Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g93 8. 2. S. 6-9
  • Was sind die Ursachen häuslicher Gewalt?

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Was sind die Ursachen häuslicher Gewalt?
  • Erwachet! 1993
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Welche Rolle spielt der familiäre Hintergrund?
  • Welche Rolle spielen Belastungen?
  • Falsche Ansicht über die Geschlechter
  • Welche Rolle spielt Alkohol?
  • Wie die Medien die Handlungsweise beeinflussen
  • Die Auswirkung der Vereinsamung
  • Hilfe für gewalttätige Familien
  • Gewalt in der Familie
    Erwachet! 1993
  • Warum mißhandeln Männer Frauen?
    Erwachet! 2001
  • Wie denkt Gott über Gewalt?
    Erwachet! 2002
  • Probleme, die eine Familie schädigen, sind überwindbar
    Das Geheimnis des Familienglücks
Hier mehr
Erwachet! 1993
g93 8. 2. S. 6-9

Was sind die Ursachen häuslicher Gewalt?

„Statt ein Zufluchtsort vor den Belastungen, den Spannungen und der Unvernunft der Gesellschaft draußen zu sein, scheint die Familie oft diese Spannungen zu übertragen oder sogar zu vergrößern“ (The Intimate Environment—Exploring Marriage and the Family).

DIE Erforschung der familiären Gewalt ist ein relativ neues Gebiet. Erst in den letzten Jahrzehnten sind umfangreichere Untersuchungen durchgeführt worden. Die Ergebnisse sind zwar nicht immer übereinstimmend, aber es lassen sich doch einige grundlegende Muster erkennen. Wir wollen einmal einige davon betrachten.

Welche Rolle spielt der familiäre Hintergrund?

Eine Reihe von Wissenschaftlern sagte über ihre Resultate: „Je gewalttätiger das befragte Paar ist, desto gewalttätiger sind ihre Kinder untereinander und gegenüber den Eltern.“

Kinder werden allein schon dadurch nachhaltig beeinflußt, daß sie Augenzeuge familiärer Gewalt sind. „Ein Kind zwingen, mit ansehen zu müssen, wie seine Mutter verprügelt wird, ist ebenso schlimm, wie das Kind zu schlagen“, schreibt der Therapeut John Bradshaw. Ein Jugendlicher namens Ed haßte es, mit anzusehen, wie sein Vater seine Mutter schlug. Dennoch wurde er, wohl ohne sich selbst dessen bewußt zu sein, darauf konditioniert, daß Männer Frauen beherrschen und sie dazu einschüchtern, verletzen und erniedrigen müßten. Als Erwachsener setzte er diese beleidigenden, gewalttätigen Methoden gegenüber seiner Frau ein.

Manche Eltern verbieten ihren Kindern vorsichtigerweise, sich im Fernsehen Gewalt anzuschauen, und das ist gut so. Allerdings sollten Eltern noch vorsichtiger sein, wenn es um ihr eigenes Verhalten als Rollenvorbild für ihre leicht formbaren Kinder geht.

Welche Rolle spielen Belastungen?

Schwangerschaft, Arbeitslosigkeit, der Tod eines Elternteils, Umzug, Krankheit, finanzielle Schwierigkeiten und anderes bringen Belastungen mit sich. Die meisten Menschen begegnen Belastungen, ohne gewalttätig zu werden. Doch für einige können sie, insbesondere in Verbindung mit anderen Faktoren, der Auftakt zu Gewalttätigkeiten sein. Beispielsweise führt die Pflege eines betagten — und speziell eines kranken — Elternteils nicht selten zu Mißhandlungen, wenn der Pflegende mit weiteren Familienverpflichtungen überlastet ist.

Die Erziehung von Kindern bringt ebenfalls Belastungen mit sich. Demzufolge kann mit zunehmender Familiengröße auch die Wahrscheinlichkeit von Kindesmißhandlung steigen. Kinder können auch eine Ursache für die Mißhandlung eines Ehepartners sein, denn dem Buch Behind Closed Doors zufolge „sind es Streitigkeiten wegen der Kinder, die höchstwahrscheinlich zu Gewalttätigkeiten zwischen Ehepartnern führen“.

