Fragen von Lesern
● Wie kann gesagt werden, Christus sei bei seiner zweiten Gegenwart als unsichtbarer Geist und nicht als sichtbarer Leib anwesend, wenn man an Offenbarung 1:7 denkt? — J. E., Illinois.
In Johannes 14:19 wird deutlich gesagt, daß Christus nicht in sichtbarer Gestalt wiederkommt: „Eine kleine Weile, und die Welt wird mich nicht mehr schauen.“ (NW) Nach seinem Tode als Mensch wurde er als Geistgeschöpf auferweckt, das für Menschenaugen unsichtbar ist, und in dieser unsichtbaren Geistgestalt wird er zur Zeit seiner zweiten Gegenwart bleiben. Diesem wird nicht widersprochen durch den Text in Apostelgeschichte 1:11 (NW) über Jesu Auffahrt: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird also in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn in den Himmel habt gehen sehen.“ Er besagt nicht, daß jene Jünger, die ihn auffahren sahen, sehen werden, wie er wiederkommt, noch besagt er, daß jene, die in einer künftigen Zeit auf Erden seien, ihn in sichtbarer Gestalt sehen. Es war überhaupt nicht die Rede von seiner Gestalt oder Form in Verbindung mit seiner zweiten Gegenwart, sondern es war die Rede davon, daß sein Kommen in derselben Weise vor sich gehe wie sein Weggang. Sein Weggang geschah still und ruhig, ohne große Kundgebung vom Himmel und ohne daß ihn die ungläubige, unter Satan stehende Welt beobachtete. Dies stimmt mit der Art und Weise überein, wie andere Texte seine Wiederkunft und Gegenwart beschreiben.
Wie aber ist diese Ansicht mit Offenbarung 1:7 zu vereinbaren? ist die Frage. Dieser Text lautet (NW): „Siehe! er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, und die ihn durchstachen; und alle Stämme der Erde werden sich klagend schlagen seinetwegen.“ Die Offenbarung ist in symbolischer Sprache geschrieben, und dieser Vers ist zum Teil symbolisch. In diesem Buche werden Wolken überall sinnbildlich gebraucht und stellen daher etwas anderes dar als buchstäbliche Wolken am Himmel. Wenn Christus in einem menschlichen Körper käme, könnte ihn bestimmt nicht jedes Auge auf Erden sogleich sehen; so darf dies denn nicht buchstäblich genommen werden. Die ihn durchstachen, sind tot und könnten ihn nicht sehen. Daher muß das Sehen und Durchstechen symbolisch gemeint sein.
Jesu Jünger fragten ihn: „Was wird das Zeichen deiner Gegenwart und der Vollendung des Systems der Dinge sein?“ Als Antwort sagte Jesus Geschehnisse und Zustände voraus, die seine unsichtbare zweite Gegenwart widerspiegeln würden. Wenn seine Gegenwart sichtbar in Menschengestalt erfolgen würde, so wären die vielen physischen Beweise als ein Zeichen, das seine Gegenwart anzeigt, nicht nötig. Zu diesen offenkundigen Beweisen gehört das erdenweite Predigen der guten Botschaft vom Königreiche Christi. (Matth. 24:3-21) Dieses Predigen im Verein mit den anderen vorausgesagten sichtbaren Anzeichen wird viele erleuchten, damit sie mit den ‚Augen ihres Herzens‘ die zweite Gegenwart Christi sehen können. (Eph. 1:18, NW) Aber die Mehrheit wird seine unsichtbare Gegenwart nicht mit ihren Augen des Verständnisses wahrnehmen, bis sie in der großen Drangsal von Harmagedon offenbar wird. Dann werden alle Stämme der Erde klagen wegen der Vernichtung, die über sie kommt, doch wird es eine selbstische Klage sein wegen ihrer eigenen mißlichen Lage und nicht ein reuevoller Kummer über ihre eigenen Missetaten. Dann wird schließlich jedes Auge ihn in der Zerstörung von Harmagedon am Werke sehen, und sie werden wissen, daß er gegenwärtig ist und daß Jehova der Höchste ist. — 2. Thess. 1:6-10; 2:8.
