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  • Der Raubbau an den Regenwäldern
  • Erwachet! 1998
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Erwachet! 1998
g98 8. 5. S. 3-5

Der Raubbau an den Regenwäldern

EINST umschloß ein breiter smaragdgrüner Gürtel unseren Planeten. Dort fanden sich alle Arten von Bäumen und zogen breite Flüsse ihre Schleifen.

Er glich einem gigantischen natürlichen Gewächshaus und war ein Reich der Schönheit und Vielfalt, in dem die Hälfte aller Säugetier-, Vogel- und Insektenarten der Erde lebte. Doch obwohl es sich um die üppigste Region der Erde handelte, war dieses Reich auch empfindlich — empfindlicher, als man je dachte.

Der tropische Regenwald, wie wir ihn heute nennen, schien unermeßlich groß — und nahezu unzerstörbar. Er war es nicht. Zuerst ging der Regenwald auf den Karibischen Inseln zurück. Bereits 1671, zehn Jahre bevor die Drontea ausstarb, wurde der Wald auf Barbados von Zuckerrohrplantagen verdrängt. Etwas Ähnliches geschah auf den umliegenden Inseln — ein Vorgeschmack einer weltweiten Entwicklung, die sich im 20. Jahrhundert bedeutend verstärkte.

Heute sind nur noch 5 Prozent der Erdoberfläche von tropischen Regenwäldern bedeckt; vor hundert Jahren waren es 12 Prozent. Und Jahr für Jahr wird eine Waldfläche, die größer ist als England, also 130 000 Quadratkilometer, abgeholzt oder eingeäschert. Auf Grund dieser erschreckenden Zerstörungsrate steht der Regenwald — mitsamt seinen Bewohnern — in Gefahr, daß es ihm eines Tages genauso ergeht wie der Dronte. „Es läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, in welchem Jahr der Regenwald verschwunden sein wird, aber wenn sich nichts ändert, wird er auf jeden Fall verschwinden“, sagte Philip Fearnside, Erforscher des Regenwalds in Brasilien, warnend. Diana Jean Schemo berichtete im Oktober vergangenen Jahres: „Die in den letzten Wochen gesammelten Daten lassen erkennen, daß die Brandrodung in Brasilien in diesem Jahr umfangreicher war als das, was gerade in Indonesien vor sich ging, wo eine Rauchdecke ganze Städte unter sich begrub und dann in andere Länder hinüberzog. ... Gemäß Satellitenmessungen ist der Umfang der Brandrodung in Amazonien gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozent gestiegen, und nach den letzten verfügbaren Entwaldungszahlen aus dem Jahr 1994 hatte der Umfang der Brandrodungen von 1991 bis dahin um 34 Prozent zugenommen.“

„Bäume, die in einer Wüste wachsen“

Warum werden die Regenwälder, die noch im letzten Jahrhundert praktisch völlig intakt waren, so schnell vernichtet? Die Wälder in den gemäßigten Zonen, die 20 Prozent der Erdoberfläche bedecken, sind in den vergangenen 50 Jahren nicht bedeutend verringert worden. Was versetzt die Regenwälder in eine so prekäre Lage? Die Antwort liegt in ihrer einzigartigen Beschaffenheit.

Arnold Newman schrieb in seinem Buch Tropical Rainforest, die Regenwälder seien treffend beschrieben worden als „Bäume, die in einer Wüste wachsen“. In einigen Teilen des Amazonasbeckens und Borneos, so erläuterte er, „wachsen große Wälder überraschenderweise sogar auf nahezu reinem weißen Sand“. Die meisten Regenwälder wachsen zwar nicht auf Sand, aber fast alle stehen auf nicht sehr fruchtbarem und auch nicht sehr tiefem Oberboden. Während der Oberboden in einem Wald in einer gemäßigten Zone 2 Meter tief sein kann, ist er in einem Regenwald selten tiefer als 5 Zentimeter. Wie kann eine der üppigsten Vegetationen des Planeten auf einem derart unfruchtbaren Boden gedeihen?

Hinter das Geheimnis kamen Wissenschaftler in den 60er und 70er Jahren. Sie haben entdeckt, daß sich der Wald buchstäblich aus sich selbst ernährt. Die Pflanzen erhalten die meisten der von ihnen benötigen Nährstoffe von den Zweigen und Blättern, die den Waldboden bedecken und — dank der ständigen Wärme und Feuchtigkeit — von Termiten, Pilzen und anderen Organismen schnell zersetzt werden. Nichts geht verloren; alles wird recycelt. Sogar bis zu 75 Prozent der Niederschläge werden vom Regenwald wiederverwertet, weil das Kronendach durch Verdunstung die Feuchtigkeit abgibt. Die Wolken, die bei diesem Vorgang entstehen, regnen später über dem Wald wieder ab.

Dieses wundervolle System hat jedoch eine Achillesferse. Wird es zu sehr beschädigt, kann es sich nicht mehr selbst reparieren. Holzt man eine kleine Fläche Regenwald ab, wird sie innerhalb weniger Jahre nachwachsen; rodet man jedoch eine große Fläche, erholt sich der Wald unter Umständen nie mehr. Die schweren Niederschläge waschen die Nährstoffe aus, und die heiße Sonne brennt auf die dünne Oberbodenschicht nieder, bis letztendlich nur noch einfaches Gras wachsen kann.

