebensbedrohend bezeichnet werden müssen.“

Wie kann eine unzulängliche Wohnsituation die Gesundheit gefährden? Die hohe Bevölkerungsdichte in den Armenvierteln trägt zur Ausbreitung von Krankheiten wie Tuberkulose, Grippe und Meningitis bei. Die Übervölkerung leistet auch Unfällen im Haushalt Vorschub.

Der Mangel an sauberem Wasser fördert die Verbreitung von Krankheiten, die durch Trinkwasser übertragen werden können, wie Typhus, Hepatitis und Ruhr. Er kann auch zu Durchfallerkrankungen führen, an denen in den Entwicklungsländern alle 20 Sekunden ein Kind stirbt. Da nicht genügend Wasser zum Waschen und Baden zur Verfügung steht, sind die Menschen für Augeninfektionen und Hautkrankheiten anfälliger. Und wenn die Armen für Wasser hohe Preise zahlen müssen, bleibt weniger Geld für Nahrungsmittel übrig.

Verseuchtes Wasser und verunreinigte Nahrungsmittel sind schuld an Fäkal-oral-Krankheiten und Darmparasiten wie Hakenwürmer, Rundwürmer und Bandwürmer. Nicht abgeholter Müll zieht Ratten, Fliegen und Kakerlaken an. Stehende Gewässer sind die Brutstätten von Moskitos, die Malaria und Filariosen übertragen.

Der Armutssumpf

Ein zweites charakteristisches Merkmal des Lebens im Elendsviertel besteht darin, daß sich die Bewohner kaum daraus befreien können. Die meisten Zuzügler sind Landbewohner, die vor der Armut in die Stadt fliehen. Da sie sich keine richtige Unterkunft leisten können, steht am Beginn — und oftmals auch am Ende — ihres Stadtlebens der Slum oder das Elendsviertel.

Viele von ihnen sind fleißig und bereit, hart zu arbeiten, aber oft haben sie keine andere Wahl, als schlechtbezahlte Jobs mit langer Arbeitszeit anzunehmen. Eltern in großen finanziellen Schwierigkeiten schicken ihre Kinder zur Arbeit statt in die Schule; und für Kinder mit geringer oder gar keiner Schulbildung stehen die Aussichten schlecht, es einmal besser zu haben als ihre Eltern. Obwohl die Jugendlichen nur sehr wenig verdienen, ist doch das, was sie verdienen, für die Familie oft lebenswichtig. Daher besteht für die Mehrheit der armen Städter kaum eine Hoffnung, ihr Schicksal zu verbessern; ihr Ziel ist es, den jeweiligen Tag zu überleben.

Ungeliebt, unerwünscht

Ein dritter Faktor ist die Ungewißheit, ob man am nächsten Tag noch ein Dach über dem Kopf haben wird. Vielen Regierungen sind Elendsviertel und Slums peinlich. Anstatt die Situation in den Elendsvierteln zu verbessern, was allerdings nicht immer praktikabel ist, schickt die Regierung Bulldozer.

Die Regierungen rechtfertigen die Zerstörung der Elendsviertel vielleicht mit der Begründung, dies wäre nötig, um die Stadt zu verschönern, die Kriminalität zu bekämpfen oder um das Land neu zu erschließen. Doch welche Gründe auch immer genannt werden, die Leidtragenden sind die Armen. Normalerweise können sie nirgends sonst hinziehen; und sie bekommen nur eine geringe oder gar keine Entschädigung. Doch wenn die Bulldozer kommen, bleibt für sie kaum eine andere Wahl, als zu gehen.

Die Rolle der Regierung

Warum sorgen die Regierungen nicht dafür, daß allen Einwohnern ausreichend Wohnraum mit fließendem Wasser, Kanalisation und Müllentsorgung zur Verfügung steht? Das Buch Squatter Citizen antwortet: „Viele Länder der dritten Welt haben einen solchen Mangel an Ressourcen und so wenig Chancen, eine stabile und erfolgreiche Rolle am Weltmarkt zu entwickeln, daß man ernsthaft ihre Lebensfähigkeit als Nationalstaaten anzweifeln muß. Man kann kaum eine Regierung dafür kritisieren, daß sie die Bedürfnisse ihrer Bürger nicht befriedigt, wenn die gesamte Nation einen solchen Mangel an Ressourcen hat, daß unter den gegenwärtigen Umständen nicht genügend da ist, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen.“

In vielen Ländern verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation. Letztes Jahr erklärte der aus dem Amt scheidende Generalsekretär der Vereinten Nationen: „Die Stellung der meisten Entwicklungsländer in der Weltwirtschaft wird seit einiger Zeit immer schlechter. ... Über eine Milliarde Menschen lebt jetzt in absoluter Armut.“

Wie steht es mit ausländischer Hilfe?

