Der wachsame „treue und verständige Sklave“
„Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave, den sein Meister über die Diener seines Hauses gesetzt hat, um ihnen ihre Speise zur rechten Zeit zu geben? Glücklich ist jener Sklave, wenn ihn sein Meister bei der Ankunft so beschäftigt findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über all seinen Besitz einsetzen.“ — Matth. 24:45-47, NW.
1, 2. (a) Wie betrachtet (1) ein Welthistoriker das Jahr 1914? (2) Wie betrachten es Erforscher der Bibel? (b) Weshalb ist die Frage interessant, ob es einst wachsame Wächter hinsichtlich des Jahres 1914 gegeben hat oder nicht?
HEUTE geben scharfsichtige Beobachter der Weltverhältnisse offen zu, daß das Jahr 1914 einen großen Wendepunkt in den Angelegenheiten der Erde bedeutet. Ein Professor der Weltgeschichte, Arnold J. Toynbee, von London, schreibt: „Nahezu ein Vierteljahrtausend, bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges im Jahre 1914, erfreute sich der Westen einer unantastbaren Überlegenheit in der Welt. Seit 1914 jedoch hat sich die Lage geändert. Innerhalb der letzten zweiundvierzig Jahre hat der Westen seine frühere Überlegenheit in der Welt eingebüßt, und zudem hat er sein früheres Vertrauen in sich verloren.“ (Zeitschrift Collier, 30. März 1956, S. 76, 78) Wenn diese wahren Worte auch mit der biblischen Deutung des Jahres 1914 nicht identisch sind, mit jener Deutung, die zeigt, daß damals das gesetzliche Ende der „Zeiten der Nationen“ erreicht war, stimmen sie doch mit der Erkenntnis überein, daß sich 1914 als ein Jahr erwiesen hat, das ein gefährliches Omen ist, nicht nur für den Westen der Christenheit, sondern, wie wir jetzt wissen, für die ganze Menschheit.
2 Man könnte die Frage stellen: Wachten denn keine Wächter in der Welt, um die Warnung vor dieser drohenden Zeit weltweiter Schwierigkeiten vor 1914 erschallen zu lassen? Wenn es solche wachsamen Wächter gab, so müßten sie heute über die Zeiten seit dem Jahre 1914 mehr wissen als irgend sonst jemand auf Erden. Solchen Wächtern sollte man nachforschen, um von ihnen in diesen immer gefährlicher werdenden Zeiten Wegleitung und Ratschläge entgegenzunehmen. Sie mögen in der Lage sein, fragenden Menschen den Weg zur Sicherheit zu weisen.
3. Wo waren keine Wächter zu finden und weshalb?
3 Hat man solche wachsamen Wächter unter der katholischen Geistlichkeit gefunden? Kaum. Die Geschichte zeigt, daß diese vor 1914 und seither mit ihrem kirchlichen Brauchtum und ihrer Teilnahme an der Weltpolitik zu sehr beschäftigt gewesen ist, als daß sie auf die Zeichen dieser Zeiten geachtet hätte. Vielleicht aber wurden die vielen protestantischen Gruppen gewarnt und wachgehalten? Nein. Ihre Geistlichkeit befaßte sich vor 1914 zu sehr mit der höheren Textkritik und mit dem, was man die moderne Richtung nennt. Was aber ist von den jüdischen Weisen und Rabbis zu sagen? Von neuem nein. Vor 1914 waren sie auf den Materialismus eingestellt und waren emsig damit beschäftigt, den Zionismus zu befürworten, um ihren Traum von einem neuerrichteten Staat in Palästina zu verwirklichen. Wie stand es mit den weitsichtigen Weltpolitikern und Finanzgrößen? Vielleicht wußten sie, was zu kommen im Begriffe war? Nein, bestimmt nicht. Sie steckten bis über die Ohren in Kriegsrüstungen und rafften deren Gewinne zusammen. Alle erwiesen sich als schläfrige „Wächter“, die nur dem Namen nach Christen waren. Jesaja beschreibt sie treffend: „Seine Wächter sind blind, sind alle ohne Erkenntnis; sie alle sind stumme Hunde, die nicht bellen können; sie träumen, liegen da, lieben den Schlummer.“ — Jes. 56:10.