Falsche Ansicht über die Geschlechter

Dan Bajorek, der eine Beratungsgruppe in Kanada leitet, erklärte, mißhandelnde Männer hätten eine falsche Ansicht über Frauen: „Aus welchem Kulturkreis sie auch immer stammen, sie sind in dem Glauben erzogen worden, Männer seien die Nummer eins.“ Hamish Sinclair, Leiter eines Behandlungsprogramms für mißhandelnde Männer, sagte, Männern werde beigebracht, sie seien den Frauen überlegen und es sei ihr Recht, „sie zu strafen, zu züchtigen und einzuschüchtern“.

In vielen Ländern wird dem Mann das Recht zugesprochen, seine Frau als bloßes Objekt zu betrachten — wie etwas, was zu seinem Hab und Gut gehört. Die Kontrolle und Herrschaft über seine Frau wird als Maß seiner Männlichkeit und Ehre angesehen. Oft werden Frauen auf entsetzliche Weise verprügelt und anderweitig mißhandelt, ohne daß sich die Justiz groß darum kümmert, denn so sind in diesen Ländern nun einmal die gesellschaftlichen Normen. Der Mann ist höherstehend, die Frau ist tieferstehend; sie muß ihm absoluten Gehorsam erweisen, ungeachtet wie unehrenhaft, gewalttätig, pervers oder selbstsüchtig er sich benimmt.

Der CBS-Fernsehreporter Morley Safer berichtete über ein südamerikanisches Land: „Nirgends in Lateinamerika ist der Macho-Kult augenscheinlicher als hier ... Er durchdringt die gesamte Gesellschaft, einschließlich des Gerichtssaals, wo ein Mann selbst bei Mord freigesprochen werden kann, sofern es um die Verteidigung seiner Ehre geht, insbesondere wenn das Opfer seine Frau oder seine Geliebte ist.“ Safer ist der Ansicht, es gebe keinen Ort auf der Erde, wo Frauen mehr herabgesetzt würden als in diesem Land. Männliche Vorherrschaft und die Herabsetzung von Frauen ist allerdings weit verbreitet. Es beschränkt sich nicht nur auf ein Land, wie schlimm es dort auch immer sein mag.

Gemäß Minna Schulman, Leiterin einer polizeilichen Dienststelle für häusliche Gewalt in New York, ist Gewalt ein Instrument, das von Männern gebraucht wird, um das Heft in der Hand zu behalten und um Macht und Autorität über eine Frau zu demonstrieren. Und sie fügte hinzu: „Wir betrachten häusliche Gewalt als einen Macht- und Kontrollmißbrauch.“

Einige Männer, die ihre Frau schlagen, leiden unter mangelnder Selbstachtung — das gleiche Gefühl, das sie in ihrem Opfer zu erzeugen versuchen. Wenn ihnen das gelingt, ist ihrem Ego Genüge getan, und sie fühlen ein Maß an Überlegenheit und Kontrolle über einen anderen Menschen. Sie sind der Meinung, sie würden auf diese Weise ihre Männlichkeit beweisen. Aber tun sie das wirklich? Ist es wirklich ein Beweis dafür, daß sie starke Männer sind, wenn sie doch Gewalt gegenüber einer körperlich schwächeren Frau anwenden, oder beweist es nicht vielmehr ihre Unvernunft? Ist es wirklich männlich von einem stärkeren Mann, eine schwächere, relativ wehrlose Frau zu schlagen? Ein charakterfester Mann würde gegenüber einem Schwächeren, der sich nicht verteidigen kann, Rücksicht und Mitgefühl zeigen und nicht die Schwäche ausnutzen.

Das unvernünftige Denken des Mißhandelnden findet auch darin seinen Ausdruck, daß er oftmals seine Frau beschuldigt, sie würde ihn provozieren. Er unterstellt oder sagt ihr vielleicht direkt: „Du hast das nicht richtig gemacht. Darum schlage ich dich“ oder: „Das Essen war zu spät fertig, du bekommst also das, was du verdienst.“ Der Mißhandelnde glaubt, es sei ihr Fehler. Doch kein Fehler des Ehepartners rechtfertigt es, ihn zu schlagen.

Welche Rolle spielt Alkohol?

