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Erwachet! 1997
g97 8. 8. S. 21-23

Übermüdung — Eine tückische Falle für Fernfahrer

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN DEUTSCHLAND

DAS gleichmäßige Brummen der leistungsstarken Maschine und das Singen der vierzehn Reifen auf dem Asphalt lassen den Lkw-Fahrer seit geraumer Zeit gegen Müdigkeit ankämpfen. Die Leitpfosten huschen im Scheinwerferlicht an ihm vorbei. Plötzlich fängt der Anhänger an zu schlingern; der Lkw gerät auf den Seitenstreifen.

Der Fahrer reißt das Lenkrad herum und zieht sein vierzig Tonnen schweres Fahrzeug zurück auf die Fahrbahn. Entsetzt stellt er fest, daß er sich an die letzten Sekunden nicht mehr erinnern kann. Er ist von Müdigkeit übermannt worden.a

Jeder, der hinter dem Lenkrad gegen Müdigkeit ankämpft, kann leicht in den sogenannten Sekundenschlaf fallen. Bei der heutigen Verkehrsdichte ist das extrem gefährlich — auch für andere Verkehrsteilnehmer. In Südafrika waren beispielsweise über 35 Prozent der Lkw-Unfälle zwischen Januar 1989 und März 1994 darauf zurückzuführen, daß der Fahrer hinter dem Steuer eingeschlafen war.

Der Verkehrspsychologe Professor G. Stöcker erklärte in der Zeitschrift Fahrschule, Übermüdung führe zu regelrechter Schlaftrunkenheit und habe ähnliche Wirkungen wie Trunkenheit durch Alkohol. Diese Aussage gilt natürlich für alle Fahrzeugführer, nicht nur für Lkw-Fahrer.

Ursachen für Übermüdung

Wieso kommt es so oft zu Unfällen durch Übermüdung, wenn doch die Zeit, die ein Fahrer hinter dem Steuer verbringen darf, in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben ist oder es wenigstens Empfehlungen gibt? Dazu müssen wir uns klarmachen, wie viele Stunden ein Lkw-Fahrer insgesamt arbeitet, denn neben dem Fahren hat er noch andere Aufgaben zu erfüllen. Oftmals muß er lange arbeiten, und seine Arbeitszeit ist recht unregelmäßig.

Den meisten Fahrern gefällt es, eine Arbeit von Anfang bis Ende allein durchzuführen und ihre Fracht unter den unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen sicher zum Kunden zu bringen. Ihre Leistung wird in gefahrenen Kilometern und in der bewegten Gütermenge gemessen. Oft ist die Arbeitszeit überdurchschnittlich lang. In Deutschland arbeiten die meisten Leute weniger als 40 Stunden in der Woche, doch viele Lkw-Fahrer arbeiten doppelt so lange.

In anderen Ländern sind die Bedingungen auch nicht besser. In Südafrika erhalten Fahrer so niedrige Löhne, daß sie versuchen, durch längere Fahrzeiten mehr Geld zu verdienen. Aus Indien wird berichtet, daß die Spediteure den Fahrern zwar genügend Zeit für ihre Tour einräumen, daß viele Fahrer aber, um Geld dazuzuverdienen, Extraladungen annehmen, für deren Auslieferung sie entsprechend länger hinter dem Steuer sitzen müssen. In solchen Fällen „sparen“ sie dann am Schlaf, damit sie wieder rechtzeitig in der Spedition sind.

In der Europäischen Union kann ein Lkw-Fahrer, wenn er die gesetzlich zulässige Höchstgrenze der Tageslenkzeit ausschöpft, 56 Stunden in einer Woche am Steuer sitzen. Doch in der darauffolgenden Woche darf er insgesamt nicht mehr als 34 Stunden fahren. Seine Arbeitszeit, die auch das Be- und Entladen einschließt, wird von einem Kontrollgerät festgehalten. An Hand dieser Aufzeichnungen läßt sich überprüfen, ob der Fahrer alle Vorschriften einhält.

Es hängt auch vom Unternehmer ab, wieviel Zeit der Fahrer auf dem Fahrersitz verbringt. Für ihn ist der Lkw ein teures Wirtschaftsgut, das ökonomisch sinnvoll eingesetzt werden muß — möglichst 24 Stunden am Tag ohne Leerfahrten. Der Konkurrenzdruck unter den Speditionen wächst, und die Fahrer werden von den Disponenten unter Druck gesetzt, freiwillig länger zu arbeiten.

Übermüdung stellt sich zudem ein, wenn der Fahrer nicht nur lange arbeiten, sondern auch zu ungewöhnlichen Zeiten anfangen muß. So beginnen zum Beispiel viele mit der Arbeit zwischen 1 Uhr nachts und 4 Uhr morgens. In dieser Zeit haben etliche Fahrer ihren „toten Punkt“, das heißt, ihre Konzentration ist auf dem Tiefpunkt. Zusätzlicher Druck entsteht dadurch, daß Unternehmen ihre Lagerhaltung abbauen und die Lieferung „just in time“ verlangen. Das bedeutet, daß der Lkw-Fahrer zu einem genau vereinbarten Zeitpunkt mit seiner Fracht beim Kunden eintreffen muß. Durch hohes Verkehrsaufkommen, widrige Witterungsverhältnisse und Baustellen verliert der Fahrer Zeit, die er irgendwie wieder hereinholen muß.