4. Wo gab es wachsame Wächter und in Übereinstimmung mit welcher Prophezeiung?
4 Blieb die Welt also ohne Warnung von seiten wachsamer Wächter? Ganz und gar nicht! Es bleibt noch eine weitere Gruppe, bei der man nachprüfen kann, nämlich die Watch Tower Society (Wachtturm-Gesellschaft) der Zeugen Jehovas. Die geschichtlichen Zeugnisse widerhallen von dem „Ja“, das auf die Frage ertönt, ob denn sie wach gewesen seien. Ihrem Namen „Zeugen“ getreu, standen sie als Wächter auf ihrem bildlichen „Wachtturm“ und ließen vor den Völkern der Christenheit weltweit die Warnung erschallen. Aber die Massen der Christenheit zollten ihnen größtenteils wenig Beachtung. Jeremia hatte dies durch folgende Worte Gottes genau vorausgesagt: „Ich habe Wächter über euch bestellt, die da sagen: Merket auf den Schall der Posaune! Aber sie sprechen: Wir wollen nicht darauf merken.“ — Jer. 6:17.
5—7. (a) Welcher Bericht über Wachsamkeit ist in Verbindung mit Jehovas Zeugen vorhanden? (b) Welchen Beweis liefert eine bestimmte Quelle der Dokumentierung?
5 Ja schon im Jahre 1877, zwei Jahre, bevor ihre bedeutsam benannte Zeitschrift The Watchtower, d. h. Der Wachtturm, zu erscheinen begann, kündigten die neuzeitlichen Zeugen Jehovas wahrheitsgemäß an, daß die Heidenzeiten im Jahre 1914 zu Ende gehen würden. Während der siebenunddreißig folgenden Jahre drängten diese Zeugen kraftvoll voran und führten einen weltweiten Feldzug durch, um die Nationen in Kenntnis zu setzen, daß ihre Lehnsherrschaft, die bis dahin ohne Gottes Eingriff gedauert hatte, im Jahre 1914 ablaufen werde. — Siehe „Steigerung bis zum Höhepunkt im Jahre 1914“ in dem Buche Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 47 bis 58.
6 Eine führende New Yorker Zeitung, The World [Die Welt], brachte in ihrer Sonntagsbeilage vom 30. August 1914 in einem thematischen Artikel einen historischen Beitrag zu den vielen Dokumentarberichten, die für die Weltgeschichte bezüglich dieser Bibelzeugen Jehovas zur Verfügung standen. Damals waren sie auch unter dem Namen ihrer britischen Körperschaft bekannt, unter dem Namen International Bible Students Association [Internationale Bibelforscher-Vereinigung]. Es hieß unter anderem in dem Artikel:
7 „Durch den entsetzlichen Kriegsausbruch in Europa ist eine außergewöhnliche Prophezeiung in Erfüllung gegangen. Während des vergangenen Vierteljahrhunderts haben die ‚Internationalen Bibelforscher‘, am besten als ‚Millennium-Tagesanbruch-Leute‘ bekannt, der Welt durch ihre Prediger und durch die Presse angezeigt, daß der Tag der Rache, der in der Bibel prophezeit wird, im Jahre 1914 anbrechen werde. ‚Schaut nach 1914 aus!‘ ist der Ruf von Hunderten reisender Evangelisten gewesen, die als Vertreter dieses befremdenden Glaubens im Lande hin und her gezogen sind, um die Lehre zu verbreiten, daß das ‚Königreich Gottes herbeigekommen‘ sei.“ — Ebenda, S. 54.
WIE DIES MIT DER BIBEL IN VERBINDUNG STEHT
8, 9. Welche Fragen entstehen nun, und bei welcher Gelegenheit gibt ein Prophet zum Teil die Antworten?
8 Steht diese Sachlage, da die Geschichte die Tatsache bestätigt, daß Jehovas Zeugen die einzige christliche Gruppe waren, die in bezug auf das Jahr 1914 und die nachfolgenden „letzten Tage“ in wachem Zustand vorgefunden wurden, denn irgendwie mit der Bibel in Verbindung? Können sich diese Zeugen vor den Millionen, die heute in der Finsternis der Welt sitzen und nach einer von Gott geleiteten Führung Ausschau halten, irgendwie schriftgemäß legitimieren? Bei der Beantwortung dieser Frage betrachte man folgendes:
9 Jesus Christus, der größte Prophet, der je auf Erden lebte, hat prophezeit, daß es sowohl vor als auch während der „Zeit des Endes“ eine wachsame Gruppe von Christen auf dem Weltschauplatz geben werde. Kurz bevor er an den Pfahl geschlagen wurde, baten ihn vier seiner Jünger, nämlich Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas, mit denen er auf dem Ölberge saß, privat um ein genaues Zeichen hinsichtlich der letzten Tage, wenn er wiederkommen würde, um unsichtbar die Angelegenheiten seiner Diener auf Erden zu leiten. Jesu auffallend eingehende Antwort ist uns in den Bibelberichten erhalten geblieben, die Matthäus, Markus und Lukas in den entsprechenden Kapiteln 24, 13 und 21 aufgezeichnet haben. — Mark. 13:3.
