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  • Wie ich die Herausforderungen des Lebens in Südasien gemeistert habe
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Erwachet! 1994
g94 22. 1. S. 21-24

Wie ich die Herausforderungen des Lebens in Südasien gemeistert habe

ALS ich langsam wieder zu mir kam, hatte ich im linken Bein ein eigenartiges taubes Gefühl. Ich wandte den Kopf um. Mein geliebter Henry tat seine letzten Atemzüge. Doch ich hatte keine Zeit zum Resignieren. Ich mußte kämpfen — kämpfen, um meine Lauterkeit gegenüber dem Gott zu bewahren, der uns so vieles geschenkt hatte.

Es war der 17. Mai 1982. Mein Mann war reisender Aufseher für die tamilsprachigen Versammlungen der Zeugen Jehovas in Sri Lanka. Wir dienten gerade in einer Versammlung, die weit von Colombo, der größten Stadt, entfernt war. Zu zweit waren wir auf einem Fahrrad unterwegs, wie sich viele in diesem Land fortbewegen, und hatten nur noch eine kurze Wegstrecke bis zu einem Glaubensbruder vor uns. Doch plötzlich — wie eine Kobra, die aus dem Nichts auftaucht — brauste ein Lastwagen heran und erfaßte uns.

Da die Ärzte keine Hoffnung hatten, Henry retten zu können, schenkten sie mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Obwohl ich sehr schwach war, hatte ich den brennenden Wunsch, ihnen mitzuteilen, daß ich fest entschlossen war, Gottes Gesetz zu respektieren und mich des Blutes zu enthalten (Apostelgeschichte 15:28, 29). Ich mußte sie davon in Kenntnis setzen. Mühsam brachte ich hervor: „Einen Zettel bitte!“ Ich schrieb unter großen Anstrengungen meine Überzeugung nieder und unterzeichnete das Blatt. Dann begann der Kampf.

Man leistete mir Erste Hilfe. Ganz offensichtlich war ich sehr schwer verletzt. Aber ich war durch und durch von dem Entschluß erfüllt, mich als treue Christin zu erweisen — jetzt war keine Zeit zum Trauern.

Man wollte mich nicht ohne Bluttransfusion operieren

Neun Tage lang ging es um die Frage: Bluttransfusion — ja oder nein? Ich kämpfte darum, nach meiner Gewissensentscheidung zu handeln, indem ich Blut ablehnte, und die Ärzte kämpften darum, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Obschon sie über das nötige Können verfügten, weigerten sie sich einfach, mich ohne Bluttransfusion zu operieren. Ich hatte eine schwere Verletzung und hätte dringend behandelt werden müssen.

Aber ich stand nicht allein da. Jehova ließ mich keinen Augenblick im Stich. Und meine Glaubensbrüder und -schwestern waren liebevoll um mich besorgt. Colombo lag 400 Kilometer entfernt. Dr. Perrin Jayasekera, ein Zeuge Jehovas, sorgte dafür, daß mich sein leiblicher Bruder, der im allgemeinen Krankenhaus von Colombo Chirurg war, dort aufnahm.

Der Transport im Heck eines Lieferwagens, der fast 24 Stunden dauerte und über holprige Straßen führte, erschien mir als die bei weitem längste Fahrt meines Lebens. Doch ich war Jehova von ganzem Herzen dankbar für seine liebevolle Fürsorge, die ich, seit ich die Wahrheit in meiner Heimat Indien kennengelernt hatte, stets verspürte. Allerdings stand mir in meiner derzeitigen Lage kein Angehöriger zur Seite. Aber nun möchte ich zuerst erzählen, wie ich nach Sri Lanka kam.

Ich wuchs als Kind römisch-katholischer Eltern in dem indischen Bundesstaat Kerala auf. Wir sprachen Malajalam. Englisch war eines meiner Schulfächer. Ich bin froh, daß ich die Gelegenheit genutzt habe, die Sprache gut zu lernen. In der Gegend Indiens, wo wir lebten, bekennen sich viele zum Christentum. Die Überlieferung besagt, der Apostel Thomas habe das Christentum im ersten Jahrhundert nach Kerala gebracht. Wie auch immer, als über 1 400 Jahre später katholische Kolonisatoren aus Portugal, angeführt von Vasco da Gama, nach Kerala kamen, staunten sie, dort viele Menschen vorzufinden, die bereits an Christus glaubten.

