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Erwachet! 1996
g96 22. 7. S. 19-21

Hundert Jahre Film

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN FRANKREICH

DER Film war weniger das Produkt einer konkreten Erfindung als der Höhepunkt von rund 75 Jahren internationalen Forschens und Experimentierens. Mit Hilfe des von dem Belgier Joseph Plateau erfundenen Phenakistiskops gelang es im Jahr 1832, durch eine Reihe von Einzelzeichnungen den Eindruck einer Bewegung hervorzurufen. In Frankreich wurde es dank Joseph Niepce und Louis Daguerre im Jahr 1839 durch ein fotografisches Verfahren möglich, wirklichkeitsgetreue Abbildungen herzustellen. Der Franzose Emile Reynaud entwickelte diese Idee weiter und projizierte bewegte Bilder an die Wand; von 1892 bis 1900 sahen Hunderttausende von Menschen seine Vorführungen.

Der entscheidende Durchbruch für den Film kam erst vor gut 100 Jahren. Im Jahr 1890 entwarfen Thomas Edison, der berühmte amerikanische Erfinder, und William Dickson, sein englischer Assistent, ein Aufnahmegerät, das die Größe und das Gewicht eines kleinen Klaviers hatte; im darauffolgenden Jahr meldete Edison ein Patent auf das sogenannte Kinetoskop an, ein Betrachtungsgerät, das immer nur von einem Zuschauer benutzt werden konnte. Die Filme, für deren Aufnahme perforierte, 35 Millimeter breite Zelluloidstreifen verwendet wurden, drehte man im ersten Filmatelier der Welt in West Orange (New Jersey), das auch „Black Maria“ (Schwarze Marie) genannt wurde. Verfilmt wurden Szenen aus dem Varieté, dem Zirkus, dem Wilden Westen und aus erfolgreichen New Yorker Theaterstücken. Die ersten Kinetoskope wurden 1894 in New York aufgestellt, und im selben Jahr wurden mehrere dieser Geräte nach Europa ausgeführt.

Obgleich sich Edison ursprünglich nicht für die Projektion von Lichtbildern interessierte, war er gezwungen, einen Projektor zu entwickeln, um konkurrenzfähig zu bleiben. Im April 1896 wurde sein Vitaskop in New York erstmals vorgeführt. Der Patentkrieg, den er danach anzettelte, führte zur Gründung einer Treuhandgesellschaft, die das Monopol auf die Filmindustrie sichern sollte.

Edisons Kinetoskop inspirierte die beiden Fabrikanten Auguste und Louis Lumière aus Lyon (Frankreich), eine mit Handkurbel betriebene Filmkamera zu erfinden, mit der die Filme sowohl aufgenommen als auch vorgeführt werden konnten. Ihr Kinematograph (zu griechisch kínēma, „Bewegung“, und gráphein, „schreiben, aufzeichnen“) wurde im Februar 1895 patentiert, und am 28. Dezember fand in Paris im Grand Café am Boulevard des Capucines die „erste offizielle Kinovorstellung der Welt“ statt. Am darauffolgenden Tag strömten 2 000 Pariser zum Grand Café, um das neueste Wunder der Technik zu bestaunen.

Die Brüder Lumière eröffneten bald darauf Kinos und schickten ihre Kameraleute um die ganze Erde. Innerhalb weniger Jahre drehten sie ungefähr 1 500 Filme über weltberühmte Sehenswürdigkeiten oder über Ereignisse wie die Krönung des Zaren Nikolaus II. in Rußland.

Die Stummfilmzeit

Georges Méliès, Zauberkünstler und Direktor eines Theaters in Paris, war von dem, was er sah, fasziniert. Er wollte den Kinematographen kaufen. Anscheinend bekam er jedoch zur Antwort: „Nein, der Kinematograph steht nicht zum Verkauf. Und danken Sie mir dafür, junger Mann; diese Erfindung hat keine Zukunft.“ Méliès ließ sich aber nicht beirren und fing mit einer aus England mitgebrachten Ausrüstung an, selbst Filme zu drehen. Durch Spezialeffekte und Szenarios erhob er die Kinematographie zu einer Kunst. Sein Film Die Reise zum Mond wurde im Jahr 1902 ein internationaler Erfolg. In seinem Atelier in Montreuil (am Stadtrand von Paris) drehte er über 500 Filme — viele davon waren handkoloriert.

