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  • g97 8. 5. S. 24-27
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  • Tasmanien — Kleine Insel, einzigartige Geschichte
  • Erwachet! 1997
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Erwachet! 1997
g97 8. 5. S. 24-27

Tasmanien — Kleine Insel, einzigartige Geschichte

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN AUSTRALIEN

„DA DIESES Land das erste Land ist, auf das wir in der Südsee gestoßen sind, und es keiner europäischen Nation bekannt ist, haben wir ihm, unserem Ehrenwerten General-Gouverneur zu Ehren, den Namen Anthoony van Diemenslandt verliehen.“ Das verkündete der Niederländer Abel Tasman am 25. November 1642, einen Tag nachdem er die Insel Tasmanien, den zweitältesten australischen Staat, gesichtet hatte.a Tasman sah keine Menschen, wohl aber Kerben, die in Abständen von anderthalb Metern in Bäume geschnitten waren, und Rauch von Feuerstellen in der Ferne. Wer die Kerben angebracht hat, so schrieb er, hat entweder eine ungewöhnliche Klettermethode oder ist riesengroß. Die Kerben dienten tatsächlich zum Klettern.

Danach verschwand Van-Diemens-Land für 130 Jahre von der Route der seefahrenden Entdecker, bis der Franzose Marion du Fresne und der Engländer Tobias Furneaux dort vor Anker gingen. Kapitän James Cook erreichte die Insel im Jahr 1777 und begegnete wie Fresne den einzigartigen Ureinwohnern. Seine Ankunft brachte ihnen jedoch Unheil. John West schreibt in seinem Werk The History of Tasmania über Cook: „Einigen Völkern ebnete er den Weg zu Zivilisation und Religion, aber dieser Rasse brachte er den Tod.“ Wie kam es zu der Tragödie?

Tasmanien wird zum „Gefängnis des Empire“

Die Deportation oder Verbannung war eine Strafmaßnahme der Briten. So kam es, daß Tasmanien eine britische Strafkolonie wurde. Von 1803 bis 1852 verbannte man ungefähr 67 500 Männer, Frauen und sogar Kinder — einige erst 7 Jahre alt — wegen Verbrechen, die vom Stehlen von Gebetbüchern bis zur Vergewaltigung reichten, nach Tasmanien. Die meisten Sträflinge arbeiteten allerdings für Siedler oder halfen bei Regierungsprojekten mit. „Weniger als 10 Prozent ... haben eine Strafgefangenensiedlung von innen gesehen“, heißt es in der Australian Encyclopaedia, „und von denen, die hineinkamen, waren viele nur für kurze Zeit dort.“ Port Arthur auf der Halbinsel Tasman war die größte Strafgefangenensiedlung, aber die schlimmsten Straftäter kamen nach Macquarie Harbour, das als „ein der Marter geweihter Ort“ in Erinnerung geblieben ist. Der enge Hafeneingang erwarb sich den bedrohlich klingenden Namen Höllenpforte.

In dem Buch This Is Australia erläutert Dr. Rudolph Brasch einen weiteren bedeutsamen Aspekt dieser Kolonie in ihrem Frühstadium — ihre Religiosität beziehungsweise der Mangel daran. Er schreibt: „Von Anfang an wurde in Australien [Tasmanien natürlich eingeschlossen] die Religion geringgeschätzt und wenig beachtet und höchstens vom Establishment zu dessen eigenem Vorteil gebraucht oder mißbraucht. Die Kolonie wurde ohne Gebet gegründet, und der erste Gottesdienst auf australischem Boden muß wohl ein nachträglicher Einfall gewesen sein.“ Während die nordamerikanischen Pilgerväter Kirchen bauten, „brannten die frühen Bewohner der südlichen Welt ihre erste Kirche nieder, um dem langweiligen Kirchenbesuch zu entgehen“, heißt es in dem Werk The History of Tasmania.

Die bereits heruntergekommene Moral sank durch den Überfluß an Rum noch mehr. Dem Historiker John West zufolge war für Zivilisten und Soldaten gleichermaßen Rum „der sichere Weg zum Reichtum“.