Da Alkohol die Selbstkontrolle herabsetzt und dem impulsiven Handeln Vorschub leistet, ist es nicht überraschend, daß einige der Meinung sind, Alkohol könne bei Mißhandlungen als Katalysator wirken. In vielen Fällen kann der Betreffende seine gewalttätigen Gefühle zwar unter Kontrolle halten, wenn er nüchtern ist, doch wird er gewalttätig, nachdem er einige Gläser getrunken hat. Der Alkohol benebelt seinen Geist und beeinträchtigt seine Fähigkeit, sich zu beherrschen.

Andere glauben allerdings, die Wurzel des Problems sei eher in den Belastungen als im Alkohol selbst zu suchen. Eine Person, die zur Streßbewältigung Alkohol benutze, sei die gleiche Art Mensch, die zu demselben Zweck Gewalt einsetze. Demnach würde der Trinker in gleichem Maße zu Gewalt neigen, ob er nun nüchtern oder betrunken ist. Wie auch immer die Argumentation aussehen mag, fest steht, daß Alkohol einem nicht hilft, seine Gefühle zu beherrschen, sondern normalerweise das Gegenteil bewirkt.

Wie die Medien die Handlungsweise beeinflussen

Film und Fernsehen liefern, so die Ansicht einiger, den männlichen Zuschauern Macho-Vorbilder und vermitteln ihnen den Gedanken, Gewalt sei ein probates Mittel im Umgang mit Konflikten und Wut. „Ich war fasziniert von meiner eigenen heftigen Reaktion auf den Film Rambo“, gibt ein Familienberater zu. „Während ich als gesetzestreuer Erwachsener von Rambos Massenmord entsetzt bin, zollt ihm das Kind in mir Beifall.“

Da viele Kinder Tausende von Stunden dem Fernsehen ausgesetzt sind und dabei unzählige Gewalttaten, Vergewaltigungen und Erniedrigungen anderer Menschen, insbesondere von Frauen, miterleben, wundert es einen nicht, daß etliche dieser Kinder zu Menschen heranwachsen, die diese zutiefst unsozialen Handlungsweisen selbst an den Tag legen. Doch nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene sind davon betroffen.

Besonders in den letzten Jahren hat sich das Ausmaß der im Fernsehen und im Kino explizit dargestellten Gewalt, Unmoral und Erniedrigung von Frauen deutlich vergrößert. Das führt zwangsläufig zu einer immer gewaltorientierteren häuslichen Atmosphäre. Wie eine Forschungsgruppe herausgefunden hat, besteht „ein eindeutiger ... Zusammenhang zwischen dem Anschauen von Gewalt und aggressivem Verhalten“.

Die Auswirkung der Vereinsamung

Heutzutage ist für viele das Leben unpersönlich und einsam. Supermärkte und Discountläden haben den freundlichen Tante-Emma-Laden an der Ecke ersetzt. Stadtsanierungen, wirtschaftliche Probleme und Arbeitslosigkeit zwingen zahlreiche Familien, ihren Wohnort häufig zu wechseln. Besonders viel häusliche Gewalt ist unter Menschen zu beobachten, die keine starken sozialen Bindungen haben.

James C. Coleman erklärt in seinem Buch Intimate Relationships, Marriage, and the Family, warum dies seiner Ansicht nach so ist. Ein Einzelgänger zu sein schränke tiefer gehende Gespräche ein und mache es für einen Mißhandler schwierig, seine Situation objektiv zu betrachten und bei einem Menschen seines Vertrauens Hilfe zu suchen. Menschen, die keine Freunde oder nahen Angehörigen haben, die als ausgleichende Kraft wirken können, neigen eher dazu, ihre Selbstsucht auszuleben, da ihrem falschen Denken nicht täglich von denen, die ihnen nahestehen, etwas entgegengesetzt wird. In Sprüche 18:1 ist zu lesen: „Wer sich absondert, wird nach seinem eigenen selbstsüchtigen Verlangen trachten; gegen alle praktische Weisheit wird er losbrechen.“

Hilfe für gewalttätige Familien

Wir konnten hier nur einige der Erklärungen erwähnen, die für häusliche Gewalt gegeben werden. Es gibt noch andere. Nachdem wir jedoch verschiedene Gründe kennengelernt haben, ist es nun notwendig, Lösungsmöglichkeiten zu untersuchen. Wie können in einer gewalttätigen Familie die Strukturen der Mißhandlung aufgebrochen werden? Was sagt die Bibel dazu? Wird die häusliche Gewalt jemals enden? Der Artikel auf Seite 10 beschäftigt sich mit diesen Fragen.

