Der Verlust einer Gliedmaße — Könnte mir das passieren?
Benjamin war gerade draußen und genoß die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne über Sarajevo, als er auf eine Landmine trat. Das linke Bein wurde völlig zerfetzt. „Ich versuchte aufzustehen“, erinnert sich Benjamin. „Es ging nicht.“ Benjamin ist nur einer von 20 000 Menschen im Jahr, die durch Landminen getötet oder verkrüppelt werden.
IN Angola liegen gut und gern 15 Millionen Landminen im Boden vergraben — das sind mehr Landminen, als es Männer, Frauen und Kinder im Land gibt. Mittlerweile haben dort 70 000 Menschen Gliedmaßen verloren. Der weltweit höchste Prozentsatz an Menschen, denen Gliedmaßen fehlen, ist in Kambodscha zu verzeichnen, einem Land, in dem 8 bis 10 Millionen Landminen vergraben wurden — hier hat schätzungsweise jeder 236. eine Gliedmaße verloren. In Bosnien-Herzegowina soll es über 3 Millionen Landminen geben — das sind 59 Minen pro Quadratkilometer.
Aber nicht nur in kriegsgebeutelten Ländern verlieren Menschen ihre Gliedmaßen. Auch in den Vereinigten Staaten gibt es beispielsweise zirka 400 000 Menschen, denen eine Gliedmaße fehlt. Hier ist der Verlust einer Gliedmaße bei den Erwachsenen dieser Gruppe in den meisten Fällen die Folge einer chronischen Erkrankung mit dem unspezifischen Oberbegriff „periphere Gefäßerkrankungen“. Dazu zählen eine Vielzahl von Störungen. Im Taber’s Cyclopedic Medical Dictionary heißt es, „periphere Gefäßerkrankungen“ sei eine unpräzise Bezeichnung für „Erkrankungen der Arterien und Venen in den Extremitäten, vor allem für die Krankheitszustände, die eine ausreichende Durchblutung der Extremitäten behindern“. Eine Hauptursache für periphere Gefäßerkrankungen ist Diabetes. Laut dem World Health Report 1998 werden sich die „Diabeteserkrankungen bei Erwachsenen zwischen 1997 und 2025 weltweit von 143 Millionen auf 300 Millionen gut und gern verdoppeln“.
In den Vereinigten Staaten sind Traumen die zweite Hauptursache für den Verlust von Gliedmaßen. Darunter fallen Unfälle mit Fahrzeugen, Maschinen, Elektrowerkzeugen und Waffen. Traumen sind für 20 bis 30 Prozent aller Amputationen verantwortlich. Andere Ursachen für den Verlust von Gliedmaßen sind Tumoren (ungefähr 6 Prozent) und Geburtsfehler (ungefähr 4 Prozent).
Der Gedanke daran, eine der kostbaren Gliedmaßen zu verlieren, ist, gelinde gesagt, erschreckend. Gibt es irgendeine Möglichkeit, das Risiko herabzusetzen? Und kann man sich trotz des Verlusts einer Gliedmaße einer guten Lebensqualität erfreuen? Auf diese und andere Fragen werden die folgenden Artikel eingehen.