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Erwachet! 1999
g99 22. 10. S. 15-19

Wenn die Donau erzählen könnte ...

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN DEUTSCHLAND

Seit über 150 Jahren blicken die berühmtesten Persönlichkeiten Deutschlands vergangener Zeiten unverwandt auf die Donau, doch ohne sie sehen zu können. Wie ist das möglich? 1842 vollendete der bayerische König Ludwig I. den Bau der Walhallaa, eines dorischen Marmortempels, der eigens dazu bestimmt war, prominenten Deutschen ein Denkmal zu setzen.

DIESE deutsche Ruhmeshalle, die dem Parthenon auf der Akropolis von Athen nachempfunden ist, bietet von einem Hügel in der Nähe von Regensburg Ausblick auf die Donau; dort stehen unzählige Büsten namhafter Männer und Frauen.

Die Kulisse ist gut gewählt. Die Fürsten, Dichter, Künstler, Staatsmänner, Wissenschaftler und Musiker — darunter Koryphäen wie Beethoven, Einstein, Goethe, Gutenberg, Kepler und Luther — kannten die Donau gut. Viele von ihnen lebten an den Ufern der Donau, sie fuhren auf der Donau oder sangen Loblieder auf sie. Was für Geschichten die Donau wohl erzählen könnte — wenn sie nur reden könnte!

Mehr als nur ein Wasserlauf

„Für den Geographen sind Flüsse Träger von Sediment und Handel“, schreibt der Historiker Norman Davies. „Für den Historiker“, merkt er jedoch an, „sind sie Träger von Kulturen, Weltanschauungen und mitunter von Konflikten. Sie sind wie das Leben.“ Die Donau fließt durch beziehungsweise grenzt an zehn verschiedene Länder: Deutschland, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien und die Ukraine. Sie hat demnach viele Kulturen, Weltanschauungen und Konflikte gesehen. Da ist es nicht verwunderlich, daß etliche Orte entlang der Donau in der europäischen Geschichte, ja sogar in der Weltgeschichte eine bedeutende Rolle gespielt haben.

Greifen wir als Beispiel einmal Wien, die Hauptstadt Österreichs, heraus. Mit seinen vielen Opernhäusern, Theatern, Museen, geschichtsträchtigen Häusern und Bibliotheken zählt Wien längst unbestritten zu den kulturellen Zentren der Welt. Die Stadt ist auch seit Jahrhunderten berühmt für ihre Kaffeehäuser und die Heurigen. Die Wiener Philharmoniker gelten als eins der besten Orchester der Welt. Die 1365 gegründete Universität ist die älteste Universität im deutschsprachigen Raum.

Was die Weltanschauungen angeht, spricht die New Encyclopædia Britannica von dem Wien der Jahrhundertwende als von „einem fruchtbaren Boden für Weltanschauungen, die die moderne Welt — zum Guten oder zum Schlechten — prägen sollten“. Zu den Persönlichkeiten, die durch die Jahre ihres Lebens in Wien bis zu einem gewissen Grad geprägt wurden, gehören Theodor Herzl, der Begründer des Zionismus, Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, und Adolf Hitler, zu dem sich jedes weitere Wort erübrigt.

„Die Trennlinie zwischen Zivilisation und Barbarei“

„Im Altertum stellte die Donau eine der großen Trennlinien der europäischen Halbinsel dar“, sagt Norman Davies. Er erklärt: „Als Grenze des Römischen Reiches im 1. Jahrhundert nach Christus bildete der römische Danuvius ... die Trennlinie zwischen Zivilisation und Barbarei.“

Mehrere Städte entlang der Donau spielten eine führende Rolle in der Geschichte des Römischen Reiches und später des sogenannten Heiligen Römischen Reiches. Preßburg oder Bratislava zum Beispiel, ein kulturelles Zentrum in der Slowakei und die heutige Hauptstadt dieses Landes, war von 1526 bis 1784 die Hauptstadt Ungarns. Für geraume Zeit war eine majestätische Burg, zirka 100 Meter über der Donau gelegen, die Residenz der österreichischen Königsfamilie. Als Wien 1741 von französischen und bayerischen Truppen bedrängt wurde, floh Maria Theresia, die spätere Kaiserin, in diese Burg.

Maria Theresia war vom Haus der Habsburger. Jene Herrscherdynastie — eine der größten Europas — ist durch verschiedene Büsten in der Walhalla gut vertreten.b Diese erstaunliche Familie, deren Stammbaum sich bis in das 10. Jahrhundert zurückverfolgen läßt, kam im 13. Jahrhundert an die Macht und dehnte ihren Einfluß schließlich über einen Großteil Mitteleuropas aus — oftmals durch eine kluge Heiratspolitik. Die Ermordung des habsburgischen Thronfolgers Franz Ferdinand im Jahr 1914 in Sarajevo war der zündende Funke, der die Welt in Brand setzte.