Warum unternehmen die wohlhabenden Nationen nicht mehr, um zu helfen? In einer Abhandlung darüber, wie sich Hilfeleistungen auf die Armut auswirken, wird im Entwicklungsbericht der Weltbank zugegeben: „Bilaterale Hilfeleistungen [die 64 Prozent aller ausländischen Hilfe ausmachen] ... werden aus vielerlei Gründen erbracht: politische, strategische, kommerzielle und humanitäre. Die Bekämpfung der Armut ist nur ein Motiv unter vielen, und es ist für gewöhnlich keineswegs das wichtigste.“

Andererseits: Selbst wenn die Regierungen die Mittel haben, um das Schicksal der Armen zu verbessern, so heißt das noch nicht, daß sie das auch immer tun. Ein Problem in vielen Ländern besteht darin, daß die untergeordneten Behörden für Obdach und Dienstleistungen zu sorgen haben, aber von den übergeordneten Stellen weder die Kompetenzen noch die Mittel dafür erhalten.

Städte der Zukunft

In Anbetracht der Trends der letzten Jahrzehnte prophezeien die Fachleute den armen Städtern in den Entwicklungsländern eine düstere Zukunft. Das rapide Wachstum der Städte werde anhalten und die Regierungen würden den meisten Stadtbewohnern weder fließendes Wasser noch Kanalisation, Entwässerungskanäle, befestigte Straßen, Gesundheitsfürsorge, Polizei oder Rettungsdienste bieten können.

Immer mehr Siedlungen werden auf gefährdetem Terrain wie an Abhängen, in Überschwemmungsgebieten und auf verseuchtem Land entstehen. Immer mehr Menschen werden an Krankheiten leiden, die auf die Übervölkerung und die gesundheitsschädlichen Verhältnisse zurückzuführen sind. Immer mehr arme Städter werden mit der ständigen Bedrohung einer gewaltsamen Räumung leben müssen.

Bedeutet dies, daß es für die Bewohner der Elendsviertel wie das anfangs erwähnte kleine Mädchen mit den Apfelsinen keinerlei Hoffnung gibt? Keineswegs.

Eine drastische Änderung steht bevor

Gottes Wort, die Bibel, zeigt, daß es eine drastische Veränderung zum Guten geben wird — und zwar bald. Diese Veränderung kommt nicht durch die Bemühungen menschlicher Regierungen, sondern durch Gottes Königreich, eine himmlische Regierung, die bald die Herrschaft über die gesamte Erde übernehmen wird (Matthäus 6:10).

Unter Gottes Königreich werden gottesfürchtige Familien nicht in erbärmlichen Slums und Elendsvierteln gefangen sein, sondern in einem Paradies leben (Lukas 23:43). Statt in der ständigen Furcht vor einer Räumung zu sein, werden sie, wie die Bibel es beschreibt, „tatsächlich sitzen, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und da wird niemand sein, der sie aufschreckt“ (Micha 4:4).

Unter Gottes Königreich werden die Menschen, statt jung in überfüllten Behausungen zu sterben, „gewiß Häuser bauen und sie bewohnen; und sie werden bestimmt Weingärten pflanzen und deren Fruchtertrag essen. ... Denn gleich den Tagen eines Baumes werden die Tage meines Volkes sein“ (Jesaja 65:21, 22).

Auch wenn es vielleicht schwerfällt, diesen Verheißungen Glauben zu schenken, so können wir doch sicher sein, daß sie sich bewahrheiten werden. Warum? Weil Gott nicht lügt; und „bei Gott wird keine Erklärung etwas Unmögliches sein“ (Lukas 1:37; 4. Mose 23:19).

[Bild auf Seite 13]

Unter Gottes Königreich werden Armut und Elendsviertel paradiesischen Zuständen weichen

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