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  • Auswandern — Traum und Wirklichkeit
  • Erwachet! 2013
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Erwachet! 2013
g 2/13 S. 6-9

TITELTHEMA

Auswandern — Traum und Wirklichkeit

Auf der Suche nach einem besseren Leben

GEORGE war am Rand der Verzweiflung: Er konnte seine Familie nicht mehr ernähren. Immer mehr Menschen um ihn herum wurden krank und manche schienen kurz vor dem Hungertod zu sein. Ein paar Hundert Kilometer weiter südlich lag ein reicheres Land. George kam der Gedanke: „Ich zieh dahin, such mir Arbeit und hol meine Familie nach.“

Auch Patricia träumte von einem neuen Leben. Zu Hause in Nigeria hatte sie keine Arbeit und nur wenig Perspektiven. Sie wollte über Algerien nach Spanien auswandern — nicht ahnend, welche Strapazen die Reise durch die Sahara mit sich bringen würde. Sie erzählt: „Ich war schwanger und mein Kind sollte es einmal besser haben als ich.“

Rachel wollte in Europa einen Neuanfang machen. Auf den Philippinen hatte sie ihre Arbeit verloren, und Verwandte meinten, im Ausland könne sie ganz leicht eine Stelle als Haushaltshilfe finden. Also lieh sie sich Geld für den Flug und versprach ihrem Mann und ihrer Tochter beim Abschied: „Wir sehen uns bald.“

George, Patricia und Rachel sind nur drei von schätzungsweise über 200 Millionen Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten ihre Heimat verlassen haben — aus Angst vor Kriegen, Naturkatastrophen oder Verfolgung, meistens jedoch aus wirtschaftlichen Gründen. Mit welchen Problemen haben sie zu kämpfen? Hat sich der Wunsch nach einem besseren Leben bei allen erfüllt? Wie geht es den Kindern, wenn Vater oder Mutter fortgehen, um anderswo mehr Geld zu verdienen? Diese Fragen werden auf den nächsten Seiten beantwortet.

AUCH ER GING IN EIN ANDERES LAND

Wie der Ökonom J. K. Galbraith schrieb, ist „Migration die älteste Maßnahme gegen Armut“. Schon Jakob, der Stammvater der Israeliten, ging in ein anderes Land. Wegen einer Hungersnot in Kanaan zog er mit seiner etwa 70-köpfigen Großfamilie nach Ägypten, wo sie lange Zeit blieben (1. Mose 42:1-5; 45:9-11; 46:26, 27). Jakob starb sogar dort. Seine Nachkommen kehrten erst über 200 Jahre später nach Kanaan zurück.

Ans Ziel kommen und Fuß fassen

Die erste Hürde auf dem Weg ins neue Land ist oft schon die Reise. George, von dem im vorigen Artikel die Rede war, legte mit einer kärglichen Essensration Hunderte von Kilometern zurück. „Das war der reinste Albtraum“, sagt er. Viele kommen erst gar nicht ans Ziel.

Patricia wollte nach Spanien. Sie fuhr auf einem offenen Lkw durch die Sahara. „Die Fahrt von Nigeria nach Algerien dauerte eine Woche. Wir waren 25 Leute auf der Ladefläche, dicht an dicht zusammengedrängt. Auf dem Weg durch die Wüste sahen wir viele Leichen und ausgemergelte Menschen, die mit dem Tod vor Augen durch die Gegend irrten. Anscheinend setzen Lkw-Fahrer die Leute unterwegs einfach aus.“

Rachel dagegen konnte bequem mit dem Flugzeug nach Europa reisen. Dort wollte sie eine Stelle als Haushaltshilfe antreten. Allerdings hätte sie nie gedacht, wie sehr sie ihr zwei Jahre altes Töchterchen vermissen würde. „Jedes Mal wenn ich eine Mutter mit einem kleinen Kind sah, fühlte ich mich elend“, erinnert sie sich.

