Negatives Denken hat Kraft
Durch einen Beitrag in der Zeitschrift Christian Century vom 5. Januar suchte Simeon Stylites die Begeisterung für positives Denken zu mäßigen, indem er sagte: „Die besten Dinge des Lebens und des wahren Wuchses des Verstandes und Herzens werden ausgelassen, wenn man positives Denken einem psychologischen Selbstgespräch gleichsetzt.“ Anstatt immer ein Übermaß an Selbstvertrauen auszustrahlen, könnte man auch sehr gut ein wenig Bescheidenheit und Demut aufkommen lassen, obwohl man eine solche Entfaltung von Selbstgeringschätzung als negatives Denken betrachtet. Der Schreiber schließt seinen Beitrag mit den Worten: „Die Kraft des negativen Denkens ist schön und tiefgründig veranschaulicht in den Worten des zurückkehrenden verlorenen Sohnes, die er zu seinem Vater sprach: ‚Vater, ich habe gegen den Himmel und vor dir gesündigt; ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn genannt zu werden.‘ Das ist gerade so negativ, wie man nur denken kann. Eine solche Selbsteinsicht und das Bewußtsein, versagt zu haben, ist das Tor zur Kraft. Demut ist der erste Schritt beim Lernen. Ein solches Gefühl ist sehr verschieden von der Art des positiven Denkens, zu dem heutzutage viele angestrengt anspornen, von der Art, die sagt: ‚Schaut mich an, Jungs! Ich bringe es zu etwas.‘ Diese Stimmung mag der Anfang eines großen, aufsteigenden Erfolgs sein. Sie ist aber nicht die Tür zu dem Leben, das wirklich L e b e n ist.“