Wie steht es um deinen geistigen Appetit?
„Ich beuge meine Kniee vor dem Vater … auf daß er euch gebe … gestärkt zu werden … an dem inneren Menschen.“ — Eph. 3:14-16.
1. Was hilft uns, den Begriff Erkenntnis völlig zu verstehen?
ERKENNTNIS ist ein Begriff, auf den die Bibel immer wieder hohen Wert legt, und Jehova hat sich viel Mühe genommen, in seinem Worte alles zu erklären, was wir darüber wissen müssen. Da das Thema Erkenntnis geistige Dinge berührt, wäre es für uns indes wahrscheinlich schwierig, zu verstehen, was Erkenntnis ist und was sie bewirkt, würde uns dieser Begriff nicht in den vertrauten Bezeichnungen der Nahrung, des Essens und des Trinkens erklärt. Tatsächlich lassen sich anhand der buchstäblichen Nahrung die Geheimnisse der Erkenntnis so ausgezeichnet erklären, daß man fast geneigt ist, zu fragen, ob der Schöpfer uns deswegen veranlaßt hat, Nahrung zu uns zu nehmen, um uns besser verstehen zu helfen, von wieviel größerem Werte die Erkenntnis ist. Erkenntnis wird oft als „geistige Speise“ bezeichnet.
2. Welche Vorkehrungen hat Jehova getroffen, um des Menschen Verlangen nach Nahrung zu befriedigen?
2 Jehova Gott hat dem Menschen nicht nur natürliche Instinkte verliehen, sondern hat auch für deren Befriedigung gesorgt. Als somit Adam in den Garten Eden gesetzt wurde, wurde er von den Vorkehrungen unterrichtet, die zu seiner Ernährung getroffen worden waren. Allerdings sind die Menschen im allgemeinen seit den Tagen, da sie sich gegen Gott in Eden aufgelehnt haben, von Hungersnöten heimgesucht worden, aber mit Ausnahme weniger in der Bibel besonders erwähnter Fälle wurden diese nicht von Gott verursacht. Treue Diener Gottes, Jehovas, mußten niemals vor Hunger sterben, es sei denn in vereinzelten Fällen, wenn zugelassen wurde, daß Satan eine besondere Prüfung über sie brachte, um diesem zu beweisen, daß er die Lauterkeit der Zeugen Gottes nicht erschüttern könne, und um so Jehovas Namen zu rechtfertigen. König David bezeugt dies wie folgt: „Ich war jung und bin auch alt geworden, und nie sah ich den Gerechten verlassen, noch seinen Samen nach Brot gehen.“ — 1. Mose 1:29, 30; 2. Kön. 8:1; Hes. 5:16, 17; Ps. 145:15, 16; 37:25; Matth. 6:25, 26.
3, 4. Wie befriedigte Jehova Adams Verlangen nach geistiger Nahrung?
3 Auch die Mittel, die den Hunger nach Erkenntnis stillen, der dem Menschen angeboren ist, sind vom Schöpfer vorgesehen worden. Adam hatte eine Menge Fragen, und es gab viele Gelegenheiten, seine Neugierde zu befriedigen. Da er das Land bebauen sollte, war es nur natürlich, daß er vor allem einen Kurs in Botanik nahm. Damit er die richtige Nahrung für sich fand, mußte er die Pflanzen und Bäume im einzelnen kennenlernen. Auch erhielt er Zoologieunterricht, als „jedes wildlebende Tier des Feldes und jedes fliegende Geschöpf der Himmel“ vor Adam gebracht wurde, damit er einem jeden einen Namen geben könne. — 1. Mose 2:15, 19, 20, NW.
4 Überdies sollte der Garten Eden auf die ganze Erde ausgedehnt werden. Daher kam als nächstes Geographie an die Reihe, dazu die Kenntnis der Gesetze, durch die sich die menschliche Gesellschaft, wenn sich die Menschen vermehrten, leiten lassen sollte. Und hoch darüber stand das Thema der Beziehungen des Menschen zu seinem Gott; und diesen Kurs wollte der himmlische Vater seinem irdischen Sohn selbst geben. Die Vorratskammer der Kenntnisse, die Adam offenstand, war so groß, daß selbst heute die Wissenschaft keine Gefahr sieht, daß der Mensch je aus den vielen Warums und Wozus herauskommt!
