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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1961
w61 15. 1. S. 57-62

Mein Lebensziel verfolgend

Von W. B. Akin erzählt

UM DIE Jahrhundertwende sprach Daniel Roy Akin, Kolporteur der Watch Tower Society, eines Tages auf dem Postbüro in Key West, Florida, vor, um seine Post abzuholen, und eine gefällige junge Dame bediente ihn. Kurz darauf wurde sie Daniel Akins Frau, und die beiden bereisten als Gott hingegebene Christen den Staat Florida, indem sie die Publikationen der Watch Tower Society verbreiteten und in verschiedenen Städten Bibelklassen einrichteten, eine davon in Tampa. Es gab viel Arbeit zu tun, und das Ehepaar Akin blieb dort, bis die Gruppe fest gegründet war. Das erste Kind wurde ihnen im Jahre 1905 in Tampa geboren, und zwei Jahre später, als die Familie in Knoxville, Tennessee, ein Gebiet betreute, kam ich zur Welt.

Mein Vater starb, als ich neun Jahre alt war, aber ich erinnere mich heute noch seines schriftgemäßen Rates, den er uns Kindern erteilte, und ohne Zweifel trugen diese frühe Schulung und das Beispiel Gott hingegebener Eltern während meiner Entwicklungsjahre viel dazu bei, daß ich mich entschloß, ein Ziel im Leben zu verfolgen, das Jehova wohlgefällig wäre. Als ich dreizehn Jahre alt war, sandte mich meine Mutter auf die Farm von Marie Newsom, einer treuen, gottergebenen Schwester, wo ich blieb und noch mehr heilsame Zucht und gute Schulung für die Arbeit und in bezug auf die Bibel erhielt. Schon im zarten Alter pflegte ich mich an den Berichten über David, Mose, Abraham und andere treue Menschen der alten Zeit zu ergötzen, und ich fand, daß diese tapferen Kämpfer für die Wahrheit es viel eher verdienten, nachgeahmt zu werden, als die politischen Persönlichkeiten, die stets darauf bedacht waren, von ihren Untertanen Ehre und Lob einzuheimsen.

1928, EIN MEILENSTEIN

Im Jahre 1923, als ich sechzehn Jahre alt war, besuchte ich einen Kongreß der Internationalen Bibelforscher in Jacksonville, Florida, und während dieses Kongresses beschloß ich, mein Leben Jehova und seinem Dienste zu widmen. Die Ansprache Bruder Rutherfords über „Die Pfunde und die Talente“, die später im Wachtturm erschien, ließ mich meine Pflicht dem Schöpfer gegenüber klar erkennen. Kurz nach dem Kongreß wurde ich getauft, und ich begann sogleich, Pläne für den Eintritt in das Kolportagewerk zu machen, wie man den Pionierdienst damals nannte. Obwohl ich ihn wegen familiärer Verpflichtungen noch fünf Jahre hinausschieben mußte, sandte ich doch am 1. März 1928 meine Bewerbung um einen Pionierdienstbogen ein und konnte als Pionier später in jenem Jahr den Vollzeitdienst aufnehmen und damit beginnen, mein Lebensziel auf diese Weise zu verfolgen.

Der große Kongreß sollte im Jahre 1928 in Detroit stattfinden, und ich plante, danach sogleich in mein Gebiet zu fahren. Ich hatte das Glück, von einem treuen Pionierehepaar, F. F. und Carrie Green, eingeladen zu werden, mich ihnen im Dienst in Augusta, Georgia, anzuschließen. Welch wunderbares Gefühl, morgens in der Erkenntnis aufzuwachen, daß ich endlich nur noch eines zu tun hatte — die gute Botschaft von Jehovas Königreich zu predigen. Mein Traum hatte sich verwirklicht!

