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Erwachet! 1999
g99 22. 1. S. 20-23

Ein Licht, das Leben rettet

ES GESCHAH bei einer beschwerlichen fünfwöchigen Überquerung des Atlantiks Ende des 19. Jahrhunderts. Die Passagiere rechneten jederzeit damit, Land zu sehen. Dann erschien ein Licht, ein einsamer Stern am Horizont. Aber es war gar kein Stern, es war ein Leuchtturm. „Beim Anblick des Lichts sanken wir auf die Knie und dankten Gott“, sagte ein Passagier später. Das Licht führte sie sicher an ihren Bestimmungsort. Allerdings fanden nicht alle jene frühen Seereisen solch ein glückliches Ende.

Der 22. Dezember 1839 war ein schöner, sonniger Tag an der Küste Neuenglands (Nordamerika). Der Leuchtturmwärter auf Plum Island (Massachusetts) dachte, er könne mit seinem Ruderboot die Insel verlassen, mit seiner Frau einkaufen gehen und es gut schaffen, vor dem Dunkelwerden wieder zurück zu sein. Als sie fort waren, kam jedoch Wind auf. Schnell braute sich ein Sturm zusammen. Bald hatten sich der Himmel und die See in eine graue tobende Masse aus Regen und Gischt verwandelt. Der Wärter versuchte verzweifelt, auf die Insel zurückzugelangen, aber vergeblich. In jener Nacht blieb der Leuchtturm dunkel.

Kurz vor Mitternacht suchte die Pocahontas fieberhaft nach der Fluß- und Hafeneinfahrt, die dem Schiff normalerweise vom Leuchtturm signalisiert wurde; es blieb eine erfolglose Suche. Statt dessen lief es auf eine Sandbank auf. Der Rumpf zerbarst, und das Schiff samt Mannschaft sank. Kurz vor dem Morgengrauen strandete auch die Richmond Packer, die denselben Hafen ansteuern wollte; dabei kam nur ein Mensch ums Leben, die Frau des Kapitäns.

Die Geschichte der Seefahrt weiß von vielen Unglücken zu berichten, die durch Leuchtfeuer hätten verhindert werden können. „In alter Zeit wurde gar manches Schiff sicher über das Meer navigiert, nur um bei dem Versuch, in den Hafen einzulaufen, Schiffbruch zu erleiden“, heißt es in dem Buch America’s Maritime Heritage. „Der gefährlichste Teil einer Seereise waren die letzten wenigen Meilen, wenn sich ein Schiff dem Land näherte und das Land schließlich gesichtet wurde.“

Gemäß dem Leuchtturmhistoriker D. Alan Stevenson stieg die durchschnittliche Zahl der jährlichen Schiffbrüche von 1793 bis 1833 vor der britischen Küste von 550 auf 800 an. Mehr Leuchttürme waren nötig und auch bessere Feuerzeichen.

Vor der Küste so mancher Länder, wie zum Beispiel England und der Vereinigten Staaten, wurde das Segeln noch unsicherer wegen der berüchtigten moon cussers (Mondverflucher), Schurken, die Irrlichter entzündeten, um Schiffe auf Felsen zu locken und sie dort auszuplündern. Überlebende wurden nicht selten umgebracht, denn Zeugen waren unerwünscht. Bei hellem Mondschein zog die Masche hingegen nicht. Daher der Name moon cussers. Schließlich stieg die Zahl der Leuchttürme, und sie wurden auch immer besser, was mithalf, diesen Dieben und Mördern das Handwerk zu legen.

Die ersten Leuchtfeuer

Zum ersten Mal werden Leuchtfeuer in der Ilias erwähnt. „Mit der sinkenden Sonne flammen unzählige Feuerzeichen empor“ ist dort zu lesen. In dem Buch Keepers of the Lights heißt es, daß „die ursprünglichen Leuchtfeuer nichts anderes waren als mitunter in Steinhaufen und später in großen eisernen Körben untergebrachte Holzfeuer, die man in regelmäßigen Abständen ausgehen ließ, was tragische Folgen hatte“.

