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Erwachet! 1999
g99 8. 9. S. 15-19

Der Pantanal — Ein Naturschutzgebiet mit besonderem Reiz

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN BRASILIEN

DER Tourist wird ärgerlich, als Jerônimo ihn bittet, die Bierdose nicht in den Fluß zu werfen. „Gehört der Fluß etwa Ihnen?“ fragt er. „Nein“, erwidert Jerônimo, „er gehört uns. Aber wenn Sie weiter Abfall reinwerfen, kann hier bald keiner von uns mehr fischen.“

Dieser Zwischenfall deutet nur auf eine der Gefahren hin, die den Pantanal — ein großes Areal, das Teile Brasiliens, Boliviens und Paraguays einschließt — heute bedrohen. Das portugiesische Wort pântano bedeutet „Sumpf“ oder „Morast“. Doch der Pantanal ist nicht völlig flach, darum steht das Wasser dort nicht. Die Wassermassen fließen sanft und gemächlich ab und hinterlassen eine fruchtbare, von verschiedenen Gräsern bewachsene Niederung. Wer gern mehr über diese weite Landschaft erfahren möchte, den lade ich ein, mich und eine Gruppe von Touristen auf unserer Reise in eines der faszinierendsten Naturschutzgebiete der Erde zu begleiten.

Kaimane und Anakondas!

Von São Paulo aus fahren wir mit dem Bus 1 200 Kilometer westwärts nach Corumbá. Als wir den Pantanal erreichen, fliegen große Vögel über uns hinweg, als wollten sie uns willkommen heißen. Da ist ein Jabiru (tuiuiú), ein Vogel mit einer Flügelspannweite von 2,5 Metern. Er benötigt beinahe eine Startbahn, um abzuheben. „Der kräftige Flügelschlag verursacht durch die Luftreibung ein Flattergeräusch“, schreibt Haroldo Palo jun., der zwei Jahre im Pantanal zubrachte. „Während der Paarungsrituale [des Jabirus] steigen zwei oder drei Männchen ... in die Höhe und vollführen spektakuläre Sturzflüge, die weithin zu sehen sind.“

Die Trockenzeit ist gekommen, und der Wasserstand ist niedrig. Darum sind die Fische eine leichte Beute für die Vögel. Sieh mal einer an! Ein Jabiru und ein Reiher fischen mitten unter den Kaimanen. Die Kaimane lassen sich die aggressiven Piranhas schmecken. Bekanntlich haben die Piranhas messerscharfe Zähne, und sie werden von blutenden Beutetieren angelockt. Wir möchten ihnen ganz sicher nicht zu nahe kommen, aber die Kaimane scheinen keine Gefahr zu kennen.

Nachdem wir mit einer Fähre einen Fluß überquert haben, fahren wir zu einer Farm. Plötzlich tritt unser Fahrer auf die Bremse und deutet auf eine stattliche Schlange, die über die staubige Straße kriecht. „Das ist eine Anakonda“, sagt er. „Schießen Sie schnell ein Foto! So etwas sieht man nicht alle Tage aus der Nähe.“ Der bloße Anblick treibt unseren Puls in die Höhe, denn die Anakonda, die bis zu 9 Meter lang werden kann, ist eine der größten Schlangen der Welt. Schnell ist sie obendrein. Das merke ich, als sie ins Gebüsch huscht. Ich bin gar nicht böse, daß sie weg ist. Denn eins weiß ich: Wäre sie nicht geflohen, hätten meine zitternden Hände das Bild ohnehin verwackelt.

Das Leben des pantaneiro

Im Pantanal sind riesige Viehherden zu Hause. Für sie zu sorgen ist Aufgabe des pantaneiro. Er ist Viehtreiber und Farmer in einem und stammt von indianischen, afrikanischen und spanischen Bewohnern ab. Der pantaneiro zähmt Pferde und hütet von einem Ende der Farm bis zum anderen die Rinder. Wir sehen mehrere Herden, die jeweils aus rund tausend Stück Vieh bestehen. Jede Herde wird von sechs Mann geführt. Allen voran der Koch, gefolgt von einem Viehtreiber, der in ein Stierhorn bläst, und weiteren Viehhirten. Einer ist der Herdenbesitzer, und die anderen treiben die zurückgebliebenen und verirrten Tiere zusammen.

