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  • g97 22. 10. S. 7-9
  • Die verheerende Wirkung des Krieges auf Kinder

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  • Die verheerende Wirkung des Krieges auf Kinder
  • Erwachet! 1997
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Waffen, Hunger und Krankheiten
  • Kein Zuhause, keine Familie
  • Tod durch Landminen
  • Folterung und Vergewaltigung
  • Emotionelle Belastung
  • Wie kann den Kindern geholfen werden?
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Erwachet! 1997
g97 22. 10. S. 7-9

Die verheerende Wirkung des Krieges auf Kinder

ANFANG 1995 kam es zu einem von vielen Kämpfen im Bürgerkrieg von Sierra Leone. Als die Waffen schwiegen, lag die 4jährige Tenneh, deren Eltern im Krieg umgekommen waren, verwundet auf dem Boden. Eine Kugel war direkt hinter dem rechten Auge in den Schädel gedrungen, und es bestand die Gefahr, daß die Kugel eine Infektion auslösen würde, die sich bis zum Gehirn ausbreiten und ihren Tod herbeiführen könnte.

Sechzehn Monate später gelang es einem britischen Ehepaar, Tenneh nach England ausfliegen und dort operieren zu lassen. Ein Chirurgenteam entfernte die Kugel, und man freute sich, daß die Operation erfolgreich verlaufen war — daß ein junges Leben gerettet worden war. Doch die Freude wurde dadurch gedämpft, daß Tenneh nach wie vor eine Waise war, die überhaupt nicht hätte angeschossen werden dürfen.

Waffen, Hunger und Krankheiten

Tenneh war von einer verirrten Kugel getroffen worden, aber immer mehr Kinder geraten nicht zufällig unter Beschuß, sondern werden regelrecht zur Zielscheibe. Wenn es zu ethnischen Konflikten kommt, gibt man sich nicht damit zufrieden, Erwachsene zu töten; die Kinder des Feindes werden als die nächste Feindesgeneration betrachtet. Ein politischer Kommentator in Ruanda sagte 1994 in einer Rundfunksendung: „Um die großen Ratten auszurotten, muß man die kleinen Ratten umbringen.“

Die meisten Kinder, die in Kriegszeiten sterben, werden jedoch nicht von Bomben oder Kugeln getroffen, sondern verhungern oder fallen Krankheiten zum Opfer. Zum Beispiel haben Nahrungsmangel und fehlende medizinische Versorgung während der Kriege in Afrika mehr als zwanzigmal soviel Menschenleben gefordert wie die eigentlichen Kämpfe. Zu den Kriegstaktiken, die in der heutigen Zeit schonungslos eingesetzt werden, gehört es, den Menschen die Zufuhr von lebensnotwendigen Dingen abzuschneiden. Truppen verminten große Anbauflächen, zerstörten Getreidespeicher und Wasserversorgungssysteme und beschlagnahmten Hilfslieferungen. Außerdem zerstörten sie Gesundheitszentren und vertrieben medizinisches Personal.

Am härtesten trifft es die Kinder. Bedingt durch Kriege, verloren zwischen 1980 und 1988 beispielsweise in Angola 330 000 Kinder das Leben und in Mosambik 490 000.

Kein Zuhause, keine Familie

Der Krieg raubt Kindern ihre Eltern, indem die Eltern entweder getötet werden oder die Familien auseinandergerissen werden. Weltweit haben rund 53 Millionen Menschen ihre Heimat aus Angst vor Gewaltkonflikten verlassen. Betroffen ist ungefähr jeder 115. Erdbewohner! Mindestens die Hälfte von ihnen sind Kinder. Während der panikartigen Flucht werden sie oftmals von ihren Eltern getrennt.

So sind durch den Krieg in Ruanda bis Ende 1994 über 114 000 Kinder von ihren Eltern getrennt worden. Und gemäß einer Untersuchung im Jahr 1995 machte jedes 5. Kind in Angola die gleiche Erfahrung. Für viele Kinder, vor allem für die jüngeren unter ihnen, ist die Trennung von den Eltern oft schmerzhafter, als es die Kriegsereignisse selbst sind.

