Die Grundlage des Glaubens an die Bibel
„Dein Wort ist Wahrheit.“ — Joh. 17:17, NW.
1. Wie reißt der Positive den Glauben an die Bibel herunter?
DIE Geistlichkeit der Christenheit bildet zwei allgemeine Klassen: die Positiven (Fundamentalisten) und die Liberalen (Modernisten) oder höheren Kritiker. Sie haben verschiedene Ansichten über die Bibel. Der Positive faßt sie ganz buchstäblich auf, der höhere Kritiker reißt sie ganz auseinander. Der Positive befleckt sie mit Heidentum, indem er Lehren lehrt wie die Dreieinigkeit, die ewige Qual, das Fegfeuer und andere Glaubensansichten, wie sie die Heiden lange vor der Zeit Christi lehrten. Als das abtrünnige Christentum vom vierten Jahrhundert an katholisch oder universell wurde, nahm es heidnische Lehren an, um den Heiden zu gefallen und sie zum Namenchristentum zu bekehren. In dem eitlen Bemühen, einen Zusammenprall mit Gottes Wort zu vermeiden, verdrehen positive Geistliche gewisse Texte, damit sie in ihr Heidentum hineinpassen, wie Petrus es gesagt hatte: „Deren Sinn die Ungelehrten und Unbefestigten verdrehen, wie sie es auch mit den übrigen Schriften tun, zu ihrem eigenen Verderben.“ (Matth. 15:6-9; 2. Pet. 3:16, NW) Obwohl die Positiven behaupten, auf biblischer Wahrheit aufzubauen, stützen sie ihren Glauben auf heidnische Sagen. Ihre falschen Darstellungen über Gott und Christus veranlassen viele, sich von der Bibel wegzuwenden. So geben sie sich als Werkzeuge hin, um den Glauben an Gott und sein Wort niederzureißen.
2, 3. Welchen Standpunkt nimmt der höhere Kritiker hinsichtlich der Bibel ein?
2 Paulus warnte vor der „Philosophie und leeren Täuschung gemäß der Überlieferung der Menschen“ und sagte, daß sich nach seinem Weggang tyrannische Wölfe erheben und die Herde Gottes verwüsten werden. Solch wilde Wölfe würden gemäß Jesu Warnung in Schafskleidern daherkommen. (Matth. 7:15; Apg. 20:29; Kol. 2:8, NW) Sie kommen nun aus Geistlichkeitsschulen hervor und gehen in dem Schafspelz eines Theologieseminars einher, um als befugte Diener Gottes zu erscheinen. Ob sie aber Positive oder Liberale seien, so verheeren sie doch den Glauben, statt ihn aufzubauen. Der moderne höhere Kritiker tut dies, indem er sagt, die Bibel sei nur Sage und Legende, sie sei geschichtlich ungenau und vieles davon sei Dichtung und willentliche Fälschung. Als Beweis beachte man folgendes aus der Feder eines solch höheren Kritikers:
3 „Die Verfasser und Zusammensteller der biblischen Bücher hatten oft vielerlei Überlieferungen, Legenden und Schriften vor sich, und sie verarbeiteten diese für ihren Zweck, was nicht in erster Linie dazu diente, geschichtliche Angaben zu vermitteln, sondern ihren Zeitgenossen, durch diese Erinnerungen an die Vergangenheit der Nation, Gottes Botschaft kundzutun. Sie wandten literarische Kunstgriffe an, wie sie zu ihrer Zeit üblich waren, indem sie ihre Personen in direktem Gespräch diejenigen Ansichten aussprechen ließen, wofür sie selbst, den Berichten gemäß, Stellung genommen hatten, oder indem sie sogar ein ganzes Buch im Namen einer verehrten Gestalt aus einer früheren Zeit schrieben. Daniel und der 2. Brief des Petrus sind Beispiele hiervon.“ Dieser Kritiker fügt bei, es sei unwesentlich, „daß ein Schriftstück keinen genauen Bericht gemäß moderner historischer Perspektive vermittle“.a
DIE ARCHÄOLOGIE STÜTZT DIE BIBEL
4. Welches Argument wurde einst gegen die Behauptung vorgebracht, daß Mose geschrieben habe? und warum wird es von unterrichteten Kritikern nicht mehr verwendet?