Nahrung dagegen war bisweilen knapp. In solchen Zeiten jagten freigelassene Sträflinge und Siedler mit Schußwaffen dasselbe Wild, dem die Ureinwohner mit Speeren nachstellten. Verständlicherweise nahmen die Spannungen zu. Zu dem ohnehin schon explosiven Gemisch kamen noch die rassistische Überheblichkeit der Weißen, der Überfluß an Rum und unvereinbare kulturelle Unterschiede hinzu. Die Europäer steckten Grenzen ab und errichteten Zäune, während die Ureinwohner als Nomaden jagten und sammelten. Es fehlte nur noch ein Funke.

Ein Volk verschwindet

Im Mai 1804 wurde der Funke ins Pulverfaß geworfen. Eine von Leutnant Moore angeführte Schar feuerte, ohne provoziert worden zu sein, auf eine große Jagdgemeinschaft der Ureinwohner, die aus Männern, Frauen und Kindern bestand. Es wurden viele getötet oder verwundet. Der „Schwarze Krieg“ — Speere und Steine gegen Kugeln — hatte begonnen.

Viele Europäer schauderten vor dem Gemetzel, das unter den Ureinwohnern angerichtet wurde, zurück. Der Gouverneur Sir George Arthur war darüber so bestürzt, daß er sagte, er sei bereit, so gut wie alles zu tun, um den Schaden, den die Regierung der Urbevölkerung ungewollt zugefügt habe, wiedergutzumachen. Daher setzte er ein Programm in Gang, um die Ureinwohner „zusammenzutreiben“ und zu „zivilisieren“. In einer Kampagne, die „Schwarze Linie“ genannt wurde, rückten etwa 2 000 Soldaten, Siedler und Sträflinge im Busch vor, um die Ureinwohner in die Enge zu treiben und an einem sicheren Ort wieder anzusiedeln. Die Mission war allerdings eine demütigende Niederlage. Man fing lediglich eine Frau und einen Jungen. Doch dann trieb der prominente Methodist George A. Robinson mit Erfolg einen Vermittlungsplan voran. Die Ureinwohner vertrauten ihm und gingen auf sein Angebot ein, sich auf der Flinders-Insel, nördlich von Tasmanien, anzusiedeln.

Marjorie Barnard schreibt in ihrem Buch A History of Australia über das, was Robinson erreichte: „Wahrscheinlich war er sich dessen nicht recht bewußt, aber seine Versöhnungstaktik hatte etwas von einem Judaskuß. Die unglücklichen Eingeborenen wurden mit Robinson als Hüter auf der Flinders-Insel in der Bass-Straße isoliert. Sie gingen daran zugrunde.“ Wen die Flinte nicht erwischt hatte, der fiel den aufgezwungenen Veränderungen in Lebensstil und Nahrung zum Opfer. Einer Quelle zufolge „war die letzte reinblütige tasmanische Ureinwohnerin Fanny Cochrane Smith, die 1905 in Hobart starb“. Darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Einige verweisen auf Truganini, die 1876 in Hobart verstarb, andere auf eine Frau, die 1888 auf der Känguruhinsel starb. Mischblütige Nachkommen der tasmanischen Ureinwohner sind heute noch am Leben, und es geht ihnen relativ gut. Unter den vielen Schandtaten, die sich die Menschheit hat zuschulden kommen lassen, gilt dieses Geschehen passenderweise als „die größte Tragödie des Staates [Tasmanien]“. Außerdem unterstreicht es die zutreffende Aussage der Bibel, daß „der Mensch über den Menschen zu seinem Schaden geherrscht hat“ (Prediger 8:9).