Ja, das Jahr 1928 war für mich ein sehr glückliches Jahr, da ich nicht nur damit beginnen konnte, mein Lebensziel als Pionier zu verfolgen, sondern auch eine Partnerin fürs Leben fand! Das Mädchen meiner Wahl trat im selben Jahr ebenfalls in den Pionierdienst ein, und im Dezember heirateten wir. Somit haben Christine und ich während dieser zweiunddreißig Jahre dieselben glücklichen Erlebnisse miteinander geteilt, und es waren glückliche Jahre voll theokratischer Tätigkeit. Möchtest du uns auf einigen unserer Reisen folgen und etwas über unsere Erfahrungen hören?

FRÜHER PIONIERDIENST

Von 1928 bis 1937 arbeiteten wir unser Gebiet nach Counties durch. Das bedeutete, daß wir alle Wohnungen in den Kleinstädten und in größeren Städten und auch in Landgegenden alle Häuser bis auf das letzte am Ende der Landstraßen besuchten. Während dieser Zeit, im Laufe von neun Jahren, arbeiteten wir mit anderen Pionieren in Georgia, Südkarolina und im westlichen Nordkarolina etwa vierzig Counties durch und ließen Tausende von Büchern und Bibeln in den Wohnungen der Leute zurück. Das Werk war damals noch nicht so organisiert wie heute. Es bestand in der Hauptsache darin, Menschen guten Willens mit Schriften zu versehen und darauf in ein neues Gebiet zu reisen. Doch machte man auch einige Nachbesuche und freute sich zu erfahren, daß hier und da eine neue Versammlung entstand.

Schon vor dem Jahre 1937 war unser Leben voller Dienstvorrechte und Segnungen, doch in jenem Jahr warteten unser einige angenehme Überraschungen. Oft hatten wir von dem schreienden Bedarf an mehr Arbeitern im Felde gesprochen, die sich der großen Menge Menschen guten Willens annehmen könnten, die wohl Bücher abnahmen, die man aber zurückließ, ohne daß jemand sie lehrte. Wie sollten alle diese Tausende betreut werden? Jehova muß die Gebete seines Volkes gehört haben, und treulich begann er, darauf zu antworten. Vom Herbst 1937 an wurden Hunderten von Pionieren besondere Gebiete in dichtbevölkerten Gegenden zugeteilt. Unser Gebiet war Trenton, New Jersey. Welche Veränderung, denn früher gaben wir einfach Bücher ab und zogen weiter, nun aber konnten wir bei allen Interessierten wieder vorsprechen. Das eigentliche Einsammlungswerk war im Gange!

DAS ZONENWERK

Der nächste Schritt nach vorn war die Stärkung der Versammlungen durch den Zonendienst, und Jehova ließ uns in seiner Freundlichkeit auch an dieser Tätigkeit teilhaben. Unsere erste Zuteilung war Zone Nr. 1 in New Jersey. Es war erfreulich, zu sehen, wie die Verkündiger auf Organisationsanweisungen eingingen und ihre Tätigkeit und Tüchtigkeit als Prediger der guten Botschaft steigerten. So viele ergebene Diener Jehovas besuchen und mit ihnen leben zu können war eine Freude, die wir niemals vergessen werden. Nie gab es da Langeweile, denn man brachte dem Werk Widerstand entgegen. Verhaftungen, Gerichtsverhandlungen, Ausschluß von Kindern aus der Schule wegen der Flaggengrußfrage — all das war an der Tagesordnung in Jersey City, dessen Bürgermeister Hague dachte: Das Gesetz bin ich. Jehova aber verlieh uns den Sieg, und die Wahrheit wurde zufolge des Widerstandes nur noch weiter verbreitet.

Nun kam das Jahr 1939 und damit der zweite Weltkrieg. Wir hörten in unserem Wohnwagen in Newark, New Jersey, die Nachricht durch den Rundfunk. Wie würde dieses welterschütternde Ereignis das Einsammlungswerk berühren? Würde es dadurch verlangsamt werden? Jehovas Antwort war, daß man das Tempo eher steigern sollte, wie das der Bericht über die Kriegsjahre zeigt.

