Wir beobachten die Welt
Wie viele Abtreibungen?
„Die Zahl der weltweit legal durchgeführten Schwangerschaftsabbrüche liegt jährlich bei 33 Millionen, und rechnet man die illegalen hinzu, sind es insgesamt zwischen 40 und 60 Millionen“, schrieb die in Buenos Aires erscheinende Zeitung Clarín in einer ihrer Morgenausgaben. „Sechsundsiebzig Prozent der Weltbevölkerung leben in Ländern, wo ein Schwangerschaftsabbruch legal ist.“ Die Zahl der Leben, die durch Abtreibung ausgelöscht werden, übersteigt die Einwohnerzahl Argentiniens und kommt dem Auslöschen der gesamten Bevölkerung eines Landes wie Ägypten, Frankreich, Großbritannien, Italien, Südafrika oder der Türkei gleich, und das jedes Jahr. Das entspricht der Zahl der Opfer, die der insgesamt sechs Jahre dauernde Zweite Weltkrieg gefordert hat, nämlich schätzungsweise etwa 50 Millionen Menschenleben.
Die besten Lebensbedingungen
Die Vereinten Nationen halten Kanada für das Land mit den besten Lebensbedingungen. „Zum zweitenmal seit dem fünfjährigen Bestehen des Index führt Kanada die Liste der 173 Länder an“, berichtete der Toronto Star. Das bedeutet jedoch nicht, daß die Kanadier den höchsten Lebensstandard der Welt haben. Wieso machte Kanada das Rennen? Der von dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zusammengetragene Bericht listet die Länder nach drei Faktoren auf: Durchschnittseinkommen, Bildungsmöglichkeiten und Lebenserwartung. Was die Lebenserwartung angeht, nehmen die Kanadier mit durchschnittlich 77,2 Jahren Platz sechs ein. Nahezu die Besten sind sie, wenn es um die Ausgaben für Bildung und für das Gesundheitswesen geht sowie um den Besitz von Gegenständen wie Fernseher und Auto.
Indianergruppen in Brasilien
„In Brasilien gibt es noch 59 Indianergruppen, die vollständig abgeschieden leben oder die gelegentlich unerfreuliche Begegnungen mit dem weißen Mann haben“, meldete die Zeitung O Estado de S. Paulo. „Davon hat die Indianerbehörde seit Anfang der 80er Jahre gerade neun Gruppen bestimmt.“ Und noch immer werden in den Wäldern des Amazonas neue Stämme entdeckt. Die meisten dieser Indianer leben in Gruppen von höchstens 150 Personen zusammen. In Brasilien gibt es 532 Indianerterritorien, 180 ethnische Gruppen und 260 000 Indianer. Sie bewohnen insgesamt 909 705 Quadratkilometer, das sind etwa 11 Prozent der Landesfläche; allerdings hat die Hälfte der Territorien keine festen Grenzen. Anthropologen, die den Stämmen helfen wollen, ihren Zusammenhalt zu festigen und das Vordringen der modernen Welt zu überleben, haben einigen Stammesangehörigen den Umgang mit Videokameras beigebracht, so daß sie ihre Bräuche festhalten und die Aufnahmen anderen, in der Nähe lebenden Gruppen zeigen können. Vor kurzem trafen sich die Waiãpi und die Zo’é, nachdem sich beide Stämme den Film des anderen angesehen hatten. Da ihre Sprachen einander ähneln, unterhielten sie sich über ihre Legenden und Rituale, über Jagd- und Heilmethoden sowie über das Kochen und Weben.
Eine erfolgreiche Operation
Mit absolut berechtigtem Stolz, so die italienische Zeitung La Stampa, habe das Ärzteteam, das Papst Johannes Paul II. im April 1994 operierte, verkündet, die Hüftoperation hätte zu keinem besseren Ergebnis führen können. Doch nicht alle Operationen, denen sich der jetzige Papst unterziehen mußte, sind so erfolgreich verlaufen. Als er 1981 wegen eines auf ihn verübten Attentats operiert wurde, mußte er sich noch zwei Monate wegen einer schweren Zytomegalie, die er sich durch Bluttransfusionen zugezogen hatte, behandeln lassen. Daher überrascht es nicht, daß bei der Hüftoperation, bei der „der Blutverlust groß gewesen ist“, wie die Zeitung schrieb, keine Bluttransfusionen verabreicht wurden. Es hieß ferner: „Das Blut des Papstes wurde während der Operation gesammelt, aufbereitet und in den Blutkreislauf zurückgeführt.“
Kein Mittel gegen Aids in Sicht
Auf der 10. Internationalen Aidskonferenz in Japan (August 1994) wurde bestätigt, daß die Bemühungen, Impfstoffe und Medikamente gegen Aids zu entwickeln, größtenteils fehlgeschlagen seien und daß bis zum Ende des Jahrzehnts auch nichts aus dieser Richtung zu erwarten sei. „Die HIV-Epidemie hat gerade erst begonnen“, sagte Dr. James Curran von den Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta (Bundesstaat Georgia). Weltweit sollen ungefähr 17 Millionen Menschen infiziert sein, das sind 3 Millionen mehr als im Vorjahr. Traurigerweise gehören 1 Million Kinder dazu. Bleibt es bei diesem Anstieg, dann wird es bis zum Jahr 2000 laut der Weltgesundheitsorganisation insgesamt zwischen 30 und 40 Millionen HIV-Infizierte geben. Die Aidsvollbildfälle sind innerhalb von 12 Monaten um 60 Prozent gestiegen, so daß sie sich Mitte 1994 auf insgesamt 4 Millionen beliefen, einschließlich der bereits gestorbenen Aidskranken. Die Inkubationszeit bei Aids kann zehn Jahre betragen. Wegen des zähen Fortschritts im Kampf gegen die wachsende Pandemie gab man bekannt, daß die Aidskonferenz statt jedes Jahr zukünftig alle zwei Jahre veranstaltet werden soll; die nächste Konferenz ist für Juli 1996 in Vancouver (Britisch-Kolumbien, Kanada) angesetzt.
