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Erwachet! 1999
g99 8. 10. S. 5-8

Warum Musik uns beeinflußt

MUSIK und Sprache sind dem Menschen eigen. Eine Welt ohne das eine oder das andere ist schwer vorstellbar. „Sprache und Musik als charakteristische Merkmale der Gattung Mensch sind offenbar universell“, heißt es in dem Buch The Musical Mind. Sie sind Ausdrucksformen unseres Bedürfnisses, uns mitzuteilen. Man könnte also — in Anlehnung an die Sprache — sagen, daß unsere Gefühle „zuhören“, wenn die Musik „spricht“.

Warum und wie spricht Musik unsere Gefühle an? Um dies zu beantworten, müssen wir uns näher mit folgendem beschäftigen: 1. den Grundbausteinen der Musik und der Art und Weise, wie unser Gehirn sie verarbeitet; 2. unserer emotionellen Beschaffenheit und unserem kulturellen Hintergrund, die unsere Reaktion auf Musik beeinflussen; und 3. der Sprache, die ebenfalls unsere Reaktion beeinflussen kann.

Woraus Musik besteht

Zu den charakteristischen Eigenschaften musikalischer Klänge, den Grundbausteinen der Musik, gehört der Klangcharakter oder die Klangfarbe der Instrumente. Das Waldhorn zum Beispiel ist als „feierlich“ oder „ernst“ beschrieben worden; es hat einen ganz anderen Klang als die „stolze“ Trompete. Obwohl beide Instrumente zur Familie oder Gruppe der Blasinstrumente gehören, sind ihre Obertöne oder Teiltöne unterschiedlich ausgeprägt. Diese Eigenart der Instrumente macht jedes zu einem eigenständigen „Register“ und wird von Komponisten manchmal für Klangeffekte eingesetzt, die in den Zuhörern bestimmte Gefühle hervorrufen sollen.

Wahrscheinlich eines der ersten musikalischen Elemente, mit denen wir vertraut werden — womöglich schon als Embryo, während wir den Herzschlag unserer Mutter hören —, ist der Rhythmus. Unsere Reaktion auf Rhythmen, so sagt man, wird möglicherweise von unserem Herzschlag oder sogar von unserer Atemfrequenz beeinflußt, ohne daß wir uns dessen bewußt sind. Vielleicht ist es deshalb kein Zufall, daß die meisten Menschen anscheinend Musik im Tempobereich von 70 bis 100 Schlägen pro Minute bevorzugen — genau der Bereich, der der durchschnittlichen Herzschlagfrequenz eines gesunden Erwachsenen entspricht. So wurde es jedenfalls in der Zeitschrift Perceptual and Motor Skills dargelegt.

Wie vielfältig Musik mit diesen Grundbausteinen gestaltet werden kann, läßt sich an Hand verschiedener Instrumente und der damit erzeugten Klänge und Melodien veranschaulichen. Der sehnsüchtige Klang des Fagotts im zweiten Satz von Mozarts Fagottkonzert kann tiefe Empfindungen wachrufen. Der wehmütige Klang einer japanischen shakuhachi-Flöte ist womöglich herzergreifend. Der heisere Klang des Tenorsaxophons läßt eine Bluesmelodie noch lange in den Zuhörern nachklingen. Der rhythmische Baß der Tuba in einer deutschen Blaskapelle versetzt so manchen in eine ausgelassene Stimmung. Und die beschwingten Weisen eines Strauß-Walzers, gespielt von einem Streichorchester, wecken in vielen Zuhörern unwillkürlich den Wunsch, das Tanzbein zu schwingen. Musik hat diese Wirkung, weil sie „den ganzen Menschen anspricht“, wie es Clive E. Robbins ausdrückt, Leiter des Nordoff-Robbins-Musiktherapiezentrums in New York.

Konsonanz, Dissonanz und Melodie

Konsonanzen sind Wohlklänge, Dissonanzen sind Mißklänge. Wußten wir aber, daß sich diese Strukturelemente der Musik mitunter ergänzen? Wohlklingende Musikstücke enthalten wahrscheinlich mehr Dissonanzen, als wir vermuten würden. Durch die ständige Wechselwirkung zwischen Konsonanzen und Dissonanzen werden — meist unmerklich — Spannungen aufgebaut und wieder gelöst, und unsere Gefühle sprechen darauf an. Dieses zarte „Schaukeln“ der Gefühle wird als wohltuend empfunden, während einem Musik, die nur aus Dissonanzen besteht, auf die Nerven gehen und so unangenehme Gefühle hervorrufen kann, als würde jemand mit den Fingernägeln auf einer Schiefertafel herumkratzen. Ist ein Musikstück allerdings ausschließlich auf Konsonanzen aufgebaut, wird es schnell langweilig.