5. Wie läßt sich Nahrung mit Erkenntnis hinsichtlich des Nährwertes vergleichen?
5 Ebenso, wie es vielerlei Nahrungsmittel gibt, gibt es auch viele verschiedene Gebiete des Wissens, und ebenso, wie nicht alle Speise denselben Nährwert für den Körper hat, haben auch nicht alle Kenntnisse denselben Nährwert für den Sinn. Ja es kann sogar sein, daß gewisse Kenntnisse jemandem mehr schaden als nützen, gleichwie das von der Einnahme gewisser Nahrungsmittel zu sagen ist.
6—8. Von welchem praktischen Nutzen ist vom Standpunkt des ewigen Lebens aus gesehen (a) die Kunst, (b) die Wissenschaft als Nahrung für den Sinn?
6 Wenn wir uns auf jenes Gebiet des Wissens und der Erkenntnis beschränken, das man oft als Kultur bezeichnet, so kann dieses in groben Umrissen in Kunst, Wissenschaft und Religion eingeteilt werden. Nicht alles Wissen ist für uns von gleichem Wert, weil nicht alles etwas zum ewigen Leben beiträgt, das von Gott herkommt.
7 Von diesem Standpunkt aus gesehen, sind Kenntnisse über die Kunst sicherlich jene, mit denen unseren Sinn zu beschäftigen von geringstem praktischen Werte ist. Sie gleichen Genußmitteln. Zur rechten Zeit und am rechten Ort gebraucht, gestalten solche das Leben angenehm, aber sie vermitteln kein Leben; und wenn man zuviel davon einnimmt, schaden sie.
8 Als geistige Nahrung ist die wahre Wissenschaft wertvoller als die Kunst, denn sie wird uns stets dazu führen, vor dem großen Schöpfer Ehrfurcht zu haben, und wird den Glauben stärken, während Scheinwissenschaft, die zwischen Tatsachen und Theorien nicht unterscheidet, eines der Mittel ist, durch das „der Gott dieses Systems der Dinge den Sinn der Ungläubigen verblendet hat“. Wer sich auf dieses Wissen stützt, schadet sich selbst, weil er dadurch seinen Glauben untergräbt. — 2. Kor. 4:4; 1. Tim. 6:20, NW.
9. Welche geistige Speise ist in bezug auf ewiges Leben unentbehrlich?
9 Erkenntnis, ohne die es kein ewiges Leben gibt, ist auf dem Gebiet der Religion zu finden. „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht“, sagte Jesus und zeigte damit, daß lebengebende Erkenntnis und wahre Religion nur aus der Bibel kommen. Hier können wir Erkenntnis von Jehova Gott und Christus Jesus erhalten, und das „bedeutet ewiges Leben“. — Matth. 4:4; Joh. 17:3; Jes. 8:20.
10. Weshalb sollten wir geistige Nahrung zu uns nehmen?
10 Die Einnahme von Nahrung dient dem Aufbau und Unterhalt des Körpers, um ihn kräftig zu machen. Die Einnahme der äußerst wichtigen geistigen Nahrung, der Erkenntnis Gottes, Jehovas, und seines Sohnes, Christi Jesu, mittels Gottes Wort, dient dem Aufbau und Unterhalt eines starken Glaubens, weil der Christ „durch Glauben“ lebt. „Dieserhalb beuge ich meine Kniee vor dem Vater“, sagt Paulus, „auf daß er euch gebe … mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen … indem ihr … gewurzelt und gegründet seid.“ — Röm. 1:17; Eph. 3:14-17.