Die Bedeutung der frühen Kindheit
„Das Bild, das sich ein Kind von der Welt macht, hängt in großem Umfang von dem Maß der Zuwendung ab, die es während seiner ersten drei Lebensjahre erhält, und das wiederum wirkt sich auf seine neurologische Entwicklung aus sowie darauf, daß es sich zutraut, Probleme zu lösen, und dazu auch fähig ist“, schreibt die in Toronto erscheinende Zeitung The Globe and Mail. „Kindern, die in finanziell und sozial schwachen Verhältnissen leben, bieten sich weniger Möglichkeiten, zu leistungs- und anpassungsfähigen Menschen heranzuwachsen.“ Gemäß Dr. Fraser Mustard, Präsident des Kanadischen Instituts für wissenschaftliche Forschung, ist die Wahrscheinlichkeit bei diesen Kindern größer, von der Schule abzugehen, und sie tendieren eher dazu, Probleme durch Anwendung von Gewalt zu lösen. „Wie gut jemand lernt, Probleme zu meistern, hat einen enormen Einfluß auf seine Fähigkeit, sich in die Gesellschaft einzufügen“, meinte er. Wie die Zeitung erwähnt, hätten Studien der Yale-Universität und der Universität Montreal ergeben, daß „eine sinnvolle Beschäftigung der Eltern mit dem Kind dessen physischer, emotionaler und kognitiver Entwicklung sehr zugute kommt“.
Vorsicht beim Reisen!
Ein Reisender muß auf seine Umgebung achtgeben. „Gepäck- und Taschendiebe fühlen sich von geistesabwesenden Reisenden unwiderstehlich angezogen“, schrieb die brasilianische Zeitschrift Claúdia. Außerdem hieß es: „Seien Sie auf der Hut, wenn jemand Sie anrempelt oder etwas auf Ihre Kleidung schüttet. Das sind bekannte Tricks, die ablenken sollen.“ Man sollte sich auch vorsehen, wenn man um Hilfe oder um Auskunft gebeten wird. Nur ein wenig Unaufmerksamkeit, und weg ist das Gepäck. Laut Adriano Caleiro vom internationalen Flughafen São Paulo ist besondere Vorsicht angebracht, wenn man am Flughafen Koffer eincheckt, am Schalter von Autovermietungen Papiere unterschreibt, sich in einem Hotel an- oder abmeldet, Kinder in ein Taxi setzt, einen Schaufensterbummel macht oder einen Kaffee trinkt. Die Zeitschrift riet dringend, im Fall von Schlüsseldiebstahl sofort die Schlösser auszutauschen. Womöglich erzählt ein Dieb, er habe das Gepäck gefunden, und vielleicht gibt er sogar alles zurück — aber er hat sich Nachschlüssel gemacht, so daß er später in die betreffende Wohnung einbrechen kann.
Nicht böse gemeint
Japanreisende, die Schilder mit der Aufschrift „Keine Ausländer“ sehen, sollten nicht ärgerlich werden, meint die Organisation Japan Helpline, die Beschwerden nachgeht. Die meisten Schilder werden von Leuten aufgestellt, die eigentlich nur hilfsbereit sein wollen. Ein Beispiel für ihre Denkweise liefert der Besitzer eines kleinen Elektrogeschäfts im Tokioer Stadtteil Akihabara; er sagte: „Da ich keine einzige ... [Fremdsprache] spreche, bereite ich vielen Kunden, die kein Japanisch sprechen, Unannehmlichkeiten. Ich dachte, ich sollte am besten so ein Schild aufstellen, damit die Leute sich nicht zu ärgern brauchen.“ In der Zeitung Asahi Evening News hieß es: „Meistens kommt es dann zu Diskriminierungen, wenn Japaner, die bisher wenig Kontakt mit Ausländern gehabt haben, nein sagen, weil sie denken, sie würden die Situation dadurch am ehesten bewältigen.“
Gebildete Rattenfänger
Die Gemeindeverwaltung von Bombay, die Rattenfänger sucht und deshalb 76 Stellen ausgeschrieben hat, ist in Schwierigkeiten geraten. „Die meisten der etwas über 40 000 Bewerber sind Akademiker, Hochschulabsolventen oder Personen, die vom College abgegangen sind; dabei braucht ein Rattenfänger lediglich über eine grundlegende Schulbildung zu verfügen“, so war in der Zeitung Indian Express zu lesen. „Sollen wir etwa einen Akademiker zum Rattenfänger machen?“ fragte ein Beamter. Die Ratten werden nachts aufgespürt und mit einem Knüppel getötet; für 25 getötete Ratten werden jeweils 100 Rupien (etwas über 3 Dollar) gezahlt. Die Verwaltung sucht jetzt nach einem „besseren Anwerbeprogramm“. Das ist jedoch nicht ihre einzige Sorge. Es geht außerdem um eine religiöse Frage. Anhänger des Dschainismus und andere Gläubige, deren Glaube das Töten von Tieren verurteilt, haben Arbeiter bestochen, damit sie die Ratten aus Menschlichkeit verschonen.