Um das Jahr 1910 kamen 70 Prozent der Filme, die rund um die Welt gingen, aus Frankreich. Das war in erster Linie auf die Industrialisierung des Films durch die Brüder Pathé zurückzuführen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, daß das Kino „die Zeitung, die Schule und das Theater von morgen“ werden sollte.

Im Jahr 1919 gründeten Charlie Chaplin, Douglas Fairbanks, David W. Griffith und Mary Pickford die United Artists, um die wirtschaftliche Vormachtstellung der Treuhandgesellschaft zu brechen. 1915 wurde Griffiths Film Geburt einer Nation Hollywoods erster großer Filmknüller. Dieser höchst umstrittene Film über den Sezessionskrieg in den USA führte auf Grund seines rassistischen Inhalts zu heftigen Zusammenstößen, bei denen es sogar Tote gab. Dennoch war der Film ein großer Erfolg; mit über 100 Millionen Zuschauern war er der einträglichste Film aller Zeiten.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde „ganz Amerika [durch die Filme] in eine Welt der Nachtklubs, der Gesellschaftsklubs auf dem Land, der Speakeasys [Flüsterkneipen] und der dort herrschenden Frivolität eingeführt“. Ausländische Filme verschwanden fast völlig von den amerikanischen Leinwänden, wohingegen amerikanische Filme 60 bis 90 Prozent der Kinoprogramme in der übrigen Welt ausmachten. Das Kino wurde als Mittel verwendet, um den „American Way of Life“ und amerikanische Produkte zu glorifizieren. Gleichzeitig wurden Rudolph Valentino, Mary Pickford und Douglas Fairbanks durch das neu geschaffene „Starsystem“ förmlich zu Göttern erhoben.

Ton und Farbe

„He, Mutti, hör dir das an!“ Mit diesen Worten, die Al Jolson 1927 in dem Film Der Jazzsänger äußerte, fand das goldene Zeitalter des Stummfilms sein Ende und wurde die Welt mit dem Tonfilm bekannt gemacht. Seit den Anfängen des Kinos hatte man mit synchronisierten Phonograph- und Grammophonaufnahmen experimentiert, doch erst in den 20er Jahren — mit dem Aufkommen des elektrischen Schallaufzeichnungsverfahrens und der Röhrenverstärker — wurde der Tonfilm realisierbar. Die Einführung des Tonfilms war jedoch nicht unproblematisch.

Die ersten farbigen Filme waren handkoloriert. Später benutzte man Schablonen. Da es kein wirkungsvolles Farbfilmverfahren gab, wurden die Filme koloriert. Man bediente sich verschiedener Methoden, bis 1935 mit dem Dreifarbenverfahren von Technicolor der Durchbruch gelang. Doch erst nach dem durchschlagenden Erfolg des Films Vom Winde verweht im Jahr 1939 hielt man den Farbfilm für einen großen Kassenmagneten.

Propagandafilme während des Krieges

Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre diente der Film als „Opium für die Massen“. Doch während die Welt auf den Krieg zusteuerte, wandelte sich die Mission des Films zu einem Manipulations- und Propagandamittel. Mussolini nannte den Film „l’arma più forte“ (die stärkste Waffe), und unter Hitler wurde der Film zum Sprachrohr des Nationalsozialismus und war insbesondere als Propagandamittel für junge Leute gedacht. In Filmen wie Triumph des Willens und Olympia wurden hochrangige Nationalsozialisten auf effektvolle Weise glorifiziert. Der Film Jud Süß wiederum förderte den Antisemitismus. Und in Großbritannien verlieh der Film Heinrich V. von Laurence Olivier den nötigen moralischen Auftrieb für den bevorstehenden D-Daya und die damit zu erwartenden Opfer.

Krise

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als es immer mehr Fernsehgeräte gab, blieben die Leute zu Hause, statt ins Kino zu gehen. Die Zahl der Kinobesucher in den Vereinigten Staaten sank in nur zehn Jahren um die Hälfte. Tausende von Kinos mußten schließen, und die Filmproduktion ging trotz der Einführung von Breitwandfilm und Stereoton in den 50er Jahren um ein Drittel zurück. Mit Multimillionen-Dollar-Produktionen, wie dem Kassenschlager Die Zehn Gebote (1956) von Cecil B. de Mille, sollte dem Fernsehen Konkurrenz gemacht werden. In europäischen Kinos nahmen die Besucherzahlen ebenfalls stark ab.