REGELMÄSSIGKEIT MUSS GELERNT WERDEN
11. Warum bedeuten regelmäßige und häufige Mahlzeiten keine Last?
11 Nicht wie Tiere, die einen Winterschlaf machen, wie zum Beispiel Schlangen und viele Insekten, die lange Zeit ohne Nahrung auskommen, ist der Mensch dazu erschaffen worden, jeden Tag emsig tätig zu sein und daher regelmäßig und öfters zu essen. Die Menschen brauchen im allgemeinen mindestens drei Mahlzeiten am Tag, um körperlich gesund zu bleiben. Welche Menge von Mahlzeiten das im Laufe der normalen Lebenszeit schon ausmacht, geschweige denn während des ewigen Lebens! Fast klingt das wie eine Last, doch ist es keine! Für den gesunden Menschen bedeutet jedes Mahl eine Abwechslung, eine Zeit der Entspannung, der Befriedigung und oft auch froher Gesellschaft; und gerade das bezweckte der Schöpfer damit, sonst hätte uns Jehova ja täglich dreimal Pillen mit derselben Wirkung für unseren Körper geben lassen können! Es gibt Wissenschaftler, die mit dem Gedanken spielen, der Mensch werde künftig die Nahrung so zu sich nehmen. Aber Jehova hat es nicht so vorgesehen. Er wünscht, daß wir all die Freude und den Genuß haben, die mit den normalen täglichen Mahlzeiten verbunden sind.
12. Weshalb ist es noch wichtiger, regelmäßig geistige Nahrung zu sich zu nehmen?
12 Ist Regelmäßigkeit und Wiederholung ebenso unerläßlich, wenn es um geistige Speise geht? Noch unerläßlicher! Gottes Wort und unsere Erfahrungen zeigen uns, daß nach Gottes Absicht der Mensch nicht eine Menge geistiger Speise auf einmal einnehmen und dann wieder wochen- oder monatelang ohne Nahrung auskommen soll. Wie ein Mangel an Nahrung den Körper schwächt, so schwächt ein Mangel an geistiger Nahrung den Glauben oder den „inneren Menschen“. Während aber ein schwacher Körper Gottes Werturteil über den Betreffenden, der ihm dient, nicht berührt, kann ein schwacher Glaube zum Verlust der Lauterkeit gegenüber Gott führen, indem ein solcher Mensch auf Kompromisse eingeht oder gänzlich vom Glauben abfällt und dadurch sein Recht auf ewiges Leben vor Gottes Augen verliert. Somit ist die geistige Unterernährung viel gefährlicher als die buchstäbliche Unterernährung. Deshalb preist Jehova die glücklich, die sein Wort „Tag und Nacht“ studieren. Fällt uns das schwer? Ganz und gar nicht. Ohne Zweifel wollte Jehova die geistigen Mahlzeiten, die für das Leben des Menschen so notwendig sind, ebenso zu einer Zeit der Entspannung, Befriedigung und der glücklichen Gemeinschaft mit ihm machen, wie es die normalen Mahlzeiten sind. Wenn wir einen normalen geistigen Appetit haben, werden wir das auch so empfinden. — Heb. 10:25; Ps. 1:2; Jos. 1:8; 5. Mose 6:7; Spr. 6:20-22.
13. Führe eines der Dinge an, an denen ein reifer Christ erkannt wird.
13 Natürlich muß Regelmäßigkeit hinsichtlich der normalen Mahlzeiten gelernt werden, so wie wir die meisten Dinge im Leben lernen müssen. Kinder sind oft zu beschäftigt, als daß sie sich an die Essenszeiten erinnerten; aber gute Eltern erziehen sie auf eine Weise, daß sie sich angewöhnen, jeden Tag zu regelmäßigen Zeiten zum Tisch zu kommen. Nicht daß wir uns zur Essenszeit stets hungrig fühlen, aber wir denken gar nicht darüber nach, sondern erscheinen aus Gewohnheit, ganz von selbst, beim Essen; und sind wir erst bei Tisch, finden wir oft, daß der Appetit mit dem Essen kommt. Dieselbe Gewohnheit muß in bezug auf geistige Mahlzeiten entwickelt werden. Ob wir uns im Augenblick tatsächlich hungrig fühlen, ist nicht ausschlaggebend. Ein reifer Christ ist jemand, der sich angewöhnt hat, seine Schritte automatisch zum Königreichssaal oder in ein Zimmer zu lenken, wo er privat studieren kann, wenn die Zeit für eine geistige Mahlzeit gekommen ist. Wenn du noch zu jung bist, um als Christ diese Gewohnheit völlig entwickelt zu haben, sollte dich jemand an die Essenszeiten erinnern. Wenn du einfach zu beschäftigt bist, um richtig über die Notwendigkeit, dir Regelmäßigkeit im Essen anzugewöhnen, nachzudenken, und jemand ein so großes Interesse an dir hat, daß er dich unterweist, damit du stark genug werdest, um durch die unverdiente Güte Jehovas die Welt zu überwinden und sie zu überleben, so hast du allen Grund, Gott dafür zu danken.