Lohnt es sich, die Brüder zu ermuntern, ihre Dienstvorrechte zu mehren, indem sie den Pionier-Vollzeitdienst aufnehmen können? Man ziehe folgende Erfahrung in Betracht: Als wir eine kleine Versammlung in Ardmore, Pennsylvanien, besuchten, wohnten wir bei dem Versammlungsdiener Oscar Suess, dem es finanziell gut ging. Er wohnte in einem sehr komfortablen Haus, das zwei Badezimmer hatte, verfügte aber über nur wenig freie Zeit, um die Botschaft vom Königreich zu verkündigen. Wir erwähnten, daß wahrscheinlich der Pionierbrief der Gesellschaft auch für ihn bestimmt sei. Was? Mit einer Familie, einer Frau und zwei Jungen den Pionierdienst aufnehmen wollen? Aber binnen weniger Monate war die Familie Suess in ihrem Pioniergebiet glücklich mit uns zusammen, und von da an mehrten sich die Dienstvorrechte des Bruders, indem er als reisender Vertreter der Gesellschaft eingesetzt wurde. Heute, also neunzehn Jahre später, steht er immer noch im Dienste. Bei jedem Kongreß umarmten uns später die beiden, er und seine Frau, wenn sie uns sahen, und dankten uns, daß wir ihnen gerade damals den notwendigen Antrieb gegeben hatten, in den Pionierdienst einzutreten.

Das Zonenwerk endete im Jahre 1941, und wir wurden als Sonderpioniere in Bristol, Pennsylvanien, eingesetzt, und später in Rahway, New Jersey. Dort konnte ich bei einer Familienmutter ein Buch abgeben, aber nach einigen Rückbesuchen stellte ich die Besuche mangels Interesses ein. Acht Jahre später erhielt ich einen Brief von einer jungen verheirateten Schwester, die in Washington, D. C., wohnte und nun im Pionierdienste stand. Sie fragte mich, ob ich mich noch an die Umstände jenes Nachbesuches in Rahway erinnern könne und an ein junges Mädchen, das meinen biblischen Predigten gelauscht hätte. Sie sei das Mädchen! Könnt ihr euch meine Freude vorstellen, die ich beim Lesen dieses Briefes empfand?

GILEADSCHULUNG

Frühling 1943. Einladung zum Besuch der zweiten Klasse der Gileadschule. Welches Vorrecht genossen wir doch, fünfeinhalb Monate mit so vielen unserer gottergebenen Brüder Gemeinschaft pflegen, mit ihnen studieren und für die wirkliche Ausdehnungsarbeit, die in anderen Ländern zu tun war, geschult werden zu können. Diese Zeit der Auferbauung war nur zu schnell vorbei, doch Tausende Hungriger warteten darauf, mit der gleichen reichen Speise genährt zu werden, die wir in der Wachtturm-Bibelschule Gilead empfangen hatten. Mit sechs weiteren Missionaren erhielten wir ein Gebiet in Peru, Südamerika, doch war es nicht möglich, sogleich in das Land hineinzukommen.

In der Zwischenzeit erhielten wir ein Gebiet in Woonsocket, Rhode Island. Es wurde uns gesagt, dies sei ein hartes Gebiet, doch hatte frühere Arbeit offenbar dazu beigetragen, die Herzen der Menschen zu öffnen. Wir hatten noch nie erlebt, daß so viele Ehepaare, ja ganze Familien in die Wahrheit kamen und in kurzer Zeit dafür tätig wurden, wie wir es damals in Woonsocket beobachten konnten. Und sie haben ihre emsige Tätigkeit auch fortgesetzt und besitzen nun ihren eigenen, hübschen Königreichssaal.

Washington, D. C., war unser nächstes Gebiet. Der Krieg war schließlich im Jahre 1945 zu Ende gegangen, und die Gesellschaft hatte schon im voraus Pläne getroffen, um den enttäuschten Völkern Europas und anderer Länder Hilfe zu bieten. Das erforderte die Fühlungnahme mit den Vertretern verschiedener Regierungen in Washington, um Vorkehrungen zu treffen, daß Watch-Tower-Missionare deren Länder betreten durften, damit sie das so wichtige Werk, den Trauernden geistige Hilfe und Trost zu bringen, organisieren könnten. Außerdem gab es angenehme Aufseherpflichten, deren man sich in der Ortsversammlung annehmen mußte. Somit bedeutete die Zuteilung in Washington eine beglückende und interessante Aufgabe.

