Was sagt die Bibel?
Die Sintflut — Fakt oder Fiktion?
‘Und alle Tiere gingen zu zweien zu Noah in die Arche hinein’ (1. Mose 7:8, 9).
WER hat wohl noch nie von der Sintflut oder der Flut der Tage Noahs gehört? Höchstwahrscheinlich kennen wir die Geschichte schon von Kindheit an. Wenn man in einer öffentlichen Bibliothek Material über die Sintflut sucht, findet man darüber womöglich mehr Kinderbücher als Bücher für Erwachsene. So ist mancher vielleicht zu dem Schluß gekommen, der Sintflutbericht sei lediglich eine Gutenachtgeschichte. Viele halten den Bericht über die Flut der Tage Noahs wie noch etliches sonst in der Bibel für nichts weiter als Fiktion oder bestenfalls für eine von Menschen erdachte Lektion in Sachen Moral.
Überraschenderweise bezweifeln sogar einige, die ihre Glaubensansichten angeblich auf die Bibel stützen, daß sich die Sintflut zugetragen hat. Der katholische Geistliche Edward J. McLean sagte einmal, die Geschichte von Noah dürfe nicht als historisch aufgefaßt werden, sondern sei eine „sinnbildliche oder literarische Darstellung“.
Ist die biblische Sintfluterzählung aber tatsächlich nur eine sinnbildliche Darstellung, die nie als historisches Ereignis verstanden werden sollte? Läßt die Bibel diese Ansicht zu?
Glaubwürdige Einzelheiten
Betrachten wir zunächst Moses’ Aufzeichnungen im Bibelbuch Genesis. Dort wird genau das Jahr, der Monat und der Tag angegeben, als die Regenfälle einsetzten, als die Arche aufsetzte und als der Erdboden wieder trocken wurde (1. Mose 7:11; 8:4, 13, 14). In anderen Passagen von 1. Mose werden nicht immer genaue Zeitangaben gemacht. Um so mehr zeigen diese Daten, daß Moses die Sintflut als tatsächliches Ereignis ansah. Im Gegensatz zu fiktiven Erzählungen, die oft mit der klassischen Einleitung „Es war einmal ...“ beginnen, klingt der Bibelbericht glaubhaft.
Wenden wir uns nun der Arche selbst zu. Die Bibel beschreibt ein Schiff von etwa 133,5 Meter Länge, wobei das Verhältnis von Länge zu Höhe 10 zu 1 und das von Länge zu Breite 6 zu 1 betrug (1. Mose 6:15). Noah war allerdings kein Schiffbauer. Auch darf man nicht vergessen, daß dies 4 000 Jahre her ist. Dennoch wurde die Arche mit den für einen schwimmenden Kasten idealen Proportionen gebaut. Im heutigen Schiffbau hält man ähnliche Proportionen für geeignet, um Robustheit und Stabilität auf offenem Meer zu gewährleisten. Die Bibel sagt zwar nicht genau, wie lange Noah an der Arche gebaut hat, doch der Bericht läßt dafür einen Zeitraum von 50 bis 60 Jahren zu (1. Mose 5:32; 7:6). Diese Faktoren stehen in krassem Gegensatz zu der bekannten Geschichte im babylonischen Gilgamesch-Epos. Das Epos spricht von einem wuchtigen würfelförmigen Kasten, der an jeder Seite 60 Meter maß und in nur 7 Tagen gebaut wurde. Im Unterschied zu diesem babylonischen Mythos wirkt der biblische Sintflutbericht wegen seiner Genauigkeit vertrauenerweckend.
Außerhalb des Genesisberichts erwähnt die Bibel Noah beziehungsweise die Sintflut noch 10mal. Lassen diese Bezugnahmen darauf schließen, daß die inspirierten Bibelschreiber die Sintflut als geschichtlich oder als Mythos ansahen?
Glaubwürdigkeit bestätigt
Noah wird in der Bibel in zwei Geschlechtsregistern der Nation Israel aufgeführt, wobei das zweite mit Jesus Christus abschließt (1. Chronika 1:4; Lukas 3:36). Esra und Lukas, die die Register zusammenstellten, waren beide kundige Historiker und müssen Noah als reale Person betrachtet haben.
In anderen Bibelpassagen wird Noah zusammen mit historischen Personen aufgelistet und als Mann der Gerechtigkeit und des Glaubens bezeichnet (Hesekiel 14:14, 20; Hebräer 11:7). Wäre es einleuchtend, daß Bibelschreiber eine mythische Figur als Vorbild hinstellen? Nein, denn das könnte Bibelleser ohne weiteres zu dem Schluß verleiten, der Glaube liege außerhalb menschlichen Vermögens und könne nur von erfundenen Gestalten offenbart werden. Noah und die anderen Männer und Frauen des Glaubens wurden aufgeführt, weil sie Menschen mit Schwächen und Gefühlen gleich den unseren waren (Hebräer 12:1; vergleiche Jakobus 5:17).
In den übrigen Bibelstellen werden Noah und die Sintflut im Zusammenhang mit der Vernichtung erwähnt, die Gott über die ungläubigen Zeitgenossen Noahs brachte. Beachten wir Jesu Bezugnahme auf die Sintflut in Lukas 17:26, 27: „Geradeso wie es in den Tagen Noahs geschah, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein: sie aßen, sie tranken, Männer heirateten, Frauen wurden verheiratet bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche hineinging und die Sintflut kam und sie alle vernichtete.“
Jesus Christus war Augenzeuge der von ihm erwähnten Ereignisse, weil er schon vor seinem Leben auf der Erde im Himmel existiert hatte (Johannes 8:58). Wäre die Sintflut lediglich eine Fiktion, dann wäre seine künftige Gegenwart entweder ein Trugbild, oder er sagte nicht die Wahrheit. Keine der beiden Schlußfolgerungen ließe sich mit dem Rest der Bibel vereinbaren (1. Petrus 2:22; 2. Petrus 3:3-7). Somit sah Jesus Christus den Bibelbericht über die Sintflut auf Grund persönlicher Beobachtungen als authentisch an. Für wahre Christen ist dies zweifellos der überzeugendste Beweis dafür, daß die Flut der Tage Noahs Fakt war und keine Fiktion.
[Bildnachweis auf Seite 26]
L. Chapons/Illustrirte Familien-Bibel nach der deutschen Uebersetzung Dr. Martin Luthers