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  • Holzschnitzerei — Eine alte afrikanische Kunst
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Erwachet! 1997
g97 22. 9. S. 18-20

Holzschnitzerei — Eine alte afrikanische Kunst

Von unserem Korrespondenten in Nigeria

IN Benin City, einer Stadt im Süden Nigerias, gibt es schon seit langer Zeit Holzschnitzer. Vor 400 Jahren war Benin City die Hauptstadt eines mächtigen und hochorganisierten Königreiches mitten im Wald. Besucher aus Europa staunten über die breiten, geraden Straßen der Stadt, über die ordentlich angeordneten Häuser und die würdevollen und gesetzestreuen Bewohner. Jahrhundertelang gehörte Benin City zu den wichtigsten Kultur- und Handelszentren in Westafrika.

Im Königreich Benin herrschte eine Reihe von Königen, Oba genannt. Die Oba förderten die Kunst nach besten Kräften. Ihren prächtigen Palast in Benin City schmückten aus Holz geschnitzte Köpfe, an Wänden angebrachte feine Bronzeplatten und meisterhafte Elfenbeinschnitzereien. Obwohl die alten Holzschnitzereien durch die Schäden, die sowohl die Zeit als auch Termiten anrichteten, zerstört wurden, ist es offenkundig, daß im Königreich Benin Holzschnitzer tätig waren. Martins Akanbiemu, ehemaliger Direktor des Nationalmuseums in Lagos, schreibt: „Die Zunft der Holzbildhauer ... scheint die älteste Zunft im Dienste der Oba gewesen zu sein.“

Im Jahre 1897 plünderten britische Truppen Benin City und schafften seine heute unbezahlbaren Kunstschätze — über 2 000 Werke — nach Europa. Die größten Sammlungen alter Werke der beninischen Kunst sind heute nicht in Nigeria, sondern in Museen in London und Berlin ausgestellt.

Holzschnitzerei heute

Heute ist Benin City eine belebte Stadt wie viele andere in Nigeria. Es sind aber auch noch Spuren seiner vergangenen Pracht zu sehen. Der Palast wurde wieder aufgebaut, und der jetzige Oba residiert dort. Man kann außerdem den tiefen Graben erkennen, der die Stadt einst umgab, und wer genau hinhört, der vernimmt das leise „Tocktocktock“ eines Meißels auf Holz.

Johnson, ein Holzschnitzer in Benin City, stellt seit 20 Jahren Holzskulpturen her. In vergangenen Jahrhunderten dienten Köpfe aus Holz und Messing dem Andenken der Verstorbenen, und sie zierten die Altäre, die der Ahnenverehrung gewidmet waren. Die Köpfe, die Johnson schnitzt, haben dagegen keine Ähnlichkeit mit denen, die früher zu religiösen Zwecken verwendet wurden. Sie sind lediglich zu Dekorationszwecken gedacht.

Johnson arbeitet mit Ebenhölzern, die ein hartes und sprödes Holz liefern, das ideal zum Schnitzen geeignet ist. Er verwendet meistens Kernholz, das heißt den inneren Teil eines Baumstammes. Das Kernholz von Ebenholzgewächsen aus Nigeria ist häufig tiefschwarz, bei einigen Bäumen ist es allerdings streifig oder gräulichschwarz. Johnson nimmt zum Schnitzen auch Splintholz, den äußeren Teil eines Stammes; es verleiht dem Schnitzwerk einen hübschen Rotton, der das Schwarz abrundet. Schmirgeln verleiht sowohl rotem als auch schwarzem Ebenholz einen schönen Glanz.

Nigeria ist reich an Ebenholz. Wird ein Ebenholzgewächs gefällt, so läßt man es häufig einige Monate zum Austrocknen im Wald liegen. Und auch nachdem der Stamm in Johnsons Werkstatt angekommen ist, läßt er ihm nochmals mehrere Monate Zeit zum Austrocknen. Das ist ein Muß, denn Holz, das nicht ausgetrocknet ist, kann seine Form verändern und Risse bekommen.

Jetzt ist die Zeit zum Schnitzen gekommen. Johnson sägt mit einer Handsäge ein etwa 40 Zentimeter großes Stück Holz ab. Er läßt es eine weitere Woche liegen, um sicherzugehen, daß es keine Risse bekommt. Nachdem er mit Kreide die Umrisse des Kopfes, den er schnitzen möchte, auf das Stück Holz gezeichnet hat, macht er sich an die Arbeit.