Jerônimo, von dem schon eingangs die Rede war, ist ein pantaneiro. Trotz der Anstrengung rudert er uns den Rio Abobral entlang und nimmt nicht das Motorboot, denn der Motorenlärm kann die Vögel verscheuchen. Der ehrfürchtige Klang seiner Stimme verrät seine Liebe zu seiner Heimat, dem Pantanal, und sein Interesse daran. „Sehen Sie mal! Da am Ufer sonnt sich ein Kaiman“, ruft er. Etwas später zeigt er auf die Höhle eines Otternpaares. „Es ist ihr Zuhause“, sagt er. „Ich sehe sie dort immer.“ Von Zeit zu Zeit füllt Jerônimo seinen Becher mit Flußwasser, um seinen Durst zu löschen. „Ist das Wasser denn nicht verschmutzt?“ wollen wir wissen. „Noch nicht“, meint er. „Sie können es ruhig trinken, wenn Sie wollen.“ Aber so ganz überzeugt sind wir davon nicht.

Der pantaneiro hat eine optimistische Lebensauffassung. Wünsche hat er wenige, und seine Arbeit ist sein Hobby. Er verläßt das Haus bei Tagesanbruch und kehrt abends zurück. Dafür bekommt er den Mindestlohn (ungefähr 100 Dollar im Monat), Kost und Logis und darf nach Herzenslust Fleisch essen. Ein Farmer erzählt: „Auf meiner Farm kann der pantaneiro essen, was er will und soviel er will. Er ist kein Sklave. Wenn er nicht zufrieden ist, kann er sagen: ‚Chef, gib mir mein Geld. Ich gehe.‘“

Ein Zoo ohne Käfige

In der Nachbarschaft des Farmhotels, in dem wir wohnen, fühlen sich auch viele Tiere zu Hause, zum Beispiel Aras, Papageien, Sittiche, Jabirus, Jaguare, Wasserschweine und Hirsche. Ein Nachkomme der Guaná-Indianer, dessen Familie seit 100 Jahren im Pantanal lebt, erklärt uns: „Wir füttern hier die Vögel. Viele wurden mutmaßlichen Wilderern von der Forstpolizei abgenommen.“ Anfangs seien es nur 18 Sittiche gewesen, bemerkt seine Frau, aber inzwischen hätten sie an die 100. „Unser Ziel ist es, sie in ihren Lebensraum zurückzubringen“, sagt sie.

In diesem Zoo ohne Käfige machen wir Aufnahmen von Aras, wie sie einträchtig mit Schweinen und Hühnern zusammen fressen. Touristen aus aller Welt genießen den Tierreichtum und die Landschaft des Pantanals. Und erst die Sonnenuntergänge! Eines Tages schaut eine junge japanische Touristin verwundert zu, wie ganze Schwärme von Vögeln bei Sonnenuntergang zu ihren Schlafsitzen zurückkehren. Als ein Farmarbeiter sie warnt: „Seien Sie vorsichtig, Fräulein! Hier gibt es Jaguare“, verschwindet sie schleunigst in ihrem Zimmer. Doch gleich am nächsten Tag überwindet sie sich und füttert die Aras mit Keksen. Wir fotografieren sie sogar dabei, wie sie einen Ara „von Mund zu Schnabel“ füttert. Ihre Angst ist verflogen.

