Maleachi warnt vor dem kommenden Gericht
ZU Beginn des Jahres 1950 ging ein christlicher Missionar in einem der ärmeren Viertel von Brooklyn, New York, von Haus zu Haus. Durch das offene Fenster einer Kellergeschoßwohnung unterhielt er sich mit einer jungen Frau, die offensichtlich italienischer Herkunft war. Sie erzählte, daß ihr Priester sie beschuldige, in Sünde zu leben, da ihre Eheschließung nicht von einem katholischen Priester vollzogen worden war. Und was war der Grund? War ihr Verlobter ein Protestant? Nein, er war auch katholisch. Weshalb waren sie dann nicht von einem Priester getraut worden? Sie konnten es sich nicht leisten, die Gebühr zu bezahlen, die der Priester für die Zeremonie verlangte.
Vor etwa 2300 Jahren herrschten in Jerusalem ähnliche Zustände. Dort war damals ebenfalls der selbstsüchtige Gewinn das Hauptinteresse derer, die vor dem Volk standen und als Diener Gottes amteten. Auf Jehovas Befehl stellte Maleachi jene selbstsüchtigen, heuchlerischen religiösen Führer bloß und warnte sie vor dem kommenden Gericht. Außerdem sagte Maleachi eine Reinigung voraus, die unter denen, die Gott mit Geist und Wahrheit anbeteten, stattfinden würde.
Maleachis Prophezeiung bildet passenderweise den Abschluß der Hebräischen Schriften in den allgemein anerkannten nichtjüdischen Versionen, da sie zweifellos die letzte der Hebräischen Schriften ist, die unter göttlicher Inspiration gegeben wurden. Der Name Maleachi (oder Malachias) bedeutet „Bote Jehovas“, und einige sind der Meinung, daß dies lediglich seine Amtsbezeichnung als Prophet und nicht sein Name war. Da jedoch in der Heiligen Schrift diesbezüglich keine direkten Angaben enthalten sind, wollen wir es bei dem bewenden lassen, was im Eingangsvers der Prophezeiung gesagt wird: „Ausspruch des Wortes Jehovas an Israel durch Maleachi.“ — Mal. 1:1.
Über die Abstammung Maleachis oder über Einzelheiten seiner Person ist nichts bekannt. Die Tatsache, daß Jehova ihn benutzte, um seine Botschaft auszurichten, zeigt an, daß er Gott hingegeben war; und aus dem Inhalt seiner Prophezeiung geht deutlich hervor, daß er für den Namen und die reine Anbetung Jehovas eifrig eintrat und eine gerechte Entrüstung über die empfand, die vorgaben, Gott zu dienen, aber nur sich selbst dienten.
Auch über die Zeit der Prophezeiung Maleachis gibt es keine direkten Angaben. Es gibt aber in seiner Prophezeiung eine Anzahl von Anhaltspunkten, die uns helfen, die Zeit seiner Prophezeiung wenigstens annähernd zu bestimmen. Er spricht davon, daß sich die Juden unter der Verwaltung eines Statthalters befinden. Dies würde seine Prophezeiung auf die Zeit nach der Gefangenschaft der Juden und ihrer Rückkehr nach Jerusalem festsetzen, als sie Statthalter hatten. Die Tatsache, daß der Tempeldienst erwähnt wird, aber kein Hinweis auf den Bau des Tempels erfolgt, würde anzeigen, daß Maleachi nach der Fertigstellung des Tempels prophezeite und deshalb auch nach der Zeit des Statthalters Serubbabel.
Der einzige andere Statthalter, der in der Heiligen Schrift erwähnt wird, ist Nehemia. Und da in Maleachis Prophezeiung über den Bau der Mauern Jerusalems nichts erwähnt wird, ist es nicht wahrscheinlich, daß seine Prophezeiung während der ersten Zeit der Herrschaft Nehemias gegeben wurde. Andererseits haben die Zustände, die Nehemia bei seiner zweiten Rückkehr nach Jerusalem vorfand (Nehemia 13) — etwa nach 443 v. u. Z. —, eine auffallende Ähnlichkeit mit denen, über die Maleachi schrieb. Die Umstandsbeweise scheinen daher alle auf den letzten Teil der Statthalterschaft Nehemias hinzuweisen als auf die Zeit, da Maleachi prophezeite.