Land, Nutzholz und Hamburger

Für Entwicklungsländer, die über wenig Ackerland verfügten, schienen sich diese riesigen Flächen unberührten Waldes geradezu anzubieten. Eine „einfache“ Lösung bestand darin, arme, landlose Kleinbauern zu veranlassen, ein Stück Wald zu roden und ihre Ansprüche darauf anzumelden — ähnlich wie bei der Besiedlung des amerikanischen Westens durch europäische Einwanderer. Die Folgen waren jedoch sowohl für den Wald als auch für die Bauern verheerend.

Der üppige Regenwald vermittelt vielleicht den Eindruck, daß dort alles wächst, aber sind die Bäume erst einmal gefällt, ist die Illusion von der unbegrenzten Fruchtbarkeit bald dahin. Victoria, eine Afrikanerin, die ein kleines Stück Land bebaut, das vor kurzem noch Wald war und auf das die Familie nun Anspruch erhoben hat, erläutert die Problematik.

„Mein Schwiegervater hat dieses Waldstück gerade frisch gerodet und abgebrannt, damit ich dort Erdnüsse, Maniok und ein paar Bananen pflanzen kann. In diesem Jahr werde ich wohl noch eine gute Ernte haben, aber in zwei bis drei Jahren wird der Boden so ausgelaugt sein, daß wir ein weiteres Stück Wald kahlschlagen müssen. Das ist Knochenarbeit, aber es ist die einzige Möglichkeit zu überleben.“

Mindestens 200 Millionen Bauern betreiben wie Victoria und ihre Angehörigen Brandrodung. Und sie sind für 60 Prozent der jährlichen Zerstörung des Regenwalds verantwortlich. Diese Wanderfeldbauern würden eine einfachere Form der Landwirtschaft vorziehen, aber ihnen bleibt gar keine andere Wahl. Tagtäglich kämpfen sie ums Überleben, und sie halten die Bewahrung des Regenwalds für einen Luxus, den sie sich nicht leisten können.

Die meisten Bauern holzen den Wald ab, um Ackerland zu bekommen, andere roden ihn, um Weideland zu gewinnen. Ein Hauptgrund für die Abholzung der Regenwälder Mittel- und Südamerikas ist die Rinderzucht. Das Rindfleisch landet in der Regel in Nordamerika, wo, bedingt durch die Schnellimbißketten, eine riesige Nachfrage nach billigem Rinderhackfleisch herrscht.

Nach einer Weile sehen sich die Viehzüchter jedoch denselben Problemen gegenüber wie die Kleinbauern. Die Weiden, die aus der Asche eines Regenwalds erstehen, sind selten länger als fünf Jahre gutes Weideland für Rinder. Die Verwandlung des Regenwalds in Hamburger ist für einige wenige vielleicht ein lukratives Geschäft, muß jedoch als eine der verschwenderischsten Formen der Nahrungsmittelproduktion angesehen werden, die der Mensch je ersonnen hat.b

Bedroht wird der Regenwald außerdem durch Holzeinschlag. Das heißt nicht, daß der Regenwald durch Holzschlag generell unweigerlich zerstört wird. Etliche Firmen ernten für den Handel bestimmte Baumarten auf eine Weise, daß sich der Wald schnell wieder erholt. Aber zwei Drittel der 45 000 Quadratkilometer Wald, die von den Holzunternehmen jährlich genutzt werden, werden so vehement kahlgeschlagen, daß nur jeder fünfte Baum unversehrt bleibt.

„Ich bin entsetzt, wenn ich sehe, wie ein herrlicher Wald durch unkontrollierten Holzschlag zerstückelt wird“, seufzt der Botaniker Manuel Fidalgo. „Es stimmt zwar, daß sich auf der gerodeten Fläche andere Pflanzen und Bäume ansiedeln, aber es wächst lediglich Sekundärwald nach mit einer weitaus niedrigeren Artenvielfalt. Es wird Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende dauern, bis sich der ehemalige Wald erholt hat.“

Die Holzunternehmen beschleunigen die Zerstörung des Waldes noch auf andere Weise. Viehzüchter und Wanderfeldbauern dringen hauptsächlich auf den von Holzfällern in den Wald gehauenen Schneisen in den Regenwald ein. Mitunter lassen die Holzfäller Holzabfall zurück, der dann Waldbränden Nahrung liefert, durch die am Wald mehr Schaden entsteht als durch die Holzfäller selbst. Auf Borneo verschlang ein solches Feuer im Jahr 1983 eine Million Hektar Waldland.

Was wird zum Schutz des Waldes unternommen?

Angesichts dieser Gefahren unternimmt man Anstrengungen, um die verbliebenen Wälder zu schützen. Das ist jedoch eine gigantische Aufgabe. Durch Nationalparks können einzelne Regenwaldgebiete geschützt werden, doch innerhalb der Grenzen vieler Parks geht das Jagen, Abholzen und Brandroden weiter. Entwicklungsländern fehlt das nötige Geld für die Verwaltung solcher Parks.

Zahlungsunfähige Regierungen lassen sich schnell von internationalen Unternehmen dazu verleiten, Konzessionen für den Holzeinschlag zu verkaufen — in manchen Fällen handelt es sich dabei um eine der wenigen Möglichkeiten des Landes, seine Auslandsschulden zu tilgen. Und den Millionen von Wanderfeldbauern bleibt nichts anderes übrig, als immer tiefer in den Regenwald vorzudringen.

Ist denn die Erhaltung der Regenwälder in einer Welt, die von so vielen Problemen geplagt wird, wirklich so wichtig? Was können wir verlieren, wenn sie verschwinden?

[Fußnoten]

a Die Dronte war ein großer, schwerer, flugunfähiger Vogel, der 1681 ausstarb.

b Als Folge einer heftigen Protestwelle haben einige Schnellimbißketten den Import von billigem Rindfleisch aus Tropenländern eingestellt.

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