Um das Jahr 300 v. u. Z. entstand auf der Insel Pharos vor dem Hafen von Alexandria (Ägypten) der erste echte Leuchtturm der Welt, der Pharos von Alexandria. Die großartige zwischen 100 und 120 Meter hohe Steinkonstruktion (was etwa 40 Stockwerken entspricht) machte ihn zum größten Leuchtturm, der je gebaut wurde. Als eines der Sieben Weltwunder tat er etwa 1 600 Jahre seine Dienste, bis er einstürzte, wohl zufolge eines Erdbebens.

Die Römer bauten mindestens 30 Leuchttürme — vom Schwarzen Meer bis zum Atlantik. Mit dem Verfall des Römischen Reiches stockte der Handel jedoch; die Leuchttürme versanken im Dunkel und wurden baufällig. Um das Jahr 1100 begann man wieder mit dem Bau von Leuchttürmen. Ein berühmter Leuchtturm der neuen Ära war die Lanterna von Genua, deren Wärter im Jahr 1449 Antonio Kolumbus wurde, der Onkel des Entdeckungsreisenden Christoph Kolumbus.

Der erste im offenen Meer erbaute Leuchtturm war aus Holz und wurde 1699 von Henry Winstanley auf den tückischen Eddystone Rocks vor Plymouth (England) erbaut. Seine Leistung erfüllte ihn mit Stolz. Während er von seinem Leuchtturm aus fischte, so berichtet das Dokumentarvideo Guardians of the Night, pflegte er zu sagen: „Meer, erhebe dich. Komm, und stelle mein Werk auf die Probe.“ Eines Tages im Jahr 1703 gehorchte das Meer. Winstanley und sein Leuchtturm wurden spurlos hinweggefegt.

Im Gedenken an die Freundschaft zwischen den Menschen in den Vereinigten Staaten und in Frankreich diente die 93 Meter hohe Freiheitsstatue im New Yorker Hafen eine Zeitlang als Navigationshilfe. 16 Jahre lang wechselten sich drei Wächter ab und sorgten dafür, daß das Feuer in ihrer Fackel immer hell leuchtete. „Aus ihrer leuchtenden Hand erstrahlt ein weltweites Willkommen“, so wird es in einem Sonett auf ihrem Sockel ausgedrückt.

Von Flammen zur Xenonlampe

Kohle, Kerzen — sogar Kandelaber — und Öl nahmen schließlich die Stelle des Holzes als Beleuchtungsmaterial im Leuchtturm ein. Man unternahm Versuche, Reflektoren zu verwenden, um das Licht zu bündeln, aber Rauch und Ruß schwärzten diese schnell ein. 1782 erfand der Schweizer Wissenschaftler Aimé Argand eine Öllampe, in der die Luft durch einen Hohldocht geleitet und durch einen Glaszylinder hinausbefördert wurde. Als die parabolischen Reflektoren (die die Form der Spiegel in Autoscheinwerfern hatten) erst einmal sauber blieben, setzten sie sich schnell in den Leuchttürmen durch. Ein guter Reflektor verstärkte die Intensität des Lichts etwa 350mal.

Ein weiterer großer Schritt nach vorn wurde 1815 gemacht, als der französische Physiker Augustin-Jean Fresnel die effektivste Linse erfand, die je in Leuchttürmen eingesetzt wurde. Vor Fresnels Erfindung erzielte das beste Spiegelsystem, das mit dem Argandbrenner arbeitete, der über 100 Jahre populär blieb, etwa 20 000 Kerzen Leuchtkraft.a Fresnel-Linsen steigerten diese auf 80 000, was etwa der Leuchtkraft eines heutigen Autoscheinwerfers entspricht, und erreichten das einfach mit einem brennenden Docht. 1901 erfand man unter Druck stehende Öllampen, und schon bald erzeugten die Fresnel-Apparate eine Lichtstärke von bis zu einer Million Kerzen. Etwa zur gleichen Zeit kam Acetylengas in Gebrauch, was sich tiefgreifend auf die Leuchtturmtechnologie und -automatisierung auswirkte, größtenteils dank der Arbeit des Schweden Nils Gustav Dalén. Für ein automatisches Sonnenscheinventil — ein Schalter zum Ein- und Ausschalten, der die Acetylengaszufuhr regelt, indem er auf Sonnenlicht reagiert — erhielt Dalén 1912 den Nobelpreis für Physik. Glühfadenlampen wurden in den 20er Jahren populär und sind bis auf den heutigen Tag die Hauptlichtquelle geblieben. Wenn man eine Glühbirne von nur 250 Watt mit einer Fesnel-Linse kombiniert, kann damit mehrere hunderttausend Kerzen Leuchtkraft erreicht werden. Heute kann der leuchtkräftigste Leuchtturm der Welt, der in Frankreich steht, den Nachthimmel mit einem gleißenden Strahl von 500 Millionen Kerzen Leuchtkraft erhellen.