AUF NACH PERU!

Dann kam die großartige Nachricht! Im Spätsommer des Jahres 1946 erhielten wir acht von Brooklyn Anweisung, uns nach Miami, Florida, zu begeben und dort das Flugzeug zu besteigen, das am 19. Oktober um Mitternacht in der Richtung nach Peru südwärts flog. Bestimmt war dies die größte Freude unseres Lebens — nun tatsächlich auf dem Wege in unser Auslandsgebiet zu sein! Peru ist zwar kein so großes Land, aber es gab dort für acht Millionen Menschen nur acht Missionare. Wir acht standen vor der gewaltigen Verantwortung, alle diese Menschenmengen zu speisen. Im Glauben, daß Jehova uns in unserer Tätigkeit leiten würde, begannen wir die Arbeit. Kann man sich etwas Begeisternderes ausdenken als an der Erschließung des Werkes in einem solchen Lande teilzuhaben?

Es währte auch nicht lange, und schon hatten wir uns an die Sprache gewöhnt. Wir machten zuerst eine Menge Fehler, aber die Leute waren sehr freundlich, und sogleich begannen die „Schafe“ hereinzukommen.

Als Depot-Diener hatte ich die Freude, die ersten kleinen Berichte einzusenden und dann zu beobachten, wie das Werk Monat um Monat wuchs, bis im Jahre 1949 ein Zweigbüro errichtet wurde. Im folgenden Jahr wurde die zweite Versammlung gegründet. Als uns Bruder Knorr im Jahre 1949 besuchte, fragte ich ihn, wann wir das Werk bis in die abgelegenen Städte des Landes ausdehnen könnten. Seine Antwort lautete: „Wartet damit, bis wir in der Hauptstadt etwas stärker sind.“ Das war ein weiser Rat. In wenigen Jahren hatte eine stattliche Zahl peruanischer Brüder die genügende Reife erlangt, um als Sonderpioniere ausgesandt zu werden, und diese einheimischen Brüder trugen viel dazu bei, daß in Peru im Jahre 1959 die Zahl der Verkündiger um 31 Prozent stieg.

ERFAHRUNGEN IM FELDE

Wir könnten ein Buch füllen, wenn wir alle wunderbaren Erfahrungen erzählen wollten, die wir gemacht haben, aber keine begeisterte uns mehr als die Arbeit am allerersten Tag in diesem Lande. Wir gingen mit Bibeln und Büchern von Tür zu Tür und bedienten uns zur Darbietung der Botschaft einer gedruckten Karte. An einer Tür stand Christine einer Dame gegenüber, die sehr nett war und ihr sagen wollte, sie möchte zu ihrem Mann in das Schneideratelier gehen, das einen halben Block weit weg lag. Da Christine sie einfach nicht verstand, nahm die Dame sie beim Arm und führte sie in das Schneideratelier, wo ihr Mann und vier andere arbeiteten. Einer nahm das Buch, die anderen waren freundlich, aber skeptisch, in der Meinung, es sei „protestantisch“. Eine andere Familie, die im selben Block wohnte, nahm die Bücher ebenfalls entgegen. Als die Nachbesuche gemacht wurden, konnten mit beiden Familien Studien eingerichtet werden, und binnen kurzer Zeit gingen aus beiden Studien elf Verkündiger des Königreiches hervor. Drei davon wurden Pioniere, und einer ist heute Sonderpionier oben in den Anden — all dies zufolge der Arbeit am ersten Tag! Die Mutter der zweiten Familie, Ana la Torre, konnte nicht lesen, aber sie wurde einer der fleißigsten Verkündiger und war sehr tüchtig im Zitieren und Anführen von Schrifttexten im Dienst von Tür zu Tür. Ihre Aufrichtigkeit wirkte ansteckend. Wann immer sie wirkliches Interesse fand, bat sie mich, mit ihr den Nachbesuch zu machen, und auf diese Weise war sie das Werkzeug, durch das viele zum Licht der Wahrheit gelangten. Sie starb in Treue und gab bis zuletzt Zeugnis.

