Wir beobachten die Welt
Besser als Eingriffe des Menschen
Durch einen Sturm wurden 1987 in England 15 Millionen Bäume entwurzelt; zehn Jahre danach stellte man laut einem Bericht der Zeitung The Daily Telegraph fest, daß die Vegetation in Waldgebieten, die man unberührt gelassen hatte, am üppigsten nachgewachsen war. An den Stellen, wo die Bäume umgeweht worden waren, drang mehr Licht zum Waldboden. Dadurch sind dort bis zu 6 Meter hohe Schößlinge und Büsche gewachsen; außerdem haben sich sonstige Pflanzen, Insekten und Vögel stark vermehrt. Viele umgefallene Eichen und Eiben sind entgegen den Erwartungen nicht verrottet, sondern das Holz ist inzwischen getrocknet und dadurch das Dreifache wert. Der Naturschützer Peter Raine bemerkte: „Durch die gutgemeinten Aufräumarbeiten [des Menschen] entstand mehr Schaden als durch den Sturm an und für sich. In jenem Herbst wurden in aller Eile und sehr unprofessionell viele Bäume gesetzt, die dann eingingen.“
Arbeit, Streß und Herzinfarkt
Psychische Belastung am Arbeitsplatz ist nach dem Rauchen der wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das meldete die Frankfurter Rundschau. In dem Bericht wurden die Ergebnisse einer Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Berlin zusammengefaßt, und es wurde erklärt: „Am meisten gefährdet sind danach Beschäftigte, deren Entscheidungsspielraum stark eingeschränkt ist und deren Aufgaben wenig abwechslungsreich sind. Sind sie zugleich in ihrer Freizeit sehr gefordert, etwa durch den Bau eines Eigenheims oder die Pflege kranker Angehöriger, steigt ihr Infarktrisiko um fast das Neunfache an.“ Ein Experte forderte, daß Mitarbeiter mehr Entscheidungsspielraum erhalten. „Schon ein monatliches Gespräch aller Mitarbeiter einer Abteilung könne Abhilfe schaffen.“
„Das effektivste Transportmittel der Welt“
Wer bei Wegen in der Stadt nicht mehr als 8 Kilometer fahren müsse, sei mit dem Fahrrad unter Umständen schneller als mit dem Auto, schrieb die in Colombo (Sri Lanka) erscheinende Zeitung The Island. Die internationale Umweltorganisation Friends of the Earth bezeichnete das Fahrrad als „das effektivste Transportmittel der Welt“. Sie wies darauf hin, daß man für eine Strecke von 2 400 Kilometern mit dem Fahrrad lediglich soviel Energie verbraucht, wie in vier Litern Benzin enthalten ist — und das ohne die Umwelt zu belasten. Außerdem, so hieß es in dem Bericht, fördere radfahren die Gesundheit.
Viele Schikanierer
Wie eine Umfrage der Universität La Sapienza in Rom ergab, werden viele Schüler durch Beleidigungen, verbale und tätliche Angriffe, Bagatelldiebstähle, Gewaltanwendungen und Drohungen schikaniert. Besonders stark waren die Aggressionen in Rom, wo über 50 Prozent der Jungen und Mädchen in einem Zeitraum von drei Monaten zuweilen schikaniert wurden. „Sobald man genauer nachhakte“, erklärte die Forscherin Anna Costanza Baldry gemäß der italienischen Zeitung La Repubblica, „erzählten viele Mädchen, sie seien zeitweise stark belästigt worden, hätten das aber nicht gemeldet, zum einen, weil sie Angst hatten, zum anderen aber auch ..., weil sie bestimmte Verhaltensweisen für normal hielten.“
Schikanen beschränken sich aber nicht auf Kinder. Einem Bericht der Irish Times zufolge werden viele Erwachsene an ihrem Arbeitsplatz schikaniert — hauptsächlich von Vorgesetzten. „Verbale Angriffe, Kritik an der Arbeit des Betreffenden und die Verbreitung von Gerüchten zählen zu den Lieblingstaktiken der Schikanierer am Arbeitsplatz“, hieß es in der Zeitung. „Üblich sind auch Demütigungen und die Vorgabe unrealistischer Arbeitsziele.“ Schikanen werden mit psychischen Phänomenen in Verbindung gebracht wie „Ängste, Gereiztheit, Depressionen, Paranoia, Streß, Vertrauensverlust, Verlust des Selbstwertgefühls und Abkapselung“, konnte man in der Times lesen. In Extremfällen kann diese Art von Schikanen zu „einem völligen Zusammenbruch oder sogar zu Selbstmord“ führen.
Kaiserschnitt oder normale Entbindung?
In Brasilien ziehen Ärzte und Mütter oftmals einen Kaiserschnitt der normalen Entbindung vor. Die Ärzte seien der Auffassung, sie könnten „auf diese Weise mehr Geburten abwickeln und mehr Geld mit ihrer Praxis verdienen und sie brauchten dafür nicht ihre Wochenenden zu opfern“, führte die Zeitschrift Veja aus. Mütter „wollen lieber keine normale Geburt wegen der Schmerzen (obwohl die Genesungszeit nach einem Kaiserschnitt mit viel mehr Schmerzen verbunden ist), und sie sind der Meinung, ein Kaiserschnitt sei vom ästhetischen Gesichtspunkt aus für ihren Körper besser (was nicht stimmt)“. In öffentlichen Krankenhäusern erfolgt ein Drittel aller Geburten durch Kaiserschnitt, und in manchen Privatkrankenhäusern liegt die Rate sogar bei 80 Prozent. „Die Entbindung ist eine Handelsware geworden“, sagt Dr. João Luiz Carvalho Pinto e Silva, Leiter der Abteilung für Geburtshilfe an der Universität Campinas. „Die Leute vergessen oft, daß ein Kaiserschnitt im Gegensatz zu einer normalen Geburt ein chirurgischer Eingriff ist. Die Patientin verliert mehr Blut, die Anästhesie dauert länger, und die Infektionsgefahr erhöht sich.“ Nach Meinung des Arztes „sollten Kaiserschnitte nur in drei Fällen vorgenommen werden: wenn das Leben der Patientin oder des Babys in Gefahr ist, wenn die Wehen ausbleiben oder wenn es zu plötzlichen Komplikationen kommt“, so zu lesen in Veja.