Schwere Entscheidungen

Als meine Angehörigen und ich mit der Hilfe von Zeugen Jehovas die klaren Wahrheiten aus der Bibel kennenlernten, hatte ich den natürlichen Wunsch, mit den Menschen, die sich in meiner Umgebung zum Christentum bekannten, über diese Wahrheiten zu sprechen. Deshalb nahm ich kurz nach meiner Hingabe an Gott und der Taufe den Pionierdienst (Vollzeitpredigtdienst) auf. Das bedeutete, daß ich eine hervorragende Stellung als Lehrerin in meiner Heimat ablehnen mußte. Die scheinbare Sicherheit, die ein solcher Posten mit Pensionsberechtigung bietet, ist für viele junge Inder erstrebenswert, aber meine Lebensziele hatten sich geändert. Ich wünschte mir echte Sicherheit, und die ist nur unter der schützenden Hand Jehovas zu finden.

Zwei Jahre später sah ich mich einer neuen Herausforderung gegenüber. Ich mußte mir überlegen, ob ich in einem anderen Gebiet Indiens, wo größerer Bedarf an Verkündigern bestand, mithelfen wollte. Ich stand vor der schwierigen Aufgabe, eine neue Sprache zu lernen — Tamil — und Menschen aus einem ganz anderen religiösen Umfeld zu helfen, diesmal Hindus. Doch da ich die Möglichkeit sah, mich dadurch Jehova als dankbar zu erweisen, waren diese Veränderungen für mich nur halb so schlimm. Den freundlichen, herzlichen Hindus Zeugnis zu geben bereitete mir große Freude. Für sie war es leicht, zu akzeptieren, daß wir uns dem Ende von Kali Yuga (das Böse Zeitalter) nähern und daß denen, die heute gerecht handeln, etwas weit Besseres bevorsteht. Doch ihnen den Unterschied zwischen dem wahren Christentum und dem, was sie aus dem Westen kennengelernt hatten, begreiflich zu machen war ein schwieriges Unterfangen. Immer und immer wieder schlug ich meine Bibel bei Matthäus 7:21-23 auf und las ihnen vor: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ‚Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: ‚Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen prophezeit und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten vollbracht?‘ Und doch will ich ihnen dann bekennen: Ich habe euch nie gekannt! Weicht von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit.“ Mohandas Gandhi sagte einmal treffend: „Ich liebe Christus, verachte aber die Christen, weil sie nicht wie Christus leben.“

Eine ganze Anzahl Hindus haben wie ich festgestellt, daß an dieser Aussage viel Wahres ist. Und nun beobachten sie auch, daß sich viele ihrer hinduistischen Glaubensgenossen kaum von den Menschen aus dem Westen unterscheiden, die sich heuchlerisch Christen nennen. Jehovas Zeugen dagegen sind ganz anders. Tausende von Hindus werden sich langsam dessen bewußt.

Ein Partner und eine neue Prüfung der Lauterkeit

Es vergingen zweieinhalb Jahre. Jehovas Zeugen hielten 1963 weltweit den Kongreß „Ewige gute Botschaft“ ab. Einer der Kongreßorte war Neu-Delhi im Norden des Landes. Es war ein unvergeßlicher Kongreß. Auch lernte ich bei dieser Gelegenheit Henry Abraham kennen. Wir suchten beide einen Partner, mit dem wir gemeinsam unseren Lebensweg der Ergebenheit gegenüber Jehova fortsetzen könnten. Fünf Monate später waren wir verheiratet.