Tod durch Landminen

In der ganzen Welt sind Hunderttausende von Kindern beim Spielen, beim Viehhüten, bei der Feldarbeit oder beim Holzsammeln von Landminen zerfetzt worden. Jeden Monat verlieren durchschnittlich 800 Menschen durch Landminen das Leben. In 64 Ländern liegen insgesamt rund 110 Millionen Landminen im Boden vergraben. Allein in Kambodscha liegen zirka 7 Millionen dieser Minen, das sind 2 Minen pro Kind.

In über 40 Ländern werden ungefähr 340 verschiedene Typen von Minen in den unterschiedlichsten Farben und Formen hergestellt. Manche Typen sehen wie Steine aus, andere wie eine Ananas, wieder andere wie grüne Schmetterlinge, die vom Hubschrauber aus, ohne zu explodieren, zu Boden schweben. Berichte lassen erkennen, daß manche Landminen, die wie Spielzeug aussehen, in der Nähe von Schulen und Spielplätzen gelegt werden, wo sich Frauen und Kinder aufhalten.

Die Herstellung einer Tretmine kostet nur ungefähr 3 Dollar, aber das Auffinden und die Räumung einer Mine kostet zwischen 300 und 1 000 Dollar. 1993 wurden zirka 100 000 Landminen entfernt, jedoch 2 Millionen neue gelegt. Diese geduldig wartenden Mörder, die nie schläfrig werden, machen keinen Unterschied zwischen Soldaten und Kindern, scheren sich um keinen Friedensvertrag und bleiben bis zu 50 Jahre aktiv.

Im Mai 1996 gelang es internationalen Verhandlungspartnern nach zweijährigen Diskussionen in Genf (Schweiz) nicht, ein weltweites Verbot von Landminen durchzusetzen. Man beschloß zwar, die Verwendung bestimmter Minen zu ächten oder einzuschränken, aber ein völliges Verbot von Tretminen wird erst wieder bei der nächsten Konferenz ins Gespräch kommen, die für das Jahr 2001 geplant ist. Bis dahin werden schätzungsweise weitere 50 000 Menschen durch Landminen umkommen und 80 000 durch Minen verstümmelt werden. Darunter werden viele Kinder sein.

Folterung und Vergewaltigung

In jüngster Zeit sind Kinder im Krieg gefoltert worden, entweder um die Eltern zu bestrafen oder um Informationen über die Eltern herauszupressen. In der brutalen Welt des Krieges werden Kinder mitunter auch völlig grundlos gefoltert, lediglich zur Unterhaltung der Peiniger.

Sexuelle Übergriffe wie Vergewaltigung sind im Krieg gang und gäbe. Im Krieg auf dem Balkan wurden junge Mädchen planmäßig vergewaltigt und zum Austragen des Feindeskindes gezwungen. In Ruanda haben Soldaten Vergewaltigung als Waffe eingesetzt, um die Familienbande zu zerstören. Bei einigen Überfällen wurde nahezu jedes halbwüchsige Mädchen, das den Angriff der Milizen überlebt hatte, vergewaltigt. Viele der schwanger gewordenen Mädchen sind von ihrer Familie und der Gemeinschaft verstoßen worden. Einige setzten daraufhin ihr Kind aus, andere begingen Selbstmord.

Emotionelle Belastung

Kinder machen im Krieg oft Erfahrungen, die weit schrecklicher sind als die schlimmsten Alpträume von Erwachsenen. In Sarajevo ergab zum Beispiel eine Befragung von 1 505 Kindern, daß praktisch alle Kinder Granatangriffe miterlebt hatten. Über die Hälfte war beschossen worden, und zwei Drittel waren in Situationen geraten, in denen sie dem Tod ins Auge gesehen hatten.