HUNGERN?
14, 15. Wie sucht Satan, Gottes Diener auszuhungern?
14 Eines der erfolgreichsten Mittel, Menschen von Jehovas Einfluß und der stärkenden Wirkung seines Geistes wegzulocken, besteht darin, sie, wenn möglich, von der geistigen Speise abzuschneiden. Einige werden durch den Materialismus, durch Sinnlichkeit, durch Stolz oder Menschenfurcht oder auf sonst eine Weise, durch die an ihre Selbstsucht appelliert wird, dazu verlockt, sich von den geistigen Mahlzeiten fernzuhalten. Solche meiden Jehovas reichgedeckten Tisch aus eigenem Willen und müssen die Verantwortung, bei gedecktem Tisch zu hungern, selbst tragen. Ihre Kraft wird abnehmen, ihr Glaube Schiffbruch erleiden. — Jes. 25:6; 65:13, 14; Matth. 24:45-51; 1. Tim. 1:19.
15 Anderen Dienern Gottes entzieht Satan durch Zwang die geistige Speise, damit sie verhungern sollen, indem er sie in Gefängnisse und Sklavenlager einsperren läßt, um ihren geistigen Zusammenbruch herbeizuführen und sie dem Druck der Versuchungen auszusetzen, die sie in ihrer Lauterkeit gegenüber Jehova Gott erschüttern sollen.
16, 17. Wie beeinflußt geistiger Hunger eine Person, und was sollten wir daraus lernen?
16 Ein Zeuge Jehovas, der in Deutschland unter Hitler jahrelang in Einzelhaft saß, beschreibt, was geschieht, wenn ein Diener Gottes geistig hungert: „In diesem Zustand ist das Gehirn noch das einzige Organ, das arbeitet, und wie kam es mir doch zustatten, daß ich den Wachtturm in früheren Jahren gut studiert hatte und so für die Zeit der Verfolgung durch das Studium der Artikel über Esther und Mordokai, über Furchtlosigkeit, Daniel in der Löwengrube, die drei Männer im Feuerofen usw. gut gewappnet war. In diesem Zustand arbeitete ich ganze Vorträge aus, die ich im Laufe mancher Jahre nach meiner Freilassung tatsächlich zum Teil gehalten habe. Wenn man aber von der geistigen Speise abgeschnitten ist und keine Gelegenheit hat, mit anderen Menschen Gedanken auszutauschen, entschwinden einem die Bilder und Gedanken allmählich. Nach einer Weile verliert man Schrifttexte und wichtige Wahrheiten, die nur durch beständigen Gebrauch frisch bleiben, ganz aus dem Gedächtnis. In diesem Zustande nimmt der Gedankenvorrat ständig ab. Wer nur über eine kleine Menge verfügt und in eine solche Lage gerät, braucht sie viel schneller auf. Das haben die Erfahrungen ebenfalls gezeigt. Haben nicht viele, die sich in diesem Zustande befanden, alles Mögliche getan, um wieder frei zu werden? Ja, sie sind nicht bereit gewesen, ein zweites Mal ins Gefängnis zu gehen, und konnten das nur dadurch verhindern, daß sie sich auf Kompromisse einließen.“
17 All das lehrt uns deutlich, daß man, gleichwie man buchstäbliche Speise zu sich nehmen muß, auch regelmäßig und häufig geistige Speise zu sich nehmen muß, um in der Geistesverfassung, die man Glauben nennt, zu bleiben, ohne den es unmöglich ist, Jehovas Wohlgefallen zu finden. Ein Christ genießt seine eigene Art von Nahrung; er „nährt sich mit den Worten des Glaubens“. — Heb. 11:6; 1. Tim. 4:6, NW.
