Pöbelrotten sprengen eine Versammlung in Missouri
JEHOVAS Zeugen veranstalten vom 1.-3. September eine dreitätige Kreisversammlung christlicher Leute in Kennett, Mo. [USA.]. Dies ist eine kleine Stadt von sechs- bis siebentausend Einwohnern in der Südostecke des Staates. Der Blaue Saal über dem Palastkaffee wird gemietet, die Vorbereitungen werden vollendet, und die Freitagabend-Versammlung nimmt ihren friedlichen Verlauf.
Früh am andern Morgen sind die Zeugen auf den Strassen und geben den guten Bürgern der Gemeinde Aufschluss und Belehrung, die sie instand zu setzen vermögen, den Weg zum Leben zu wählen, der zu Gottes glorreichem Königreich, in die lang verheissene neue Welt der Gerechtigkeit führt. In der Tat trägt der öffentliche Vortrag, der für den darauffolgenden Nachmittag geplant ist und zu dem die Leute eingeladen werden, den Titel „Wähle das Leben, auf dass du lebest.“
Zuerst lassen sich einige wenige Spötterstimmen hören, dann wird mit Gewalt gedroht, und schliesslich, am Spätnachmittag, ist die ganze Luft voll hässlicher Pöbelgewalt-Sturmwolken. Ein Terrorist mit dem Namen Coy Bannister geht von einer Kneipe in die andere, um Alkohol zu tanken, und versucht gleichzeitig eine Pöbelrotte zu organisieren. Ihm schliessen sich zwei andere Strolche an, Paul Patton und „Buck“ Estes, und die drei bilden den Kern einer Rotte, die anschwillt, bis sie 100 bis 150 Leute zählt. Sie streifen durch die Strassen, reissen Plakate vom Rücken hilfloser Zeugen Jehovas, machen sich an Zeugen heran, die allein sind, und schlagen jene, die sie zu überwältigen vermögen.
Inzwischen tut der Bürgermeister der Stadt, offenbar ein ehrlicher, senkrechter Mann, alles, was in seiner Macht steht, um Blutvergiessen zu vermeiden. Doch wie hilflos ist er! Als Polizeipersonal hat er nur sechs Leute da. Er setzt sich mit dem Gouverneur des Staates in Verbindung. Er ruft der Staatspolizei. Es ist jetzt schon spät am Nachmittag, als er und der Statthalter, der amtierende Staatsanwalt, der Eigentümer des Saales und verschiedene andere herkommen, um zu sehen, wie die Zeugen im Saale belagert werden und um Pläne zu ihrer Befreiung zu entwerfen. Da es unmöglich ist, am nächsten Tag in dieser vom Pöbel beherrschten Stadt einen öffentlichen Vortrag zu halten, kommen alle überein, dass man am Samstagabend evakuiere. „Während die Versammlung tagt“, so sagt der Bürgermeister, „werden wir alle Anstalten für euern Abzug treffen.“
Ungefähr um sechs Uhr beginnt das Abendprogramm, während die geringe Polizeimacht die beiden Eingänge bewacht. Man singt Königreichslieder und bittet um Jehovas Leitung, und die ganze Veranstaltung wird seinen Händen anbefohlen. Erfahrungen aus dem Felde werden erzählt und es braucht nicht extra erwähnt zu werden: es gibt deren viele und interessante. Die Menge draussen kann nicht verstehen, wie die Zeugen so ruhig Blut bewahren, und manche von ihnen werden sich noch lange der schönen Lieder erinnern, die zum Lobe Jehovas gesungen wurden. Selbst die Staatspolizei, der Bürgermeister und andere Beamte sind erstaunt über die Ruhe dieser Christen angesichts so grossen Widerstandes. Während der Versammlung wird ein Versuch gemacht, die Lichtkabel durchzuschneiden, und einmal versucht die Rotte, sich durch die Hintertüre Eingang zu erzwingen. Die dort stationierte Staatspolizei macht das Gewehr bereit und hält sie fern.
Es ist nun 9 Uhr abends; die Versammlung ist vorüber, und die Nationalgarde ist vorbereitet, die Zeugen zu evakuieren. Das Kriegsrecht wird erklärt. Die Menge draussen, die jetzt gegen 2000 zählt, wird angewiesen, sich auf die entgegengesetzte Seite der Strasse zu begeben. Die eiserne Tür zum Saal wird geöffnet, und herab kommen die Zeugen. Gardisten mit Stahlhelmen und aufgepflanzten Bajonetten patrouillieren nun auf den Trottoirs und halten Gesetz und Ordnung aufrecht. Wahrlich, es ist ein befremdender Anblick, denn jetzt sieht man unter den Gardisten solche, die sich noch vor kurzem unter der Pöbelrotte befunden haben. Da sie den Befehl erhalten hatten, die Uniform anzuziehen, waren sie nun gezwungen, als Beschützer gerade von jenen christlichen Männern und Frauen zu amten, die sie zu vernichten suchten. Es erinnert uns daran, wie Jehova den Spiess gegen den bösen Haman kehrte. — Esther 6:4-13.
Und wie damals, in alter Zeit, so hier in Kennett: viele Leute sind sehr gegen diesen heftigen Ausbruch teuflischen Pöbelrottengeistes. Die „Schafe“ werden so von den „Böcken“ geschieden. (Matth. 25:31-46) Zum Schlusse besagt dieser Augenzeugen-Bericht, wie er vom Kreis- und Bezirksdiener wiedergegeben wurde, dass die gesprengte Versammlung hundertsechzig Kilometer weiter weg, zu den Zusammenkünften des letzten Tages nach Cape Girardeau umzog. Dort wurden elf getauft, und etwa 200 wohnten dem öffentlichen Vortrage bei.