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Erwachet! 1997
g97 8. 3. S. 3-5

Wie wir von organisierter Kriminalität betroffen sind

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN JAPAN

Der Boß der Mafiafamilie sticht in den Finger des Novizen. Blut tropft auf das Bild eines „Heiligen“. Dann wird das Bild verbrannt. „Solltest du irgendein Geheimnis der Organisation preisgeben, wird deine Seele verbrannt wie dieser Heilige“, sagt der Boß zu dem jungen Mann.

DAS „Gesetz des Schweigens“ (italienisch: omertà) gewährleistete, daß die organisierte Kriminalität viele Jahre lang größtenteils im verborgenen blieb. Heute dagegen machen kriminelle Banden überall Schlagzeilen, wenn Gangster auspacken. Giulio Andreotti, der siebenmal Ministerpräsident Italiens war, ist die bekannteste Persönlichkeit, die von den pentiti oder den mafiosen Informanten angeklagt wurde; wegen seiner Verbindungen zur Mafia wird gegenwärtig ermittelt.

Überall strecken kriminelle Vereinigungen ihre Fangarme in jeden Lebensbereich — in Italien ist es die Mafia, die in den Vereinigten Staaten Cosa Nostra genannt wird; in Südamerika sind es die Drogenkartelle, in China die Triaden und in Japan die Yakuza. Jeder ist von ihren üblen Machenschaften betroffen, und das Leben wird durch sie teurer.

Die Stadt New York soll unter fünf Mafiafamilien aufgeteilt sein, die mit Erpressung, Schutzgeldforderungen, Kreditbetrug, illegalem Glücksspiel, Drogenhandel und Prostitution Gewinne in Milliardenhöhe machen. Angeblich kontrollieren Mafiafamilien die Gewerkschaften des Fracht- und Nahrungsmitteltransportwesens sowie der Bau-, der Müllbeseitigungs- und der Textilindustrie. Mit der Macht, die sie über Gewerkschaften ausüben, können sie Arbeitskämpfe beilegen oder ein Projekt sabotieren. Zum Beispiel kann es sein, daß sich auf einer Baustelle eine Planierraupe eines Tages nicht mehr von der Stelle bewegen läßt; an einem anderen Tag versagen die Bremsen des Löffelbaggers, oder die verantwortlichen Ingenieure schinden Zeit — diese und andere Vorfälle dauern so lange an, bis der Bauunternehmer die Forderungen des Mobs erfüllt, sei es in Verbindung mit Bestechungsgeldern oder mit Arbeitsverträgen. Tatsächlich „können Geschäftsleute, sofern sie Bestechungsgelder an den Mob zahlen, fest damit rechnen, daß Lieferungen prompt erfolgen, daß ihnen ihre Arbeiter keine Schwierigkeiten machen und daß sie billigere Arbeitskräfte bekommen können“, berichtete die Zeitschrift Time.

In Kolumbien konkurrierten zwei Drogenkartelle miteinander, bis Pablo Escobar, der Chef des Medellín-Kartells, 1993 erschossen wurde. Danach monopolisierte das Cali-Kartell den weltweiten Kokainhandel. Mit einem Gewinn von 7 Milliarden Dollar, den es 1994 allein in den Vereinigten Staaten erzielte, war es das wahrscheinlich größte Verbrechersyndikat der Welt geworden. Dem Cali-Kartell wurde jedoch 1995 ein Schlag versetzt, als dessen Boß, José Santacruz Londoño, festgenommen wurde. Doch es gibt immer jemand, der begierig darauf wartet, den Chefposten zu übernehmen.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs gab die russische Mafia ihr Debüt auf der internationalen Verbrechensbühne. Was war die Folge? „Jedes Geschäft in Rußland muß sich mit der Mafia auseinandersetzen“, wurde ein Bankier in der Zeitschrift Newsweek zitiert. Selbst in Brighton Beach, in der Stadt New York, soll die Russen-Mafia Gewinne aus dem ausgeklügelt angelegten illegalen Verkauf von Benzin kassiert haben. Es sind die Kraftfahrzeugbesitzer, die am Ende die Rechnung dafür bezahlen, und der Regierung gehen Steuern verloren. Die russischen Banden unterhalten auch Prostitutionsringe in Osteuropa. Für die meisten ihrer Verbrechen gehen sie straffrei aus. Wer wagt schon, schwerbewaffneten ehemaligen Sportlern und Veteranen des Kriegs in Afghanistan die Stirn zu bieten?

In Asien ist die Situation ähnlich. In Japan müssen Personen, die im Showgeschäft tätig sind, mit allen möglichen Schwierigkeiten rechnen, falls sie die örtliche Yakuza-Gruppe nicht respektieren und keine Abgaben zahlen. Die Yakuza in Japan fordern auch von den Besitzern von Nachtlokalen und sogar von Prostituierten Schutzgeld. Überdies haben sie die japanische Wirtschaft durchdrungen, indem sie eigene Firmen gegründet, Geld von Großunternehmern erpreßt und Verbindung zu Verbrechersyndikaten im Ausland aufgenommen haben.