George hatte Mühe, sich in seiner neuen Umgebung einzuleben. Es dauerte Monate, bis er Geld nach Hause schicken konnte. Er sagt ganz offen: „Ich war so einsam und enttäuscht, dass ich nachts oft geweint habe.“

Patricia erreichte einige Monate später die Grenze zwischen Algerien und Marokko. „Dort brachte ich meine Kleine zur Welt. Ich musste mich verstecken, damit ich nicht in die Hände von Menschenhändlern geriet. Die hätten mich zur Prostitution gezwungen. Irgendwann hatte ich genug Geld für die Überfahrt nach Spanien. Das war eine riskante Sache, denn der klapprige Kahn, der uns rüberbringen sollte, war für so viele Leute gar nicht ausgelegt. Wir mussten mit den Schuhen Wasser aus dem Boot schöpfen! Als wir in Spanien ankamen, hatte ich nicht mal mehr die Kraft, an Land zu gehen.“

Wer auswandern möchte, sollte natürlich nicht nur an die Risiken auf der Reise denken, sondern auch an die sprachlichen und kulturellen Probleme, die im neuen Land auftreten können. Dann sind da noch die Kosten und die rechtlichen Erfordernisse für die Einbürgerung oder das Beantragen von Aufenthaltsgenehmigungen. Wer keine Aufenthaltserlaubnis bekommt, findet meistens weder eine ordentliche Arbeit noch eine anständige Wohnung. Auch mit Schul- und Ausbildungsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung, dem Erwerb des Führerscheins oder dem Eröffnen eines Bankkontos sieht es schlecht aus. Und nur allzu oft werden Zuwanderer ohne Papiere ausgenutzt — zum Beispiel als billige Arbeitskräfte.

Ein weiterer Aspekt, an den man denken muss, ist das Geld. Wie viel Sicherheit bietet es eigentlich? Die Bibel gibt den wertvollen Rat: „Versuche nicht, mit aller Gewalt reich zu werden, denn das ist unvernünftig! Schneller, als ein Adler fliegen kann, ist dein Geld plötzlich weg — wie gewonnen, so zerronnen!“ (Sprüche 23:4, 5, Hoffnung für alle). Und übrigens: Was wir am dringendsten brauchen, kann man mit Geld nicht kaufen: Liebe, emotionale Geborgenheit, Zusammenhalt in der Familie. Es ist so schade, wenn Eltern Geld wichtiger wird als die Liebe zueinander oder zu ihren Kindern (2. Timotheus 3:1-3).

Als Menschen haben wir auch geistige Bedürfnisse (Matthäus 5:3). Deshalb hat Gott Eltern die Verantwortung übertragen, ihr Möglichstes zu tun, damit ihre Kinder Gott kennenlernen und verstehen, was er vorhat und was er von uns erwartet (Epheser 6:4).

„HÄTTEN SIE SICH DOCH ANDERS ENTSCHIEDEN!“

„Als unsere Mama nach Europa ging, war ich neun und hatte noch zwei kleinere Schwestern“, erzählt Airen, die auf den Philippinen geboren ist. „Sie hat uns alles so schön ausgemalt: besseres Essen, eine bessere Wohnung, eine bessere Schule. Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als sie wegging. Sie hat mich fest gedrückt und gesagt, dass ich auf Rhea und Shullamite aufpassen soll. Ich hab nur noch geweint.

Vier Jahre später ist Papa unserer Mama nachgezogen. Solange er noch bei uns war, bin ich ihm überallhin nachgelaufen. Als er sich verabschieden wollte, haben wir drei wie Kletten an ihm gehangen, bis er in den Bus gestiegen ist. Und ich hab wieder bitterlich geweint.“

Shullamite, die jüngste der drei Mädchen, weiß noch: „Als Airen neun war, hat sie mir meine Mutter ersetzt. Ich bin mit meinen Problemen immer zu ihr gegangen, und sie hat mir alles Mögliche gezeigt: Wäsche waschen, Betten machen und so weiter. Wenn meine Eltern angerufen haben, hab ich manchmal versucht, ihnen zu erzählen, was in mir vorging, aber irgendwie kam das nicht so richtig rüber. Wahrscheinlich haben sie mich nicht immer verstanden.

Ich bin oft gefragt worden, ob mir meine Eltern fehlen. ‚Ja, klar‘, hab ich gesagt. Aber wenn ich ehrlich sein soll, konnte ich mich an meine Mutter gar nicht richtig erinnern. Ich war erst vier, als sie wegging, und hatte mich mittlerweile daran gewöhnt, ohne sie auszukommen.“

Airen berichtet: „Als ich 16 war, konnten wir drei Mädchen endlich zu unseren Eltern. Was war ich aufgeregt! Als wir ankamen, hab ich aber gemerkt, dass wir uns auseinandergelebt hatten.“

