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Erwachet! 1994
g94 8. 12. S. 10-13

Bist du ein einfühlsamer Zuhörer?

STELLEN wir uns einmal vor, unsere Verhältnisse würden uns erlauben, allen, mit denen wir zusammenkommen, ein kostbares Geschenk zu überreichen. Wie glücklich und dankbar die Empfänger wären! Tatsächlich können wir anderen etwas ganz Besonderes schenken, etwas, was sie wirklich benötigen, und wir brauchen nicht einmal Geld dafür auszugeben. Was mag das sein? Ein solches Geschenk ist unsere Aufmerksamkeit. Die meisten Menschen haben ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und reagieren günstig, wenn sie ihnen zuteil wird. Um jemand echte Aufmerksamkeit schenken zu können, muß man allerdings ein einfühlsamer Zuhörer sein.

Eltern, Arbeitgeber und Personen, die wegen ihrer Dienststellung um Rat und Anleitung gebeten werden, sollten einfühlsame Zuhörer sein. Ein Mangel an Einfühlungsvermögen würde auffallen, und die Vertrauenswürdigkeit des Betreffenden wäre in Frage gestellt.

Selbst wenn uns nur selten jemand um Rat bittet, sollten wir bereit sein, anderen teilnahmsvoll zuzuhören — zum Beispiel einem Freund, der Trost bei uns sucht. Ein Bibelspruch besagt, daß Reden ohne vorheriges Zuhören eine Demütigung nach sich ziehen kann (Sprüche 18:13). Worin bestehen nun einige Möglichkeiten, uns als einfühlsame Zuhörer zu erweisen?

Konzentration nötig

Was ist ein einfühlsamer Zuhörer? Das Deutsche Wörterbuch von Gerhard Wahrig beschreibt Einfühlungsvermögen als die Fähigkeit, sich in die Lage oder Stimmung anderer hineinzuversetzen. Gemäß demselben Wörterbuch bedeutet zuhören können, jemand aufmerksam und teilnehmend anzuhören. Ein einfühlsamer Zuhörer hört also nicht lediglich, was gesagt wird. Er ist ganz Ohr und versucht, die zum Ausdruck gebrachten Gedanken und Empfindungen nachzuvollziehen.

Das erfordert Konzentration — er darf seine Gedanken nicht abschweifen lassen. Sich auch nur eine Antwort zurechtzulegen würde ihn ablenken. Deshalb ist er ständig bemüht, seine Aufmerksamkeit ungeteilt auf die Äußerungen des Sprechenden zu richten.

Es empfiehlt sich, die Person, die mit uns spricht, direkt anzusehen. Umherwandernde Augen erwecken den Eindruck von mangelndem Interesse. Beobachten wir die Gesten und die Körpersprache des Betreffenden. Lächelt er, oder runzelt er die Stirn? Hat er einen humorvollen, einen traurigen oder einen besorgten Blick? Ist das, was er unerwähnt läßt, von Bedeutung? Um unsere Antwort brauchen wir uns keine Sorgen zu machen; wenn wir konzentriert zuhören, ergibt sie sich fast von selbst.

Wahrscheinlich werden wir beim Zuhören gelegentlich mit dem Kopf nicken oder mit einer bestätigenden Bemerkung wie „Ach so“, „Ich verstehe“ reagieren. Im allgemeinen zeigt dies, daß wir innerlich mitgehen. Man beachte jedoch, daß sich Unaufmerksamkeit nicht durch Kopfnicken und bestätigende Worte verbergen läßt. Fortgesetztes schnelles Kopfnicken kann sogar Ungeduld signalisieren. Es ist, als würde man sagen: „Beeil dich! Faß dich kurz! Komm zum Schluß!“

Dennoch brauchen wir uns über die Technik des Zuhörens nicht allzu viele Gedanken zu machen. Wenn wir wirklich aufmerksam zuhören, wird sich das in unseren Reaktionen widerspiegeln.

Auch passende Zwischenfragen lassen erkennen, daß man konzentriert ist und mitgeht. Fragen zu stellen ist ein Zeichen von Interesse. Man kann dadurch den Gesprächspartner ermuntern, etwas bisher Unerwähntes zu ergänzen oder eine Unklarheit zu beseitigen. Fragen können ihn zu größerer Ausführlichkeit und zu weiteren Äußerungen anspornen. Es ist nicht verkehrt, ihn hin und wieder zu unterbrechen, wenn es nicht zu oft geschieht. Zuhören schließt ein, den Sinn des Gehörten zu erfassen. Sofern der Sprechende nicht zu häufig unterbrochen wird, schätzt er es bestimmt, wenn der Zuhörende den Wunsch hat, alles, was er ihm sagen möchte, zu verstehen.

