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  • Die geheimnisvollen Reiter der Himmelswinde
  • Erwachet! 1993
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Erwachet! 1993
g93 22. 9. S. 24-27

Die geheimnisvollen Reiter der Himmelswinde

„Wer außer Gott kann solche Szenen unermeßlicher Herrlichkeit ersinnen? Wer außer Gott könnte diese Gedanken auch ausführen und die Himmel in solchen sagenhaften Farben bemalen?“

WAS flößte Charles F. Hall, einem Polarforscher des 19. Jahrhunderts, eine derartige Gottesfurcht ein? Es war eine der beeindruckendsten Naturerscheinungen, die das menschliche Auge erblicken kann: das Polarlicht, das in der Fachsprache auch Aurora borealis heißt.

Die Faszination über diese Himmelslichter reicht bis in das vierte vorchristliche Jahrhundert zurück, als der griechische Philosoph Aristoteles seine Theorie über das Phänomen niederschrieb. Doch erst 1621 führte der französische Naturwissenschaftler und Mathematiker Pierre Gassendi den lateinischen Begriff „Aurora borealis“ (oder nördliche Morgenröte) ein. Aurora ist in der klassischen Mythologie der Name der römischen Göttin der Morgenröte, die man sich mit rosafarbenen Fingern vorstellte. Sie galt auch als die Mutter der Winde, wobei der Nordwind den Namen Boreas trug.

Wie entstehen Polarlichter? Könnten sie von Sonnenstrahlen stammen, die von winzigen Eiskristallen in der Luft reflektiert werden? Oder von Sonnenlicht, das von Eisbergen reflektiert wird? Oder von Explosionen, die beim Zusammentreffen von warmen und kalten Luftmassen entstehen? Nichts davon ist zutreffend. Die wissenschaftliche Forschung führt die Erscheinung auf eine direkte Verbindung zwischen der Sonnenaktivität und dem Erdmagnetfeld zurück.

Im Herzen unseres Sonnensystems, 150 Millionen Kilometer von uns entfernt, nimmt das spektakuläre Polarlicht seinen Anfang. Atomare Explosionen in und auf der Sonne schleudern riesige Mengen von Gas in den Weltraum, das nach einigen Schätzungen Geschwindigkeiten von 4 000 000 Stundenkilometern erreicht. Dieser stürmische Sonnenwind, ein Strom hochenergetischer Teilchen, kann innerhalb von 24 bis 48 Stunden auf die äußere Atmosphäre der Erde treffen. Wenn die Teilchen die äußeren Ränder des Erdmagnetfelds erreichen, werden viele geladene Teilchen eingefangen und in Richtung der Pole gezogen. In der Folge stoßen sie mit Stickstoffmolekülen und Sauerstoffatomen zusammen. Diese werden dadurch angeregt und emittieren Lichtstrahlen. Zu einer ähnlichen Reaktion kommt es, wenn man eine Neonröhre anschaltet.

Manchmal hat es den Anschein, als würden die Polarlichtvorhänge fast den Boden berühren. Doch tritt die Erscheinung nur in einer Höhe von 100 bis 1 000 Kilometern auf. Zusammenstöße im unteren Bereich rufen gelbliche und grünliche Lichtemissionen hervor, während im oberen Bereich rotes und blaues Licht emittiert wird. Einige Polarlichtvorhänge haben gigantische Ausmaße: Sie sind 3 bis 5 Kilometer dick, über 150 Kilometer hoch und erstrecken sich buchstäblich über Tausende von Kilometern.

Wo sind sie zu beobachten, und wie sehen sie aus?

Leider wird nur ein ziemlich kleiner Teil der Menschheit je das Polarlicht zu Gesicht bekommen. Menschen in den Tropen sind solche Erscheinungen praktisch unbekannt. Doch wer im südlichen Grönland, auf Island, im nördlichen Norwegen oder in Nordalaska lebt, kann die Polarlichter in bis zu 240 Nächten im Jahr über den Himmel tanzen sehen. In Nordsibirien und in Zentralkanada sind sie während zirka 100 Nächten im Jahr zu sehen, während die Bewohner des südlichen Alaskas nur in etwa 5 Nächten die Gelegenheit dazu haben. Nur einmal im Jahrzehnt ist die Erscheinung in Zentralmexiko zu beobachten. Auf der Südhalbkugel tanzen die Lichter, die dort Südlichter oder Aurora australis heißen, in erster Linie für Robben, Wale und Pinguine. Allerdings liegen Neuseeland sowie Teile von Australien und Argentinien innerhalb der dünnbesiedelten Polarlichtregion und sind so Zeuge der Himmelserscheinung.

Ein klarer Nachthimmel ist der ideale Hintergrund für den sich ständig wandelnden Anblick von Vorhängen, Bögen und Wasserfällen, die über das Firmament ziehen. Offensichtlich sind die Polarlichter innerhalb eines unsichtbaren Gürtels am hellsten, der den geomagnetischen Nord- beziehungsweise Südpol in etwa zwischen dem 55. und 75. Breitengrad umgibt. Der Polarforscher William H. Hooper sagte: „Worte versagen bei dem Versuch, seine sich ständig ändernden und überwältigenden Formen zu beschreiben; kein Stift und keine Feder kann sein Wechselspiel der Farben, seinen Glanz und seine Pracht einfangen.“

Kann man sie wirklich hören?

Wissenschaftler leugnen zwar nicht die Möglichkeit, daß bei einer Polarlichterscheinung Geräusche entstehen, doch ist unklar, wie irgendeine wahrnehmbare Störung innerhalb des Polarlichts selbst entstehen könnte. Immerhin spielt sich das Phänomen in beträchtlicher Entfernung von der Erde ab. Da der Schall drei Sekunden für einen Kilometer braucht, würde das Geräusch der Lichterscheinung merkbar nachhinken.