Tasmaniens visuelle Gegensätze

Heute würde man, wenn man keine Museen, Bibliotheken oder Gefängnisruinen besuchen könnte, kaum etwas von der Feuertaufe dieser schönen Insel ahnen. Vom Äquator ist Tasmanien in südlicher Richtung ungefähr genausoweit entfernt wie Rom, Sapporo und Boston in nördlicher Richtung. Und ebenso wie die Geschichte ist auch die Landschaft von starken Kontrasten geprägt, obwohl kein Ort auf der Insel mehr als 115 Kilometer vom Meer entfernt ist.

Tasmanien besteht zu 44 Prozent aus Wald, und 21 Prozent der Landfläche sind als Nationalpark ausgewiesen. Das sind ungewöhnliche Relationen. Gemäß dem Buch The Little Tassie Fact Book „ist die zum Welterbe erklärte Gegend in Westtasmanien eine der letzten unverdorbenen Wildnisse der Welt mit gemäßigtem Klima“. Vom Regen und Schnee gespeiste Seen, Flüsse und Wasserfälle voller Forellen lassen Wälder gedeihen, in denen Eukalypten, Myrten, Akazien, Sassafras und Tasmanische Gummitannen wachsen, um nur einige zu nennen. Kein Wunder, daß der Ausblick von den Hochebenen des westlichen Zentralplateaus und die oft schneebedeckten Berggipfel Naturfreunde immer wieder anlocken.

Der Schutz gewährleistende Status „Welterbe“ wurde nicht ohne Kampf erreicht. Und der Umweltschutz muß sich nach wie vor gegen den Widerstand des Bergbaus, der Papierindustrie und der Wasserkraftwerke behaupten. Die Mondlandschaft von Queenstown, einer Bergbaustadt, ist ein drastisches Beispiel für die Folgen, die eine gedankenlose Ausbeutung der Bodenschätze nach sich zieht.

Auch einheimischen Tieren ist es oft nicht gut ergangen, namentlich dem Beutelwolf oder Tasmanischen Tiger, einem gelbbraunen, hundeähnlichen Beuteltier. Den schwarzen Querstreifen auf dem Hinterkörper verdankt er den Namen Tasmanischer Tiger. Leider entwickelte dieser schlanke, scheue Fleischfresser eine Vorliebe für Geflügel und Schafe. Man setzte Abschußprämien für ihn aus, und 1936 galt er als ausgestorben.

Ein weiteres einzigartiges Beuteltier Tasmaniens, der Beutelteufel, ist alles andere als ausgestorben. Mit seinem kräftigen Kiefer und seinen scharfen Zähnen kann dieser muskulöse, sechs bis acht Kilo schwere Aasfresser ein ganzes totes Känguruh mit Haut und Haaren verschlingen.

Tasmanien ist auch für seinen Millionensturmtaucher bekannt. Von der Tasmansee aus umkreist er praktisch den Pazifik und kehrt jedes Jahr zu derselben sandigen Bruthöhle zurück — eine Leistung, die seinem genialen Schöpfer alle Ehre macht.

Ganz in der Nähe hat ein anderer Vogel — einer, der unter Wasser „fliegt“ — sein Nachtlager. Es handelt sich um einen putzigen, kurzschnäbligen, flauschigen Zweipfünder namens Zwergpinguin. Dieser kleinste aller Pinguine ist auch der lauteste. Seine Aktivitäten sind unterschiedlich stark, manchmal wirkt er geradezu überdreht, und seine Stimme überschlägt sich fast. Wenn ein Pärchen in romantischer Stimmung ist, trägt es zuweilen ein Duett vor, um die gegenseitige Bindung zu festigen. Traurigerweise kommen viele dieser Pinguine durch Fischernetze, Ölteppiche oder durch Plastikgegenstände um, die sie für etwas Eßbares halten, und manche werden von Hunden oder Wildkatzen getötet.

Die beschaulichere Seite der Insel

Nördlich und östlich vom Rand des Zentralplateaus zeigt sich Tasmanien von seiner gepflegteren Seite mit seinen schokoladenbraunen Feldern, seinen gewundenen Bächen und Flüssen, den Alleen und den saftgrünen Weiden, auf denen Schafe und Rinder grasen. Nahe dem nördlich gelegenen Ort Lilydale stehen im Januar die Lavendelfelder in voller Blüte, die das ländliche Farbmosaik mit ihrem zarten Lila bereichern und dazu noch einen verführerischen Duft verbreiten.