APPETITLOSIGKEIT
18. Was verursacht Appetitlosigkeit, und wie sollten wir uns dabei verhalten?
18 Obwohl der Mensch normalerweise nach Nahrung Verlangen hat, kann sich doch ein kranker Zustand des Körpers bis zu dem Punkt entwickeln, daß er sein Verlangen danach verliert. Er hat keinen Appetit mehr. Wenn wir daran denken, was Nahrung für uns bedeutet, wird uns klar, daß Appetitlosigkeit die Gesundheit bedroht und direkt unser Leben gefährdet, wenn ihr nicht bald abgeholfen wird. Es gibt verschiedene Ursachen der Appetitlosigkeit: eine Vergiftung des Systems, nervöse Verkrampfung, Mangel an Gesellschaft, an Bewegung oder frischer Luft. Was auch immer die Ursache sei, es muß diesbezüglich etwas unternommen werden. Die betroffene Person muß die Sache selbst in die Hand nehmen oder, wenn sie das nicht tun kann, wird jemand anders es tun müssen. Den Dingen einfach den Lauf zu lassen würde sich verhängnisvoll auswirken.
19. Was verursacht geistige Appetitlosigkeit, und was kann man dagegen tun?
19 Wie steht es mit deinem geistigen Appetit? Bist du wohlauf und geistig gesund? Genießt du dein Essen, und bereitest du auch dem Herzen des großen Gebers der geistigen Nahrung Freude? Regt dein gutes Beispiel auch den geistigen Appetit aller anderen an, und trägt er zu einer Stimmung der Zufriedenheit und des Wohlgefühls bei? Oder hast du vielleicht etwas gegessen, was dich vergiftet hat? Wenn ja, dann suche dich zu entgiften, indem du dir eine Menge des reinigenden Wassers aus Gottes Wort durch den Sinn gehen läßt. Oder bist du zufolge von Nervosität wegen zu großer Besorgnis um die Dinge dieses Lebens verkrampft? Warum nicht durch den großen Lehrer Christus Jesus deinem Denken die rechte Richtung geben lassen? Hat sich erst die Verkrampfung gelöst, so wirst du dich hungrig fühlen. Oder fehlt es dir an Gesellschaft, und verlierst du den Appetit, weil du nicht mit anderen zusammen bist? Warum nicht den Königreichssaal aufsuchen und dort regelmäßig mit den übrigen Gliedern der Familie der christlichen Brüder die Speisen genießen? Dort bekommst du Appetit. Oder fehlt es dir an Bewegung und frischer Luft? Hast du den Felddienst in den letzten Monaten leichtgenommen? Was immer auch die Ursache deiner geistigen Appetitlosigkeit sein mag, gibt es dagegen doch ein Mittel. Was du dir aber nicht leisten darfst, ist Gleichgültigkeit, indem du den Dingen einfach den Lauf läßt. Nein, entschlossen wirst du die Sache in die Hand nehmen. Die Sache anstehen zu lassen ist verhängnisvoll. Es geht auf Leben und Tod. — Matth. 6:25-34.