10. Wie sollten Jesu Worte verstanden werden, die wir in Matthäus 24:42-44 finden?
10 Jesus gab folgende Antwort: „Bleibt also wachsam, denn ihr [Mehrzahl, also kollektiv] wißt nicht, an welchem Tage euer Meister kommt. Doch wißt das eine, daß, wenn der Hausherr gewußt hätte, in welcher Wache der Dieb käme, er wach geblieben wäre und nicht zugelassen hätte, daß man in sein Haus einbricht. Darum seid auch ihr [Mehrzahl, also kollektiv] bereit; denn zu einer Stunde, in welcher ihr [Mehrzahl] nicht daran denkt, wird der Sohn des Menschen kommen.“ (Matth. 24:42-44, NW) Beachtet, daß Jesus hier seine Gruppe von Jüngern ermuntert, wachsam zu sein wie ein wachsamer „Hausherr“. Es ist nichts Außergewöhnliches, daß sich Jesus durch ein Bild in der Einzahl auf die Tätigkeit seiner kollektiven Gruppe von Jüngern bezieht. Ähnlicherweise werden sie in der Bibel kollektiv als eine „Braut“, ein „Haus“ und als ein „Tempel“ erwähnt. — Joh. 3:29; Heb. 3:6; 2. Kor. 6:16.
11, 12. (a) Wer waren jene, die zur Zeit der zweiten Gegenwart Jesu in wachem Zustand vorgefunden werden sollten? (b) War es befremdend, daß Jesus sich für die Tätigkeit seiner künftigen Jünger interessieren sollte?
11 Deutet Jesus hier an, daß einige von der wachsamen „Hausherrn“-Gruppe, die mit ihm auf dem Ölberg saßen, zur Zeit seiner zweiten Gegenwart, am Ende der „Zeiten der Nationen“, im Jahre 1914, noch am Leben wären? Schwerlich, denn offenbar ist keiner der vier Jünger über das Jahr 100 hinaus am Leben geblieben. Jesus wußte voraus, daß diese vier Apostel und acht weitere Apostel die Grundlagen zweiten Grades einer organisierten Jüngergruppe bilden würden, die nach Pfingsten des Jahres 33 n. Chr. als die Christenversammlung bekanntwerden sollte, von der Jesus selbst die Felsgrundlage ersten Ranges wäre. (Eph. 2:20; Matth. 16:18) Somit hatte Jesus die wachsame Versammlung, nicht die vier Einzelpersonen, im Sinn, als er darauf hinwies, daß sie durch die Jahrhunderte hindurch am Leben bleiben würde, selbst wenn bisweilen die Jünger-Linie im Dunkeln läge, da sie aus dem historischen Blickfeld verschwunden wäre.
12 Die nach den Tagen der Apostel gesalbten, künftigen Nachfolger Jesu waren aus Jesu Gedanken und Worten nicht ausgeschlossen. Zum Beispiel sprach Jesus in seinem letzten Gebet, das in Johannes 17:1-26 (NW) aufgezeichnet ist, zu Jehova die Worte: „Ich bitte nicht allein ihretwegen [der Apostel wegen, die bei ihm waren], sondern auch hinsichtlich jener, die durch ihr Wort an mich glauben.“ (Vers 20) Es ist daher nicht befremdend, daß künftige Glieder der Versammlung an der vollen Erfüllung der Gleichnisse und Reden Jesu mitbeteiligt sind.
13, 14. (a) Wer war im ersten Jahrhundert der „treue und verständige Sklave“? (b) Wie wurden die „Diener des Hauses“ ernährt? (c) Was ist mit den Worten „um ihnen ihre Speise zur rechten Zeit zu geben“ gemeint?