Eine Erfindung jüngerer Zeit ist die Xenonlampe. Sie erzeugt für den millionsten Bruchteil einer Sekunde einen starken Lichtblitz. Da der Lichtimpuls so kurz und intensiv ist, kann sich das Licht von anderen Lichtern im Hintergrund abheben.

Schwimmende Leuchtfeuer

Schwimmende Leuchtfeuer oder Feuerschiffe wurden dort eingesetzt, wo es unpraktisch war, einen Leuchtturm zu bauen. Wie die Leuchttürme haben auch die Feuerschiffe eine lange Geschichte. Bei dem ersten handelte es sich um eine römische Galeere, die zu Julius Cäsars Zeiten in Betrieb war. Hoch oben am Mast erhellte ein Becken mit brennender Holzkohle den nächtlichen Himmel — und der Funkenregen ergoß sich auf die schwitzenden Körper der rudernden Sklaven, die unten an ihrem Platz festgekettet waren.

Das erste modernere Feuerschiff nahm seine Tätigkeit 1732 im Mündungsgebiet der Themse nahe London auf. Seither ist die Zahl der Feuerschiffe gestiegen. Viele Jahre lang wurden die Schiffe, die den New Yorker Hafen anliefen oder wieder ausliefen, von dem Feuerschiff Ambrose geleitet. In jüngster Zeit wurden die Feuerschiffe durch automatische Leuchtbojen und Leuchttonnen ersetzt, Konstruktionen aus Metall, die wie Bohrinseln aussehen.

Wenn Nebel und Sturm das Licht trüben

Selbst das kräftigste Licht wird getrübt, wenn dichter Nebel herrscht oder es in Strömen regnet — gerade dann, wenn Leuchtfeuer am dringendsten benötigt werden. Eine Lösung, wenn auch nicht das Nonplusultra, sind Töne, sehr laute und regelmäßige Töne. Aus diesem Grund sind viele Leuchttürme mit kräftigen akustischen Signalen ausgestattet, wie zum Beispiel mit Glocken, Nebelhörnern, Sirenen und eine Zeitlang sogar mit Kanonen. In manchen Leuchttürmen fanden diese Kanonen bis in die späten 70er Jahre Verwendung.

Schallwellen sind jedoch den wechselnden Bedingungen in der Atmosphäre unterworfen. Schwankende Temperaturen und ein schwankender Feuchtigkeitsgehalt der Luftschichten über dem Wasser können den Schall überlisten und ihn mal hinauf- und mal hinunterbeugen. Außerdem kann wie bei einem Steinchen, das man über den Teich hüpfen läßt, ein Tuten direkt über ein Schiff hinweggehen und daher überhaupt nicht gehört werden. Von diesen Problemen abgesehen, können akustische Signale normalerweise kilometerweit gehört werden.

Das Ende einer Ära

Mit dem Einzug der Automatisierung wurden Leuchtturmwärter überflüssig. Sogar die Leuchttürme selbst sind heute durch Radar, Funk, Sonar und Satellitennavigation ersetzt worden, und viele Leuchttürme sind außer Betrieb. Aber irgendwie kann man Leuchttürme nicht einfach abschreiben. Für viele Menschen sind sie ein Symbol des Lichts und der Hoffnung in einer dunklen Welt, und noch immer lassen sich Fotografen, Künstler und Dichter gleicherweise von Leuchttürmen inspirieren. Auf der ganzen Welt sind Gesellschaften zur Erhaltung der schönen alten Gebäude entstanden.

In manchen Leuchttürmen kann man heute übernachten. Besucher, die gern einmal sehen möchten, wie es sich als Leuchtturmwärter so gelebt hat, können das in diesen einzigartigen Unterkünften tun, allerdings haben sie es doch ein bißchen bequemer als früher. Andere Besucher wollen einfach die Abgeschiedenheit genießen und nichts hören — außer den einsamen Schrei der Möwen und das Rauschen der Wellen. Mancherorts bilden Leuchttürme auch ausgezeichnete Aussichtspunkte zur Beobachtung von Walen, Vögeln oder Seehunden. Die Leuchtturmwärter von Alexandria und der Onkel von Christoph Kolumbus im Leuchtturm von Genua werden manche ruhige Minute wohl genauso verbracht haben.