Als der Auszug der Missionare und anderer Pioniere aus der Hauptstadt in die Provinzen begann, wurden wir nach Chorrillos, in ein weiteres schönes Gebiet, gesandt, das direkt am blauen Pazifik, dicht bei Lima liegt. Weitere „Schafe“ wurden gefunden, weitere Hüterarbeit wurde geleistet, und dabei wurden weitere freudige Erfahrungen gemacht! In drei Jahren war eine gesunde Versammlung von fünfundzwanzig Verkündigern bis zu einem gewissen Reifegrad herangewachsen, und wir waren bereit, uns wieder in Marsch zu setzen.

Ehe wir aber Chorrillos verlassen, muß ich euch ein weiteres Erlebnis erzählen. Meine Frau kam im Dienst von Tür zu Tür mit einer Dame in Berührung, die das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ entgegennahm. Als sie in der folgenden Woche wieder vorsprach, öffnete sich die Tür nur ganz wenig, und die Dame sagte ganz nervös zu ihr, sie könne sie nicht hereinlassen. Sie hatte das Buch zum Pfarrer mitgenommen, damit er es segne, und er hatte es ihr weggenommen und ihr gesagt, die Missionarin sei „schlecht“, sie trüge mittels der Bibel den Kommunismus in die Häuser und sollte aus dem Hause geworfen werden. Christine lachte und sagte: „Sie können mich ja nicht hinauswerfen, solange ich draußen bin. Öffnen Sie doch bloß die Tür und lassen Sie mich herein, dann können Sie das tun, was der Priester sagte: mich hinauswerfen!“ Die Tür öffnete sich, die Zeugin spazierte hinein und — blieb eine Stunde lang dort! In jener Woche war die Mutter der Dame gestorben, und so hörte sich die Dame die Botschaft über die Toten aufmerksam an. Schließlich sagte sie: „Nun bin ich wieder so weit wie in der letzten Woche. Ich möchte das Buch doch haben, habe aber jetzt kein Geld. Doch halt, mir fällt gerade etwas ein!“ Sie verließ das Zimmer und kam mit einigen kleinen Briefumschlägen mit schwarzem Rand zurück. Der Priester hatte ihr gesagt, sie sollte ihre Freunde bitten, für ihre verstorbene Mutter kein Geld für Blumen auszugeben, sondern das Geld für ihn in Briefumschläge zu legen. Er werde dann für die Ruhe ihrer Seele beten, und das wäre für die Tochter ein großer Trost. Einem dieser Briefumschläge entnahm sie Geld genug, um das Buch zu bezahlen, und sagte dann: „Bestimmt bringt mir dieses Buch mehr Trost als die Gebete des Priesters!“ Sie erwies sich in Wahrheit als eines der Schafe des Herrn und verkündigt heute freudig und eifrig die gute Botschaft unter anderen Trauernden.

April 1957 — und wieder auf dem Marsch! Diesmal geht’s in das große, fruchtbare Tal von Cañete, das hundertsechzig Kilometer südlich von Lima liegt. Die ganze peruanische Küste ist eine Wüste, doch wo immer Flüsse von den Bergen herabströmen, um den reichen Boden zu bewässern, bringt dieser Ertrag in Fülle. Auf den sich weithin erstreckenden Baumwollplantagen arbeiten Tausende von Tagelöhnern und verdienen täglich durchschnittlich ungefähr 2 bis 2,50 DM. Wenn auf diesen Farmen ein Arbeiter seine Religion wechselt, wird er oft sogleich ausgebootet. Die Priester führen eine fast unumschränkte Herrschaft. In dieser Atmosphäre der Furcht und Armut haben sehr wenige den Mut, für die Wahrheit Stellung zu beziehen, doch fanden wir viele Menschen guten Willens, die im Laufe der Zeit ohne Zweifel stark genug werden, um sich loszureißen und in die Freiheit und Gemeinschaft der Neuen-Welt-Gesellschaft zu gelangen. Ehe wir dort fortgingen, konnten wir eine Versammlung von sechs Verkündigern gründen, zu denen drei getaufte Brüder gehören, und wir haben die Zuversicht, daß Jehova ihre fleißigen Anstrengungen, die „Schafe“ zu suchen, segnen wird.