13 Laßt uns sehen, was Jesus bei diesem Anlaß, als er mit seinen vier Jüngern auf dem Ölberg saß, weiter sagte. „Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave, den sein Meister über die Diener seines Hauses [oder die Dienerschaft] gesetzt hat, um ihnen ihre Speise zur rechten Zeit zu geben?“ (Matth. 24:45) Beachte, daß Jesus nun die kollektive Gruppe als einen „treuen und verständigen Sklaven“ erwähnt, wobei die Person des „Sklaven“ richtigerweise in der Einzahl steht. Er sagt, daß der „Sklave“ die „Diener des Hauses“ speisen müsse; von diesen also wird in der Mehrzahl gesprochen. Wie geschah dies? Vor seiner Auffahrt in den Himmel hob Jesus Petrus gegenüber dreimal hervor, daß ein solcher Dienst des Weidens durchgeführt werden müsse: „Weide meine jungen Lämmer … Hüte meine Schäflein … Weide meine Schäflein.“ (Joh. 21:15-17, NW) In den Tagen des Petrus waren die Schafe Glieder der „kleinen Herde“ der gesalbten Christen, die schließlich die Zahl von 144 000 ausmachen sollen. (Luk. 12:32) Hier also haben wir die Dienerschaft oder die „Diener des Hauses“ im einzelnen, die von der Versammlung oder der sklavengleichen Organisation durch deren Aufseher treulich gespeist werden. Viele Jahre später erinnert Petrus die Aufseher daran, daß sie ‚die Herde Gottes hüten müßten‘. — 1. Pet. 5:2, NW.
14 Während all der Jahre seither hat die sklavengleiche Versammlung ihre wahren Glieder treu und verständig geweidet oder ernährt. Von Pfingsten des Jahres 33 n. Chr. an bis zur gegenwärtigen Stunde hat sie es mit Liebe und Sorgfalt getan. Und diese „Diener des Hauses“ sind mit fortschrittlicher geistiger Speise ernährt worden, so daß sie Schritt halten können mit dem „glänzenden Licht, das heller und heller leuchtet, bis zum vollen Tag“. (Spr. 4:18, NW) All dies hat sich als „Speise zur rechten Zeit“ erwiesen, wie Jesus es gesagt hatte.
15, 16. Was würden die „Diener des Hauses“ — wie die Bibel es andeutet — während der 1900 Jahre dauernden Abwesenheit des Meisters erleben?
15 Während Jesus wie ein Sämann die Dienerschaft oder „Diener seines Hauses“ gleich Weizen reichlich gepflanzt hat — und das unter einer Hirtenorganisation, der Versammlung —, berichtet die Geschichte anderswo, daß Satan in Erfüllung der Prophezeiung Jesu das Feld mit Unkraut besäte, in dem Bestreben, die dünner werdende Linie wahrer weizengleicher Nachfolger zu ersticken. (Matth. 13:25, 37, 38) Würde dies Satan gänzlich gelingen, so daß nach Abwesenheit des Meisters, nach nahezu 1900 Jahren, kein „Weizen“ mehr übrigbliebe? Jesus selbst stellte diese Frage wie folgt: „Wird aber der Sohn des Menschen zur Zeit seiner Ankunft wirklich diesen Glauben auf der Erde finden?“ — Luk. 18:8, NW.
16 Jesus beantwortet diese Frage in dem obenerwähnten Bilde von dem Sämann zuversichtlich, wenn er sagt: „Gleichwie nun das Unkraut zusammengelesen und mit Feuer verbrannt wird, so wird es auch in der Vollendung des Systems der Dinge sein. Zu jener Zeit werden die Gerechten leuchten, so hell wie die Sonne im Königreiche ihres Vaters.“ (Matth. 13:40, 43, NW) So wurde angezeigt, daß viele Glieder der „Weizen“-Klasse der Gerechten, der Gesalbten, bis zur „Zeit des Endes“ und während derselben hier auf Erden leben würden. Aus diesem Grunde sagte Jesus in Matthäus 24:46 (NW) weiter: „Glücklich ist jener Sklave, wenn ihn sein Meister bei der Ankunft so beschäftigt findet.“ Wie bestätigt die Geschichte diese zuversichtliche Erwartung Jesu?
17, 18. (a) Wann und wie begannen die wahren Christen wieder in das Blickfeld der Geschichte zu treten? (b) Wie bewiesen sie, daß sie hellwach waren, doch warum kam für sie eine Zeit der Prüfungen?
