Australiens Papageien — putzige Plagegeister
DEM unkundigen Australienreisenden könnte man es nachsehen, wenn er denkt, ein Schwarm exotischer tropischer Vögel sei aus dem Zoo oder dem Vogelhaus entflogen. Vögel, die in anderen Ländern nur in Käfigen gehalten werden, fliegen frei im Garten umher. Das trifft besonders auf australische Papageien zu — eine Familie verschiedener bunter, lärmender Vögel.
Es gibt ungefähr 330 Papageienarten, und man findet sie auf allen großen Landmassen südlich des 20. Grades nördlicher Breite mit Ausnahme der Antarktika. Nicht alle Papageienarten sind in Australien vertreten, doch es gibt dort so viele, daß man sie nicht übersehen kann. Zur Familie der Papageien gehören die Wellensittiche, die Kakadus und die sich von Nektar ernährenden Nahrungsspezialisten, die Loris. In Australien scheinen diese farbenprächtigen Vögel manchmal überall zu sein.
Diesen Eindruck hatten wir jedenfalls bei unserem Besuch in Neusüdwales. Mitunter — besonders am frühen Morgen und am späten Nachmittag — tummelten sich Dutzende von Wellensittichen auf den Rasenflächen und fraßen. Auf belebten Straßen sahen wir die rosa und grau gefärbten Rosakakadus. Ihr lautes Kreischen ist alles andere als melodisch. Sie gehören zu den Papageien, die man in Australien am häufigsten sieht, und riesige Schwärme lassen sich in Klein- und Großstädten nieder. Sie sitzen auf Telefon- und Überlandleitungen, und man weiß, daß sie schon Zusammenbrüche des Telefonnetzes im Outback verursacht haben. Die Paare bleiben ihr Leben lang zusammen und verteidigen tapfer ihr Nest gegen Störenfriede. Unglücklicherweise sind die Rosakakadus „so zahlreich geworden, daß sie als Landplage gelten“ (The Cambridge Encyclopedia of Ornithology).
In einem öffentlichen Park fraßen uns karminrote Pennantsittiche aus der Hand. Sie hatten überhaupt keine Angst vor den Touristenscharen und wußten offensichtlich, wo es etwas zu holen gab. Mit solchen zahmen Vögeln überall um uns herum fühlten wir uns wie im Paradies.
Vielleicht am meisten überrascht waren wir, große Gelbhaubenkakadus über uns herabstoßen zu sehen. Wegen ihrer charakteristischen gelben Haube ist ihr Name äußerst passend. In der Illustrated Encyclopedia of Birds heißt es: „Während der Schwarm am Boden frißt, wachen einige Vögel in nahen Bäumen und warnen mit lauten, kreischenden Schreien vor Gefahren.“ Man bemerkt es sehr schnell, wenn sich ein Kakadu in der Nachbarschaft aufhält.
Was macht Papageien so einzigartig? Seit Jahrhunderten schätzt man sie wegen ihrer Fähigkeit, die menschliche Stimme zu imitieren. Ahmen sie jedoch auch Vögel nach? In der Cambridge Encyclopedia of Ornithology wird gesagt: „Schwärme von wildlebenden Papageien sind zwar sehr laut, aber man weiß, daß sie andere Arten nicht imitieren, und daher ist nicht klar, warum Papageien ‚sprechen‘ können.“ Von allen Vögeln ist die Amerikanische Spottdrossel immer noch der Meister im Nachahmen.
Fast überall auf der Welt findet man Vögel. Nehmen wir jedoch Notiz von ihnen? Beobachten wir sie? Kennen wir die Vögel, die sich in unserer Nachbarschaft aufhalten? Können wir ihre verschiedenartige Zeichnung, ihre Rufe und ihren Gesang auseinanderhalten? Haben wir ihre unterschiedliche Flugtechnik bemerkt? Bestimmt wäre es faszinierend, das alles zu erforschen.
Es gibt über 9 300 Vogelarten — ganz zu schweigen von all den anderen Wundern um uns herum. Wer könnte da zu Recht behaupten, das ewige Leben würde langweilig werden? Es gibt so viel kennenzulernen, so viele Gründe, den Schöpfer zu preisen. Wie dankbar können wir sein, daß Gott es für gut befand, auch ‘geflügelte fliegende Geschöpfe’ zu erschaffen! (1. Mose 1:20-23; Hiob 39:26, 27; Offenbarung 4:11).
[Bilder auf Seite 15]
Rosakakadu und (oben) Pennantsittich
[Bildnachweis]
Mit frdl. Gen.: Australian International Public Affairs
[Bild auf Seite 16]
Gelbhaubenkakadu
[Bildnachweis]
Mit frdl. Gen.: Australian International Public Affairs