20. Weshalb sind fünf Zusammenkünfte in der Woche nicht zuviel?
20 Es gibt Brüder, die denken, sie seien reif, aber sie scheinen nicht imstande zu sein, genügend geistigen Appetit zu entwickeln oder sich in Zucht zu nehmen, um bei allen regulären Versammlungen anwesend zu sein. Sie sind wählerisch in bezug auf die Zusammenkünfte, die sie besuchen wollen. Könnte es wohl sein, daß wir zu viele Zusammenkünfte haben? Genügt es denn nicht, daß wir uns einige davon auswählen, denen wir dann regelmäßig beiwohnen? Vergeßt nicht, daß ihr mindestens acht Stunden täglich der falschen Propaganda der Welt Satans ausgesetzt seid, die darauf abzielt, euch durch Gehirnwäsche jeden kleinen Bissen Nahrung für das geistige Leben wegzuschwemmen. Wieso könnten denn fünf Stunden in der Woche, die wir in Zusammenkünften verbringen, für die Auferbauung und den Unterhalt des Geisteszustandes, den wir Glauben nennen, zuviel sein? Es gibt im Glauben gewisse Grade. Einige Menschen haben viel, einige wenig Glauben. Dieselbe Person kann zu verschiedenen Zeiten mehr oder weniger Glauben haben, doch hängt alles von der geistigen Nahrung ab, die vorher eingenommen worden ist, und dann auch von den Werken, die der Betreffende aus Glauben tut. Glaube wird mit einem Schild verglichen, „mit dem ihr imstande sein werdet, alle brennenden Geschosse des Bösen auszulöschen“. In diesem Zeitalter der Raketengeschosse kann es sich ein Christ nicht leisten, seinen Schild auch nur einen Augenblick sinken zu lassen, indem er nur bestimmte Zusammenkünfte besucht und andere meidet. Deshalb müssen wir alle Zusammenkünfte, die für wahre Christen veranstaltet werden, regelmäßig besuchen und müssen auch privat studieren. Das dient uns zum Schutz und auch zu unserer Unterweisung, damit wir auch andere lehren und sie ebenfalls im Glauben stärken können. — Eph. 6:16, NW.
21. Warum sollten wir uns beunruhigt fühlen, wenn uns das, was wir privat oder in den Zusammenkünften studieren, nicht mehr richtig interessiert?
21 Vergiß jedoch nicht, daß es möglich ist, zum Tisch zu kommen und dennoch wegen Appetitlosigkeit nicht zu essen. Ebenso kannst du in die Versammlung kommen oder privat studieren, ohne wirklich etwas in dich aufzunehmen. Einige tun das. Wohl sind sie in den Versammlungen zugegen, aber ihr Geist ist nicht rege, um die nährende Erkenntnis aufzunehmen. Ihr Geist ist abwesend. Sie studieren nicht im voraus, um sich intensiv mit dem Thema, das besprochen wird, zu befassen und sich dann auch an der Besprechung zu beteiligen. Deswegen werden sie nicht auferbaut. Wenn dir das bezüglich deines natürlichen Appetits passieren sollte, wärest du beunruhigt? Weshalb? Schmerzt es etwa? Nein, das gerade nicht. Du fühlst dich einfach nicht hungrig und empfindest keinen Drang zum Essen. Das ist alles — wenigstens anfänglich. Warum sich also darüber Sorgen machen? Es wäre so ja billiger! Aber nein — so siehst du die Sache nicht an. Dein Urteilsvermögen sagt dir, daß dieser Zustand unheilvoll endet, wenn er andauert. Auf Grund einer vernünftigen Überlegung zwingst du dich daher, etwas zu essen, oder du unternimmst diesbezüglich etwas, oder du gehst zum Arzt; auf jeden Fall läßt du die Sache nicht anstehen. Solltest du bezüglich deiner geistigen Gesundheit nicht ebenso denken?
DAS GEGENMITTEL
22. Was sollte getan werden, um geistige Appetitlosigkeit zu überwinden?
22 Es kommt vor, daß Personen, die in ein heißes Klima kommen, den Appetit verlieren. Jeder Arzt rät in einem solchen Falle, daß sie sich zum Essen zwingen sollen, ob es ihnen genehm sei oder nicht. Zwinge dich, die Speise zu verarbeiten, indem du sie aufnimmst, und ziehe so die normale Kraft daraus. Es erfordert Willenskraft, bis du diesen Zustand überwunden hast, aber danach kannst du entspannen und dich eines guten Appetits erfreuen. Dann brauchst du dich nicht mehr zu zwingen. In manchen Fällen ist das erforderlich, um wieder zu geistigem Appetit zu kommen. Es braucht etwas Willenskraft, etwas Disziplin; man muß sich ein wenig Zwang antun, um Erkenntnis aufzunehmen und sie sich anzueignen und davon Gebrauch zu machen; aber wenn man das eine Weile getan hat, dann kann man entspannen und sich eines ausgezeichneten Appetits erfreuen. Dann braucht man sich nicht mehr zu zwingen.