Mit Blut vermischte Wasser

Großreiche kamen und gingen und setzten die Donau ständig politischen Veränderungen aus. Im 11. und 12. Jahrhundert bildete sie die Grenze des Byzantinischen Reiches. Später floß sie zum großen Teil durch das Osmanische Reich, als Donaustädte wie Belgrad und Budapest von den Türken einverleibt wurden. Sogar Wien wurde 1529 und erneut 1683 belagert, wenn auch ohne Erfolg.

Somit sind die Worte des Schriftstellers Werner Heider kaum verwunderlich, nach denen „kein anderer Strom Europas der Donau an geschichtlicher Bedeutung gleichkommt“. Ein anderer Autor erklärt, in der Vergangenheit sei „die Donau der grosse Invasionsweg nach Europa für die aus Osten eindringenden Hunnen, Tartaren, Mongolen und Türken“ gewesen.

Die Donau ist auch in neuerer Zeit durch Kriege entweiht worden. Der Schriftsteller William L. Shirer schreibt: „In der Nacht vom 28. Februar [1941] überschritten deutsche Heeresverbände von Rumänien aus die Donau und besetzten strategische Positionen Bulgariens“. 1945, vier Jahre später, geschah dann folgendes: „Die Russen marschierten nach der Einnahme Wiens die Donau hinauf, und die 3. amerikanische Armee rollte ihnen entgegen“.

Die Geschichte der Donau ist, was Kultur und Weltanschauungen angeht, allzuoft eine Geschichte der Konflikte gewesen, und ihre Wasser waren allzuoft mit dem Blut vermischt, das in den von Menschen ausgefochtenen Kriegen geflossen ist. Aber sie ist auch auf andere Weise besudelt worden.

Blaue Donau ade!

Als Johann Strauß (Sohn) 1867 den Walzer „An der schönen blauen Donau“ komponierte, haben die Wasser dieses Stroms den sonnigen blauen Himmel offensichtlich getreu reflektiert. Doch wie ist es heute?

Die Donau entspringt im Schwarzwald und schlängelt sich von dort aus Richtung Südosten ungefähr 2 850 Kilometer zum Schwarzen Meer. Nach der Wolga ist die Donau der zweitlängste Fluß Europas. Ihr Einzugsgebiet umfaßt 817 000 Quadratkilometer. Der Bau der Staustufe von Gabčíkovo im Rahmen des Wasserkraftwerkprojekts an der Donau zwischen Wien und Budapest hat allerdings der Umwelt geschadet. Laut einer Quelle hat die Staustufe „ein schwerwiegendes Absacken des Grundwasserspiegels entlang der Donau bewirkt, so daß Tausende von Hektar Waldland und Feuchtgebiete ausgetrocknet sind und der Fischfang an der unteren Donau streckenweise um 80 % zurückgegangen ist“.

Wenn die Donau reden könnte, würde sie heute wahrscheinlich zögern, zu erzählen, wie sie durch die Ignoranz und Habgier des Menschen sowohl zum Täter als auch zum Opfer geworden ist. Zusammen mit den anderen drei großen Flüssen, die ins Schwarze Meer fließen, hat die Donau nach Aussage der russischen Zeitung Rossiskaja Gaseta mitverschuldet, daß das Schwarze Meer „das am stärksten verschmutzte Meer der Welt“ geworden ist. In derselben Zeitung hieß es, das Schwarze Meer stürbe einen langsamen Tod und hätte in den vergangenen 30 Jahren „als Abwasserauffangbecken für halb Europa“ gedient, als „Ort, wo riesige Mengen Phosphorverbindungen, Quecksilber, DDT, Öl und andere giftige Abfallstoffe ... entsorgt“ würden.

Was mit dem Donaudelta geschehen ist, ist wirklich eine traurige Geschichte! In der Nähe von Ismail (Ukraine), wo der Fluß ins Schwarze Meer mündet, ist der ökologische Schaden haarsträubend. Pelikane, die für die Gegend typisch waren, sind selten geworden. Wie die Zeitschrift Geo schrieb, gelte es, den Artenreichtum von Pflanzen und Tieren in dieser Region „auf Dauer zu bewahren“; dies sei „ein Testfall für den internationalen Naturschutz“.

Ein Happy-End in Sicht

Im Jahr 1902 bekam die Stadt Tailfingen, die an einem der Zuflüsse der Donau ungefähr 60 Kilometer nordöstlich des Oberlaufs der Donau liegt, Neuzugang. Der Name der Frau war Margarethe Demut. Da sie ein bevorstehendes „goldenes Zeitalter“ predigte, nannten sie die Einheimischen bald „Goldne Gretel“. Kurz danach entstand in Tailfingen eine der ersten Versammlungen der Zeugen Jehovas in Deutschland.

Dieselbe Botschaft von Gottes aufgerichtetem Königreich wurde auch 1997 von den insgesamt 21 687 Zeugen Jehovas der 258 Versammlungen entlang der Donau (in zehn Ländern) einmütig gepredigt.