Wie durchstechen ihn einige von diesen sinnbildlich? Indem sie seine Nachfolger verfolgen, die jetzt auf Erden sind. Jesu sagte voraus, daß er zu dieser Zeit die Menschen scheiden werde wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Den Schafen wird Leben gegeben, weil sie Christus Speise gaben, als er hungrig war, weil sie ihm zu trinken gaben, als er durstig war, weil sie ihn gastfreundlich aufnahmen, als er ein Fremdling war, weil sie ihn kleideten, als er nackt war, ihn pflegten, als er krank war und ihn besuchten, als er im Gefängnis war. Da aber Christus nicht körperlich anwesend ist, um so behandelt werden zu können, fragen die Schafe, wann sie ihm solches getan hätten. Er erwidert: „In dem Maße, als ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.“ Die Böcke wurden verurteilt, weil sie keine dieser Dinge für Christus taten, weil sie seinen Nachfolgern keine solchen Gunstbezeugungen erwiesen. (Matth. 25:31-46, NW) Als Saulus von Tarsus die Nachfolger Christi verfolgte, erschien ihm Jesus durch ein Wunder und sagte: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Saulus fragte, wer denn zu ihm spreche, und die Antwort lautete: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ (Apg. 9:4, 5, NW) Wenn also gewisse Menschen die Nachfolger Christi heute auf Erden verfolgen und ‚durchstechen‘, können sie als solche bezeichnet werden, ‚die ihn durchstochen haben‘.
● Ist es am Platze, auf jemandes Gesundheit zu trinken oder auf Gott oder Christus oder das Königreich anzustoßen? — J. S., Pennsylvanien.
Bisweilen wird auf etwas angestoßen, und Anwesende fühlen sich verpflichtet, mitzumachen. Dieser Brauch wurzelt weit zurück im Heidentum. Die Babylonier erhoben Trinksprüche auf ihre Götter, und die Sache endete damit, daß sie sich betranken. Die Bibel enthält einen Bericht über einen solchen Fall. Im Jahre 539 v. Chr. ordnete Belsazar an, daß die heiligen Gefäße des Tempeldienstes der Hebräer hervorgeholt werden möchten, und er sowie die Gesellen seines Trinkgelages „tranken Wein und rühmten die Götter“. (Dan. 5:1-4) Solche Trinksprüche zu erheben oder so anzustoßen, ist in keiner Weise zu vergleichen mit den Trankopfern, die Jehova Gott für seinen Tempeldienst vorschrieb. Wenn die Griechen Unterhaltungsanlässe gaben und sich dabei betranken, geschah es aus religiösen Gründen; sie tranken in langen Zügen, um ihre heidnischen Götter zu ehren. Nach den Griechen folgten die Römer mit ähnlichen heidnischen Religionsbräuchen, wobei sie auf die Götter anstießen. Natürlich hatten sie so viele Götter, daß jeder betrunken war, bevor das Ritual endete. Auch auf menschliche Helden stieß man an.
Bevor sich die Skandinavier zu Christus bekehrten, kamen auch sie zu Zechgelagen zusammen und erhoben Trinksprüche auf Odin, Njörd und Frey. Christlichen Missionaren gelang es nicht, diese Bräuche abzuschaffen, sondern man wechselte in den Trinksprüchen zur „Ehrung“ Gottes und Christi und verschiedener Schutzheiliger hinüber, um so Rettung für seine Seele zu erlangen. Der künftige Zustand der Seligkeit war nach ihrer Ansicht mit beständigem Trinken und vieler Berauschung verbunden. Jehova Gott und Christus Jesus werden nicht damit geehrt, daß man heidnische Trinksitten auf sie oder Menschen überträgt. Gottes Wort, die Bibel, belehrt uns über den Weg, wie wir ihn ehren können, und wir fügen über diesen Punkt seinem Worte nichts hinzu, und besonders nicht, wenn die Beifügung von heidnischen Bräuchen herkommt. Wenn wir diesen Brauch des Anstoßens, zusammen mit vielen anderen unzulässigen Bräuchen, meiden, mögen wir den Weltmenschen als engherzig erscheinen. Und wenn auch? Vergessen wir doch nie, auch nicht für einen Augenblick, daß unser christlicher ‚enger‘ Weg uns zur Rettung führt, gleichwie der „breite“ Weg der Welt sie ihrem Verderben entgegenführt. — Matth. 7:13, 14.