Rhea meint noch: „Ich hab meine Probleme für mich behalten. Ich war von Natur aus schüchtern und tat mich schwer, Gefühle zu zeigen. Auf den Philippinen wohnten wir bei Onkel und Tante, die selbst drei Kinder hatten. Sie haben zwar für uns gesorgt, aber es waren einfach nicht unsere richtigen Eltern.“

Airen zieht Bilanz: „Wir waren zwar arm, als wir noch alle zusammen waren, aber es ging uns nicht wirklich schlecht — wir mussten nie hungern. Schlecht ging es uns drei Mädchen erst, als unsere Eltern weggingen. Jetzt sind wir seit fast fünf Jahren wieder zusammen, doch die Trennung hat ihre Spuren hinterlassen. Klar, unsere Eltern lieben uns, aber manchmal denken wir: Hätten sie sich doch anders entschieden!“

Als Familie zusammen — Wichtiger als Geld

Jeder, der in ein anderes Land gezogen ist, hat seine eigene Geschichte. Viele haben jedoch etwas gemeinsam, wie das Beispiel von George, Rachel und Patricia auf den vorigen Seiten zeigt: Wenn ein Elternteil oder der Ehepartner weggeht, leidet die Familie, und es dauert oft Jahre, bis alle wieder zusammen sind. Bei George waren es über vier Jahre.

Rachel flog nach fast fünf Jahren schließlich zurück auf die Philippinen, um ihre Tochter wieder bei sich zu haben. Patricia kam mit ihrer Kleinen auf dem Arm nach Spanien. Sie meint: „Sie ist alles, was ich an Familie habe, also tue ich für sie, was ich kann.“

Viele versuchen im neuen Land durchzuhalten — trotz Einsamkeit, finanzieller Sorgen und der Sehnsucht nach der Familie. Sie haben so viel in den Neuanfang investiert. Wenn es dann anders kommt als erhofft, haben nur wenige den Mut, die Zelte abzubrechen und nach Hause zurückzugehen, wo sie vielleicht Spott und Demütigungen hinnehmen müssen.

Allan, der von den Philippinen ausgewandert war, hatte den Mut dazu. Er gab einen guten Job in Spanien auf und kehrte nach eineinhalb Jahren wieder nach Hause zurück. „Ich hatte so Heimweh nach meiner Frau und meiner kleinen Tochter“, sagt er. „Ich nahm mir vor, nie mehr ohne meine Familie ins Ausland zu gehen. So haben wir es dann auch gemacht. Die Familie ist viel wichtiger als Geld.“

Patricia hat gemerkt, dass es noch etwas gibt, was wichtiger ist als Geld. Sie kam mit einem „Neuen Testament“ (Christliche Griechische Schriften) in der Tasche nach Spanien. „Ich hab das Buch als meinen Glücksbringer gesehen“, erklärt sie. „Eines Tages kam ich mit einer Zeugin Jehovas in Kontakt. Bis dahin hatte ich nie Lust gehabt, mich mit den Zeugen zu unterhalten. Jetzt bombardierte ich die Frau mit Fragen, weil ich beweisen wollte, dass ihr Glaube falsch war. Ich hätte nicht gedacht, dass sie ihre Glaubensansichten verteidigen und meine Fragen direkt aus der Bibel beantworten konnte.“

Patricia hat aus dieser Erfahrung etwas Wertvolles mitgenommen: Echtes Glück und eine sichere Zukunftshoffnung hängen nicht davon ab, wo man lebt und wie viel man verdient, sondern dass man Gott kennenlernt und weiß, was er mit uns vorhat (Johannes 17:3). Patricia erfuhr unter anderem, dass der wahre Gott einen Namen hat: Jehova (Psalm 83:18). In der Bibel las sie auch, dass Gott durch seine Regierung, in der Jesus Christus als König herrscht, bald alle Armut aus der Welt schaffen wird (Daniel 7:13, 14). In Psalm 72:12, 14 wird über Jesus gesagt: „Er wird den Armen befreien, der um Hilfe ruft, auch den Niedergedrückten und jeden, der keinen Helfer hat. Von Bedrückung und von Gewalttat wird er ihre Seele erlösen.“

Die Bibel kennenzulernen ist bestens investierte Zeit. Aus ihr spricht die Weisheit Gottes. Sie kann uns helfen, Schwerpunkte im Leben richtig zu setzen, gute Entscheidungen zu treffen und trotz aller Schwierigkeiten, die uns jetzt noch zu schaffen machen, die Freude und die Hoffnung nicht zu verlieren (Sprüche 2:6-9, 20, 21).

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