4 Gleichwie im Fall der Evolutionswissenschaftler sind die höheren Kritiker gezwungen gewesen, sich durch den Fortschritt der Erkenntnis, besonders der durch Archäologen zu Tage geförderten Erkenntnis, von ihren früheren Stellungen zurückzuziehen. Während des neunzehnten Jahrhunderts rügten die spottenden höheren Kritiker mit lauten Worten die Angabe der Bibel, daß Mose die ersten fünf Bücher der Bibel geschrieben habe, und eines ihrer Argumente dagegen lautete, daß das Schreiben zur Zeit Moses unbekannt gewesen sei. Als sie über diesen Punkt eine Begründung bringen mußten, taten sie dies nur ungern und erklärten willkürlich, daß, selbst wenn das Schreiben bekannt gewesen sein mochte, es doch nicht weit und breit üblich war, und daß Mose diese Kunst nicht gekannt habe. Weitere Entdeckungen aber schlugen die höheren Kritiker völlig in die Flucht. Nun wird anerkannt, daß zur Zeit Abrahams das Schreiben weit verbreitet war, ja daß nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder schrieben, denn es sind bezügliche Lehrbücher gefunden worden. Das Schreiben war vor der noachischen Flut bekannt. Tontafeln mit Inschriften datieren zurück bis ins vierte Jahrtausend vor Christus, reichen also bis in die Lebenszeit Adams hinein. In der Tat zeigt die Archäologie an, daß Adam geschrieben hatte, und daß er sowie Noah, Sem, Isaak und Jakob schriftliche Dokumente verfaßten, von denen Mose das Buch Genesis (1. Mose) bis hinab zu Kapitel 37, Vers 2, zusammenstellte.b
5. Welches sind die Tatsachen mit Bezug auf den Schöpfungs- und den Flutbericht, und mit Bezug auf Monotheismus und Vielgötterei?
5 Adam wurde dazu gebraucht, den Schöpfungsbericht zu schreiben, und Noah und seine drei Söhne schrieben über die weltweite Flut, die sie in der Arche überlebten. Dies steht im Gegensatz zu der Behauptung höherer Kritiker, daß Mose die vielen verschiedenen Geschichten über die Schöpfung und die Flut, die unter den Heiden weit und breit im Umlauf waren, lediglich säuberte. Gemäß archäologischen Entdeckungen geht schon aus der Schreibweise Moses hervor, daß er die Aufzeichnungen Adams über die Schöpfung und die Aufzeichnungen Noahs und seiner Söhne über die Flut anführte. Die Behauptung des höheren Kritikers hier ist ähnlich wie seine Stellungnahme bezüglich Monotheismus [Glaube an einen einzigen Gott] und Polytheismus [Vielgötterei]. Er sagt, Vielgötterei sei zuerst gewesen und dann hätten die Hebräer durch einen reinigenden Prozeß den Monotheismus entwickelt. Die Archäologie bestreitet dies. Die Sumerer sind so ziemlich das älteste Volk, das der Archäologie bekannt ist, und am Ende ihrer Kultur hatten sie insgesamt 5000 Gottheiten. Während man aber in ihre Vergangenheit eindringt, nimmt die Zahl ab, denn früher hatten sie nur 750 Götter. Noch weiter zurückgehend, kommen wir in die Zeit hinein, da es nur eine Gottheit gab, den Himmel-Gott, von dem die 5000 Götter der sumerischen Götterwelt abstammten.c So wie der Monotheismus zum Polytheismus verderbt wurde, so wurden auch die wahren Originalberichte verderbt, damit sie zu der Mannigfaltigkeit falscher Götter paßten. Der biblische Bericht über die Schöpfung und die Flut wurde bei jener Völkerwanderung durch das mündliche Wort und neue Schriften verbreitet, und Abweichungen und Entstellungen kamen in Massen auf. Erzählungen werden durch Wiederholung nicht genauer, sondern unterliegen vielen Veränderungen; gewisse Teile werden übertrieben und andere als unbedeutend dargestellt oder ausgelassen, und wieder andere Teile werden verdreht. Die Bibel enthält die wahren, ursprünglichen Berichte und zeigt, daß zuerst der Monotheismus bestand. Vielgötterei und verderbte Berichte folgten nach. Die Archäologie stützt diesen Standpunkt, ungeachtet der höheren Kritiker.