[Fußnote]

a An die Stelle der Kerze als Lichteinheit ist heute die Candela getreten. Bei der Internationalen Kerze, gemessen in „Kerzen Leuchtkraft“, handelte es sich um die Lichtintensität eines Lichtstrahls, der in eine bestimmte Richtung abgegeben wird, im Vergleich zu einer Standardkerze.

[Kasten auf Seite 21]

Zwei mutige Frauen

Die Geschichte der Leuchttürme ist auch geprägt von Berichten über bemerkenswerten Mut und enormes Engagement, nicht selten gezeigt von Frauen. Grace Darling (1815—1842) setzte ihr Leben aufs Spiel, um neun Schiffbrüchige in der Nähe des Leuchtturms ihres Vaters auf den Farne Islands vor der Nordostküste Englands zu retten. Auf Graces Drängen hin ruderten sie und ihr Vater durch das aufgewühlte Meer zum Wrack, zogen die Überlebenden ins Beiboot hinein, ruderten zurück zum Leuchtturm und kümmerten sich um sie, bis Hilfe eintraf. Zu Grace Darlings Ehren wurde ein Denkmal errichtet.

Abigail Burgess war die 17jährige Tochter vom Wärter des Leuchtturms Matinicus Rock vor der Küste von Maine (Nordamerika). An einem Tag im Januar 1857 mußte ihr Vater den Leuchtturm verlassen, konnte danach aber wegen schlechten Wetters erst vier Wochen später zurückkehren. Abbie, wie sie genannt wurde, nahm die Sache in die Hand. Sie pflegte außerdem ihre kranke Mutter und paßte auf ihre drei Geschwister auf, die noch zu klein waren, um im Leuchtturm zu helfen. Abbie schreibt: „Obgleich mich meine mühevolle Arbeit mitunter sehr erschöpfte [vor der Einführung der Elektrizität war es Schwerstarbeit, ein Feuerzeichen in Gang zu halten], ging das Leuchtfeuer niemals aus. Mit Gottes Hilfe war es mir möglich, sowohl alle mir übertragenen Pflichten zu erfüllen als auch die meines Vaters.“ Im darauffolgenden Winter mußte Abbie wieder den Leuchtturmdienst übernehmen. Diesmal standen ihr und ihren Angehörigen pro Tag nur ein Ei und eine Tasse Maismehl zur Verfügung. Aber das Leuchtfeuer ging niemals aus.

[Kasten/Bild auf Seite 23]

Die Fresnel-Linse

Bei der Fresnel-Linse handelt es sich um eine zusammengesetzte Linse (Linsenplatten) mit einer Hauptlinse, die von gekrümmten Glasprismen umgeben ist. Fresnel-Linsenplatten können zu einer Art Zylinder zusammengefügt werden, der die Lichtquelle komplett umschließt. Jedes Segment bündelt das Licht zu einem horizontalen scharfgebündelten Strahl. Mehr Segmente bedeuten mehr Strahlen, die wie Speichen von einer Radnabe ausgehen. Während die Fassung um die Lichtquelle rotiert, streichen die Lichtstrahlen über den Horizont. Die Anzahl der Strahlen, die Intervalle zwischen den Strahlen und sogar deren Farbe sind nur einige Faktoren, die jedem Leuchtturm seine ihm eigene Kennung oder sein Charakteristikum verleihen. Auf Schiffen führt man ein Leuchtfeuerverzeichnis mit, so daß Seeleute jeden Leuchtturm auf ihrer Route bestimmen können.

[Bildnachweis]

South Street Seaport Museum

[Bild auf Seite 23]

Peggy’s Cove in Neuschottland (Kanada)

[Bild auf Seite 23]

Freiheitsstatue (New York)

[Bild auf Seite 23]

Leuchtturm an der Weser (Deutschland)

[Bild auf Seite 23]

Leuchtturm im Bundesstaat Washington (USA)

[Bildnachweis auf Seite 20]

The Complete Encyclopedia of Illustration/J. G. Heck

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