Maleachis Art ist direkt und kraftvoll. Statt sich zu den Höhen der Beredsamkeit zu begeben, bemerken wir, daß er einen kurzen, sehr logischen Stil benutzt. Er argumentiert, stellt Vergleiche an und gibt seiner Prophezeiung Leben durch wiederholte Fragen, die er seinen Zuhörern in Form von Einwänden in den Mund legt, worauf er ihnen dann die Antwort gibt. Seine Art zeigt an, daß sie großer Nachlässigkeit schuldig und äußerst tadelnswert waren und daß sie sich noch verteidigten.
Seine prophetische Botschaft beginnt: „Ich habe euch geliebt, spricht Jehova; aber ihr sprechet: ‚Worin hast du uns geliebt?‘ War nicht Esau der Bruder Jakobs? spricht Jehova, und ich habe Jakob geliebt; Esau aber habe ich gehaßt, und ich habe seine Berge zur Wüste gemacht.“ — Mal. 1:2, 3.
Die sich selbst dienenden Tempeldiener tadelnd, fährt er fort: „Ein Sohn soll den Vater ehren, und ein Knecht seinen Herrn. Wenn ich denn Vater bin, wo ist meine Ehre? und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht? spricht Jehova der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet und doch sprechet: Womit haben wir deinen Namen verachtet? die ihr unreines Brot auf meinem Altar darbringet und doch sprechet: Womit haben wir dich verunreinigt? Damit daß ihr saget: Der Tisch Jehovas ist verächtlich ... wenn ihr Blindes darbringet, ... Lahmes und Krankes ... Bringe es doch deinem Landpfleger dar: wird er dich wohlgefällig annehmen ...?“ — Mal. 1:6-8.
Kein Wunder, daß Jehova sagt: „Ich habe keine Lust an euch ... und eine Opfergabe nehme ich nicht wohlgefällig aus eurer Hand an.“ Aber ungeachtet dessen, was sie tun mögen, „vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang wird mein Name groß sein unter den Nationen; und an jedem Orte wird geräuchert, dargebracht werden meinem Namen, und zwar reine Opfergaben.“ — Mal. 1:10, 11.
Maleachi läßt Jehovas Warnung erschallen: „Wenn ihr nicht höret, und wenn ihr es nicht zu Herzen nehmet, meinem Namen Ehre zu geben, spricht Jehova der Heerscharen, so werde ich den Fluch unter euch senden und eure Segnungen verfluchen; ja, ich habe sie auch verflucht, weil ihr es nicht zu Herzen nehmet.“ Und warum sollte ihnen Jehova nicht zürnen? „Die Lippen des Priesters sollen Erkenntnis bewahren, und das Gesetz sucht man aus seinem Munde, denn er ist ein Bote Jehovas der Heerscharen“, doch Jehova sagt ihnen, daß sie, statt dies zu tun, sich selbst von dem rechten Weg abgewandt haben und andere straucheln machten. (Mal. 2:1-8) Heute herrschen ähnliche Zustände, es ist genauso, wie es zur Zeit Jesu war. — Matth. 23:13.
Nun ermahnt Maleachi eindringlich: „Haben wir nicht alle e i n e n Vater? Hat nicht e i n Gott uns geschaffen? Warum handeln wir treulos einer gegen den anderen ...? ... handle nicht treulos gegen das Weib deiner Jugend!“ Und sie ferner rügend, sagt er: „Ihr habt Jehova mit euren Worten ermüdet; und ihr sprechet: Womit haben wir ihn ermüdet? Damit daß ihr saget: Jeder Übeltäter ist gut in den Augen Jehovas.“ (Mal. 2:10-17) Ja, wie schnell die Geistlichkeit bereit ist, den Gesetzlosen reinzuwaschen, sei es ein Franco, ein Hitler, ein Mussolini, ein Stepinac, sei es nur ein ganz gewöhnlicher politischer Übeltäter!