Da die Erde gemäß der Verordnung Gottes für immer bestehen wird und auch bewohnt sein soll, könnte die Donau ohne weiteres auf unbegrenzte Zeit weiterfließen (Psalm 104:5; Jesaja 45:18). In diesem Fall könnte sie nach einer jahrhundertelangen Geschichte unvollkommener Kulturen, fehlerhafter menschlicher Weltanschauungen und blutiger Konflikte endlich eine angenehmere Geschichte erzählen — wie schön! Entlang ihrer Ufer werden glückliche und gesunde Menschen leben, die nicht mehr durch politische Grenzen oder durch die Sprache entzweit sind. Alle werden ihre Stimme zum Lobpreis des großen Schöpfers erheben. Und es wird nicht mehr nötig sein, den Verstorbenen durch eine Walhalla Ehre zu erweisen, weil alle, die würdig sind, wieder zum Leben zurückgebracht sein werden (Johannes 5:28, 29).

Der Gedanke an eine solche fröhlich dahinplätschernde Donau erinnert uns vielleicht an die Worte aus Psalm 98:8, 9, wo es heißt: „Mögen die Ströme selbst in die Hände klatschen ..., denn er [Jehova] ist gekommen, die Erde zu richten. Er wird das ertragfähige Land richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Geradheit.“ Was für eine aufregende Geschichte die dann wieder wunderschöne blaue Donau wohl zu erzählen hätte!

[Fußnoten]

a In der germanischen Mythologie bezeichnete Walhalla den Wohnort der Götter; in der nordischen Mythologie galt sie als Aufenthaltsort für gefallene Krieger.

b Sowohl Maria Theresia als auch Rudolf I., Maximilian I. und Karl V. ist dort auf diese Weise ein Denkmal gesetzt worden.

[Kasten/Bilder auf Seite 16, 17]

ENTLANG DER DONAU

ULM (DEUTSCHLAND)

Albert Einstein, dessen wissenschaftliche Entdeckungen die neuere Weltgeschichte mitprägten, wurde 1879 in Ulm geboren. Es heißt, er sei „von seinen Zeitgenossen als einer der kreativsten Köpfe der menschlichen Geschichte anerkannt worden“.

[Bild]

WELTENBURG (DEUTSCHLAND)

REGENSBURG (DEUTSCHLAND)

Der Astronom Kepler starb hier im Jahr 1630, lange nachdem über die Donau im 12. Jahrhundert die Steinerne Brücke gebaut worden war, seinerzeit ein Meisterwerk der Baukunst.

MAUTHAUSEN (ÖSTERREICH)

Bei dieser kleinen Donaugemeinde befand sich ein Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Unter den Zehntausenden von Menschen, die dort interniert waren, gab es auch etliche Zeugen Jehovas, wie zum Beispiel Martin Pötzinger, der später ein Mitglied der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas wurde.

[Bild]

WIEN (ÖSTERREICH)

[Bild]

BRATISLAVA (SLOWAKEI)

[Bildnachweis]

Geopress/H. Armstrong Roberts

BELGRAD (JUGOSLAWIEN)

Wie die World Book Encyclopedia schreibt, hat Belgrad „politische und militärische Kämpfe“ erlebt, die „jahrhundertelang“ anhielten. Die Stadt ist von eindringenden Truppen „mehr als 30mal eingenommen und zerstört worden“.

NIKOPOL (BULGARIEN)

Diese Stadt war nach der Gründung durch den byzantinischen Herrscher Herakleios im Jahr 629 u. Z. ein wichtiges Bollwerk. 1396 besiegte dort der osmanische Sultan Bajasid I. König Sigismund von Ungarn; damit begannen fünf Jahrhunderte türkischer Herrschaft.

GIURGIU (RUMÄNIEN)

Im Jahr 1869 verband die erste Eisenbahnlinie Rumäniens die Stadt Giurgiu mit ihrer bekannteren Nachbarstadt Bukarest, etwa 65 Kilometer nördlich. Seit 1954 verbindet eine doppelstöckige Eisenbahn- und Straßenbrücke, die über die Donau führt, Rumänien mit Bulgarien; sie wurde optimistisch Freundschaftsbrücke genannt.

[Karte]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

DEUTSCHLAND

Schwarzwald

Tailfingen

Ulm

Weltenburg

Regensburg

Walhalla

ÖSTERREICH

Mauthausen

Wien

SLOWAKEI

Preßburg (Bratislava)

Staustufe von Gabčíkovo

UNGARN

Budapest

KROATIEN

JUGOSLAWIEN

Belgrad

BULGARIEN

Nikopol

RUMÄNIEN

Giurgiu

Bukarest

MOLDAWIEN

UKRAINE

Ismail

Donaudelta

SCHWARZES MEER

[Kasten/Bild auf Seite 18]

BUDAPEST (UNGARN)

Diese Stadt, einst als „Königin der Donau“ bekannt, setzt sich hauptsächlich aus dem Stadtteil Buda am Westufer der Donau und dem Stadtteil Pest am Ostufer zusammen. Um die Jahrhundertwende war nahezu ein Viertel der Bevölkerung jüdisch — eine Gemeinde, die im Zweiten Weltkrieg fast vollständig ausgerottet wurde.

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