Zunächst arbeitet er mit einem Flacheisen, dann mit einem Hohleisen und schließlich mit einem besonders scharfen Meißel. Danach bearbeitet er das Holz mit einer Raspel. Die Einzelheiten werden mit dem Schnitzeisen herausgearbeitet. Johnson ist mit äußerster Konzentration bei der Sache. Eine Unachtsamkeit, und die Skulptur hat ein merkwürdiges Lächeln oder ein Auge, das in die falsche Richtung schaut.

Nachdem die Schnitzarbeit geleistet ist, schmirgeln Johnsons Lehrlinge das Holzstück mit immer feinerem Glaspapier. Schließlich tragen sie Möbelpolitur oder Schuhcreme auf und polieren die Skulptur mit einer Schuhbürste, um sie zum Glänzen zu bringen. Es kostet zwei Tage Arbeit, einen Kopf aus Holz wie den abgebildeten zu schnitzen. Weitere drei Tage sind nötig, um die Skulptur zu schmirgeln und zu polieren.

Ist die Arbeit beendet, stellt Johnson die Schnitzerei einige Monate beiseite, um abzuwarten, ob sich Risse zeigen. Wurde das Holz vor der Bearbeitung ausreichend getrocknet, werden keine Risse auftauchen. Das ist der Normalfall. Sollten sich jedoch Risse zeigen, geht die Schnitzerei zurück in die Werkstatt, wo die Risse ausgebessert und die jeweiligen Stellen geschmirgelt und nochmals poliert werden.

Die Holzschnitzkunst erlernen

Johnson beschäftigt sechs Lehrlinge im Alter von 10 bis 18 Jahren. Sie erlernen die Kunst des Holzschnitzens in umgekehrter Reihenfolge, angefangen bei dem letzten Arbeitsgang. Gemäß dieser Reihenfolge lernt der Lehrling also zunächst das Polieren. Als nächstes kommt das Schmirgeln. Später wird ihm gezeigt, wie man mit einer Raspel umgeht. Schließlich kommt der Tag, an dem er ein Flacheisen in die Hand nimmt und es an einen neuen Holzklotz ansetzt.

„Nicht jeder kann ein Holzschnitzer werden“, erklärt Johnson. „Zum einen sollte man begabt sein und Konzentrationsfähigkeit besitzen. Zum anderen muß man die nötige Geduld aufbringen und mit Fehlern fertig werden können. Des weiteren ist Ausdauer nötig, denn es dauert mindestens drei Jahre, bis man es zu einem fähigen Schnitzer gebracht hat. Doch damit ist nicht Schluß — man hört nie auf zu lernen. Durch die Praxis wird man immer besser.“

[Kasten/Bild auf Seite 20]

Die Ameise und der Holzschnitzer

Einige sagen, die afrikanische Kunst stehe in der Schuld der weißen Ameise oder Termite. Der Holzschnitzer schafft eine Skulptur, und die weiße Ameise zerstört sie (wobei das tropische Klima mithilft), manchmal innerhalb von nur wenigen Tagen. Die weiße Ameise hat die Holzschnitzer über die Jahrhunderte in Trab gehalten. Es ist ein endloser, doch produktiver Kreislauf: Die Ameise zerstört, und der Schnitzer beginnt von vorn, was ihm die Möglichkeit bietet, seine Fertigkeiten zu verbessern und sich neue, phantasievolle Stile einfallen zu lassen.

In dem Buch Afrikanische Königreiche heißt es: „Fäulnis und der Fleiß der weißen Ameise sorgten gründlich dafür, daß ältere Werke ihre Details folgenden Generationen nicht überliefern konnten. Infolgedessen ergab sich bei dem immer erneuerten Bedarf auch eine größere Möglichkeit zu Formwandlungen. Es gab weniger Kopien, und es kam mehr auf die persönliche Fertigkeit und Einbildungskraft an.“

Einige sind der Ansicht, die Beziehung zwischen Ameise und Holzschnitzer erkläre die künstlerischen Meisterleistungen, die die afrikanische Kunst so berühmt gemacht haben. Der Gelehrte William Fagg schreibt in seinem Buch Bildwerke aus Nigeria, daß die Termite, „wie unwillkommen ihre zerstörerische Tätigkeit auch meist sein mag, sich durch Jahrhunderte und Jahrtausende in einem stetigen und unendlich produktiven Dialog mit dem tropischen Holzschnitzer befand“.

[Bildnachweis]

Mit frdl. Gen.: Dr. Richard Bagine

[Bilder auf Seite 19]

Das Schnitzen einer Skulptur:

(1) Das beste Stück Holz wird ausgewählt;

(2) die Umrisse des Kopfes, der geschnitzt werden soll, werden aufgezeichnet;

(3) das Flacheisen kommt zum Einsatz; (4) Schmirgeln; (5) Politur wird aufgetragen

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