Dann beschreibt Maleachi das kommende Gericht und dessen Folgen: „Siehe, ich sende meinen Boten, daß er den Weg bereite vor mir her. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr suchet.“ Es wird eine Zeit großer Prüfungen sein: „Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bestehen bei seinem Erscheinen? Denn er wird wie das Feuer des Schmelzers sein ... er wird die Kinder Levi reinigen und sie läutern wie das Gold und wie das Silber, so daß sie Opfergaben dem Jehova darbringen werden in Gerechtigkeit.“ Aber die, die durch ihre Handlungsweise zeigen, daß sie Jehova nicht fürchten, werden ein schnelles Gericht empfangen. „Denn ich, Jehova, ich verändere mich nicht; und ihr, Kinder Jakobs, ihr werdet nicht vernichtet werden.“ Der Beweis dafür, daß dieser gegenbildliche Bote, Jesus Christus, 1918 mit Jehova, dem „Herrn“, zum Gericht zu seinem Tempel kam, ist in den Spalten des Wachtturms immer wieder erbracht worden, und zufolge dieses Reinigungswerkes gibt es heute eine reine Priesterschaft, die Jehova Opfer in Gerechtigkeit darbringt. — Mal. 3:1-6.
Darauf zeigt Maleachi, daß diejenigen, die Jehova ihre Opfer vorenthalten, sich selbst berauben: „Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Satzungen abgewichen und habt sie nicht bewahrt. Kehret um zu mir, so will ich zu euch umkehren, spricht Jehova der Heerscharen. Und ihr sprechet: Worin sollen wir umkehren? Darf ein Mensch Gott berauben, daß ihr mich beraubet? Und ihr sprechet: Worin haben wir dich beraubt? In dem Zehnten und in dem Hebopfer. Mit dem Fluche seid ihr verflucht, und doch beraubet ihr mich, ihr, die ganze Nation! Bringet den ganzen Zehnten in das Vorratshaus ... und prüfet mich doch dadurch, spricht Jehova der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels auftun und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß.“ — Mal. 3:7-10.
Heute ist es genauso wie in den Tagen Maleachis, daß viele, die vorgeben, Gott zu dienen, geneigt sind, zu denken, daß, wenn sie ihr Los mit dem anderer vergleichen, die in der Anbetung verwandte Zeit und das Geld verschwendet sind, und sie sagen klagend: „So preisen wir nun die Übermütigen glücklich: nicht nur sind die Täter der Gesetzlosigkeit aufgebaut worden, sondern sie haben auch Gott versucht und sind entronnen.“ Aber nicht so die, die den Herrn fürchten. Im Gegenteil, sie fahren fort, einander anläßlich der häufigen Zusammenkünfte des Volkes Jehovas zu ermuntern. Jehova wird diese beachten, und wenn er den Gesetzlosen vergilt, wird er sie verschonen, wie ein Mann seinen eigenen Sohn verschont, der ihm dient. Dann werden alle sehen, wer wirklich Gott dient und wer nur vorgibt, dies zu tun. — Mal. 3:14-18.
Maleachi warnt davor, daß diese Gerichte bestimmt kommen werden: „Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden alle Übermütigen und jeder Täter der Gesetzlosigkeit zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen ... so daß er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird.“ Aber über die, die Gott fürchten, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln, und sie werden in Kraft ausziehen und mit Freude, und sie werden die Gesetzlosen unter ihren Füßen zertreten. — Mal. 4:1-3.
Maleachi beendet seine Prophezeiung mit dem Rat, das Gesetz Mose zu beachten, und mit der warnenden Ankündigung: „Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag Jehovas kommt, der große und furchtbare. Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, auf daß ich nicht komme und das Land mit dem Banne schlage.“ — Mal. 4:4-6.
Jesus Christus wandte diese Prophezeiung auf Johannes den Täufer an, an welchem diese Worte eine Erfüllung im kleinen hatten. (Matth. 11:14) Die größere Erfüllung dieser Worte erfolgte jedoch in unseren Tagen, und die Tatsachen zeigen, daß während der letzten Jahre ein ähnliches Werk durch die Elisa-Klasse getan worden ist: die Herzen der Kinder — aller Menschen — zu Jehova und Christus zu lenken. Da wenige diese Botschaft beachten, wird Gott die Erde mit der Vernichtung von Harmagedon schlagen.
Maleachis Prophezeiung erhöht den Namen Jehovas der Heerscharen, indem vor dem kommenden Gericht gewarnt wird. Möge sich jeder Diener Gottes im Licht dieser Prophezeiung prüfen und sich dessen vergewissern, daß er seinen Gottesdienst selbstlos und in der Furcht Jehovas durchführt. Wenn er dies tut, kann er sicher sein, daß er die von Maleachi vorausgesagten Segnungen ererben wird. Die, die in Heuchelei und Selbstsucht verharren, werden von Jehova verflucht werden. Die Zeit seines Gerichts ist jetzt da!