6. Wie hat die Archäologie dem Bibelbericht über den Turm zu Babel von außen her eine gewisse Unterstützung verliehen?
6 Verachtung ist auf die Geschichte des Turms von Babel gehäuft worden. (1. Mose 11:1-9) Doch haben die Archäologen in Mesopotamien die Überreste einiger Tempeltürme entdeckt, und viele Bibelgelehrte glauben, daß einer davon der Turm zu Babel sei. Unter dem Bilde einer Rekonstruktion dieser Stätte lesen wir: „Eine Rekonstruktion Babylons und des Turms von Babel. Der Turm … wurde im dritten Jahrtausend v. Chr. begonnen, aber nicht vollendet bis zur Herrschaft Nebukadnezars.“d George Smith, Beamter des Britischen Museums, übersetzt in seinem Buche Chaldean Account of Genesis [Chaldäischer Bericht über 1. Mose] die Inschrift, die auf einem alten Fragment gefunden wurde, das von der Zerstörung eines der babylonischen Tempeltürme spricht, wie folgt: „Der Bau dieses Tempels beleidigte die Götter. In einer Nacht rissen sie das Gebaute nieder. Sie zerstreuten sie weithin und machten ihre Sprache befremdend. Sie hinderten den Fortschritt.“ Dazu bemerkt Joseph Free: „Dieser Bericht mag ein späterer Hinweis sein auf das, was tatsächlich geschah, als Gott herniederkam zu der Zeit des Turmbaus von Babel, als er die Menschen weithin zerstreute, indem er ihre Sprache verwirrte.“ — Archaeology and Bible History, Seite 46.
7. Wie wird die Genauigkeit der Bibel im Falle der heidnischen Könige gezeigt?
7 Ein weiterer auffallender Beweis von der historischen Genauigkeit des Bibelberichts ist die Erwähnung von siebenundvierzig Monarchen, außer denen von Israel und Juda. Sie sind in der Bibel angeführt, doch fehlten ihre Namen in der Weltgeschichte. „Aus diesem Grunde verwiesen die gelehrten Führer der ‚höheren Kritik‘ diese siebenundvierzig Monarchen in das Reich der Mythologie. Sie wurden unter die ‚Fabeln und Volkssagen des Alten Testaments‘ eingereiht, und die betörten Anhänger dieser Richtung lehrten irrigerweise, dies sei eine der hauptsächlichsten Schwächen des Textes. Darauf begann sich einer nach dem andern dieser angefochtenen Monarchen durch eine archäologische Auferstehung von den Toten zu erheben. In einigen Fällen wurde ein Begräbnishügel aufgedeckt, in anderen eine Chroniktafel, ein Grenzzeichen oder ein großer Bau mit der Namensinschrift des Monarchen. Nun sind alle siebenundvierzig dieser angeblich erdichteten Gestalten aus dem Reiche der ‚Mythologie‘ in die anerkannten Aufzeichnungen der bestätigten Geschichte versetzt worden.“ — Seite 22 des Werkes Dead Men Tell Tales, von Dr. Harry Rimmer.
8. Wie ist Mose als Geschichtsschreiber gegenüber dem ihm widersprechenden Herodot gerechtfertigt worden?
8 Eine weitere Rechtfertigung der Genauigkeit der Bibel erfolgte in dem Fall, wo sich zwischen Mose und dem berühmten griechischen Geschichtsschreiber Herodot, gewöhnlich „Vater der Geschichte“ genannt, ein Widerspruch ergab. Herodot lebte im fünften Jahrhundert vor Christus, und er schrieb, daß die Ägypter weder Reben pflanzten noch Wein tranken. Mehr als tausend Jahre früher hatte Mose von einem Mundschenken geschrieben, dessen Aufgabe es gewesen sei, den Tisch des Pharaos mit Wein zu versehen. (1. Mose 40:9-13) In Übereinstimmung mit ihrer Methode nahmen die Kritiker Herodot als ihre Autorität an und verwarfen den biblischen Bericht als irrig. Nun aber haben Archäologen unter den Fresken, welche die Grabmäler des ägyptischen Altertums zieren, solche gefunden, die zeigen, wie Ägypter Reben besorgen, Trauben lesen, den Saft auspressen und ihn in Stein oder Tonkrügen und Tierhaut-Schläuchen aufbewahren. Etwas von dem Saft wurde zweifellos in unvergorenem Zustande getrunken, doch auf einem der Wandbilder war eine ägyptische Gesellschaft dargestellt, an deren Schluß gezeigt wurde, wie Sklaven ihre angetrunkenen Herren nach Hause brachten, und einer der Schwelger wird dargestellt, wie er toll und voll unter dem Tische liegt.e