Trotz Lenkzeitbeschränkungen werden bei Stichprobenkontrollen der Polizei immer wieder Gesetzesübertretungen aufgedeckt. „Fast jeder achte Fahrer eines Lastkraftwagens, Omnibusses oder Gefahrguttransporters hält die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten nicht ein“, konnte man in der Fachzeitschrift Polizei Verkehr + Technik lesen. Bei einer Verkehrskontrolle der Hamburger Polizei wurde ein Fahrer aufgespürt, der 32 Stunden lang ohne Unterbrechung am Lenkrad gesessen hatte.

Die Gefahr erkennen

Ein erfahrener Fernfahrer, der seit über 30 Jahren im internationalen Güterverkehr tätig ist, erklärte, als er auf das Problem der Übermüdung angesprochen wurde: „Stolz und Selbstüberschätzung können den Fahrer dazu verleiten, die Müdigkeit immer wieder zu ignorieren. Das führt dann zu Unfällen.“ Anzeichen für Übermüdung sind im Kasten auf Seite 22 zu finden.

Frühzeitiges Erkennen der Warnsignale kann Leben retten. Eine Untersuchung des National Transportation Safety Board in den Vereinigten Staaten führte zu einer alarmierenden Statistik: Von 107 Lkw-Unfällen, an denen keine anderen Verkehrsteilnehmer beteiligt waren, waren 62 auf Übermüdung zurückzuführen. Aus diesem Grund legt die Industrie großen Wert darauf, technische Hilfen zu entwickeln, die den Fahrer warnen sollen, falls er einzuschlafen droht.

Eine japanische Firma arbeitet an einem elektronischen System, das mit Hilfe einer Videokamera festhält, wie häufig der Fahrer blinzelt. Blinzelt er zu häufig, warnt ihn eine aufgezeichnete Stimme vor der Gefahr. Ein europäisches Unternehmen entwickelt gegenwärtig ein Gerät, das den Lenkausschlag des Fahrzeugs mißt. Falls der Lastzug zu schlingern beginnt, ertönt ein Warnton im Fahrerhaus. Aber bis zur Serienreife wirksamer Systeme wird wohl noch einige Zeit vergehen.

Der Gefahr begegnen

In fast jedem Fahrzeug ist Müdigkeit ein ungebetener und unwillkommener Gast. Die Frage ist, wie man Müdigkeit überwindet. Manche Fahrer trinken literweise koffeinhaltige Getränke, nur um bald festzustellen, daß sie die Müdigkeit wieder unbarmherzig übermannt. Andere nehmen Aufputschmittel. Es erübrigt sich zu sagen, daß sich daraus gesundheitliche Risiken ergeben. In Mexiko kauen einige Fahrer Chili (eine sehr scharfe Paprikasorte), um sich wach zu halten.

Bevor man am frühen Morgen mit der Arbeit beginnt, sollte man genügend schlafen. Und grundsätzlich sollte man sich an die vorgeschriebene Lenkzeit halten. Experten in Südafrika empfehlen, nach fünf Stunden Fahrt eine Pause einzulegen. Auf monotonen Strecken sollte der Fahrer etwas tun, um seinen Sinn wach zu halten und konzentriert zu bleiben. Manche Fahrer hören Radio oder unterhalten sich mit anderen Fahrern über CB-Funk. Ein Fahrer, der Zeuge Jehovas ist, hört sich Kassetten an, die biblische Themen behandeln, wie zum Beispiel Aufnahmen der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet!, und Bibelkassetten. Weitere Tips findet man im Kasten auf dieser Seite.

Da es heute immer schwieriger wird, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ist es eine Herausforderung, ausgeglichen zu sein. Manche Unternehmen und manche Disponenten unterschätzen die Gefahr, die von Übermüdung am Steuer ausgeht. Alle, die im Transportgeschäft arbeiten, sind gut beraten, wenn sie die bisher gewonnenen Erkenntnisse über Müdigkeit am Steuer berücksichtigen. Außerdem können Fahrer aus ihrer Erfahrung heraus anderen oftmals gute Tips geben, wie sich Müdigkeit bekämpfen läßt.

Um ein wachsamer Fahrer zu bleiben, ist es natürlich am besten, dem Körper das zu geben, was er verlangt. Im Klartext heißt das: Sobald man Anzeichen von Müdigkeit feststellt, sollte man den nächsten Rastplatz anfahren und etwas schlafen. Danach kann man sich der Herausforderung des Fahrens wieder stellen. Man sollte alles tun, um nicht in die tückische Falle der Übermüdung zu tappen.

[Fußnote]

a Da es in Deutschland nur eine kleine Anzahl Lkw-Fahrerinnen gibt, wird in diesem Artikel durchweg von Fahrern gesprochen.

[Kasten auf Seite 22]

Warnsignale, die sofortiges Handeln erfordern

• Brennen die Augen, oder werden sie schwer?

• Treten Phantasiebilder auf, oder kommt es zu Tagträumen?

• Erscheint die Fahrbahn schmaler, so daß man auf der Mittellinie fährt?

• Fehlt die Erinnerung an Teile der zurückgelegten Strecke?

• Sind Lenk- und Bremsmanöver eher ruckartig?

Wer nur eine einzige dieser Fragen mit Ja beantwortet, sollte möglichst bald eine Pause einlegen.

[Kasten auf Seite 23]

Bei Fernfahrten

• Für ausreichend Schlaf sorgen

• Keine Aufputschmittel nehmen

• Regelmäßig Pausen einlegen, Lockerungsübungen durchführen

• Sich bewußtmachen, daß monotone Fahrstrecken besonders gefährlich sind

• Nicht hungrig auf Tour gehen; gute Eßgewohnheiten entwickeln, das heißt leichte, gesunde Kost bevorzugen

• Viel trinken, allerdings keine alkoholischen Getränke

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