Zu beiden Seiten des Derwent, unweit der Apfelplantagen, die Tasmanien den Namen Apfelinsel eingetragen haben, liegt die Hauptstadt Hobart mit etwa 182 000 Einwohnern. Das Stadtbild wird von dem 1 270 Meter hohen düsteren Koloß Mount Wellington beherrscht. Bei klarem Wetter kann man von diesem oft schneebedeckten einsamen Wächter die zu seinen Füßen liegende Stadt aus der Vogelperspektive sehen. Hobart hat es weit gebracht seit 1803, als Leutnant John Bowen mit 49 Mann, darunter 35 Sträflinge, in der Risdon-Bucht an Land ging. Die Zeit der Segel und knarrenden Planken ist vorüber, aber einmal im Jahr erinnert das mörderische Sydney-Hobart-Jachtrennen an jene Tage, nämlich wenn die schnittigen Sportsegelboote mit ihren bunten Spinnakern an einer anfeuernden Menge vorbei mitten in das Herz von Hobart hineinrasen.

Zuerst Verfolgung, dann ein geistiges Paradies

Geoffrey Butterworth, einer der 2 447 Delegierten auf dem Bezirkskongreß der Zeugen Jehovas „Gottesfurcht“, der 1994 in Launceston stattfand, berichtete: „Ich erinnere mich an die Zeit, als es in ganz Tasmanien nicht mehr als 40 Zeugen Jehovas gab.“ Heute gibt es dort 26 Versammlungen und 23 Königreichssäle.

„Die Zeiten waren nicht immer so rosig“, fuhr Geoffrey fort. „1938 zum Beispiel machten Tom Kitto, Rod McVilly und ich mit ‚Sandwich-Plakaten‘ den biblischen Vortrag ‚Schau den Tatsachen ins Auge‘ bekannt. Er wurde von London aus über ein Rundfunknetz ausgestrahlt und stellte die falsche Religion schonungslos bloß. Als ich zu meinen Freunden stieß, wurden sie gerade von einer Bande Jugendlicher angegriffen. Und die Polizei sah tatenlos zu! Ich eilte ihnen zu Hilfe und wurde prompt verprügelt. Aber ein Mann packte mich am Kragen und zog mich weg. Statt mich zu schlagen, brüllte er: ‚Laßt sie in Ruhe!‘ Dann sagte er leise zu mir: ‚Ich weiß, was es heißt, verfolgt zu werden, mein Junge. Ich bin Ire.‘“

Jehova segnete jene ersten Pioniere, und so wird heute die gute Botschaft von Gottes Königreich überall auf dieser Insel mit ihren 452 000 Einwohnern verkündigt. Viele Nachkommen der Sträflinge und Ureinwohner früherer Zeiten freuen sich darauf, auf einer gereinigten Erde alle willkommen zu heißen, ob schwarz oder weiß, die in jenen grausigen Tagen zu Unrecht getötet wurden, denn die Bibel verheißt „eine Auferstehung sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten“ (Apostelgeschichte 24:15). Die Veränderungen werden so tiefgreifend sein, daß „die früheren Dinge ... nicht in den Sinn gerufen werden, noch werden sie im Herzen aufkommen“ (Jesaja 65:17).

[Fußnote]

a Der Name Tasmanien wurde am 26. November 1855 offiziell angenommen. Der älteste Staat ist Neusüdwales.

[Karten/Bilder auf Seite 25]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Oben: Cradle Mountain und Lake Dove

Oben rechts: Beutelteufel

Unten rechts: Regenwald in Südwesttasmanien

Australien

TASMANIEN

[Bildnachweis]

Beutelteufel und Tasmanienkarte: Department of Tourism, Sport and Recreation — Tasmania; Australienkarte: Mountain High Maps® Copyright © 1995 Digital Wisdom, Inc.

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