Eines Morgens gehen wir schon vor Sonnenaufgang nach draußen, um die Sterne zu betrachten. Sie scheinen zum Greifen nah zu sein. Ein unbeschreiblicher Eindruck! Hier im Pantanal kann man die Stille geradezu „hören“. Die Bilder und Klänge veranlassen uns, dem Schöpfer für diese paradiesische Szenerie zu danken. In einem Werbeprospekt steht zu lesen: „Sollte Sie irgendwann einmal jemand fragen, ob es das Paradies gibt, können Sie getrost sagen: ‚Ganz ohne Zweifel, der Pantanal ist ein Teil davon.‘“

Ein Naturschutzgebiet wird bedroht

In den letzten 20 Jahren hat die Presse ausführlich über die Gefahren berichtet, die den Pantanal bedrohen. In seinem Buch Pantanal beschreibt Haroldo Palo jun. die verschiedenen Wege, über die das Ökosystem des Pantanals verschmutzt wird. In Kurzform geht es um folgendes:

◼ Die Flüsse verschlammen. „Seit einigen Jahren ist der Rio Taquari dermaßen verschlammt, daß man ihn im Bereich der Mündung unmöglich befahren kann, weshalb die Uferbewohner ... isoliert sind. Dasselbe trifft auf andere Flüsse zu, die in das Pantanalbecken fließen.“

◼ Der Dürrezyklus. „Sollte ... ein Dürrezyklus von 15 bis 20 Jahren eintreten, wie bereits geschehen, befürchte ich katastrophale Folgen für die Flora und Fauna der Region.“

◼ Herbizide und Quecksilber. „Die mechanisierte Landwirtschaft außerhalb des Pantanals setzt Herbizide ein, die ins Grundwasser sickern und letztlich die Flüsse in der Umgebung vergiften. Oder sie werden durch das Oberflächenwasser zusammen mit Erdmassen angeschwemmt, so daß die Flüsse verschlammen. Im Feuchtgebiet von Poconé geht von der Goldgewinnung eine weitere große Gefahr aus, weil dadurch das Wasser mit Quecksilber verseucht wird.“

◼ Jagd. „Obwohl gesetzlich verboten, wird in einem Großteil des Pantanals unkontrolliert gejagt. Davon abgesehen, daß eine Handvoll einsichtige Farmer die Naturreichtümer verteidigen und verschiedene andere sie wegen wirtschaftlicher Interessen zur touristischen Erschließung schützen, sind die Fauna und die Landschaft opportunistischen Interessen ausgeliefert.“

Rückkehr in den Betondschungel

Was für ein Kontrast bei unserer Rückkehr nach São Paulo! Statt gelber und lilafarbener ipês und roter Vogelblumen ein Dschungel von Wolkenkratzern; statt sauberer, kristallklarer Flüsse, die von Fischen wimmeln, Wasserwege, die zu Kloaken geworden sind; statt des melodischen Vogelgesangs das ohrenbetäubende Dröhnen und Hupen Tausender von Autos und Lastwagen; statt eines strahlend blauen Himmels Tafeln, auf denen steht: „Zustand der Luft: schlecht“; statt des Friedens zwischen Mensch und Tier die Angst vor „zweibeinigen Räubern“.

Zwei Wochen hielten wir uns im Pantanal auf — zu kurz, um die verschiedenen Regionen kennenzulernen mit ihren typischen Merkmalen und ihren fremdartigen Namen wie Poconé, Nhecolândia, Abobral, Nabileque und Paiaguás. Aber es war ein unvergeßliches Erlebnis. Die Flora und Fauna sind wie Balsam für die Augen, wie Konzertklänge für die Ohren und wie ein Tonikum fürs Herz.

[Karte auf Seite 15]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Paraguay

Bolivien

Brasilien

DER PANTANAL

[Bildnachweis]

Mountain High Maps® Copyright © 1997 Digital Wisdom, Inc.

[Bild auf Seite 16]

Gelber Schwalbenschwanz

[Bild auf Seite 16, 17]

Jaguar

[Bild auf Seite 17]

Silberreiher

[Bildnachweis]

Georges El Sayegh

[Bild auf Seite 17]

Eine Anakonda und ein Kaiman

[Bildnachweis]

Georges El Sayegh

[Bild auf Seite 18]

Ara

[Bildnachweis]

Georges El Sayegh

[Bild auf Seite 18]

Diese 15 Zentimeter langen Piranhas haben messerscharfe Zähne

[Bildnachweis]

© Kjell B. Sandved/Visuals Unlimited

[Bildnachweis auf Seite 15]

Georges El Sayegh

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