Junge Leute fragen sich:
Habe ich die unvergebbare Sünde begangen?
„NIE zuvor war ich so niedergeschlagen. Ich hatte keinerlei Selbstachtung mehr und dachte, Gott würde mir nie vergeben“ (Marco).a
„Ich war sehr entmutigt. Schuldgefühle übermannten mich. Ich meinte, einen unvergebbaren Fehler begangen zu haben“ (Alberto).
„Da ist kein Mensch, der nicht sündigt“, sagt die Bibel (1. Könige 8:46). Doch mitunter hat ein Jugendlicher vielleicht das Gefühl, nicht einfach nur einen Fehler gemacht zu haben. Wie Marco und Alberto wird er möglicherweise von anhaltenden Schuldgefühlen geplagt. Unter Umständen denkt er, das, was er getan habe, sei so abscheulich und so schlecht, daß Gott ihm das niemals vergeben kann.
Was ist, wenn du von solchen Gefühlen geplagt wirst? Laß die Flügel nicht hängen. Deine Situation ist ganz und gar nicht aussichtslos.
Warum uns unser Gewissen quält
Es ist nur natürlich, daß du dich schlecht fühlst, wenn du einen dummen Fehler begangen hast. Uns allen ist ein „Gewissen“ — wie die Bibel es nennt — angeboren. Das Gewissen ist ein inneres Empfinden für Recht und Unrecht, eine innere Stimme, die gewöhnlich Alarm schlägt, wenn wir etwas Unrechtes tun (Römer 2:14, 15). Ziehen wir als Beispiel einmal König David heran. Er beging mit der Frau eines anderen Mannes Ehebruch. Später veranlaßte er sogar, daß dieser Mann, Uria, in den sicheren Tod geschickt wurde (2. Samuel 11:2-17). Wie wirkte sich das auf David aus?
„Tag und Nacht war deine [Gottes] Hand schwer auf mir“, gab David zu. Ja, er verspürte die Schwere des Mißfallens Gottes. Er sagte weiter: „Da ist kein Frieden in meinen Gebeinen wegen meiner Sünde. Denn meine eigenen Vergehungen sind über mein Haupt gegangen; wie eine schwere Last sind sie zu schwer für mich. ... den ganzen Tag bin ich traurig umhergegangen“ (Psalm 32:4; 38:3-6). Davids Gewissen quälte ihn so lange, bis er etwas unternahm und seinen Fehler bereute.
Falls du von christlichen Eltern erzogen worden bist, wirst du ebenfalls ein schlechtes Gewissen haben, wenn du von biblischen Grundsätzen abweichst. Solche Gewissensbisse sind normal, ja heilsam für jemanden. Sie können ihn dazu bringen, sich zu korrigieren oder um Hilfe zu bitten, bevor eine unrechte Handlungsweise zu einer eingefleischten Gewohnheit wird. Eine Person wiederum, die in der Sünde verharrt, schadet ihrem Gewissen. Es wird mit der Zeit so unempfindlich wie versengte Haut (1. Timotheus 4:2). Sittliche Verderbtheit ist dann vorprogrammiert (Galater 6:7, 8).
Gottgemäße Traurigkeit
Es überrascht daher nicht, daß die Bibel „eine Sünde, die den Tod nach sich zieht“, erwähnt (1. Johannes 5:16; vergleiche Matthäus 12:31). Eine solche Sünde ist nicht lediglich auf eine Schwachheit des Fleisches zurückzuführen. Sie wird willentlich, aus Eigensinn und Sturheit begangen. Nicht so sehr die Verfehlung an sich, sondern der Herzenszustand des Sünders macht eine solche Sünde unvergebbar.