Eine Melodie ist eine geordnete Folge von Einzeltönen. Das Wort leitet sich nach Ansicht mancher Fachleute von dem griechischen Wort mélos ab, das „Lied“ bedeutet. Mit dem Begriff „Melodie“ bringt man meist liebliche Klänge in Verbindung.

Nicht jede Tonfolge ergibt indes eine liebliche Melodie. Häufige große Intervalle (Höhenunterschiede) zwischen aufeinanderfolgenden Tönen bewirken zum Beispiel, daß eine Melodie nicht lieblich wirkt, sondern dramatisch. Bei einer lieblich dahinfließenden Melodie sind hingegen größere Intervalle selten. Je nach Anordnung der Töne und Intervalle kann eine Melodie traurig oder fröhlich klingen. Wie die verschiedenen Zusammenklänge, so erzeugen auch Melodien auf ihre Art Spannung und Entspannung, wobei durch das Auf und Ab der Tonhöhe unsere Gefühle berührt werden.

Wirken alle diese Elemente zusammen, können sie einen enormen Einfluß ausüben und unsere Gefühle anregen oder beruhigen. Das liegt daran, daß das Gehirn Musik auf verschiedenerlei Weise wahrnimmt und verarbeitet.

Musik und das Gehirn

Manche vertreten die Auffassung, Sprache und Logik seien hauptsächlich Funktionen der linken Gehirnhälfte, wohingegen Musik in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet würde, die vorwiegend für Gefühle zuständig ist. Ob dies zutrifft, sei dahingestellt, doch fällt auf, daß Musik bei dem Zuhörer spontane Reaktionen auslöst. In der Zeitschrift Perceptual and Motor Skills wird dies wie folgt ausgedrückt: „Musik hat die Macht, schnell und wirksam Gefühle zu wecken. Was in einem Buch etliche Sätze zum Beschreiben ... erfordern würde, läßt sich in der Musik oft schon durch einen einzigen Takt oder Akkord vermitteln.“

Zu der Wechselwirkung zwischen Sehen und Hören und der jeweiligen Reaktion enthält das Buch Music and the Mind folgende interessante Feststellung: „Zwischen Hören und einem emotionellen Reiz besteht eine engere Verbindung als zwischen Sehen und einem emotionellen Reiz. ... Ein lautloses verwundetes Tier oder einen still vor sich hin leidenden Menschen zu sehen weckt im Beobachter womöglich kaum eine gefühlsmäßige Reaktion. Sobald das betreffende Wesen jedoch laut zu klagen beginnt, setzt gewöhnlich ein starkes Gefühl beim Beobachter ein.“

Musik, Texte und wir

Einer Lehrmeinung zufolge wirkt ein bestimmtes Musikstück auf jeden Zuhörer ähnlich. Eine andere Lehrmeinung hingegen besagt, daß jemandes Reaktion auf eine Melodie oder ein Lied seine momentane Gemütsverfassung widerspiegelt oder ein früheres Erlebnis reflektiert. Ein Beispiel: Jemand hat einen lieben Angehörigen oder Freund durch den Tod verloren und hört nun, etwa in einer Anbetungsstätte, ein bestimmtes Lied. Dieses Lied kann in dem Hinterbliebenen Erinnerungen wecken und ihn traurig stimmen, ja ihn sogar zu Tränen rühren. Andere, die nicht in dieser Lage sind, singen dasselbe Lied mit fröhlichem Herzen.

Oder kommen wir auf den Klang des Waldhorns und der Trompete zurück. Es kann gut sein, daß wir das Waldhorn überhaupt nicht für „feierlich“ halten. In unseren Ohren klingt es vielleicht ausgelassen oder verspielt, wohingegen die Trompete uns eher schwermütig erscheint. Demzufolge hat jeder von uns eine ihm eigene Gefühlswelt, die auf Musik in einer für uns charakteristischen Weise anspricht.

Musik versetzt uns in die Lage, Worte oder Vorstellungen mit Gefühlen zu verknüpfen. Aus diesem Grund wird man kaum eine Fernseh- oder Radiowerbung ohne musikalische Untermalung finden. Häufig ergibt der Text an sich wenig Sinn. Sobald aber die passende Musik als Untermalung dazukommt, appelliert die Werbung an die Gefühle des Hörers. Trifft es nicht zu, daß die Werbung meist dazu veranlassen soll, aus einem gefühlsmäßigen Impuls heraus zu kaufen statt nach vernünftiger Überlegung?