9. Welches Ereignis aus jüngerer Vergangenheit ist im Lichte des Durchgangs der Israeliten durch den Jordan interessant?
9 Indem wir den ägyptischen Schauplatz verlassen und einen Sprung tun bis zu der Zeit, da Israel in Kanaan einzog, kommen wir zu dem durch ein Wunder erfolgten Einsturz der Mauern Jerichos und der Einnahme jener Stadt durch die Hebräer unter Josua. Als keine archäologische Bestätigung des Bibelberichts verfügbar war, wurde die Geschichtlichkeit leichtfertig bestritten. Dies ist nicht mehr möglich. Die Bibel sagt uns, daß zu der Zeit, da die Israeliten durch den Jordan gingen, die Wasser dieses Flusses zu fließen aufhörten, sich stauten und einige Zeit wie ein Wall dastanden, was den Israeliten gestattete, trockenen Fußes durch den hochgehenden Jordan zu gelangen. (Jos. 3:14-17; 4:18) Dieses Anhalten der Wasser des Jordans wurde durch ein Wunder bewirkt; doch sind diese Wasser seither auch auf natürliche Weise angehalten worden. Zur Zeit hohen Wasserstandes wurden sie sechzehn Stunden lang angehalten, als ein Erdrutsch vom hohen Westufer den Fluß der Wasser im Jahre 1267 n. Chr. abschnitt. Jahrhunderte später, im Jahre 1927, dämmte ein ähnlicher Erdrutsch an derselben Stelle den Fluß während einundzwanzig Stunden ein. Während jener Zeit gingen Leute zu Fuß ungehindert durch das Flußbett und wieder zurück. Beiläufig bemerkt, ereigneten sich diese zwei Flußstauungen an derselben Stelle wie die Stauung der Wasser des Jordans zur Zeit Josuas.f
10. Wie hat die Archäologie den Bibelbericht über den Fall Jerichos bestätigt?
10 Was Jericho selbst betrifft, zeigt der biblische Bericht, daß die Mauern einstürzen sollten, doch offenbar nicht jeder Teil derselben, denn Rahabs Haus auf der Mauer sollte als Ort der Sicherheit für sie und ihre Familie stehenbleiben. Die Stadt befand sich unter einem Fluche und sollte nicht geplündert, sondern mußte verbrannt werden. Josua sprach einen Fluch aus über irgend jemand, der sie wieder aufbauen würde. (Jos. 2:15; 6:5, 17, 18, 20, 22-24, 26) Gemäß dem Bibelbericht trafen alle diese Umstände bei der Zerstörung der Stadt zu. Wird dies durch die Archäologie bestätigt? Jawohl. Professor Garstang begann im Jahre 1930 mit Ausgrabungen in Jericho. Er fand, daß die Doppelmauer, welche die Stadt umgab, den Abhang hinabgestürzt war, als ob es durch ein Erdbeben oder sonst eine ungesehene Hand geschehen wäre. Häuser waren auf Balken erbaut worden, die das obere Ende der zwei Mauern überbrückten, und an einer Stelle stand noch ein Stück der Mauer und hätte da sein können, wo Rahabs Haus in der biblischen Katastrophe bewahrt worden war. Die Ausgrabenden fanden offenkundige Beweise eines heftigen Brandes. Die Stadt war verbrannt worden. Dies ist in solchen Fällen nicht ungewöhnlich, doch war dies kein gewöhnlicher Brand, denn die Aschenschicht war ungewöhnlich dick, und es scheint, als ob alles verfügbare Brennmaterial zusammengebracht worden sei, um eine gründliche Zerstörung herbeizuführen. Die Stadt war nicht geplündert worden, denn es wurden Vorräte von Datteln, Gerste, Hafer, Oliven und anderen Nahrungsmitteln gefunden, die durch die Flammen verkohlt waren. Auch schätzten die Archäologen, daß kein wesentlicher Wiederaufbau der Stadt eingesetzt hatte, bis fünfhundert Jahre später.g Dies wäre um die Zeit des Königs Ahab, zur Zeit von der die Bibel sagt, sie sei wieder aufgebaut worden. — 1. Kön. 16:33, 34.
ZURÜCKWEISUNG DER ANGRIFFE AUF DANIEL
11. (a) Wie betrachten höhere Kritiker das Buch Daniel, und warum? (b) Wie sehen wir, daß sie inkonsequent sind?