Verständnis zeigen

Vielleicht fällt uns gerade das am schwersten, selbst wenn wir mit der Person, die zu uns spricht, wirklich mitfühlen. Angenommen, jemand kommt zu uns mit einem bedrückenden Problem, fallen wir ihm gleich mit optimistischen Lösungsvorschlägen ins Wort? Geben wir ihm sehr bald zu bedenken, daß seine Situation nicht so schlimm sei wie die unangenehmen Erfahrungen eines anderen? Solche scheinbar hilfreichen Kommentare können sich negativ auswirken.

Es gibt verschiedene Gründe, warum wir geneigt sein könnten, nicht mehr zuzuhören, sondern auf Lösungsmöglichkeiten hinzuweisen. Wir mögen denken, unsere begeisterten Vorschläge seien genau das richtige, um den Betreffenden aufzumuntern. Oder wir fühlen uns verpflichtet, wenn mit ihm irgend etwas „nicht stimmt“, es „wieder hinzubiegen“, und meinen, andernfalls wären wir nachlässig oder nicht hilfsbereit.

Aber den Niedergedrückten sofort mit nützlichen Vorschlägen zu überschütten wird ihn wahrscheinlich so berühren, als würde man zu ihm sagen: „In meinen Augen ist dein Problem bei weitem nicht so ernst, wie du es darstellst“ oder: „Mir liegt weniger an deinem Wohl als an meinem Ruf, Probleme lösen zu können“ oder vielleicht: „Ich kann dich einfach nicht verstehen — und will es auch nicht.“ Ein Vergleich mit den Problemen anderer wird meist wie der Vorwurf aufgefaßt: „Schäm dich, so bedrückt zu sein, wo doch andere Schlimmeres ertragen als du!“

Wer unabsichtlich solche entmutigenden Botschaften vermittelt, erweckt bei dem, der sich ihm anvertrauen möchte, das Gefühl, auf taube Ohren zu stoßen. Der Trostsuchende folgert womöglich, daß man von sich selbst höher denkt als von ihm, und das nächste Mal wendet er sich an jemand anders (Philipper 2:3, 4).

Was aber, wenn er sich unnötig sorgt? Vielleicht leidet er unter Schuldgefühlen, obwohl eigentlich kein Grund dazu besteht. Sollte man, in der Absicht zu helfen, ihn unverzüglich wissen lassen, daß seine Empfindungen unangebracht sind? Nein, denn solange man den Betreffenden nicht angehört hat, sind ermunternde Worte nur ein schwacher Trost für ihn. Er hat sein Herz noch nicht ausgeschüttet; statt erleichtert zu sein, belasten ihn immer noch Schuldgefühle. Der Philosoph Henry David Thoreau, der im 19. Jahrhundert lebte, drückte dies wie folgt aus: „Zwei sind nötig, um die Wahrheit zu sagen — einer, der sie äußert, und ein anderer, der sie anhört.“

Wie passend doch der biblische Rat ist, „schnell [zu] sein zum Hören, langsam zum Reden“! (Jakobus 1:19). Auch Einfühlungsvermögen ist außerordentlich wichtig beim Zuhören. Versuchen wir nachzuempfinden, was in dem, der sich vertrauensvoll an uns wendet, vor sich geht. Erkennen wir den Ernst seines Problems und das tatsächliche Ausmaß seines Kummers an. Verharmlosen wir sein Problem nicht mit Bemerkungen wie: „Ach, du hast heute nur einen schlechten Tag!“ oder: „Das ist alles halb so schlimm!“ Bemerkungen dieser Art würden seinen Schmerz keineswegs lindern, sondern eher das Gegenteil bewirken. Er wäre entmutigt, weil wir das, was er uns mitteilen möchte, nicht ernst genommen hätten. Unsere Erwiderungen sollten daher zeigen, daß wir hören, was der andere sagt, und daß wir bereitwillig zur Kenntnis nehmen, wie er seine Situation im Augenblick sieht.

Der einfühlsame Zuhörer muß mit der Person, die sich bei ihm ausspricht, nicht unbedingt gleicher Meinung sein. Wenn sie beispielsweise erklärt: „Ich hasse meine Arbeit!“, mag er dies in ihrem Fall für ungerechtfertigt halten. Würde er jedoch ablehnend reagieren („Dazu hast du eigentlich keinen Grund“) oder das Gesagte anzweifeln („Das ist doch nicht dein Ernst“), so würde sie vermuten, er könne sich nicht in ihre Lage hineinversetzen. Also versucht er, zum Ausdruck zu bringen, daß er für ihr Problem Verständnis hat. Falls jemand mit den Verhältnissen an seiner Arbeitsstelle unzufrieden ist, könnte man zu ihm sagen: „Bestimmt stehst du dort häufig unter Streß.“ Dann könnte man ihn bitten, Näheres zu berichten. So respektiert man seine Gefühle, ohne seine Abneigung gegen die betreffende Arbeit zu unterstützen. Man verschafft ihm die Befriedigung, die sich für ihn daraus ergibt, einen Zuhörer zu haben, dem er sein Herz ausschütten kann. Oft wird ein Problem bereits leichter, wenn man es jemandem anvertraut.

Ähnlich verhält es sich, wenn ein Ehemann sagt: „Meine Frau hat heute einen Termin für eine Untersuchung.“ Möglicherweise meint er damit: „Ich mache mir Sorgen.“ Als Gesprächspartner sollte man dies berücksichtigen. Zeigt man ihm, daß man den eigentlichen Sinn seiner Worte verstanden hat, wird er dadurch mehr getröstet, als wenn man seine Empfindungen ignoriert, sie für nicht vorhanden erklärt oder ihn mit der Aufforderung, sich nicht zu sorgen, zurechtzubringen sucht (Römer 12:15).

Gute Zuhörer sagen auch etwas

In dem Buch The Art of Conversation (Die Kunst der Unterhaltung) werden Personen erwähnt, die nur zuhören und fast nichts sagen, weil sie „meinen, auf diese Weise den Eindruck würdevoller Zurückhaltung zu erwecken“. Ein solches Verhalten wäre jedoch unhöflich, da es den Gesprächspartner zwingt, immer nur selbst zu reden. Ebenfalls unhöflich und außerdem ermüdend wäre es allerdings, wenn jemand, dem wir zuhören, ununterbrochen spricht und uns überhaupt nicht zu Wort kommen läßt. Anders ausgedrückt, wir sollten zwar gute Zuhörer sein, aber wahrscheinlich möchten wir unser Gegenüber auch wissen lassen, daß wir etwas Nützliches zu sagen haben.

Was könnten wir denn sagen? Wäre es, nachdem man respektvoll zugehört hat, an der Zeit, Rat zu geben? Vielleicht, sofern man die Fähigkeit dazu besitzt. Wenn wir wissen, wie der Betrübte sein Problem lösen könnte, sollten wir auf jeden Fall mit ihm darüber sprechen. Vermutlich wird er unsere Hinweise schätzen, weil wir uns vorher die Zeit zum Zuhören genommen haben. Sind wir jedoch nicht in der Lage, ihm die Anleitung und Hilfe zu bieten, die er braucht, so können wir Schritte unternehmen, damit eine befähigte Person ihm beisteht.

Andererseits wird Rat in manchen Fällen weder benötigt noch verlangt. Hüten wir uns also, durch zu viele Worte die beruhigende Wirkung unseres Zuhörens zunichte zu machen. Unter Umständen muß der Freund, der uns angesprochen hat, eine Situation, die er nicht beeinflussen kann, einfach ertragen, oder er muß sich geduldig bemühen, negative Gefühle zu überwinden. Er hat uns seine Sorgen anvertraut. Wir haben ihm zugehört. Wir haben Mitgefühl und Anteilnahme bekundet und ihm versichert, daß wir an ihn denken und für ihn beten werden. Nun bleibt noch, ihm zu erklären, daß er gern wiederkommen kann und daß wir seine Äußerungen vertraulich behandeln werden. Es ist durchaus möglich, daß er diesen Trost dringender benötigt als Lösungsvorschläge (Sprüche 10:19; 17:17; 1. Thessalonicher 5:14).

Ganz gleich, ob wir Rat geben oder nicht — wenn wir zuhören, ziehen beide Seiten daraus Nutzen. Der Sprechende empfindet es als wohltuend, angehört und verstanden zu werden. Das freundliche Interesse jemandes, der ihn bis zum Ende anhört, tröstet ihn. Auch für den Zuhörer ergeben sich Vorteile. Seine aufrichtige Anteilnahme wird geschätzt. Erteilt er Rat, so gewinnt dieser an Vertrauenswürdigkeit, weil er erst redet, wenn er die ihm dargelegte Situation völlig erfaßt hat. Zugegeben, einfühlsames Zuhören erfordert Zeit, aber es lohnt sich! Denn unsere von Herzen kommende Aufmerksamkeit ist für andere tatsächlich ein kostbares Geschenk.

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