Wenn Feuer außer Kontrolle gerät
Von unserem Korrespondenten in Ghana
FEUER — wenn es unter Kontrolle ist, ist es ein nützlicher Diener. Wütet es hingegen unkontrolliert, kann es ein zerstörerischer Riese sein, der alles, was ihm im Weg steht, auffrißt — Menschen, Tiere, Bäume und Pflanzen.
Im Jahre 1983 verwüstete ein Buschfeuer in Australien die Staaten Südaustralien und Viktoria. Über 70 Menschen kamen um, außerdem 36 000 Rinder und 320 000 Schafe, und mindestens 2 000 Häuser wurden zerstört.
Im gleichen Jahr verheerten Buschfeuer in Ghana etwa 70 Prozent der 238 000 Quadratkilometer großen Landesfläche. Mindestens 29 Menschen starben, 34 weitere wurden verletzt.
Ein kleiner Prozentsatz der Buschfeuer ist das Ergebnis von Naturereignissen wie dem Blitz. Die Mehrzahl der Buschfeuer hingegen geht auf das Konto von Menschen. In Ghana ereignen sich die meisten Buschfeuer bei der Gewinnung von Palmsaft, aus dem man Palmwein herstellt. Die Arbeiter setzen Reisigbündel in Brand, um die Palmen zu erwärmen, damit der Palmsaft fließt. Häufig breitet sich das Feuer aber versehentlich aus und entwickelt sich zu einem Buschfeuer.
In einigen afrikanischen Ländern ist es üblich, daß Jäger ein Dickicht umstellen und anzünden, um Wild aufzuscheuchen, das sich eventuell darin aufhält. Wer auf der Suche nach wildem Honig ist, vertreibt die Honigbienen durch Feuer von ihrem Stock. Manchmal bemüht man sich jedoch nicht, das Feuer wieder zu löschen.
Im tropischen Afrika bedienen sich viele Bauern der Brandrodung, um Landwirtschaft zu betreiben. Dort, wo sie das Land bebauen möchten, roden sie das Buschland und brennen danach die Reste ab. Bleibt das Feuer nicht unter Beobachtung, kann es sich rasch ausbreiten.
In einigen Gebieten brennen Hirten das trockene Gras in der Meinung ab, der Boden würde sich dadurch beim nächsten Regen regenerieren und besseres Weideland für ihre Tiere liefern. Werden diese Feuer sich selbst überlassen, um zu erlöschen — wie das häufig der Fall ist —, können sie sich schnell ausbreiten. Manchmal trifft auch Camper oder Feldarbeiter die Schuld für einen Brand, nämlich dann, wenn sie ihr Lagerfeuer nicht ausgemacht haben.
Die Ursache der meisten Buschfeuer ist also eindeutig Nachlässigkeit. Gibt es jedoch irgendeine Möglichkeit, solche Feuer erst gar nicht entstehen zu lassen? Vernünftige Vorsichtsmaßnahmen können eine wichtige Rolle spielen. Sorgt man zum Beispiel dafür, daß um jedes Feuer, das in einem Feld angezündet wird, eine etwa 5 bis 10 Meter breite Brandschneise gezogen wird, kann man ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Felder verhindern. Jedes Feuer vollständig auszumachen ist ein weiterer wichtiger Schutz. Denken wir daran: Ein Buschfeuer zu verhindern ist weit einfacher, als es zu bekämpfen.
Manche sind der Ansicht, strengere Strafen würden Unachtsamkeit verhindern und Täter von Brandstiftung zurückhalten. Andere argumentieren, die beste Methode zur Verhütung von Buschfeuern sei Erziehung und bereitwillige Zusammenarbeit aller.
Behandeln wir Feuer daher mit dem nötigen Respekt. Wenn wir angemessene Vorsicht walten lassen, fordern wir diesen nützlichen Diener nicht heraus, sich in einen zerstörerischen Riesen zu verwandeln.
[Bildnachweis auf Seite 31]
P. Riviere/Gamma Liaison