Als wir im Oktober 1959 Cañete verließen, wurden zwei peruanische Schwestern, Sonderpionierinnen, dazu bestimmt, dort fortzufahren, wo wir aufgehört hatten. Christine hatte mit einer dieser Schwestern die Bibel studiert, und ich hatte die andere elf Jahre zuvor in Lima gefunden. Sie waren von Versammlungsverkündigern zu tüchtigen Pionierinnen herangewachsen und erhielten nun als Sonderpioniere ihre erste Gebietszuteilung, um der neugebildeten Versammlung in Cañete beizustehen. Wundert es euch da noch, daß wir froh sind, in Peru eingesetzt worden zu sein?

Jetzt, im Jahre 1960, ist Tacna unser Gebiet. Das ist eine hübsche kleine Stadt an der peruanischen Grenze, von der aus Chile in nur dreißig Minuten Fahrt auf der pan-amerikanischen Autobahn erreicht werden kann. Nach Nordosten blickend, erkennen wir die zerklüfteten Anden — die höchsten Gipfel sind in dieser Jahreszeit mit Schnee bedeckt. Das Klima ist sehr mild, die Tage sind sehr warm, die Nächte kühl, und Stürme sind unbekannt. Bei den Bewohnern hier läßt es sich sehr gut arbeiten, sie sind freundlich und lauschen mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit der Königreichsbotschaft. Bereits haben wir einige gefunden, die Gerechtigkeit lieben und in ihren Studien gute Fortschritte machen.

Läßt dies — angesichts all der Segnungen — noch etwas zu wünschen übrig? Nun, vielleicht ist doch noch etwas zu sagen: Wir können nicht alle Menschen hier erreichen und uns ihrer so annehmen, wie wir es gerne tun möchten, und wenn, jemand von euch, ihr lieben Leser, die ihr euch Jehova hingegeben habt, mit seiner Familie herüberkommen möchte, um zu helfen, wo Hilfe not tut, wäre unsere Freude vollkommen. Bereits sind mehrere gottergebene Familien hier, die sehr gute Arbeit leisten. Sie bilden das Rückgrat der neugegründeten Versammlungen, und dadurch können sich die Pioniere der abgelegenen Gebiete besser annehmen. Aber noch mehr Hilfe tut not. Wir haben jetzt etwa tausend Verkündiger, doch müssen acht Millionen Menschen von der guten Botschaft unterrichtet werden!

In diesem kurzen Bericht habe ich nur einige der Glanzlichter kurz erwähnen können, die unser glückliches Leben im Vollzeitdienst unseres Gottes, Jehovas, erhellt haben. Ich könnte noch viel mehr über Jehovas liebevollen Schutz und seine Obhut in Zeiten der Gefahr erzählen, über seine zeitgemäße Fürsorge, da er uns auf unserem Weg mit allem Notwendigen versorgt hat, über die vielen Freunde, die wir erhalten haben, über die Orte, die wir sehen durften, über die gesegneten Dienstvorrechte während der Kreis- und Bezirksversammlungen wie auch während der Kongresse in Toronto, Detroit, Columbus, Madison Square Garden, St. Louis, im Yankee-Stadion in New York usw. Diese lieblichen Erinnerungen spornen uns an, „dem Lamme zu folgen, wohin irgend es geht“. Dabei haben wir das Empfinden, daß das Beste noch kommt. Die große Siegesszene ist heute viel näher als zu der Zeit, da wir unseren Dienst aufnahmen. Möchtest du dich nicht ebenfalls der Vorrechte des Pionierdienstes erfreuen, während dir die Tür dazu noch offen steht? Du kannst es!

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