11 In Abschnitt drei unterbreiteten wir die Darlegung eines höheren Kritikers, die darauf hinausgeht, daß das Buch Daniel eine Fälschung sei. Dies ist die Meinung höherer Kritiker im allgemeinen. Sie sagen, das Buch sei nicht von Daniel im sechsten Jahrhundert vor Christus geschrieben worden, wie die Bibel es erkläre, sondern sei ums Jahr 165 v. Chr. durch einen Unbekannten verfaßt worden, der lediglich Daniels Namen gebraucht habe, um seinem Schreiben mehr Kraft zu verleihen. Ein Grund, dies zu tun, beruht auf ihrer Annahme, Daniels Darlegungen über den verwüstenden Greuel stützten sich auf die Verunreinigung des Tempels in Jerusalem im Jahre 168 v. Chr. durch Antiochus Epiphanes. (Dan. 9:27; 11:31; 12:11) Willentlich versetzen sie die Niederschrift der Prophezeiung in die Zeit, da nach ihrer Ansicht deren Erfüllung stattgefunden hat, weil sie nicht an die Macht, zu prophezeien, glauben. „Kritiker behandelten Voraussagen als unglaubhaft und stützten somit ihr Werk auf die Annahme, daß Prophezeiungen geschrieben wurden, nachdem vorausgesagte Ereignisse bereits eingetreten waren.“h Daß aber Daniels Prophezeiung über „das abscheuliche Ding, das Verödung verursacht“, nicht im Jahre 168 v. Chr. erfüllt wurde, ist offensichtlich, denn als Jesus es zweihundert Jahre später erwähnte, lag seine Erfüllung immer noch in der Zukunft. Die höheren Kritiker sollten die Abfassung des Buches auf die Zeit nach Jesus verlegen. Mehr als dies, um konsequent zu sein, sollten sie die Niederschrift des Buches nach 1914 verlegen, denn dies ist die Zeit, da die zweite Gegenwart Christi unsichtbar begann, und er sprach von diesem Greuel als einem Teil des sichtbaren Zeichens seiner zweiten Gegenwart! (Matth. 24:15, NW) Wie unwissenschaftlich erscheint die Torheit der höheren Kritiker!
12. Welche zwei Begebenheiten, die höhere Kritiker einst als Sagen ansahen, werden nun durch Ausgrabungen bestätigt?
12 Ein weiterer Einwand, der gegen das Buch Daniel erhoben wird, ist, daß gewisse Geschichten darin nichts anderes als Sagen seien. Man weist auf den Bericht der drei Hebräer hin, die in den Feuerofen geworfen wurden, und sagt, solche Dinge seien nicht geschehen. Indes fand man bei Ausgrabungen in Babylon etwas, was man zuerst als einen Backsteinofen ansah, bis man die Inschrift an dessen Fundament las: „Dies ist die Verbrennungsstätte, wo Männer, welche die Götter der Chaldäer lästerten, durch Feuer umkamen.“i Spötter machen sich auch lustig über die Geschichte von Daniel in der Löwengrube und sagen, es gebe keinen Beweis, daß eine solche Art Bestrafung durchgeführt wurde. Daß man etwas nicht bestätigen kann, verurteilt es noch nicht als falsch. Doch ist in diesem Fall eine Bestätigung an den Tag gekommen, denn Ausgrabungen enthüllten eine tiefe Grube mit folgender Inschrift: „Die Richtstätte, wo Menschen, die den König erzürnten, umkamen, indem sie von wilden Tieren zerrissen wurden.“j Wir sagen nicht, diese Grube und dieser Ofen seien gerade jene, welche die Bibel erwähnt, aber sie zeigen doch, daß solches existierte.
13, 14. Welche Punkte in bezug auf Belsazar und Nabonidus sind nun bekannt, und was für frühere Anklagen müssen dadurch verstummen?
13 Ein Punkt, um den sich die Kritiker besonders bemühten, war Daniels Erwähnung Belsazars als König von Babylon. Die Weltgeschichte zeigte, daß Nabonidus der letzte König von Babylon war, und sie wußte nichts von einem Belsazar. So nahmen die höheren Kritiker dies als einen weiteren Beweis an, daß das Buch Daniel Jahrhunderte nach Daniels Zeit geschrieben worden sei und daß dies erkläre, wieso der Schreiber den groben Schnitzer machen konnte, eine sagenhafte Gestalt als letzten König von Babylon zu erwähnen. Sie dachten, ein weiterer Fehler sei begangen worden, als der Schreiber davon sprach, Daniel sei zum „dritten Herrscher im Königreich“ erhoben worden, denn jener, der zum Premier erhoben wurde, war gewöhnlich der Zweite im Königreich. (Dan. 5:1, 29, 30) Nun aber verstummt diese Kritik, denn Inschriften von Nabonidus selbst berichten über seine Gebete für seinen ältesten Sohn Belsazar.k Ein babylonischer Keilschrifttext sagt über Nabonidus: „Er anvertraute ein Lager seinem ältesten, erstgeborenen Sohn; die Truppen des Landes sandte er mit ihm. Er gab ihm freie Hand; er anvertraute ihm das Königtum.“l Der König Nabonidus war oft von der Stadt Babylon fort, und in seiner Abwesenheit amtete sein Sohn Belsazar als König. Belsazar machte Daniel zum Dritten an Macht statt zum Zweiten, weil er selbst der Zweite an Macht war, da sein Vater Nabonidus den ersten Platz innehatte.