17 Von 1870 an begann die dünne Linie wahrer Christen so wie in den Tagen des ersten Jahrhunderts wieder in das Blickfeld der Geschichte zu treten. Die vielen Glieder der „Weizen“-Klasse unternahmen entschiedene Schritte, um sich von den vielen unkrautgleichen Sekten der Christenheit zu trennen. Diese versammelte Gruppe von Christen aus vielen Teilen der Erde bildete eine neue Vereinigung, die später als Jehovas Zeugen bekanntwurde. Von 1879 an wurde die Zeitschrift The Watch Tower von dieser kollektiven Gruppe dazu gebraucht, den Gliedern der gesalbten „kleinen Herde“ regelmäßig geistige Speise auszuteilen. Ja die „Diener des Hauses“ oder die einzelnen Gesalbten wurden durch das vermehrte Licht biblischer Wahrheit, die von der kollektiven „Sklaven“-Gruppe wiederhergestellt wurde, geistig neu belebt. Im Jahre 1884 bildete diese Gruppe des „Sklaven“ einen gesetzlichen Knecht, eine Körperschaft, unter dem Namen Zion’s Watch Tower Tract Society, die jetzt als die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania bekanntgeworden ist.
18 Unter der Leitung dieser religiösen Körperschaft wurde ein großer, weltweiter Feldzug unternommen, der das Ende der „Zeiten der Nationen“, das auf das Jahr 1914 fiel, bekanntmachen sollte, wie das schon früher erwähnt worden ist. Jehovas Wachtturm-Zeugen erwiesen sich als wachsame, geistige Wächter. Aber die Schrift zeigt, daß ihre Kleider unrein waren, weil sie so lange mit abtrünnigen Christen verbunden gewesen waren. (Sach. 3:3, 4) Sie pflegten noch viele Gewohnheiten und hatten noch viele Charaktermerkmale und Glaubensansichten, die dem ähnlich waren, was in den unkrautgleichen Sekten der Christenheit zu finden war. Somit kam für sie vom Jahre 1914 bis 1918 eine Zeit feuriger Prüfungen, die nicht ohne Grund mit der alten Zeit von 607 bis 537 v. Chr. verglichen werden kann, während der die Juden in babylonischer Gefangenschaft weilten.
19. Erkläre die Erfüllung von Matthäus 24:7, 9.
19 In derselben Prophezeiung von Matthäus (24:7, 9, NW) sagt Jesus: „Denn Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich [wie das im Jahre 1914 geschah] … Dann wird man euch [Mehrzahl, kollektiv] Drangsalen preisgeben und euch [einige von euch, nicht alle] töten, und ihr werdet von allen Nationen gehaßt werden um meines Namens willen.“ All dies geschah in Verbindung mit ihrer Übertretung, weil sie noch Menschenfurcht gehabt und sich während der Kriegsjahre nicht strikt neutral verhalten hatten und auch mit vielen unreinen religiösen Bräuchen befleckt waren. Jehova und Jesus Christus ließen es geschehen, daß diese Zeugen geschmäht, verfolgt, verboten und ihre Beamten von den Nationen dieser alten Welt eingesperrt wurden. Bis zum Sommer des Jahres 1918 war die Stimme der stark organisierten Wachtturm-Zeugen zum Schweigen gebracht; sie waren also kollektiv getötet worden, wie es in Offenbarung 11:7, 8 prophezeit worden ist. Man beachte jedoch, daß die Stimme dieses Wächters nicht zum Schweigen gebracht wurde, ehe sie ihr phänomenales Werk des Warnens der Völker der Nationen vor 1914 beendet hatte. Siehe in bezug auf die vollständigen Tatsachen die Kapitel „Die Gefangenschaft zugelassen“ und „Befreiung von babylonischer Gefangenschaft“ im Buche Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 74 bis 90.
20, 21. (a) Beschreibe die feurige Prüfung, die über die „Diener des Hauses“ kam. (b) Was war das Ergebnis?