Soziale Auswirkungen

Das Kino ist als Spiegel der Gesellschaft bezeichnet worden. Tatsächlich spiegelten sich in den 70er Jahren in vielen Filmen „die Unruhe, die Unzufriedenheit, die Desillusionierung, die Angst und das Mißtrauen“ der damaligen Zeit wider, erkennbar am Wiederaufleben der Horrorfilme und der „beispiellosen Faszination des Satanismus und des Okkulten“. Katastrophenfilme dienten dazu, „von den Katastrophen im wirklichen Leben abzulenken“ (World Cinema—A Short History). In den 80er Jahren wurde hingegen „bewußt versucht, ein perverses Verhalten als normal hinzustellen“, wie sich ein französischer Journalist ausdrückte. Von den Filmen, die 1983 bei den Filmfestspielen in Cannes vorgestellt wurden, handelte die Hälfte von Homosexualität oder Inzest. Gewalt ist das Leitmotiv oder das immer wiederkehrende Thema zeitgenössischer Filme geworden. Im Jahr 1992 wurden in 66 Prozent der Hollywood-Filme Gewaltszenen gezeigt. Und im Gegensatz zu früher, wo Gewalt im allgemeinen einem bestimmten Zweck diente, wird sie heute völlig sinn- und grundlos verübt.

Wie hat sich diese Berieselung mit Gewalt ausgewirkt? Als im Oktober 1994 ein junges Pärchen in Paris, das bis dahin nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war, Amok lief und 4 Menschen tötete, hatte das direkt etwas mit dem Film Natural Born Killers zu tun, in dem ein Ehepaar 52 Menschen tötet. Immer mehr Soziologen äußern ihre Besorgnis über den Einfluß von Gewaltdarstellungen — vor allem auf junge Leute, für die solche Szenen als Verhaltensmuster dienen. Natürlich wird nicht in allen Filmen Gewalt und Unmoral verherrlicht. Neuere Filme wie Der König der Löwen übertrafen bisherige Kassenschlager.

Auf die Frage der Pariser Zeitung Le Monde, inwieweit der Film die Gesellschaft in den vergangenen 100 Jahren beeinflußt habe, antwortete ein prominenter Filmemacher und Schauspieler, der Film habe zwar den „Krieg verherrlicht, Verbrecher romantisiert, allzu simple Lösungen angeboten, scheinheilige Platitüden verbreitet, falsche Erwartungen geweckt und Reichtum, Besitz, körperliche Schönheit und eine Reihe anderer unrealistischer, nicht erstrebenswerter Ziele zum Kultobjekt gemacht“, er habe es aber auch Millionen von Menschen ermöglicht, der rauhen Wirklichkeit des Alltags zu entfliehen.

Wenn daher die Lichter ausgehen und die Leinwand zum Leben erwacht, nimmt uns vielleicht derselbe Zauber gefangen, dem sich die Menschen schon vor über 100 Jahren nicht entziehen konnten.

[Fußnote]

a „Im englischen Sprachbereich Bezeichnung für den Tag, an dem ein größeres militärisches Unternehmen beginnt (v. a. für den 6. 6. 1944, den Tag der alliierten Invasion in Frankreich verwendet)“ (Brockhaus-Enzyklopädie).

[Kasten auf Seite 21]

Das Photo-Drama der Schöpfung

Ende 1914 hatten annähernd neun Millionen Menschen in Australien, Europa, Neuseeland und Nordamerika das Photo-Drama der Schöpfung gesehen, das von der Watch Tower Society kostenlos vorgeführt wurde. Das achtstündige Programm bestand aus vier Folgen und war eine Kombination von Filmen und Lichtbildern, die mit Musik und Ton synchronisiert waren. Sowohl die Lichtbilder als auch die Filme waren handkoloriert. Das Photo-Drama war dazu bestimmt, „Wertschätzung für die Bibel und den darin enthaltenen Vorsatz Gottes zu fördern“. Zu den Höhepunkten gehörten Zeitrafferaufnahmen, die zeigten, wie sich eine Blüte öffnete oder wie ein Küken aus dem Ei schlüpfte.

[Bild auf Seite 19]

Der „Cinématographe Lumière“, der im Februar 1895 patentiert wurde

[Bildnachweis]

© Héritiers Lumière; Collection Institut Lumière-Lyon

[Bildnachweis auf Seite 19]

© Héritiers Lumière; Collection Institut Lumière-Lyon

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