Schwindende Religiosität in Griechenland
Die Athener Zeitung Ta Nea veröffentlichte unlängst die Ergebnisse einer Umfrage in Griechenland zum Thema Religion, wie sie 1963 schon einmal durchgeführt wurde. Die Ergebnisse ließen eine schwindende Religiosität in jenem Land erkennen. Noch eine Generation zuvor gingen 66 Prozent zwei- oder dreimal im Monat in die Kirche. Gemäß der jüngsten Umfrage waren es nicht einmal mehr 30 Prozent. Wie der Nachrichtendienst Reuters verlauten ließ, erklärten über zwei Drittel der 965 befragten Erwachsenen aus dem Großraum Athen, die Kirche nütze der Gesellschaft „ein wenig“ oder „überhaupt nicht“. Der angesehene griechische Meinungsforscher Elias Nikolakopoulos sprach in seinem Artikel in der Ta Nea von „einer allmählichen Säkularisierung der griechischen Gesellschaft“ und bemerkte, der Kirche in Griechenland schlage heute „Mißtrauen und Groll“ entgegen.
Werbeschriften als Dünger für Tomaten
Was soll ein Postamt mit monatlich 500 Tonnen nicht zustellbarer Reklame, darunter Kataloge und andere Werbeschriften, anfangen? Das Postamt von Dallas-Fort Worth (Texas) schickt einen Großteil davon neuerdings zur Kompostierung. Mit dem Kompost werden nach einem Bericht der New York Times Tomaten und Ringelblumen gezogen, und zwar mit vielversprechenden Ergebnissen. Die Bakterien, die das im Reißwolf zerkleinerte Werbematerial in Kompost umwandeln, werden mit Abfallprodukten von Getränkeherstellern, das heißt mit abgestandenem Bier und alkoholfreien Getränken, gemästet. Bier und Limonade enthalten Zucker, der die Bakterien gedeihen läßt. Joel Simpson, Vizepräsident des Kompostunternehmens, das das Experiment durchführt, kommentierte: „Alles, was uns dick macht, macht auch die Bakterien dick und zufrieden.“
Hilfe bei Hautkrankheiten
„Viele Menschen, die an Hautkrankheiten leiden, lassen sich aus lauter Verlegenheit nicht behandeln und leiden unter Umständen Jahre ‚still vor sich hin‘“, hieß es in der Irish Times. Über das Leid dieser Menschen sagte Dr. Gillian Murphy: „Einige meiner Patienten leiden so stark an Psoriasis oder Schuppenflechte, daß ihre Haut beim Auskleiden buchstäblich abfällt; sie fühlen sich so unrein und es ist ihnen derart peinlich, daß sie in kein Hotel und zu keinem Friseur gehen.“ Bill Cunliffe, Professor für Dermatologie an der Universität Leeds, stimmte damit überein und sagte: „Akne beeinträchtigt den Menschen sowohl physisch als auch psychisch. Es herrscht die Ansicht vor, Akne sei schmutzig und ansteckend. Wenn zwei Personen mit denselben Fähigkeiten zu einem Vorstellungsgespräch erscheinen, wird derjenige, der keine Akne hat, den Job bekommen.“ Bill Cunliffe erzählte, einige seiner Patienten seien wegen ihrer Akne so verzweifelt gewesen, daß sie versucht hätten, sich das Leben zu nehmen. Auf einem Kongreß der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie in Dublin (Irland) unterstrichen Ärzte vor kurzem die Notwendigkeit, sich frühzeitig behandeln zu lassen. „Für einige Leute ist das ein unglaubliches Problem“, erklärte ein Arzt, „aber es ist wichtig, im Sinn zu behalten, daß es sehr gute Behandlungsmethoden gibt.“
Geplauder der Eltern — Mehr als nur beruhigende Töne?
Nach dem Dafürhalten etlicher Wissenschaftler vermitteln Eltern ihrem Baby durch ihr munteres Geplauder möglicherweise nicht nur Zuneigung und Zärtlichkeit. Patricia Kuhl von der Universität von Washington und ihre Mitarbeiter gingen dem elterlichen Geplauder mit ihrem Kind in drei verschiedenen Sprachen nach: Russisch, Schwedisch und Englisch. Anscheinend erhalten die Eltern durch ihre höchst übertriebene Sprechweise nicht nur die Aufmerksamkeit des Babys, sondern liefern ihm damit auch die Basis, die Sprache zu erlernen. „Bis zum Alter von 6 Monaten“, so hieß es in der Zeitschrift Science, „lernen die Babys, Vokale zu kategorisieren und Abweichungen wahrzunehmen, die in ihrer Muttersprache von Bedeutung sind, so zum Beispiel den Unterschied zwischen ‚i‘ und ‚a‘; bedeutungslose Varianten lassen sie dabei unbeachtet.“