20 Wie wir nun wissen, wurde diese Wächterklasse des „treuen und verständigen Sklaven“ gereinigt, damit sie in den stürmischen Jahren, die ihrer Wiederherstellung im Jahre 1919 folgten, einen noch umfassenderen Wächterdienst tun könnte. Vorher (im Frühjahr 1918) war Jehova zu seinem Tempel — zu den christlichen Dienern auf Erden — gekommen, um ihn zu inspizieren und zu reinigen. (Mal. 3:1-3) Den vielen Schlechten entzog er die Gemeinschaft, und sie wurden weggeschickt. Ein loyaler Überrest durfte die feurige Prüfung durchmachen, in der Jehova und sein Bote, Christus Jesus, dessen Glieder (1) durch organisatorische Vorkehrungen in bezug auf ihre Loyalität gegenüber Jehovas Organisation, statt gegenüber menschlichen Führern, prüften, (2) sie durch Dienstanweisungen und Bestimmungen hinsichtlich ihres Eifers und ihrer Ergebenheit an die Anbetung Jehovas und das Zeugniswerk prüften und (3) sie in bezug auf ihre Liebe zur geoffenbarten Wahrheit prüften. Was für eine Zeit feuriger Prüfung dies doch war! — Siehe Auch du kannst Harmagedon überleben und in Gottes neue Welt gelangen, S. 303 bis 305.
21 Ein treuer Überrest von einigen tausend „Dienern des Hauses“ der „treuen und verständigen Sklaven“-Klasse überlebte diese Zeit der Prüfung. Vom Frühjahr 1919 an begannen sie sich aus dem Staube der Untätigkeit zu ihrem neuen, erhabenen Dienst als Wächter für die Welt zu erheben. (Dan. 12:2; Off. 11:11, 12) Die Schrift beschreibt sie auch und sagt, daß sie mit den neuen, reinen Kleidern der Kenntlichmachung bekleidet seien, um Jehovas Interessen auf der Erde zu vertreten. — Sach. 3:4, 5; siehe auch das Buch Rüstung, S. 53 bis 56.
22, 23. Sollte Jehova mit einer Gruppe von Neulingen handeln wollen? Wer also erfüllt Matthäus 24:14?
22 Jetzt, da das lang ersehnte Königreich im Himmel eine feststehende Tatsache geworden war, sollten seine Interessen auf Erden, die sich nach dem Jahre 1919 mehrten, bestimmt nicht den Händen einer Organisation von Neulingen, von geistigen Kleinkindern, überlassen werden. Und das geschah auch nicht, sondern der 1900 Jahre alte „treue und verständige Sklave“, die alte Christenversammlung, wurde mit diesem kostbaren Königreichsdienste betraut. Reich an Loyalität und Lauterkeit, langmütig im geduldigen Erleiden von Verfolgung, stark in seinem althergebrachten Glauben an Jehovas kostbare Verheißungen, zuversichtlich über die Führung durch seinen unsichtbaren Herrn, Jesus Christus, gehorsam gegenüber seinem jahrhundertealten Auftrag, Zeuge auf der Erde zu sein, und schließlich gereinigt durch eine feurige Prüfung, die um das Jahr 1918 kam, war der reife „Sklave“, vertreten durch einen Überrest, nun zu neuen Dienstaufgaben bereit.
23 Von allen sogenannten christlichen Gruppen der Zeit nach dem ersten Weltkrieg waren nur die wachsamen Zeugen Jehovas bereit, den schweren Auftrag, auf der ganzen Erde das Endzeugnis zu geben, zu übernehmen. Jesus sagte treffend: „Wer bis zum Ende ausgeharrt hat, der wird errettet werden. Und diese gute Botschaft vom Königreich wird gepredigt werden auf der ganzen bewohnten Erde, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das vollendete Ende kommen.“ — Matth. 24:13, 14, NW.
24. Was bedeuten die Worte in Matthäus 24:47?
24 Zu diesem 1900 Jahre alten, „treuen und verständigen Sklaven“ mit seinen Tausenden gereinigter „Diener des Hauses“ sagt Jesus als nächstes: „Wahrlich, ich sage euch [Mehrzahl, kollektiv]: Er wird ihn über all seinen Besitz einsetzen.“ (Matth. 24:47, NW) Dieser Besitz besteht aus den Interessen des Königreiches Christi auf Erden. Mit praktischer Weisheit anvertraut Jesus diese Königreichsinteressen seinem Veteran, der bewährten „Sklaven“-Klasse. So hat sich denn diese „Sklaven“-Klasse, die sich der Watch Tower Society bedient hat, in der einzigartigen Stellung der verantwortlichen Führerschaft hinsichtlich dieses Königreiches befunden, dessen Kommen sie zuvor, nämlich mehr als dreißig Jahre vor 1914, angekündigt hatte.