Daß dir dein Fehlverhalten so zusetzt und du deswegen bedrückt bist, läßt jedoch erkennen, daß du keine unvergebbare Sünde begangen hast. Die Bibel sagt: „Gottgemäße Traurigkeit bewirkt Reue zur Rettung“ (2. Korinther 7:10). Ja, beachte die Ermahnung aus Jakobus 4:8-10: „Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und läutert euer Herz, ihr Unentschlossenen. Gebt dem Elend Raum und trauert und weint. Euer Lachen wandle sich in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit. Erniedrigt euch in den Augen Jehovas, und er wird euch erhöhen.“
Vielleicht handelt es sich um ein sehr schwerwiegendes Unrecht. Julie ließ sich zum Beispiel auf Knutschereien und Petting mit ihrem Freund ein. „Anfangs hatte ich noch ein schlechtes Gewissen“, gibt sie zu, „doch mit der Zeit wurde es zur Gewohnheit. Mein Gewissen schlug nicht mehr so heftig.“ Unreine Handlungen führten schließlich zum Geschlechtsverkehr. „Ich fühlte mich elend“, sagt Julie. „Mein Gewissen wurde so schwach, daß ich es sogar mehrere Male tat.“
Ist eine solche Situation aussichtslos? Nicht unbedingt. Wie war es bei Manasse, einem der Könige Judas? Er beging äußerst schwere Sünden, wozu auch Spiritismus und Kinderopfer gehörten. Doch Gott verzieh ihm, weil er aufrichtig bereute (2. Chronika 33:10-13). Wie war es bei König David? Nachdem er seine schlechten Handlungen bereut hatte, stellte er fest, daß Jehova ein Gott ist, der „gut und zum Vergeben bereit“ ist (Psalm 86:5).
Christen haben folgende Zusicherung: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, uns die Sünden zu vergeben und uns von aller Ungerechtigkeit zu reinigen“ (1. Johannes 1:9). Wem sollte man seine Sünden bekennen? In erster Linie Jehova Gott. „Vor ihm schüttet euer Herz aus“ (Psalm 32:5; 62:8). Vielleicht ist dir das in Psalm 51 aufgezeichnete reuevolle Geständnis von David dabei eine Hilfe.
Außerdem fordert die Bibel Christen, die eine schwerwiegende Sünde begangen haben, dazu auf, mit den Ältesten der Versammlung zu sprechen (Jakobus 5:14, 15). Ihr ernster Rat und ihre Gebete können dir helfen, dein Verhältnis zu Gott wiederherzustellen und ein reines Gewissen zu erlangen. Sie können zwischen Schwachheit und Bosheit unterscheiden. Sie sollten auch dafür sorgen, daß dir geholfen wird, den Fehler in Zukunft zu vermeiden. Julie tat diesen mutigen Schritt. Sie sagt: „Ich versuchte, mich selbst zurechtzuweisen, und dachte sogar, daß es einigermaßen half. Doch nach einem Jahr war mir klar, wie falsch ich lag. Schwerwiegende Probleme lassen sich einfach nicht ohne die Hilfe der Ältesten lösen.“
Schuldgefühle wegen weniger schwerwiegender Sünden
Manchmal tut ein Jugendlicher jedoch „einen Fehltritt ..., ehe er es gewahr wird“ (Galater 6:1). Oder er gibt einem sinnlichen Verlangen nach. Ein Jugendlicher, der sich in einer solchen Lage befindet, wird möglicherweise von schweren Schuldgefühlen geplagt — unter Umständen von mehr Schuldgefühlen als nötig. Die Folge ist, daß er sich unnötig quält. Derart heftige Schuldgefühle können von einem gut funktionierenden, aber überempfindlichen Gewissen stammen (Römer 14:1, 2). Vergiß nicht: Wenn wir eine Sünde begehen, „haben wir einen Helfer beim Vater, Jesus Christus, einen Gerechten“ (1. Johannes 2:1, 2).
Denke noch einmal an Marco, von dem eingangs die Rede war. Dieser junge Christ war davon überzeugt, eine unvergebbare Sünde begangen zu haben. Er sagte sich immer: „Ich kenne die biblischen Grundsätze doch so gut, trotzdem kann ich nicht aufhören zu sündigen.“ Worin bestand seine Sünde? Er hatte ein Problem mit Masturbation. „Wie soll Gott mir vergeben, wenn ich diese Gewohnheit nicht aufgeben kann?“ war seine Überlegung. Alberto, der ebenfalls mit Selbstbefriedigung zu kämpfen hatte, sagt: „Ich war in meinem tiefsten Innern voller Schuldgefühle, weil ich mich von dieser sündigen Gewohnheit nicht befreien konnte.“
Masturbation ist eine unreine Gewohnheit (2. Korinther 7:1). Aber die Bibel reiht sie nicht unter schwerwiegende Sünden wie Hurerei ein. Sie erwähnt sie nicht einmal. Ein Fehler dieser Art wäre demnach wohl kaum unvergebbar. Der Gedanke, Masturbation würde nicht vergeben werden, könnte sogar gefährlich sein; ein Jugendlicher könnte sich nämlich denken, es sei sowieso zwecklos, zu versuchen, das Problem zu überwinden. Wie biblische Grundsätze jedoch erkennen lassen, sollte ein Christ alles daransetzen, diese Gewohnheit zu bekämpfen (Kolosser 3:5).b Jehova weiß, daß ‘wir alle oft straucheln’ (Jakobus 3:2). Ein Jugendlicher, der rückfällig wird, braucht sich nicht verurteilt vorzukommen.