14 Während Belsazar amtierender König war, wurde Babylon von Darius und Kores eingenommen. Darius sagte, er habe den König getötet, als er die Stadt einnahm, aber eine Inschrift des Kores behauptet, daß er den König gefangengenommen habe.a Da ist kein Widerspruch. Wie die Bibel zeigt, wurde in der Nacht, da Darius in die Stadt einzog, der König Belsazar getötet. (Dan. 5:30; 6:1) Später aber nahm Kores den König Nabonidus gefangen.
15, 16. Welche Punkte werden unterbreitet, die beweisen, daß Daniel das Buch schrieb, das seinen Namen trägt, und es wirklich zu der Zeit schrieb, welche die Bibel angibt?
15 „Kommt denn und laßt uns miteinander rechten“ über einige der Beweise, daß das Buch Daniel im sechsten Jahrhundert vor Christus von ihm und nicht von irgendeinem Fälscher vierhundert Jahre später geschrieben worden ist. (Jes. 1:18) Keine weltliche Geschichte vor Christus hat von Belsazars Dasein irgendeinen Bericht aufbewahrt. Wie konnte ein Betrüger vom Jahre 165 v. Chr. etwas von ihm wissen, wenn alle anderen, die Geschichtsschreiber inbegriffen, sich darüber ausschweigen?b Nicht einmal der berühmte Herodot schrieb davon, und er schrieb dreihundert Jahre früher. Oder wie könnte ein Betrüger aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus wissen, daß Nebukadnezar es gewesen war, der die ausgedehnte Bautätigkeit in Babylon durchgeführt hatte? (Dan. 4:30) Die Weltgeschichte hatte diese Tatsache nicht überliefert, und Archäologen haben den Beweis nur in verhältnismäßig neuerer Zeit zu Tage gefördert. Ein höherer Kritiker brachte die lahme Ausrede vor: „Wir werden es vermutlich nie wissen.“c Aber der Schreiber des Buches wußte es, denn dieser war Daniel, und er lebte während der Herrschaftszeiten beider, Nebukadnezars und Belsazars! Und gab Christus Jesus nicht an, daß Daniel das Buch geschrieben hat? (Matth. 24:15) Von welchem Gewicht also sind die eitlen Hirngespinste der höheren Kritiker?
16 Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus deutet an, daß das Buch vor der Zeit Artaxerxes (wahrscheinlich Artaxerxes III., der seine Herrschaft ums Jahr 474 v. Chr. antrat) bestanden habe.d Er behauptet, daß die Aufmerksamkeit Alexanders des Großen auf einige der Prophezeiungen Daniels gelenkt wurde, als er im Jahre 332 v. Chr. in Jerusalem einzog.e Das Buch Daniel findet sich in den Originalabschriften der Septuaginta, die während des dritten und zweiten Jahrhunderts vor Christus aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt wurde.f Ein Bruchstück des Buches Daniel wurde mit der kürzlich entdeckten Toten-Meer-Jesaja-Rolle gefunden, die Bibelgelehrte gemäß der Radioaktivkohlen-Uhr mit dem Datum des zweiten Jahrhunderts vor Christus versehen durften.g So bestand also das Buch Daniel während jenes zweiten Jahrhunderts, es war abgeschrieben worden und war bekannt genug, um in den Bibelkanon aufgenommen zu werden; es war als Teil der berühmten ursprünglichen Septuaginta übersetzt worden und war verbunden mit der verehrten Jesajarolle. Es konnte nicht ein jüngeres Schriftstück eines Betrügers aus jenem zweiten Jahrhundert gewesen sein, das jedermann als einfältige Täuschung bekannt gewesen wäre. Auch das erste Buch der Makkabäer, das beinahe zeitgenössisch ist mit den darin berichteten Ereignissen des zweiten Jahrhunderts, setzt nicht nur das Dasein des Buches Daniel voraus, sondern verrät tatsächlich eine Vertrautheit damit. (Man vergleiche 1. Makkabäer 2:59, 60 mit Daniel 3:26, 27; 6:22.) Dies beweist, daß das Buch Daniel lange zuvor geschrieben worden sein mußte und als echte Urkunde anerkannt war. In all dem obigen ist der offenkundige Beweis überwältigend. Ebenso wie Daniel aus der Löwengrube befreit wurde, ist auch das Buch Daniel aus der Lügnergrube befreit worden!