EINE ÜBERWÄLTIGENDE LEGITIMIERUNG
25. (a) In welchem Maße besitzt die „Sklaven“-Klasse Legitimationsausweise? (b) Erwähne einige dieser Legitimierungstexte.
25 Besitzt die „treue und verständige Sklaven“-Klasse noch weitere Legitimationsausweise? Jawohl, eine ganze Menge! Eine Teilliste zeigt, daß der christliche Überrest, wie er seit dem Jahre 1919 bis heute bestanden hat, in mehr als achtzig schriftgemäßen und prophetischen Bezeichnungen erwähnt oder durch sie dargestellt wird.a Durch mehr als achtzig Pinselstriche hat der Gott des Himmels durch den Finger der biblischen Prophezeiung ein lebendiges, genaues Bild seiner offiziellen Knechtklasse auf Erden gezeichnet. Die Erfüllung dieses Porträts mit all den im voraus von Gott verordneten Einzelheiten tritt nun auf der Weltbühne deutlich in Erscheinung, so daß alle sie sehen können. Die Legitimationsausweise sind ohne den geringsten Schatten eines Zweifels festgelegt. In der Tat, sie sind zahlreich und weisen alle auf die eine wachsame Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ hin, so daß es für den großen Verführer, für Satan, unmöglich ist, eine Scheinorganisation ins Dasein zu rufen, die allen diesen achtzig schriftgemäßen Aspekten entspricht.
26. Was zeigt die Schrift in bezug auf irgendwelche Menschen, die auf diese offensichtlichen Ausweise reagieren? Was zeigen die Tatsachen heute?
26 In Anbetracht dieser deutlichen Tatsachen zeigt die Bibel ferner, daß gerechtigkeitsliebende Menschen auf der ganzen Erde dazu gelangen würden, die führende Organisation zu erkennen, die diese überraschenden Merkmale aufweist, und daß sie ihr von Herzen folgen würden. „So spricht Jehova der Heerscharen: In jenen Tagen, da werden zehn Männer [Menschen guten Willens der ganzen Erde] aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja, ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes [Einzahl, der ‚treue und verständige Sklave‘] und sagen: Wir wollen mit euch [Mehrzahl] gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch [Mehrzahl] ist.“ (Sach. 8:23) Bis zu diesem Jahr, 1960, haben sich mehr als 850 000 Personen als predigende Diener Gottes unter der Führung der Klasse des „Sklaven“ zur Tätigkeit miteinander verbunden.b
27. Was für eine Führung ist heute für wahre Anbeter vorhanden?
27 Regelmäßig und schrittweise fortschreitend, empfängt eine große Menge Menschen ihre geistige Speise durch die Spalten des einundachtzig Jahre alten Mittels, das in den Händen der „Sklaven“-Klasse liegt, durch den Wachtturm, die religiöse Zeitschrift mit der größten Umlaufszahl in der Welt. Bestimmt haben Jehova und Jesus Christus keine nur dem Augenblick dienende, voreilige Art der Führung für die große Menge wahrer Anbeter vorgesehen. Ja ohne Zweifel steht der alte, aber hellwache, „treue und verständige Sklave“ heute als ein Wunder-Wächter vor den Völkern der Nationen da. Wie schon sein Herr, Jesus Christus, im ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung zum Fall und Aufstehen vieler in Israel gesetzt war, so steht heute die gesalbte Zeugenschar vor der ganzen Welt als Führer da, um eine Minderheit aus den Menschen dem Leben entgegenzuführen, erweist sich aber für alle übrigen als ein Anlaß zum Straucheln, was zu deren Vernichtung in Harmagedon führt. — Luk. 2:34.