Auch von Hongkong und Taiwan aus operierende kriminelle Vereinigungen spannen ihr Netz über die ganze Erde. Man kennt zwar ihren Namen — Triaden —, aber über ihre Organisation weiß man nur wenig. Ihre Geschichte geht bis ins 17. Jahrhundert zurück, als sich chinesische Mönche im Kampf gegen die mandschurische Fremdherrschaft in China zusammentaten. Obgleich die Mitgliederzahl der Triaden in Hongkong in die Zehntausende geht, sollen sie zur Durchführung eines speziellen Verbrechens oder einer ganzen Reihe von Verbrechen zeitweilig Syndikate gründen, was es der Polizei erschwert, sie aufzuspüren. Mit dem Handel von Heroin verdienen sie Milliarden Dollar, und sie haben Hongkong in ein Fälschungszentrum für Kreditkarten verwandelt.

William Kleinknecht schreibt in seinem Buch The New Ethnic Mobs über das Verbrechen in den Vereinigten Staaten: „In der neuen Welt des organisierten Verbrechens haben keine anderen Gangster einer bestimmten ethnischen Zugehörigkeit eine so große Zukunft wie die Chinesen. ... Überall im Land bauen chinesische Gangsterbanden in den Städten ihre Macht rasch aus. ... Sie rangieren gleich hinter der Mafia in New York.“

Ein Beamter des amerikanischen Justizministeriums sagte über eine andere Form des illegalen Handels, der von Hongkong aus organisiert wird: „Das Einschleusen von Ausländern ist eine Erscheinungsform der organisierten Kriminalität.“ Nach Meinung einiger Amtspersonen gelangen jedes Jahr schätzungsweise 100 000 Chinesen auf illegalem Weg in die Vereinigten Staaten. Ein illegaler Einwanderer zahlt für den Transport in ein reiches Land gewöhnlich mindestens 15 000 Dollar; den größten Teil dieser Summe zahlt er, nachdem er sein Ziel erreicht hat. Das erklärt, warum für viele Einwanderer das Leben in dem Land ihrer Träume zu einem Alptraum wird — sie werden gezwungen, in Bordellen oder in Ausbeuterbetrieben zu arbeiten.

Vielleicht meinen wir, wir seien von organisierter Kriminalität nicht betroffen, weil wir nicht in kriminelle Aktivitäten verwickelt sind. Ist dem aber wirklich so? Viele Drogenabhängige auf den verschiedensten Kontinenten werden kriminell, um sich die von südamerikanischen Drogenkartellen gelieferten Drogen kaufen zu können. Der organisierten Kriminalität ist es zuzuschreiben, daß öffentliche Aufträge an Firmen vergeben werden, die an organisierte Verbrecherbanden gebunden sind; als Folge davon müssen die Bürger mehr zahlen. Die vom amerikanischen Präsidenten eingesetzte Kommission zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität ließ einmal verlauten, daß in den Vereinigten Staaten „organisierte Kriminalität durch Diebstahl, Erpressung, Bestechung, Preisabsprache und Wettbewerbsbeschränkung die Preise verzerrt“ und die Verbraucher gezwungen sind, „sozusagen einen Zuschlag“ an die Mafia zu zahlen. Demnach kann sich keiner den Auswirkungen der Kriminalität entziehen. Wir alle bezahlen die Rechnung.

Aber warum nimmt organisierte Kriminalität heutzutage zu?

[Kasten auf Seite 5]

Die Mafia und ihr Ursprung

„Die Mafia trat im späten Mittelalter in Sizilien in Erscheinung, wo sie wahrscheinlich als geheime Organisation begann, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Insel von der Herrschaft verschiedener fremdländischer Eroberer — zum Beispiel der Sarazenen, der Normannen und der Spanier — zu befreien. Die Mafia entsprang vielen kleinen Privatarmeen oder mafie, aus denen sie auch ihre Mitglieder holte; die Dienste dieser Privatarmeen wurden von abwesenden Grundbesitzern zum Schutz ihrer Güter vor Banditen in Anspruch genommen, denn auf Sizilien herrschte jahrhundertelang weder Recht noch Ordnung. Im 18. und 19. Jahrhundert organisierten sich die zielstrebigen Raufbolde der Privatarmeen und wurden so mächtig, daß sie sich gegen die Grundbesitzer wandten und auf vielen Gütern zum alleinigen Gesetz wurden, indem sie von den Grundbesitzern Geld dafür erpreßten, daß sie deren Ernten beschützten“ (The New Encyclopædia Britannica). Die Schutzgelderpressung wurde zum Modus operandi der Mafia. Ihre Methoden nahmen sie mit in die Vereinigten Staaten, wo sie in das Glücksspiel einstiegen, in den Kreditbetrug, die organisierte Kontrolle von Gewerkschaften, den Drogenhandel und die Prostitution.

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