Henry war auf der Wachtturm-Bibelschule Gilead (New York) geschult und dann in sein Geburtsland Sri Lanka zurückgesandt worden, wo dringend Hilfe benötigt wurde. Ich hoffte, er wäre bereit, nach Indien zu ziehen, wo meiner Meinung nach noch mehr Not am Mann war. Aber es sollte nicht sein. Man brauchte ihn dort, wo er war. So wurde die schöne Insel Sri Lanka meine Heimat. Zum Glück kann man dort Tamil und Englisch gut gebrauchen. Ich mußte also keine neue Sprache lernen — zumindest damals nicht. Wir verbrachten gemeinsam 18 glückliche Jahre im Dienst für Jehova, bevor bei dem Unfall mit dem Lastwagen das Unglück über uns hereinbrach.

Nun befand ich mich in Colombo und mußte darum kämpfen, zu überleben, ohne meine Lauterkeit zugunsten einer Bluttransfusion aufzugeben. Ich schwebte jetzt in Lebensgefahr, und zwar nicht wegen meiner Haltung zum Blut, sondern weil die Behandlung verzögert worden war.

Ein Facharzt für plastische Chirurgie, der buddhistisch erzogen worden war, und ein Facharzt für orthopädische Chirurgie hinduistischer Herkunft setzten gemeinsam ihr Können für mich ein. Mein Hämoglobinwert war auf etwa 4 gesunken.

Wie sollte man bei einem so schlechten Wert das Bein am Oberschenkel amputieren? Mein Entschluß stand fest, aber wären diese beiden Chirurgen bereit, mir die Hilfe zu leisten, die man mir zuvor verweigert hatte? Sie bewiesen außergewöhnlichen Mut, als sie diese große Herausforderung annahmen, ohne zu versuchen, mein Gewissen zu vergewaltigen. Ich verlor zwar ein Bein, aber mein Leben wurde gerettet, und meine Lauterkeit gegenüber Jehova war ungebrochen.

Ohne meinen Mann, den ich so sehr geliebt hatte, begann ein neues Kapitel in meinem Leben. Zunächst mit Krücken, dann mit einer Prothese — später erhielt ich mit der freundlichen Unterstützung vieler Brüder und Schwestern ein weit besseres künstliches Bein — war ich imstande, meinen Dienst fortzusetzen. Durch meine emsige Tätigkeit schwand mit der Zeit die Trauer.

Ich fragte mich, ob ich nach Indien zurückkehren und bei ungläubigen Verwandten wohnen sollte. Als ich über das wunderbare biblische Beispiel der Witwe Ruth nachdachte, war für mich alles klar. Auch ich wollte dort sein, wo ich Jehova mit meinen mir noch verbliebenen Kräften am besten dienen konnte. Sri Lanka ist bis heute mein Zuhause (Ruth 1:16, 17).

Ein schwieriges Gebiet

Die letzten 11 Jahre sind wie im Flug vergangen. Ich war immer „reichlich beschäftigt im Werk des Herrn“ (1. Korinther 15:58). Ich setze mich in Colombo eifrig im Predigtwerk ein. Man trifft hier Menschen ganz unterschiedlicher religiöser Herkunft — Hindus, Muslime, Buddhisten, nominelle Christen und andere. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen.

Jeden Monat verbringe ich mit einigen anderen ein Wochenende in einem der südlicher gelegenen Orte, wo es noch keine Gruppen von Zeugen Jehovas gibt. Weitaus die meisten der dortigen Bewohner sind Buddhisten, und sie sprechen Singhalesisch. Diesen Menschen zu helfen liegt mir sehr am Herzen.

Ähnlich wie die Hindus in Indien und in Sri Lanka fühlen sich die Buddhisten wegen des Verhaltens der sogenannten Christen im Westen von der Bibel abgestoßen. Doch die buddhistischen Grundprinzipien, der berühmte achtfache Pfad rechten Denkens und Verhaltens (rechtes Glauben, rechtes Denken, rechtes Sprechen, rechtes Tun, rechtes Leben, rechtes Streben, rechte Konzentration, rechtes Sichversenken), sind nichts weiter als unvollkommene menschliche Weisheiten, verglichen mit den göttlichen Prinzipien in der Bibel, die zum größten Teil Jahrhunderte vor Siddhartha Gautama niedergeschrieben wurde.