23. Warum ziehen einige nicht den vollen Nutzen aus dem Wachtturm-Studium?
23 Einige haben keinen großen geistigen Appetit beim Wachtturm-Studium, weil sie keinen Sinn für Einzelheiten entwickelt haben. Sie erwarten mehr oder weniger, daß ihnen jede Wachtturm-Ausgabe eine neue große Wahrheit bringe, wie das der Fall war, als sie in die Wahrheit kamen. Damals fiel es ihnen leicht, sich mit Gottes Wort zu ernähren. Jeder Gedanke, ja fast jeder Schrifttext war ihnen noch neu, während sie jetzt zu dem Gedanken neigen, es sei immer dasselbe Altbekannte. Jesus hat uns gesagt, warum er uns nicht fortwährend neue Dinge und Gedanken vermittelt, weil wir nämlich nicht fähig wären, uns alles so schnell zu eigen zu machen. Daher ist es gut, daß nicht jeder Wachtturm neues Licht aus Jehovas Tempel bringt. Wir könnten es nicht so schnell assimilieren; dennoch enthält jeder Wachtturm genügend Nahrung, um uns gut zu ernähren, damit wir geistig lebendig bleiben. Alles hängt davon ab, wie man die Sache ansieht. Wer sich darin übt, nach Einzelheiten Ausschau zu halten, wird überrascht sein über das, was er in jeder Wachtturm-Ausgabe finden kann. Kannst du vielleicht auf folgende Fragen Antwort geben: Warum sagen wir, die Neue-Welt-Gesellschaft sei im Jahre 1919 gegründet worden? Wann wurde der Grundstein der neuen Welt gelegt? Wer hat den alten Bund weggenommen und ihn an den Stamm genagelt? Das sind einige der Dinge, nach denen du ausblicken solltest, und wenn du weißt, wie du graben mußt, dann wirst du solche Dinge aus jedem Wachtturm-Artikel hervorholen können. Wir müssen uns beständig dazu erziehen, unseren Appetit nach solchen einzelnen Bissen zu wecken. Solange du nach dem Warum und Wozu fragen kannst, wirst du deinen geistigen Appetit anregen.
24. Weshalb sollten wir nicht mutlos werden, wenn wir unter Appetitlosigkeit leiden, und welche Vorkehrungen hat Jehova getroffen, um seine Diener instand zu setzen, unüberwindbar zu sein?
24 Fasse also neuen Mut, wenn dir scheint, du habest deinen geistigen Appetit verloren! Es ist nie so schlimm, daß man nicht geheilt werden könnte, wenn man den Wunsch hat, gesund zu werden. Die allerbeste Zeit, zu lernen, wie du deinen Appetit anregen kannst, ist die Gegenwart, die Zeit in der Menschheitsgeschichte, in der Jehova einen mit geistiger Speise so reich gedeckten Tisch bereitet hat, indem er uns sein Wort in einem Grade verstehen läßt, wie dies nie zuvor der Fall gewesen ist. Heute läßt Gott durch seinen „treuen und verständigen Sklaven“ der ganzen Dienerschaft seines Hauses und deren Gefährten guten Willens aufwarten, um „ihnen ihre Speise zur rechten Zeit“ zu geben. Verhalte dich nicht passiv und denke nicht, du könntest diese besondere lebenswichtige Speise für die Zeit des Endes nicht in dich aufnehmen und sie in unüberwindliche Kraft umwandeln, sondern unternimm etwas! Diszipliniere dich — es geht um dein Leben! — Jes. 25:6; 55:1-3; 65:13, 14; Joh. 6:35; Off. 7:16; Matth. 24:45.
25. Wie sollte aufgespeicherte Kraft gebraucht werden?
25 Ein kräftiger Körper wird zu dem Zwecke aufgebaut, ihn zum Arbeiten zu gebrauchen und seine Kräfte zu verwenden. Gleicherweise soll ein Christ am „inneren Menschen“ gestärkt werden, damit er im Dienste seines Gottes arbeiten kann. „So ist der Glaube an sich tot, wenn er nicht Werke hat.“ (Jak. 2:17, NW) Achte darauf, daß du einen gesunden geistigen Appetit hast, und stille ihn!
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