Bei einer hellen Polarlichterscheinung rief interessanterweise ein Mann, dem die Augen verbunden waren, „bei fast jedem Aufblitzen des Polarlichts: ‚Hört ihr es nicht?‘“. Ein Amateurastronom sagte: „Es hörte sich an wie Zellophan und Dampf. Es war einer der unheimlichsten Augenblicke meines Lebens.“ Ein Eskimo aus Fort Chimo (Ungava, Kanada) antwortete auf die Frage, was er in einer klaren Nacht gehört habe, als er mit seinem Hundegespann auf dem Nachhauseweg war: „Es ging so wuu-u-u-sch, wisch, wuu-u-u-sch. Es war nicht der Wind. Die Nacht war sehr ruhig. ... Und die Hunde waren völlig verängstigt. Sie rannten in alle Richtungen, so verängstigt waren sie.“

Sind solche Geräusche Halluzinationen — Wahrnehmungen, die sich nur im Kopf abspielen? Einige sind dieser Auffassung. Der Wissenschaftler William Petrie bietet jedoch in seinem Buch Keoeeit—The Story of the Aurora Borealis folgende mögliche Erklärung: „Ein fehlerhafter Lichtschalter kann ein leises Zischen oder Knacken hervorrufen, wenn elektrische Ladung entweicht, statt den normalen Weg durch den Schalter zu nehmen. Da nun das Polarlicht durch das Eintreten elektrisch geladener Teilchen in die Atmosphäre verursacht wird, könnte man erwarten, daß die elektrischen Verhältnisse nahe der Erdoberfläche verändert werden. Tatsächlich hat man unlängst festgestellt, daß sich die Verhältnisse beträchtlich verändern und als Folge davon elektrische Ladungen von der Oberfläche ‚abwandern‘, wodurch möglicherweise ein schwaches Geräusch erzeugt wird.“

Welche Energien stecken im Polarlicht? In der von Alaska Geographic herausgegebenen Vierteljahresschrift hieß es (1979) unter der Überschrift Aurora Borealis—The Amazing Northern Lights: „Die elektrische Leistung bei der Polarlichtentladung ist gewaltig; sie liegt bei einer Billion Watt oder neun Billionen Kilowattstunden im Jahr — weit höher als der gegenwärtige Stromverbrauch der USA, der etwas weniger als eine Billion Kilowattstunden beträgt.“ Das Polarlicht emittiert Wellen, die man als Funkrauschen bezeichnet und die von Rundfunkgeräten empfangen, aber vom menschlichen Ohr nicht gehört werden können. Glücklicherweise schirmt uns die Ionosphäre von diesem Rauschen ab, sonst könnten wir kaum das Radio benutzen.

Starke Polarlichtstürme haben schon kommerzielle Kommunikationswege gestört. Bei einer Gelegenheit mischten sich nüchterne Telefongespräche mit der beschwingten Musik einer Radiostation. Die Trans-Alaska-Pipeline wurde einmal durch das Polarlicht mit 100 Ampere geladen. Sogar Radarsysteme sind schon getäuscht worden und haben daraufhin einen Atomraketenangriff gemeldet. 1941 soll eine gewaltige Polarlichterscheinung über Nordamerika Seemöwen im Hafengebiet von Toronto (Kanada) aus dem Schlaf aufgeschreckt haben.

Bleibende Eindrücke

Edward Ellis, ein Abenteurer und Autor des 19. Jahrhunderts, wurde durch die Beobachtung des Nordlichts zu den Worten bewegt: „Ich bedauere den Mann, der sagt, es gebe keinen Gott, oder der von solchen Zeichen unendlicher Macht anscheinend in den Tiefen seiner Seele unberührt bleibt.“ Die erste Begegnung mit diesen geheimnisvollen Reitern der Himmelswinde entlockt vielen Ausrufe der Begeisterung wie „Atemberaubend!“, „Phantastisch!“ oder „Majestätisch!“ Das Phänomen ist eine so große Attraktion, daß sogar Besucher aus Japan Flüge nach Yellowknife (Nordwestterritorien, Kanada) chartern, nur um das Nordlicht zu sehen. Ein Einheimischer sagte über eine solche Gruppe: „Einige von ihnen hatten hinterher Tränen in den Augen, so schön fanden sie es.“

Ja, nur das Werk unseres Meisterkonstrukteurs kann unser Herz auf so wunderbare Weise berühren. Es ist genauso, wie es der Psalmist sagte: „Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes; und die Ausdehnung tut das Werk seiner Hände kund“ (Psalm 19:1).

[Kasten auf Seite 26]

Nordlichter — Mythen und Aberglaube

Über Generationen hinweg glaubten die Völker des Nordens, die Polarlichter seien ... „Fackeln in den Händen von Geistern, die den Seelen der gerade Verstorbenen den Weg in ein Land des Glücks und des Überflusses weisen würden“.

„mit einem Walroßkopf Ball spielende Geister der Verstorbenen“.

„ein böses Omen für Krieg und Seuchen“.

„die Geister ihrer erschlagenen Feinde“.

„ein Anzeichen dafür, daß „das Wetter sich verschlechtern würde“.

„Feuer, über denen die großen Medizinmänner und Krieger ... ihre toten Feinde in riesigen Töpfen garen würden“.

„eine strahlende Schlange, die am Himmel tanze“.

„die Geister von Kindern, die bei der Geburt gestorben seien“.

„eine Hilfe bei der Heilung von Herzbeschwerden“.

[Bildnachweis auf Seite 25]

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