Bluter erhielten verseuchtes Blut
BLUT ist mittlerweile ein Zwei-Milliarden-Dollar-Jahresgeschäft geworden. Das Profitstreben im Geschäft mit dem Blut hat in Frankreich zu einer riesigen Tragödie geführt. HIV-verseuchtes Blut brachte 250 Blutern den Tod durch aidsbedingte Erkrankungen; Hunderte weitere wurden infiziert (The Boston Globe, 28. Oktober 1992, Seite 4).
Eine „skrupellose Verflechtung“ von ärztlicher Fahrlässigkeit und Gewinnsucht führte zum Tod von etwa 400 Blutern in Deutschland; mindestens 2 000 haben sich zusätzlich durch HIV-verseuchtes Blut infiziert (Guardian Weekly, 22. August 1993, Seite 7).
Kanada hat ebenfalls einen Blutskandal zu bieten. Schätzungsweise über 700 kanadische Bluter wurden mit HIV-infiziertem Blut behandelt. Die Regierung wurde im Juli 1984 warnend darauf hingewiesen, daß das Rote Kreuz an Bluter in Kanada aidsverseuchte Blutpräparate ausgab, aber die verseuchten Blutprodukte wurden erst ein Jahr später, nämlich im August 1985, vom Markt genommen (The Globe and Mail, 22. Juli 1993, Seite A21; The Medical Post, 30. März 1993, Seite 26).
Aus Madrid (Spanien) kam am 21. April 1993 eine Reutermeldung, in der es hieß, daß Spanien laut Angaben des Gesundheitsministeriums den 1 147 Blutern, die sich in den 80er Jahren durch Blut- oder Plasmatransfusionen mit dem Aidsvirus infiziert hatten, Entschädigungen zahlen will. Über 400 sind bereits an Aids gestorben (The New York Times, 22. April 1993, Seite A13).
Seit Ende 1982 haben die amerikanischen Zentren für Krankheitsüberwachung die NHF (Nationale Stiftung für Hämophile) vor den Gefahren des Blutgerinnungspräparats Faktor VIII gewarnt — die für eine einzige Transfusion nötige Menge dieses Gerinnungsfaktors kann sich aus 20 000 Blutspenden zusammensetzen, von denen nur eine aidsverseucht sein muß, um die gesamte Infusionsflüssigkeit zu kontaminieren. Im März 1983 wurden die Warnrufe noch lauter, doch im Mai jenes Jahres gab die NHF ein Bulletin heraus, das überschrieben war: „NHF drängt auf Weiterverwendung des Gerinnungsfaktors“. Damals waren bereits viele Todesopfer zu beklagen, dennoch wurden Tausende weiterhin dem Risiko ausgesetzt. Dieses Gerinnungspräparat war für die Bluter nicht absolut lebenswichtig, denn es gab noch andere Behandlungsmethoden. Tausende von Menschenleben hätten gerettet werden können. 1985 stellten Pharmafirmen schließlich fest, daß das Produkt durch Erhitzen ungefährlich gemacht werden konnte. Doch selbst dann wurden Vorräte des nicht hitzedesinfizierten Faktors nach wie vor auf dem Markt verkauft (Dateline NBC, 14. Dezember 1993).
[Bildnachweis auf Seite 31]
CDC, Atlanta, Ga.