[Kasten/Bild auf Seite 9]

Seelische Grausamkeit — Harte Schläge mit Worten

BEI der körperlichen Mißhandlung geschieht der Angriff mit den Fäusten; bei der psychischen Mißhandlung sind es Worte. Der einzige Unterschied ist die Wahl der Waffen. Es ist so, wie man in Sprüche 12:18 lesen kann: „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen, aber die Zunge der Weisen ist Heilung.“

Wie gefährlich ist die psychische Mißhandlung einschließlich dieser „Schwertstiche“? Dr. Susan Forward schreibt: „Das Ergebnis ist das gleiche [wie bei der körperlichen Mißhandlung]. Sie empfinden die gleiche Angst, fühlen sich ebenso wehrlos und leiden [emotionell gesehen] ebensolche Schmerzen.“

Psychische Mißhandlung des Ehepartners: „Gewalt in der Ehe ist nicht nur physischer Natur. Zu einem beträchtlichen, wenn nicht zum größten Teil ist sie verbaler und emotioneller Natur“, erklärte ein langjähriges Opfer. Die Mißhandlung kann Beschimpfungen, Geschrei, Nörgelei, herabsetzende Bemerkungen und Gewaltandrohung einschließen.

Gehässige Äußerungen, die herabsetzen, demütigen oder einschüchtern, können gewaltigen Schaden anrichten. So, wie Wasser, das auf einen Stein tropft, so scheint vielleicht auch versteckte Geringschätzung anfangs harmlos zu sein. Doch schon bald unterminiert sie die Selbstachtung. „Wenn ich die Wahl hätte“, sagte eine Frau, „zwischen Schlägen und verbaler Mißhandlung, würde ich immer die Prügel vorziehen. Man kann die Spuren sehen. Dann tut man anderen wenigstens leid. Bei Worten wird man einfach nur verrückt. Die Wunden sind unsichtbar. Niemand kümmert sich darum.“

Psychische Mißhandlung von Kindern: Dazu gehört beispielsweise ständiges Kritisieren und Herabwürdigen des Aussehens, der Intelligenz, der Fähigkeiten und des Wertes eines Kindes als eigenständige Persönlichkeit. Besonders verletzend ist Sarkasmus. Kinder nehmen sarkastische Bemerkungen oft für bare Münze, da sie nicht zwischen Äußerungen unterscheiden können, die ernst gemeint sind, und solchen, die „im Spaß“ gemacht werden. Der Familientherapeut Sean Hogan-Downey bemerkte: „Das Kind fühlt sich verletzt, aber alles lacht. So lernt das Kind, seinen Gefühlen zu mißtrauen.“

Demzufolge ist in den meisten Fällen ein Körnchen Wahrheit an dem folgenden Satz aus dem Werk des schottischen Historikers und Essayisten Thomas Carlyle: „Sarkasmus ist, wie ich jetzt einsehe, im großen und ganzen die Sprache des Teufels; aus welchem Grunde ich ihr auch schon längst so gut wie ganz entsagt habe.“

Joy Byers, eine Expertin auf dem Gebiet der Kindesmißhandlung, sagte: „Durch körperliche Mißhandlung kann ein Kind sterben, aber auch das Gemüt eines Kindes kann getötet werden, und genau das geschieht möglicherweise durch gewohnheitsmäßige negative Kommentare der Eltern.“ Die Zeitschrift FLEducator schreibt: „Im Gegensatz zu blauen Flecken, die man sehen kann und die wieder verschwinden, rufen psychische Mißhandlungen im Sinn und in der Persönlichkeit des Kindes unsichtbare Verschiebungen hervor, die seine Realität und seine Interaktionen mit anderen dauerhaft verändern.“

[Bild auf Seite 7]

Gewalttätigkeit übt einen großen Einfluß auf die spätere Verhaltensweise eines Kindes aus

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen