Verschwundene Kinder — Wie groß ist die Tragödie?
„MEIN KIND IST VERSCHWUNDEN!“
Wohl kaum etwas könnte den meisten Eltern mehr Angst einjagen als die Tatsache, daß ihr Kind verschwunden ist. Zwar liegen keine genauen Zahlen darüber vor, wie viele Kinder weltweit von den Eltern vermißt werden, aber Statistiken aus vielen Ländern lassen das Ausmaß der Tragödie erahnen.
IN DEN Vereinigten Staaten werden je nach Klassifikation jedes Jahr zwischen 500 000 und 1 000 000 Kinder als vermißt registriert. Dazu zählen Kinder, die nur vorübergehend vermißt werden, und Kinder, die auf Dauer vermißt werden. Gemäß Berichten verschwinden in England jährlich fast 100 000 Kinder; manche sagen allerdings, die Dunkelziffer liege viel höher. Die ehemalige Sowjetunion meldete Zehntausende von Kindern als vermißt. In Südafrika soll die Zahl über 10 000 liegen. Und in Lateinamerika sind Millionen Kinder von dieser Tragödie betroffen.
Ein Sprecher des italienischen Innenministeriums deutete an, welche Dimensionen dieses Problem in Italien angenommen hat, als er in der Zeitung L’Indipendente schrieb: „Sie verlassen ihr Zuhause an einem Tag wie jedem anderen. Sie gehen zur Schule oder gehen spielen, aber sie kommen nicht mehr zurück. Sie verschwinden, lösen sich in nichts auf. Familienangehörige suchen verzweifelt nach ihnen, stoßen aber nur auf schwache Spuren, ungenügende Hinweise und wenige — dazu noch ungesicherte — Augenzeugenberichte.“
Gemäß einer neueren Studie in den Vereinigten Staaten über das Ausmaß dieser Problematik läßt sich der Oberbegriff „verschwundene Kinder“ in Wirklichkeit in mehrere Kategorien aufteilen. Unter eine Kategorie fallen Kinder, die von Fremden entführt werden. Zu einer weiteren gehören Kinder, die beispielsweise im Streitfall um das Sorgerecht von einem Elternteil entführt werden. Unter eine andere Kategorie fallen die sogenannten verlassenen Kinder, die bei ihren Eltern oder ihrem Vormund nicht mehr erwünscht sind. Eine weitere große Gruppe stellen die Ausreißer. Und dann gibt es noch Kinder, die nur ein paar Stunden oder ein paar Tage vermißt werden oder von ihren Eltern getrennt sind — meistens bleiben die Kinder einfach länger als vereinbart fort, oder es handelt sich um ein Mißverständnis zwischen Eltern und Kindern. Sehr wenige von diesen Kindern werden auf Dauer vermißt.
Aber wie ergeht es den Kindern, die wirklich verschwunden sind? Wie kommt es zu einer derartigen Tragödie? Die vorliegende Ausgabe der Zeitschrift Erwachet! wird verschiedene Aspekte untersuchen und die Frage beantworten: „Wann wird die Tragödie enden?“