Bei einer Befragung von 3 000 ruandischen Kindern stellte sich heraus, daß 95 Prozent von ihnen während des Genozids Gewalthandlungen und Ermordungen mit ansehen mußten, und fast 80 Prozent hatten Familienangehörige verloren. Nahezu ein Drittel war Zeuge von Vergewaltigungen oder sexuellen Übergriffen geworden, und mehr als ein Drittel hatte mit angesehen, wie andere Kinder Menschen schlugen oder töteten. Solche Erfahrungen wirken sich verheerend auf das Gemüt junger Menschen aus. In einem Bericht über traumatisierte Kinder aus dem früheren Jugoslawien hieß es: „Sie werden die Erinnerungen an die Ereignisse nicht los. Sie haben schwerste Alpträume, die traumatischen Ereignisse werden jeden Tag schmerzhaft wiedererlebt und erzeugen Angst, Unsicherheit und Bitterkeit.“ Nach dem Völkermord in Ruanda berichtete ein Psychologe am staatlichen Zentrum für Traumabehandlung: „Unter den Symptomen, die diese Kinder zeigten, waren Alpträume, Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen und ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit.“

Wie kann den Kindern geholfen werden?

Viele Forscher sind der Ansicht, daß ein Trauma nicht geheilt wird, wenn die Kinder ihre Gefühle und Erinnerungen für sich behalten. Oft setzt eine Heilung ein, sobald sich ein Kind den schmerzlichen Erinnerungen stellt und mit einem einfühlsamen und gutinformierten Erwachsenen über das, was geschehen ist, spricht. „Es ist schon viel damit gewonnen, wenn man stark verstörte Kinder dazu bewegen kann, sich zu öffnen und sich auszusprechen“, sagte eine Sozialarbeiterin in Westafrika.

Eine weitere wichtige Hilfe ist der starke Zusammenhalt und die Unterstützung innerhalb der Familie und der Gemeinschaft. Die betroffenen Kinder benötigen wie alle Kinder Liebe, Verständnis und Mitgefühl. Kann man jedoch wirklich mit gutem Grund glauben, daß alle Kinder eine herrliche Zukunft in Aussicht haben können?

[Kasten/Bild auf Seite 8]

Er sah wie ein Ball aus

In Laos war ein Mädchen mit ihrem Bruder auf dem Weg zu einer Büffelweide. Das Mädchen sah einen Gegenstand im Graben liegen, der wie ein Ball aussah. Sie hob ihn auf und warf ihn ihrem Bruder zu. Der Gegenstand fiel auf den Boden und explodierte; ihr Bruder war auf der Stelle tot.

[Kasten auf Seite 9]

Nur eine von Tausenden

Maria, eine 12jährige Waise, wurde vergewaltigt, als in ihrem Heimatort in Angola Kämpfe ausbrachen; sie wurde schwanger. Die Kämpfe tobten immer heftiger, so daß Maria floh und 300 Kilometer zu Fuß in eine sichere Gegend ging, wo sie ein Zentrum für vertriebene Kinder aufsuchte. Da sie noch so jung war, setzten die Wehen zu früh ein, und sie brachte unter großen Schwierigkeiten ihr Kind zur Welt. Das zu früh geborene Baby lebte nur zwei Wochen. Maria starb eine Woche später. Maria ist nur eine von Tausenden von Kindern, die in den jüngsten Kriegen gefoltert und vergewaltigt worden sind.

[Kasten/Bild auf Seite 9]

Verheerende Wirkung auf das Gemüt

Wie sich Gewalt auf Kinder oftmals auswirkt, wird am Beispiel der 8jährigen Shabana aus Indien deutlich. Sie mußte zusehen, wie ihr Vater von einem Pöbel zu Tode geprügelt und ihre Mutter anschließend geköpft wurde. Innerlich ist sie wie betäubt, und sie verdrängt die Erinnerung an das Grauen und den Verlust. „Ich vermisse meine Eltern nicht“, sagt sie emotionslos mit tonloser Stimme. „Ich denke nicht an sie.“

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