EINIGE ZEUGENBEWEISE FÜR DIE BIBEL
17. Wen können wir zu Recht mit der höheren Kritik verbinden?
17 Wir haben uns über das Buch Daniel auf einige Einzelheiten eingelassen, weil es der Mittelpunkt der Zielscheibe höherer Kritiker gewesen ist; und indem wir die feurigen Pfeile, die auf dieses Buch gerichtet sind, abwehren, löschen wir einige der glühendsten Geschosse des höheren Kritikers aus. Seinen Angriffen auf die anderen Teile der Bibel kann in ähnlicher Weise widerstanden werden. Tatsächlich sind diese überkritischen Skeptiker und Zweifler Lagergenossen der Agnostiker und Atheisten. Sie scheinen Vettern ersten Grades der erstgenannten und Vettern zweiten Grades der zweitgenannten zu sein. Bestimmt sprechen sie dieselbe Sprache. Aber die Reden aller drei Klassen sind leer und hohl, und die Archäologie hat manche der Argumente, die sie gegen Gottes Wort richten, zunichte gemacht. Obwohl uns der Platz fehlt, weitere archäologische Einzelheiten zu unterbreiten, bieten wir doch als interessante Zeugenbeweise für die Genauigkeit der Bibel einige Erklärungen von Archäologen und anderen Quellen der Gelehrtheit an.
18-20. Welche interessanten Erklärungen werden gemacht bezüglich (a) der Hebräischen Schriften? (b) der Bibel als Ganzes? (c) der höheren Kritik?
18 Hier folgen zwei Erklärungen hinsichtlich der Hebräischen Schriften. „Ich denke nicht, daß es noch lange möglich sein wird — wenn es auch jetzt möglich ist —, daß wir die bemerkenswerte Genauigkeit der Einzelheiten in den Erzählungen des Alten Testaments ableugnen. Vorfälle, die bisher als Legende betrachtet wurden, haben sich durch kürzliche Entdeckungen als geschichtlich wahr erwiesen … Tatsächliche geschichtliche Ereignisse bilden den Hintergrund all der Erzählungen.“h „Es ist daher berechtigt zu sagen, daß die archäologischen Beweise dazu beigetragen haben, die Autorität jenes Teils des Alten Testaments, auf den die zersetzende Kritik in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts hauptsächlich abzielte, wieder zu festigen und auch seinen Wert zu erhöhen, indem er durch eine vollere Erkenntnis seines Hintergrundes und Rahmens verständlicher wird. Die Archäologie hat noch nicht ihr letztes Wort gesprochen; die schon erzielten Ergebnisse bestätigen aber das, was der Glaube befürwortet, nämlich daß die Bibel durch zunehmendes Wissen nur gewinnen kann.“i
19 Nachstehend folgen einige Erklärungen hinsichtlich der Bibel als Ganzes. „Keine wichtige Behauptung der Schrift hat sich als geschichtlich unwahr erwiesen.“j „Die Archäologie enthält unwiderlegliche Beweise für die biblischen Darlegungen. Eingehende Berichte über fast unzählige Entdeckungen, die durch Ausgrabungen mit Schaufel und Spaten aus den alten Grabmälern und begrabenen Städten in biblischen Ländern zu Tage gefördert wurden, stützen die Schrift trefflich.“k „Dieser Schreiber durchblätterte einmal das erste Buch Mose und bemerkte, daß jedes der fünfzig Kapitel durch irgendeine archäologische Entdeckung entweder näher beleuchtet oder bestätigt worden ist. Dasselbe würde sich für die meisten der übrigen Kapitel der Bibel, sowohl des Alten wie des Neuen Testamentes, als wahr erweisen.“l Über den Reichtum archäologischer Ergebnisse, so wie sie sich auf die Bibel beziehen, sagte ein Archäologe: „In der riesigen Menge all dieser Beweise, die zusammen so viele Tonnen wiegen würden, daß die Zahl, wenn berechnet, fabelhaft erschiene, gibt es kein einziges Wort, kein Zeugnis und keine Tatsache, welche einer einzigen Zeile der Heiligen Schrift widersprechen oder sie widerlegen würde.“a