[Fußnoten]
a Hier folgt die Teilliste der biblischen und prophetischen Bezeichnungen, die sich seit dem Jahre 1919 auf den gesalbten Überrest beziehen oder durch die er dargestellt wird:
(1) Noahs Frau, 1. Mose 7:7; (2) Engel, die zu Lot gesandt wurden, 1. Mose 19:15; (3) Rebekka, 1. Mose 24:64; (4) Joseph und Benjamin, 1. Mose 45:14; (5) zurückgelassene Ähren, 3. Mose 19:9; (6) zwei Kundschafter bei Rahab, Josua 2:4; (7) Barak, Richter 4:14; (8) Jephtha, Richter 11:34; (9) Noomi und Ruth, Ruth 2:2; (10) Davids israelitische Kämpfer, 2. Sam. 18:1; (11) Jehu, 2. Kön. 10:11, 15; (12) Mordokai und Esther, Esther 4:13; (13) Hiob, Hiob 42:10, 13; (14) des Königs Tochter, Ps. 45:13; (15) Menschen von liebender Güte, Ps. 50:5, NW; (16) der vertraute Kreis, Ps. 89:7, Fußnote; (17) Schear-Jaschub, Jes. 7:3; (18) das Licht der Nationen, Jes. 60:3; (19) Terebinthen [große Bäume, NW] der Gerechtigkeit, Jes. 61:3; (20) Diener unseres Gottes, Jes. 61:6; (21) Traube bewahrt, Jes. 65:8; (22) Knechte mit einem anderen Namen genannt, Jes. 65:15; (23) Menschen, die vor Gottes Wort zittern, Jes. 66:5; (24) neue Nation geboren, Jes. 66:8; (25) Jeremia, Jer. 1:10; (26) Jehovas Volk im neuen Bunde, Jer. 31:33; (27) Mann in Linnen gekleidet, Hes. 9:2; (28) Bewohner des Mittelpunkts der Erde, Hes. 38:12; (29) Bäume am Flusse, Hes. 47:7; (30) Fischer, Hes. 47:10; (31) das Heer des Himmels, Dan. 8:10; (32) Heiligtum wiederhergestellt (gereinigt), Dan. 8:14, Al; (33) die Verständigen, Dan. 11:33; (34) viele im Staube der Erde erwachen zum ewigen Leben, Dan. 12:2; (35) alles Fleisch, das den Geist empfängt, Joel 2:28; (36) Jona, Jona 3:1-3; (37) Jehovas Augapfel, Sach. 2:8; (38) Josua, der Hohepriester, Sach. 3:3, 4; (39) ein jüdischer Mann, Sach. 8:23; (40) Söhne Levis, Mal. 3:3, AB; (41) Weizen, Matth. 13:25; (42) Söhne des Königreiches, Matth. 13:38, NW; (43) Arbeiter für den Weinberg, Matth. 20:1; (44) die zum Hochzeitsfest Geladenen, Matth. 22:3-14; (45) Auserwählte, Matth. 24:22; (46) Adler, Matth. 24:28; (47) treuer und verständiger Sklave, Matth. 24:45, NW; (48) verständige Jungfrauen, Matth. 25:2, NW; (49) Brüder des Königs, Matth. 25:40; (50) kleine Herde der Schafe, Luk. 12:32; (51) älterer Bruder des verlorenen Sohnes, Luk. 15:25; (52) der arme Lazarus, Luk. 16:20; (53) Zweige am Weinstock, Joh. 15:4; (54) Davids königlicher Palast, Apg. 15:16, NW; (55) Miterben Christi, Röm. 8:17; (56) der Überrest, Röm. 11:5; (57) Zweige am Ölbaum, Röm. 11:24; (58) die Heiligen, 1. Kor. 6:2; Off. 16:6; (59) Tempel, 1. Kor. 6:19; (60) neue Schöpfung, 2. Kor. 5:17; (61) Gesandte für Christus, 2. Kor. 5:20; (62) Versammlung Gottes, Gal. 1:13; (63) Teil des Samens Abrahams, Gal. 3:29; (64) Israel Gottes, Gal. 6:16; (65) Leib Christi, Eph. 1:22, 23; (66) Kriegsmänner Jesu Christi, 2. Tim. 2:3; (67) das von Christus gebaute Haus, Heb. 3:6; (68) heiliges Priestertum, 1. Pet. 2:5; (69) heilige Nation, 1. Pet. 2:9; (70) Brüderschaft, 1. Pet. 2:17; (71) sieben Versammlungen, Off. 1:20; (72) vierundzwanzig Personen vorgerückten Alters, Off. 4:4, NW; (73) geistiges Israel, Off. 7:4; (74) Heuschrecken, Off. 9:3; (75) zwei Zeugen, Off. 11:3; (76) zwei Ölbäume, Off. 11:4; (77) Same des Weibes, Off. 12:17; (78) Bäume des Lebens, Off. 22:2, NW; (79) Braut Christi, Off. 22:17; 19:7; (80) Jehovas Zeugen, Jes. 43:10.
b Diese biblische Beschreibung ist auf dem Bilde des Kalenders 1960 der Zeugen Jehovas zeitgemäß festgehalten worden.