Werbung hat vielleicht unerwünschte Folgen auf das Portemonnaie, doch die Macht, die durch die Verknüpfung von Texten mit Musik entsteht, hat noch eine weitaus dunklere Seite. In dem Journal of Youth and Adolescence wird behauptet, Heranwachsenden würde durch ständig wiederholte Texte von den Textern eingeredet, sie müßten die Meinung anderer ignorieren und „hart bleiben“. Einer anderen Quelle zufolge können die Botschaften, die durch „umstrittene, noch unverblümtere Raptexte als deren Pendants in der Heavy-metal-Sparte“ vermittelt werden, die Gefühlswelt des Zuhörers durchdringen und zu unsozialem Verhalten führen.

Lassen sich negative Reaktionen vermeiden, indem man lediglich der Musik lauscht und den Text ignoriert? Tatsächlich ist bei Heavy metal und Rap der Text ohnehin zum größten Teil nicht deutlich hörbar. Bei der außergewöhnlichen Lautstärke der Musik ist es fast unmöglich, etwas zu verstehen. Dennoch vermitteln der hämmernde Rhythmus und die wiederkehrende Melodie eine unverkennbare Botschaft — ob man den Text nun versteht oder nicht.

Wie ist das möglich? Zum einen rufen allein schon die Titel eine konkrete Vorstellung hervor. Zum anderen liegt die Botschaft häufig in der Art der Musik an sich. Welche Botschaft wird vermittelt? In einer Jugendzeitschrift heißt es: „Man hat es hier anscheinend mit einer Phantasiewelt aus Macht, Potenz und sexueller Eroberung zu tun.“ In einer anderen Zeitschrift wird gesagt: „Die Grundthemen ... sind heftigste Rebellion, Gewalt, Suchtmittelmißbrauch, promiskuitiver Sex, Perversion und Satanismus.“

Manche Jugendliche wenden ein, auch wenn dies zutreffe, habe das auf sie keinen negativen Einfluß. Sie argumentieren, derartige Musik sei für sie insofern nützlich, als sie ihnen helfe, sich selbst zu finden. Ist das stichhaltig? Im Journal of Youth and Adolescence wird bemerkt: „Die in der Heavy-metal-Musik ausgedrückte Wut, Verweigerungshaltung und Macht, mit der sich einige Jungen identifizieren, kommt letzten Endes vor allem leistungsschwachen Jungen gerade recht, nachdem ihnen in der Schule den ganzen Tag lang der Eindruck vermittelt worden ist, sie seien Versager.“ Weiter heißt es: „Das Paradoxe oder Rätselhafte daran ist, daß sich Heranwachsende auf der Suche nach einem sichereren und authentischeren Ich eines öffentlichen, gemeinschaftlichen Mediums bedienen. Statt für sich allein wirklich ureigene Erfahrungen zu suchen, greifen Heranwachsende nach einem vorgefertigten Image, das ihnen von einer kommerziellen Musikindustrie angeboten wird.“ Mit anderen Worten: Diese jungen Leute lassen sich von anderen vorschreiben, was sie zu denken und zu fühlen haben.

Werfen wir einen Blick auf Rockkonzerte. Wie wirken sie sich auf die Massen von Besuchern aus? In dem Buch Music and the Mind wird dazu gesagt: „Musik kann die Gefühle einer Menschenmenge aufpeitschen, ihre Gefühle so steuern, daß sie nicht bei jedem für sich, sondern bei allen gleichzeitig einen Höhepunkt erreichen, und ohne jeden Zweifel auf diese Weise massiv dazu beitragen, daß der einzelne seine Urteilsfähigkeit verliert und sich blindlings seinen augenblicklichen Gefühlen hingibt — ein gefährliches typisches Verhaltensmuster der Masse.“ Wie zutreffend diese Beschreibung ist, wird an so manchen Szenen wilder Exzesse bei Rockkonzerten deutlich.

Damit unser Sinn und unser Herz nicht verunreinigt werden, sollten wir also in bezug auf Musik sehr wählerisch sein. Wie gelingt uns das? Diese Frage wird in dem abschließenden Artikel beantwortet.

[Bild auf Seite 7]

Häufig regt Musik zum Tanzen an

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