Dasselbe trifft auf andere Fehltritte und Vergehungen zu. Jehova möchte nicht, daß wir uns mit übergroßen Schuldgefühlen selbst strafen. Er ist vielmehr erfreut, wenn wir etwas unternehmen, um den Fehler zu korrigieren (2. Korinther 7:11; 1. Johannes 3:19, 20).
Wo man Hilfe und Trost finden kann
Du wirst jedoch wahrscheinlich persönlichen Beistand benötigen. Gottesfürchtige Eltern können ihren Kindern oftmals eine große Unterstützung und Hilfe sein. Und die Christenversammlung bietet dir weitere Hilfen an. Marco sagt rückblickend: „Was mir wirklich half, war ein Gespräch mit einem Ältesten. Ich mußte meinen ganzen Mut zusammennehmen, um mich ihm anzuvertrauen und meine intimsten Gedanken mitzuteilen. Aber er machte einen vertrauenerweckenden Eindruck, und so fragte ich ihn um Rat.“ Alberto suchte ebenfalls Rat bei einem Ältesten. „Ich werde seinen aufmunternden Rat nie vergessen“, sagt Alberto. „Er erklärte mir, er habe als junger Mensch dasselbe Problem gehabt. Das hätte ich nie gedacht. Ich schätzte seine Ehrlichkeit sehr.“ Dank solcher Hilfe und Unterstützung konnten Marco und Alberto ihr Problem überwinden. Gegenwärtig haben beide in ihrer Versammlung eine verantwortliche Stellung inne.
Eine weitere Hilfe sind innige Gebete. Du kannst wie David um „ein reines Herz“ und „einen neuen, einen festen Geist“ beten (Psalm 51:10). Gottes Wort zu lesen ist eine weitere Trostquelle. So wird es für dich wahrscheinlich ermutigend sein, zu lesen, daß der Apostel Paulus ebenfalls mit inneren Konflikten zu kämpfen hatte. Er gab zu: „Wenn ich das Rechte zu tun wünsche, [ist] das Schlechte bei mir vorhanden“ (Römer 7:21). Paulus schaffte es, seine schlechten Neigungen in den Griff zu bekommen. Du kannst es ebenfalls schaffen. Das Lesen der Psalmen wird dich besonders trösten, vor allem der Psalmen, in denen es um Gottes Vergebung geht, wie Psalm 25, 86 und 103.
Zieh dich keinesfalls in dein Schneckenhaus zurück, und laß dich nicht von pessimistischen Gedanken beherrschen (Sprüche 18:1). Mache dir Jehovas Barmherzigkeit völlig zunutze. Vergiß nicht, daß er auf der Grundlage des Loskaufsopfers Jesu ‘in großem Maße vergibt’ (Jesaja 55:7; Matthäus 20:28). Verharmlose deine Fehler nicht, aber denke andererseits auch nicht, Gott könne sie dir nicht vergeben. Stärke deinen Glauben und deine Entschlossenheit, ihm zu dienen (Philipper 4:13). Mit der Zeit wirst du Herzensfrieden und tiefe innere Freude finden, weil du weißt, daß dir vergeben wurde. (Vergleiche Psalm 32:1.)
[Fußnoten]
a Einige Namen wurden geändert.
b Hilfreiche Empfehlungen sind in dem von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegebenen Buch Fragen junger Leute — Praktische Antworten, Kapitel 25 und 26 zu finden.
[Bild auf Seite 19]
Sich bei einem befähigten Christen auszusprechen kann einem helfen, die Sache in einem ganz anderen Licht zu sehen