20 Drei Schlußzitate beziehen sich auf die höhere Kritik. „Die angeblichen geschichtlichen Ungenauigkeiten im Buche Daniel sind nicht Äußerungen, die durch die Geschichte widerlegt würden, sondern nur Äußerungen, die schwer zu vereinbaren scheinen mit den mageren Berichten weltlicher Geschichtsschreiber. Die angeblichen geschichtlichen Ungenauigkeiten haben sich überdies beständig verringert vor dem sich mehrenden Wissen über die Zeit des Kores … Die Zunahme unseres Wissens über diese Periode zeigt, wie vorsichtig man sein sollte, die historische Genauigkeit der biblischen Urkunden anzuzweifeln.“b „Während der letzten zehn Jahre hat die Wissenschaft der biblischen Archäologie gezeigt, daß die Bibelkritik in ihren Voraussetzungen ungesund und in ihren Schlüssen falsch ist.“c „Einer der glänzendsten modernen Archäologen, der die größten Universitäten der Welt vertrat, sagte in Irak: ‚Ich wurde als „höherer Kritiker“ erzogen und glaubte demzufolge nicht an die tatsächliche Wahrheit der frühen Erzählungen der Bibel. Seither habe ich Tausende von Tafeln entziffert, und je mehr ich vernehme, um so mehr glaube ich, daß die Bibel wahr ist.‘“d
21. Welche noch besseren Zeugenbeweise gibt es für die Bibel?
21 All dieser Zeugenbeweis für die Wahrhaftigkeit der Bibel ist eine willkommene Bestätigung des Glaubens. Doch angesichts viel besserer Zeugenbeweise ist er für wahre Christen nicht erforderlich. Dieses bessere Zeugnis haben wir in den gebetsvollen Worten Jesu an Jehova: „Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh. 17:17, NW) Für einige ist die Archäologie als Grundlage ihres Glaubens an die Bibel erforderlich. Aber es gibt eine bessere Grundlage als sie.
[Fußnoten]
a Verfaßt von H. S. Coffin, dem früheren Präsidenten des Union-Theologie-Seminars in New York und früheren Vorsitzenden der Presbyterianerkirche in den USA., veröffentlicht im Liberal Christianity (1942) und zitiert in Joseph Frees Archaeology and Bible History, Seite 341.
b New Discoveries in Babylonia About Genesis von P. J. Wiseman. Der Wachtturm vom 1. Oktober 1948.
c Seite 266, 267 von The Bible Comes Alive von Sir Charles Marston, Ausgabe 1940.
d The Westminster Historical Atlas to the Bible, Seite 25.
e Dead Men Tell Tales, Seite 23, 24.
f Seite 139, 140 von The Story of Jericho von John Garstang und J. B. E. Garstang.
g The Story of Jericho, Seite 136, 141, 142, 146, 150. The Bible Comes Alive, Seite 85-89.
h The Bible Comes Alive, Seite 7, 8.
i Seite 138-141, Diggers for Facts von J. O. Kinnaman. Dead Men Tell Tales, Seite 325-327.
j Seite 138-141, Diggers for Facts von J. O. Kinnaman. Dead Men Tell Tales, Seite 325-327.
k Seite 54 aus The Bible and Archaeology von Sir Frederic Kenyon.
l Seite 189, 190 aus Light from the Ancient Past von Jack Finegan.
a The Bible and Archaeology, Seite 54, 55; Dead Men Tell Tales, Seite 338, 339.
b Modern Science and Christian Faith, Seite 215.
c Archaeology and Bible History, Seite 228, 229.
d Josephus, Apion, Buch I, Abschnitt 8.
e Josephus, Altertümer, Buch XI, Kapitel VIII, Abschnitt 5.
f The Bible and Archaeology, Seite 223.
g Archaeology and Bible History, Seite 229.
h Accuracy of Old Testament in Light of Recent Palestinian Archaeology von J. Garrow Duncan
i The Bible and Archaeology, Seite 279.
j Archaeology and Israel von W. F. Albright
k Archaeology and the Bible von George A. Barton.
l Archaeology and Bible History, Seite 340.
a Dead Men Tell Tales, Seite 160.
b Westminster Dictionary of the Bible, Seite 130.
c Fresh Evidence About Old Testament von Sir Charles Marston.
d New Discoveries in Babylonia About Genesis, Seite 140.