Als Siddhartha Gautama zu den Kalamas sprach, wie im Kalama Sutta zitiert, sagte er: „Glaube weder an das durch wiederholtes Hören Erworbene noch an die Tradition.“ Wie eigenartig — ich durfte viele aufrichtige Buddhisten daran erinnern, daß niemand an den Mythos der Evolution glauben oder die Existenz eines Schöpfers leugnen könnte, wenn man diese Richtlinien heute beachtete.

Das Ende des Bösen ist nahe

Wir Zeugen Jehovas können diesen Menschen viel Gutes aus der Bibel mitteilen, zum Beispiel daß kalpa vinasha, das Ende des Bösen, sehr nahe ist. Die 1 900 Jahre alte Prophezeiung darüber ist in 2. Timotheus 3:1-5, 13 zu finden. Wir haben auch das Vorrecht, den Menschen zu zeigen, daß nicht die Religionen des Westens oder des Ostens die Quelle sind, wo Rettung zu finden ist, sondern, wie die Verse 16 und 17 des erwähnten Kapitels zeigen, Jehovas inspiriertes Wort, die Bibel.

Der Buddhismus ist eine Suche nach Erleuchtung. In der Bibel wurde, schon lange bevor Siddhartha Gautama seine Suche begann, die wahre Ursache für Leiden deutlich erklärt (1. Mose 3:1-19). Gleich zu Beginn der Menschheitsgeschichte hatte die Rebellion gegen gerechte Gesetze unheilvolle Konsequenzen — Krankheit und Tod —, die sich zwangsläufig auf alle sündigen Menschen auswirkten. Viele machen sich über beunruhigende Fragen Gedanken, Fragen, wie sie in Habakuk 1:3 aufgeworfen werden: „Warum läßt du mich Schädliches sehen und schaust ständig auf nichts als Ungemach? Und warum sind Verheerung und Gewalttat vor mir, und warum entsteht Gezänk, und warum wird Streit geführt?“ Nur unser mitfühlender Schöpfer kann die Antworten liefern, und nur er konnte Mittel und Wege finden, um das, was verlorengegangen ist, für immer wiederherzustellen. Schon heute kommt die praktische Weisheit aus Gottes Wort Millionen Menschen zugute. So ist nun Singhalesisch, die Hauptsprache des Landes, eine weitere Herausforderung für mich, denn in dieser Sprache kann ich Menschen helfen, die aufrichtig nach der Erleuchtung suchen, nach dem, was ich vor 37 Jahren fand.

Aber ich muß mich noch einer zusätzlichen Herausforderung stellen. Da in Sri Lanka ein neues Zweigbüro gebaut und eine Übersetzungsabteilung eingerichtet wird, müssen mehr Mitarbeiter geschult werden. Nach und nach lerne ich die neue „Sprache“ der Computer, denn ich helfe in unserem Zweigbüro in der Kasse mit.

Meine 33 Jahre Vollzeitdienst für Jehova sind nur ein Moment gewesen, verglichen mit der Ewigkeit, die ich ihm zu dienen hoffe. Viele haben in diesen Jahren den Dienst für Jehova aufgenommen, auch der begabte Chirurg, der sowohl meine Aufnahme in das Krankenhaus von Colombo als auch die Operation in die Wege geleitet hatte. Heute ist er ein getaufter Zeuge Jehovas.

Jehova und die weltweite Familie seiner Diener haben mich in jeder Hinsicht unterstützt. Ich habe verspürt, wie sich Gottes schützender Arm um mich gelegt hat, und ich weiß, daß Jehova aufgrund seiner loyalen Liebe Henry fest im Gedächtnis behält. Nur Jehova kann meinen geliebten Mann aus dem Staub zurückbringen, damit ich ihn willkommen heißen und ihm von den begeisternden Herausforderungen erzählen kann, denen meine Generation gegenüberstand, und damit ich ihm berichten kann, wie Jehova mir geholfen hat, sie zu meistern. (Von Annama Abraham erzählt.)

[Bild auf Seite 21]

Annama Abraham mit ihrem Mann Henry

[Bild auf Seite 23]

Annama predigt den Teepflückerinnen auf einer Teeplantage in Sri Lanka

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